Artemisia annua ist der lateinische Name für die Pflanze „Einjähriger Beifuß“. Der Einjährige Beifuß ist ursprünglich in den hochgelegenen Regionen Nordchinas beheimatet, insbesondere in den Provinzen Chahar und Suiyuan auf 1000 bis 1500 Metern Höhe. Heute wächst die Pflanze weltweit in gemäßigten, subtropischen und tropischen Klimazonen – sowohl wild als auch im landwirtschaftlichen Anbau.
Als Heilpflanze wird sie seit mehr als 2000 Jahren in China verwendet und ist dort ein fester Bestandteil der traditionellen Medizin. Auch in der westlichen Welt ist sie mittlerweile für ihre vielfältigen medizinischen Wirkungen bekannt. Die wichtigsten Wirkungen auf einen Blick:
- Entzündungslinderung
- Antibakterielle und antiparasitäre Wirkung
- Antivirale Wirkung
- Wundheilung
- Antikanzerogene Wirkung
- Immunstärkung
- Anti-Malaria-Wirkung
- Hautstärkung
Die Wirkungen von Artemisinin, einem Inhaltsstoff der Pflanze, sind so gut dokumentiert, dass die WHO ihn als Wirkstoff zur Behandlung von Malaria empfiehlt. Seit dieser Empfehlung wächst die Popularität der Pflanze rasant.
Wirkstoffe
Mit über 600 biologisch aktiven Inhaltsstoffen bietet Artemisia annua ein außergewöhnlich breites Spektrum an gesundheitsfördernden Substanzen, die sich gegenseitig synergetisch unterstützen. Dazu gehören:
- Vitalstoffe und Bioflavonoide mit antioxidativer und entzündungshemmender Wirkung, darunter Artemisinin
- Seltene Mineralstoffe wie Schwefel und Bor, die essenziell für verschiedene Stoffwechselprozesse sind
- Ein vollständiges und ausgewogenes Aminosäurenprofil, das den Körper mit allen essenziellen Eiweißbausteinen versorgt
- Hohe Mengen an Chlorophyll, das die Zellgesundheit unterstützt und Entgiftungsprozesse fördert
- Ätherische Öle, die zur Gesunderhaltung und Behandlung verschiedener Beschwerden beitragen
- Bitterstoffe, die Leber und Bauchspeicheldrüse stärken und den Körper bei Entgiftungs- und Reinigungsprozessen unterstützen
- Reich an Vitamin E, das die Fruchtbarkeit fördert, Zellwände schützt und Umweltgifte neutralisiert
- Wichtige Quelle für Präbiotika, die eine gesunde Darmflora unterstützen
Besonders bemerkenswert ist die hohe antioxidative Kapazität der Pflanze: Artemisia annua besitzt einen ORAC-Wert von 70.000, was auf ihre starke Wirkung als Radikalfänger hinweist.
Artemisinin
Der bekannteste und wohl wichtigste Wirkstoff in der Pflanze ist Artemisinin. Selbst die WHO empfiehlt Artemisinin inzwischen als bewährtes Heilmittel gegen Malaria. Artemisinin hat eine starke Anti-Malaria-Wirkung. Die Substanz wird in den drüsigen Haaren der Blätter produziert und erreicht ihre höchste Konzentration in den Blättern kurz vor der Blüte.
Die Gewinnung ist jedoch sehr aufwendig: Für 1 kg Artemisinin werden ca. 1200 kg getrocknete Blätter benötigt, was etwa einer Anbaufläche von 1,2 Hektar entspricht.
Artemisinin ist ein sekundärer Pflanzenstoff, der sich chemisch durch ein Trioxan-Ringsystem und eine Peroxidbrücke auszeichnet. Die Anti-Malaria-Wirkung beruht auf einer Reaktion mit Eisen, das sich in besonders hoher Konzentration in Malaria-Erregern befindet. Kommt Artemisinin in Kontakt mit Eisen, wird eine chemische Reaktion ausgelöst, die zur Bildung freier Radikale führt. Diese zerstören die Zellmembranen der Erreger, wodurch die Malaria-Parasiten abgetötet werden.
