Echter Experte oder Stümper? So erkennst Du den Unterschied!

von Martin Auerswald, M.Sc.
Veröffentlicht: Zuletzt bearbeitet:
Zwei Mikrophone und zwei Wasserflaschen auf einem Pult

Das Internet bietet jede Menge Raum für Menschen, die Inhalte produzieren wollen. Dabei sahnen nicht unbedingt immer diejenigen die meisten Klicks ab, die tatsächlich Expertise besitzen.

Warum ist das so? Das Problem ist, dass das Internet kaum reguliert wird, sodass im Grunde jeder Vollpfosten (bitte entschuldige, aber es stimmt) einen YouTube-Kanal, einen Blog oder einen Podcast betreiben, sich selbst Experte schimpfen und seine vermeintlichen Weisheiten unter die Leute bringen kann.

Aus diesem Grund möchte ich Dir Tipps geben, wie Du zwischen einem echten Experten und Personen, die sich nur als solche ausgeben, unterscheiden kannst.

 

Das große, weite Internet und seine Tausenden „Experten“

Einen Blog zu starten, ist super einfach. Bei WordPress anmelden, ein paar Häkchen setzen – 30 Minuten später steht Dein Blog. Dann kannst Du Beiträge schreiben und damit theoretisch innerhalb kurzer Zeit Tausende Leser erreichen.

Dank des Internets finden Menschen mit ähnlichen Interessen sehr schnell zueinander. Wenn Du also gewisse Ansichten hast und darüber schreibst, wirst Du sehr schnell Leser anlocken, die ähnliche Ansichten haben wie Du.

Dies wird problematisch, wenn z. B. Ansichten nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren, sondern schlicht Meinungsmache sind, aber vom selbsternannten Experten als gesichert und richtig verkauft werden.

Wenn ich z. B. sehe, was in einigen Blogs geschrieben und auf manchen YouTube-Kanälen erzählt wird – da rollen sich mir die Fußzehnägel hoch. Viele YouTuber, die über Fitness oder vegane Ernährung informieren, haben eine Anhängerschaft von mehreren zehn- bis hunderttausenden Leuten, dabei sind ihre Inhalte hinsichtlich Fitness und Ernährung so unglaublich stümperhaft, dass ich mich frage, wie sie das geschafft haben.

Und eben weil es im Internet vor falschen Experten wimmelt, ist es wichtig sich zu fragen: Sind das wirklich Experten? Und wie unterscheide ich echte Experten von Stümpern oder Broscientists?

Versteh mich nicht falsch, ich möchte keine Eigenwerbung machen, sondern sensibilisieren und Dir Wege aufzeigen, wie Du echte von falschen Experten unterscheiden kannst.

Denn wir alle folgen gerne Blogs, Kanälen sowie Influenzern und freuen uns über neue Beiträge. Aber es müssen die richtigen Beiträge sein, von den richtigen Leuten.

 

Was ist ein echter Experte?

An den folgenden 7 Punkten kannst Du einen echten von einem unechten Experten unterscheiden.

 

#1 Hat er überhaupt Fachexpertise?

Wenn sich jemand als Experte in einem bestimmten Gebiet positionieren will, muss er dafür Fachexpertise mitbringen. Wenn ich beispielsweise einen YouTube-Kanal über CrossFit starte, sollte ich auch (langjährige) Erfahrung im Bereich CrossFit besitzen.

Im Idealfall verfügt die Person über eine Trainerlizenz und entsprechende Erfahrungen, um Inhalte gut vermitteln zu können.

Wenn eine Person keine Fachexpertise mitbringt, sich aber in einem bestimmten Thema als Experte positioniert, solltest Du also kritisch werden. Denn ohne Fachexpertise ist es keine fachliche Meinung, sondern einfach nur eine Meinung, die da kundgetan wird.

Da ist keine Grundlage, um als Experte zu gelten.

 

#2 Bezeichnet er sich selbst als Experte?

Absolute Grundregel: Ein Experte wird sich niemals selbst als Experten bezeichnen! Das übernehmen immer andere.

Wenn die Leute von meinen Inhalten sowie Beiträgen überzeugt sind und meine Seite sowie ich den 7 Punkten dieses Beitrags standhalten, kann mich jeder gerne einen Experten nennen – oder auch nicht. Aber ich werde mich nicht selbst als Experten bezeichnen.

Bezeichnet sich jemand selbst als Experte, ist das ein Indiz dafür, dass es sich eben nicht um einen handelt. Denn die Person versucht mangelnde Fachexpertise mithilfe des Etiketts „Experte“ zu vertuschen.

Wer wirklich Experte ist, wird sich nicht so nennen, sondern durch seine Taten überzeugen.