Neben der Wirkung auf Malaria-Erreger zeigt Artemisinin auch positive Effekte bei Diabetes Typ 1 und 2, Borreliose, Parasiten und Krebs. Dazu später mehr.
Anwendungsgebiete und Wirkungen
Die Anwendungsmöglichkeiten von Artemisia annua reichen von A bis Z:
- AIDS/HIV
- Alzheimer/Demenz
- Arthritis
- Asthma
- Augenentzündungen
- Azidose
- Bakterielle Infektionen
- Blaseninfekte
- Borreliose
- Covid-19
- Diabetes
- Durchfall
- Entzündungen
- Hautprobleme
- Hoher Blutdruck
- Immunsystem
- Krebs
- Magenprobleme
- Malaria
- Parkinson
- Pilzbefall
- Verdauungstrakt
Die wichtigsten Anwendungen und Wirkungen im Detail:
Diabetes
Die Heilpflanze Artemisia annua kann sowohl bei Typ-1- als auch Typ-2-Diabetes unterstützend wirken. Die Mechanismen dahinter sind überraschend.
2016 gelang dem Biochemiker Stefan Kubicek und seinem Forschungsteam ein wissenschaftlicher Durchbruch. Sie untersuchten ursprünglich ein spezielles Protein im Insulinstoffwechsel und entdeckten dabei zufällig, dass der Wirkstoff Artemisinin eine beeindruckende Wirkung hat.
Bei Typ-1-Diabetes kommt es zu einer Autoimmunreaktion, bei der die insulinproduzierenden β-Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstört werden. Betroffene können daher kein Insulin mehr produzieren und sind auf eine Insulinzufuhr von außen angewiesen. Nun konnte jedoch festgestellt werden, dass Artemisinin die Glukagon-produzierenden Alpha-Zellen in insulinproduzierende β-Zellen umwandeln kann [10]. Ein solcher Prozess wurde bisher nur selten beobachtet. Es besteht die Hoffnung, dass dieser Mechanismus künftig als potenzielle Therapie für Typ-1-Diabetes genutzt werden kann. Derzeit sind dazu jedoch noch weitere klinische Studien erforderlich.
Auch bei Typ-2-Diabetes kann Artemisia annua unterstützend wirken. Typ-2-Diabetes ist eine durch den Lebensstil bedingte Stoffwechselerkrankung. In Deutschland sind davon offiziell sechs Millionen Menschen betroffen, die Dunkelziffer dürfte jedoch weitaus höher liegen.
In mehreren Mausstudien wurden positive Effekte von Artemisia annua auf den Blutzuckerspiegel, die Stoffwechselregulation und die β-Zell-Regeneration festgestellt. Artemisia annua fördert die Insulinfreisetzung, schützt Pankreaszellen durch ihre antioxidative Wirkung und verzögert die Glukoseaufnahme im Darm, wodurch der Blutzuckerspiegel langsamer ansteigt [1].
Borreliose
Borreliose, eine durch Borrelia-Bakterien verursachte Infektion, ist weit verbreitet. Die Bakterien werden hauptsächlich durch Zeckenstiche übertragen und können zu schwerwiegenden chronischen Beschwerden führen. Während das Robert Koch-Institut (RKI) jährlich von 100.000 Neuinfektionen ausgeht, schätzt der Borreliose-Experte Armin Schwarz die tatsächliche Zahl auf über eine Million.
Die Standardtherapie besteht aus Antibiotika, doch diese konventionelle Behandlung weist eine hohe Rückfallquote auf. Zum Glück bietet die Natur einige naturheilkundliche Alternativen, darunter auch Artemisia annua. In vielen Borreliose-Kliniken ist die Pflanze inzwischen ein fester Bestandteil der Therapie.
Obwohl die aktuelle Studienlage zur Anwendung bei Borreliose noch begrenzt ist, zeigen Erfahrungsberichte dennoch eine unterstützende Wirkung.
In der Borreliose-Therapie empfiehlt sich stets die Kombination mit anderen Kräutern und Behandlungsmethoden. Dazu gehören unter anderem Schwarzkümmelöl, Moringa, Laurinsäure, Grapefruit-Extrakt und die Mikronährstofftherapie.
COVID-19
Artemisia annua ist bekannt für ihre antiviralen Eigenschaften.
Auch gegen COVID-19 könnte Artemisia annua hilfreich sein. 2020, während der Hochphase der Corona-Pandemie, begann das Max-Planck-Institut mit Forschungen zur Anwendung von Artemisia annua in der COVID-19-Behandlung. Obwohl die Ergebnisse vielversprechend waren, wurden die Forschungen nicht weiterverfolgt.
In einer Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2021 wurden 19 Studien zur Wirkung von Artemisia annua auf COVID-19-Viren analysiert. 14 dieser Studien zeigten eine potenziell hemmende Eigenschaft von Artemisinin gegen die Coronavirus-Wirtproteine [2].
Ende 2024 berichtet ein Forschungsteam der Universität in Seoul: Artemisia annua und Artemisia afra zeigten positive Effekte gegen COVID-19 und SARS-CoV-2-Infektionen sowie die damit verbundenen Symptome.
Die aktuelle Literatur deutet darauf hin, dass Artemisia annua oder Artemisinin-Derivate im Kampf gegen SARS-CoV-2-Infektionen wirksam sein könnten, indem sie oxidativen Stress und Entzündungen reduzieren sowie Lungenschäden mildern.
Außerdem ist die schädliche Wirkung von COVID-19 zu einem großen Teil auf die Überreaktion des Immunsystems – den sogenannten Zytokinsturm – zurückzuführen. Die Immunregulation durch pharmazeutische Substanzen gestaltet sich oft schwierig. Hier kann die Pflanzenmedizin unterstützen, da sie adaptogen wirkt – das heißt, sie hilft dem Körper und dem Immunsystem, sich selbst zu regulieren und ein Gleichgewicht zu finden, das Heilung fördert.
Entzündungen und oxidativer Stress
Oxidativer Stress, also das übermäßige Vorhandensein von Sauerstoffradikalen, und Entzündungen sind zwei treibende Kräfte hinter fast allen Krankheiten. Deren Reduktion bedeutet in vielen Fällen eine Verbesserung der Beschwerden und eine Förderung der Gesundheit. Artemisia annua wirkt sowohl antientzündlich als auch antioxidativ.
Wie oben erwähnt, weist Artemisia annua einen ORAC-Wert (Maß für antioxidative Kapazität) von etwa 70.000 auf. Dies macht die Pflanze zu einem potenten Mittel gegen oxidativen Stress, der Zellbestandteile wie Zellmembranen, Proteine und DNA schützt.
Zeitgleich kann Artemisia annua auch oxidativ wirken, indem sie durch Oxidation Krankheitserreger wie Malaria-Parasiten angreift und zerstört.
Zudem besitzt Artemisia annua eine nachgewiesene antientzündliche Wirkung. Sie hemmt entzündungsfördernde Stoffwechselwege und reduziert die Freisetzung von entzündungsfördernden Zytokinen. Dies trägt zur Linderung von Entzündungsprozessen bei [3] [4].
Krebs
Der Wirkstoff Artemisinin kann gezielt Krebszellen angreifen, während gesunde Zellen weitgehend unbeschädigt bleiben. Krebszellen benötigen große Mengen an Eisen, um sich schnell zu teilen und ihre DNA zu replizieren. Daher besitzen sie auf ihrer Oberfläche eine hohe Anzahl an Transferrin-Rezeptoren, mit denen sie Eisen aus dem Blut aufnehmen. Transferrin ist ein Transportprotein, das Eisen im Körper bindet und an Zellen weitergibt. Die Krebszellen „pumpen“ sich also mit Eisen voll, um ihr Wachstum zu fördern.