Dieser Punkt kommt sehr oft mit #1 zusammen. Einen Veganer auf YouTube, der sich selbst als Ernährungsexperte bezeichnet, die letzten fünf Jahre jedoch als Maurer gearbeitet hat, kann ich leider nicht ernst nehmen.

 

#3 Gibt er Fehler zu?

Ein echter Experte wird Fehler zugeben, wenn er welche gemacht hat. Er wird keine Ansprüche auf Allwissenheit erheben oder so tun, als wäre alles, was er sagt, aus Gold.

Jeder Mensch macht Fehler, auch Experten und Influenzer. Und wenn ein Fehler gemacht wird, sollte der auch zugegeben werden. Denn das hat etwas mit Transparenz zu tun.

 

#4 „Weiß ich nicht“ gibt’s nicht!

Ein Fake-Experte wird nur sehr selten, wenn überhaupt, zugeben, dass er etwas nicht weiß. Eher wird er die Frage verdrehen oder so lange um den heißen Brei herumreden, bis alle die eigentliche Frage vergessen haben.

Ein echter Experte wird es zugeben, wenn er etwas nicht weiß. Im gleichen Zug wird er vermutlich anbieten, der Frage nachzugehen, um sie in naher Zukunft beantworten zu können.

 

#5 Bildet er sich weiter?

Ein echter Experte wird sich in seinem Fach ständig weiterentwickeln und weiterbilden. Ständig neues Wissen und Informationen aufsaugen, aufbereiten und an die Zuhörer und Leser weitergeben.

Wer hingegen glaubt, nur ein bestimmtes Wissenslevel erreichen zu müssen, und dann denkt, sich darauf ausruhen zu können, wird treue Leser und Hörer wieder verlieren.

Einen Anspruch auf Allwissenheit sollte niemand erheben, denn das ganze Leben ist ein einziger Lernprozess. Sobald jemand aufhört, zu lernen und sich weiterzubilden, liefert er auch keinen Mehrwert mehr. Das liegt auch daran, dass immer neue Erkenntnisse zutage gefördert werden.

Ständige Weiterbildung in Form von Lernen, Lesen und Austauschen ist das A & O!

Tafel mit gezeichneter Absolventenkappe umringt von Skizzen, die einen Lernprozess darstellen

Wissen ist ständig im Wandel. Aus diesem Grund ist fortwährende Weiterbildung unerlässlich.

 

#6 Ist seine Meinung in Stein gemeißelt?

Ein Experte wird nicht zwangsläufig sein ganzes Leben lang an einer bestimmten (Fach-)Meinung festhalten. Denn ständige Weiterbildung sorgt immer mal wieder für neue Ansichten und Erkenntnisse. Kleine und große Ansichten können mit der Zeit verworfen und überarbeitet werden, sollten jedoch nie ein Leben lang beibehalten werden. Jedenfalls nicht alle.

Ein paar Beispiele aus meinem Leben:

  • Anfangs war ich sehr strikt gegen jede Art von Getreide, doch mittlerweile habe ich eine gute Meinung von weißem Reis sowie Wildreis (wenn viel Sport getrieben wird) und guten Sauerteigprodukten.
  • Während Eier für mich immer die Nährstoffbomben schlechthin waren, sehe ich heute immer mehr Menschen mit einer Ei-Allergie. Eier sind also nicht für alle geeignet.
  • Auch die bösen Kohlenhydrate sind nicht immer so böse, wie ich einst dachte. Mit Kohlenhydraten lässt sich schnell abnehmen, aber auch schnell zunehmen (s. Wieviel Kohlenhydrate am Tag). Es hängt von mehr als nur von Kohlenhydraten ab.
  • Zu viel Sport kann problematisch sein. Denn wer längerfristig zu viel trainiert, wird vom Training eher immer müder und träger werden als fitter. Auch das musste ich am eigenen Leib erfahren. Hin und wieder eine sportfreie Woche? Kann eine tolle Sache sein, um sich so richtig zu erholen!
  • Vor 5 Jahren hatte ich eine Phase, in der ich von „basischer Ernährung“ überzeugt war. Heute weiß ich, dass das Säure-Basen-Konzept zu löchrig und damit unsinnig ist und dass es bessere Konzepte gibt, um sich gesund zu ernähren.

Heißt für Dich: Immer kritisch bleiben, immer alles von zwei Seiten betrachten und abwägen. Vorsicht vor Dogmatismus und einzementierten Meinungen. Auch eigene Ansichten sollten regelmäßig hinterfragt und geändert werden, wenn sie dem aktuellen Wissensstand nicht mehr entsprechen.

 

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#7 Werden Behauptungen belegt?