Artemisinin nutzt diese Eisenüberladung der Krebszellen aus. Sobald es in eine Krebszelle gelangt, reagiert es mit dem gespeicherten Eisen und setzt eine große Menge reaktiver Sauerstoffradikale frei. Diese Radikale zerstören die Zellmembranen, Proteine und die DNA der Krebszelle, was letztlich zu deren Zelltod führt. Artemisinin wirkt somit sehr selektiv, wodurch gesunde Zellen kaum beeinflusst werden.
Zudem reguliert Artemisinin krebsfördernde Entzündungspfade herunter, blockiert die Angiogenese (Neubildung von Blutgefäßen) und kann somit auch das Risiko für Krebsinvasion und Metastasierung verringern. Außerdem kann es DNA-Schäden lindern, die Apoptose von Krebszellen fördern und Krebs-Stoffwechselpfade blockieren [7].
Klinische Studien am Menschen sind derzeit noch begrenzt, doch erste Humanstudien zeigen eine krebshemmende Wirkung bei Brustkrebs, Dickdarmkrebs, Lungenkrebs und Hautkrebs [5] [6].
Zusammenfassend lässt sich sagen: Artemisia annua, insbesondere ein Wirkstoffextrakt aus Artemisinin, hat potenziell unterstützende Wirkungen in der Krebstherapie.
Malaria
In den 1970er Jahren isolierte die chinesische Pharmakologin Tu Youyou den Wirkstoff Artemisinin aus der Heilpflanze, was einen bedeutenden Fortschritt in der Malaria-Behandlung darstellte. Für diese Entdeckung erhielt sie 2015 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Artemisinin enthält eine Endoperoxidstruktur, die in Gegenwart von Eisen reaktive Sauerstoffspezies freisetzt. Diese reaktiven Moleküle greifen die Malaria-Parasiten in den roten Blutkörperchen an und führen zu deren Zerstörung.
Auch die WHO empfiehlt pharmazeutisches Artemisinin zur Behandlung von Malaria. In Studien zeigte sich jedoch auch eine positive Wirkung bei der Einnahme von getrockneten Blättern der gesamten Artemisia annua-Pflanze.
Bei unkomplizierter Malaria zeigt Artemisinin in Kombination mit anderen Antimalaria-Mitteln eine 90-prozentige Effektivität [8]. In einer Analyse von 16 klinischen Studien mit 2.653 Patienten wurde festgestellt, dass die Behandlung mit Artemisinin-Derivaten die Sterblichkeitsrate im Vergleich zu anderen Therapien durchschnittlich um 39 Prozent reduzierte.
Ist Malaria in Europa ein Problem? Wahrscheinlich eher nicht, aber solltest du einmal in den Tropen unterwegs sein, könnte es sich lohnen, Artemisia-Extrakt mitzunehmen.
Verdauungsbeschwerden
Die Einnahme von Artemisia annua als Tee, Kapsel oder Tinktur kann bei Verdauungsbeschwerden äußerst hilfreich sein. Dies ergibt sich aus mehreren Wirkmechanismen.
Artemisia annua wirkt gegen Pilze im Darm, insbesondere gegen Candida albicans. Ein übermäßiges Wachstum von Candida und anderen Hefepilzen kann zu Symptomen wie Blähungen, Durchfall, Heißhunger auf Zucker und allgemeiner Verdauungsschwäche führen. Studien zeigen, dass Artemisinin und andere sekundäre Pflanzenstoffe in Artemisia annua das Wachstum von Candida hemmen und dessen Vermehrung verhindern können [9].
Artemisia annua besitzt zudem starke antiparasitäre Eigenschaften, die bei Darmparasiten von Bedeutung sind. Im Englischen wird die Übergruppe der Artemisia-Pflanzen als Wormwood bezeichnet, was auf ihre antiparasitäre Wirkung hindeutet. Parasiten wie Nematoden, Bandwürmer und Protozoen können im Darm nicht nur Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Durchfall und Verstopfung verursachen, sondern auch zu chronischer Müdigkeit, Organschwäche und Nährstoffmängeln führen. Artemisia annua kann hier unterstützend wirken.
Außerdem fördern die in der Pflanze enthaltenen Bitterstoffe die Produktion von Verdauungssäften wie Magensäure, Galle und Pankreasenzymen. Dies kann die allgemeine Verdauung unterstützen und Beschwerden wie Völlegefühl und träge Verdauung lindern.
Wie oben erwähnt, besitzt Artemisia annua eine hohe Menge an antioxidativen Wirkstoffen, die die Darmzellen vor oxidativem Stress und freien Radikalen schützen können. In Kombination mit der antientzündlichen Wirkung der Pflanze werden die Darmzellen geschützt und können sich schneller regenerieren.
Wie einnehmen?
Artemisia annua kann in verschiedenen Formen erworben und angewandt werden, darunter Tee, Pulver, Tinkturen und Kapseln. Prinzipiell gilt, dass die Dosierung langsam gesteigert werden sollte. Manche Wirkstoffe haben eine Halbwertszeit von nur wenigen Stunden, weshalb die Einnahme von Artemisia annua am besten über den Tag verteilt erfolgen sollte – also morgens, mittags und abends –, um eine konstante Wirkstoffkonzentration im Blut aufrechtzuerhalten.
Nachfolgend ein Überblick über die verschiedenen Einnahmeformen mit ihren Vor- und Nachteilen:
Artemisia-Tee
- Geschmacklich bitter, was Vorteile für die Verdauungssäfte, Darmperistaltik und Entgiftung hat
- Mehr Polyphenole gehen ins Wasser über
- Mehrfachaufgüsse möglich
- Nachteile: Bitterer Geschmack, aufwendige Zubereitung, kein konzentrierter Extrakt
- Anwendung: Tee mit 80°C heißem Wasser aufgießen, 10–15 Minuten ziehen lassen
- Dosierung: 1–2 TL Artemisia für 1 Liter Wasser
- Als ganze Blätter: 25 g frische Blätter pro Liter Wasser
Artemisia-Pulver
- Kann in Smoothies verarbeitet werden, z. B. mit Bananen oder Avocado, um den Geschmack zu kaschieren
- Manche Nährstoffe werden mit Fett besser aufgenommen
- Dosierung: ½ TL Pulver in Smoothies oder Joghurt
Artemisia-Tinkturen
- Höchste Konzentration an Artemisinin
- Starker Geschmack
- Gute Aufnahme über die Schleimhäute
- Dosierung: 3× täglich 10–15 Tropfen
Artemisia-Kapseln
- Geschmacksneutral
- Präzise Dosierung möglich
- Leicht über den Tag verteilbar
- Enthält weniger Bitterstoffe als Tee oder Pulver
- Dosierung: 1.000 mg täglich (am besten auf drei Einnahmen verteilt)
Alle diese Formen sind sinnvolle Möglichkeiten zur Anwendung. Zur Prävention eignen sich eher kleinere Mengen Pulver, während bei therapeutischer Anwendung Tinkturen, Kapseln oder Tee empfehlenswert sind.
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Übrigens kann man aus Artemisia annua auch Salben für die äußere Anwendung herstellen. Diese können bei Arthrose, Wunden und Hautbeschwerden unterstützend wirken.