Dieser Punkt ist sehr wichtig, wenn ein Experte über Gesundheitsthemen redet oder schreibt. Jeder kann behaupten, Jeder kann argumentieren, aber nicht jeder kann belegen.

Kann der Experte die Behauptungen also mit wissenschaftlichen Studien und guten Quellen belegen oder auf Anfrage nachreichen? Wenn ein Argument oder eine Aussage gut belegt ist, mit qualitativ hochwertigen Studien, dann bin ich auch offen, mich auf etwas Neues einzulassen. War bei mir z. B. beim Thema Erdung so.

Daher ist es mir bei SchnellEinfachGesund so wichtig, beides miteinander zu vereinen: Schnelle und einfache Gesundheitstipps für den Alltag, praxiserprobt und wissenschaftlich gesichert. Behaupten kann jeder, belegen kann nicht jeder. Behauptungen sollten aber belegt werden, insbesondere wenn sie gängigen Meinungen widersprechen oder provozieren.

Eine Tafel mit der Skizze eines Chemieexperiments

Gute wissenschaftliche Studien dienen der Untermauerung von Aussagen.

 

Warum selbst ernannte Experten gefährlich sein können

Im Internet kann sich jeder als Experte positionieren oder sich selbst als solcher bezeichnen, ohne Experteninhalte zu liefern. Das kann sehr gefährlich werden.

Während wir in der analogen Welt öfters hinterfragen, was uns die Leute auftischen, schaut es im Internet anders aus: Allzu bereitwillig folgen die Leute dann selbst ernannten Gesundheitsaposteln und saugen ihre Informationen auf wie ein Schwamm, ohne jedoch jemals die Frage gestellt zu haben, ob das überhaupt ein Experte ist, der da redet/schreibt, oder nicht.

Denn Gesundheitstipps von Leuten anzunehmen, die eigentlich keine Ahnung von der Materie haben und überhaupt keine Experten sind, ist riskant. Ich denke da insbesondere an Rohkostveganer, die so viel über Biochemie wissen wie ein Kind in der 3. Klasse.

Entschuldigt, liebe Veganer, das ist nicht gegen euch gerichtet. Aber es gibt da ein paar Rohkostveganer auf YouTube, die einfach 0 Ahnung von der Materie haben, aber sich selbst als super gesund darstellen. Was sie machen und empfehlen, ist schlicht gefährlich.

Wichtig: Über Gesundheit zu informieren, darf keine Ego-Nummer sein.

Wenn sich jeder als Experte bezeichnet und Gesundheitsinformationen verbreiten kann, ohne Fachexpertise, ohne Belege, ohne Weiterbildung, ohne alles, dann erhalten wir einen undurchsichtigen Ernährungsdschungel – den wir inzwischen leider auch haben.

In diesem Informationsdickicht die echten Experten zu finden, um deren Wissen für sich zu nutzen, kann sehr schwer werden. Doch mit diesem Beitrag hast Du eine Anleitung erhalten, wie Du sie findest und von Quacksalbern unterscheidest.

Denn: Gesundheitstipps von Fake-Experten zu folgen, kann gefährlich sein. Falsche Gesundheitstipps können Menschenleben gefährden.

 

Fazit – so erkennst Du einen echten Experten

Im Internet hat jeder eine große Klappe, jeder kann sich Follower, Leser oder Jünger suchen, wenn er will. Umso wichtiger ist es, echte Experten zu finden. An den folgenden Punkten erkennst Du einen solchen:

  1. Er (oder sie) bezeichnet sich nicht selbst als Experte und überlässt das anderen.
  2. Er ist vom Fach und bringt Fachexpertise und Erfahrung mit.
  3. Ein echter Experte gibt Fehler zu, wenn er welche macht.
  4. Gleichzeitig wird er auch zugeben, wenn er etwas nicht weiß.
  5. Er bildet sich ständig weiter in seinem Fach.
  6. Er ändert seine Meinung, wenn er etwas Neues gelernt hat, das seine aktuelle Meinung nicht mehr unterstützen würde.
  7. Behauptungen, die gängigen Meinungen widersprechen und provozieren, kann er belegen.

Also: Sei ein wenig kritischer, glaube nicht alles, was im Internet geschrieben steht. Und hinterfrage vor allem die Experten, die zweifelhafte Informationen verbreiten. Denn nicht jeder von ihnen ist wirklich ein Experte.

 

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1 Kommentar

Sebastian 6. August 2020 - 14:51

Ein sehr schöner Artikel.
Leider gibt es zu viele Scharlatane und Blender, die dir das Gelbe vom Ei versprechen. Ich glaube gute ExpertInnen erkennt man, indem sie besonnen, bodenständig und reflektiert auftreten. Aber am Ende muss jeder genau reflektieren, wenn er was glaubt.

Antworten

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