Dosierung
Die richtige Dosierung hängt von Zweck, Qualität und Einnahmeform ab:
Prävention
- ½ TL – 2 TL (ca. 0,7–3 g) getrocknetes Artemisia annua-Pulver täglich
- Einnahme als Tee, Pulver in Smoothies oder Honig, oder 10 Tropfen Tinktur
Therapeutische Anwendung
- Höhere Dosierungen werden nur für kürzere Zeiträume empfohlen
- 5–8 g täglich
- 1 TL entspricht ca. 1,5 g Pulver
- Tinktur: 30 Tropfen täglich, aufgeteilt und kurz im Mund belassen
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Info: Rechtliche Lage
Obwohl Artemisia annua seit Jahrhunderten in der traditionellen Medizin verwendet wird, darf sie in der EU nicht offiziell als Nahrungsergänzungsmittel verkauft werden. Der Grund liegt in den Novel-Food-Regeln: Lebensmittel, die vor 1997 nicht weit verbreitet konsumiert wurden, müssen erst durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) geprüft und zugelassen werden.
Da diese offizielle Zulassung für Artemisia annua fehlt, ist der Verkauf als Kapseln oder standardisierte Extrakte nicht erlaubt. Allerdings kann die Pflanze weiterhin als Tee oder getrocknete Blätter für den Eigengebrauch erworben werden.
Qualitätskriterien
Die Qualität von Artemisia annua-Extrakten hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Extraktionsmethode, der Gehalt an bioaktiven Inhaltsstoffen, die Anbauqualität und die Reinheit.
Die Artemisia annua anamed (A-3) ist eine speziell gezüchtete, hochwirksame Variante der Pflanze, die von der Organisation anamed (Aktion Naturmedizin in den Tropen) entwickelt wurde. Diese Züchtung zeichnet sich durch einen besonders hohen Artemisinin-Gehalt von bis zu 1,4 % aus, während herkömmliche Wildformen meist nur 0,05–0,4 % Artemisinin enthalten.
Bei Pflanzensamen oder Tinkturen lohnt es sich, auf die A-3-Variante zurückzugreifen. Allerdings sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass Artemisinin nicht der einzige wichtige Wirkstoff ist, auch wenn dies oft von der Pharmaindustrie so dargestellt wird. Die gesamte Pflanze besitzt zahlreiche weitere wertvolle Inhaltsstoffe und bioaktive Verbindungen, die ebenfalls zur gesundheitlichen Wirkung beitragen.
Extraktionsmethoden
Ein weiterer wichtiger Qualitätsaspekt ist die Extraktionsmethode. Artemisinin ist ein thermolabiles Molekül, das bei hohen Temperaturen zerstört werden kann. Daher wird es bevorzugt durch Kaltwasserextraktion gewonnen.
Andere Methoden wie Heißwasser- oder Alkohol-Extrakte enthalten zwar viele sekundäre Pflanzenstoffe, jedoch nur geringe Mengen an Artemisinin, da dieses in heißen Lösungen weniger stabil ist.
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Nebenwirkungen und Risiken von Artemisia annua
Ist Artemisia annua sicher? Gibt es Nebenwirkungen?
Artemisia annua gilt generell als sehr sicher und hat nur geringe Nebenwirkungen, die in der Regel vernachlässigbar sind.
Artemisia ist ein Adaptogen, was bedeutet, dass es den Körper in die richtige Richtung lenkt. Besteht ein Stoffwechselungleichgewicht, wird dieses ausgeglichen, anstatt verstärkt zu werden. Bei einer Autoimmunerkrankung kann Artemisia das Immunsystem regulieren, ohne es weiter aus der Balance zu bringen.
Jedoch kann Artemisia bei sensiblen Menschen anregend wirken und den Schlaf beeinträchtigen, wenn es am Abend eingenommen wird. Daher empfiehlt es sich, die Dosierung langsam zu steigern und die individuelle Verträglichkeit zu testen.
Allergien und Kontraindikationen
- Beifuß-Allergie: Menschen mit einer Allergie gegen Beifußpollen könnten auch auf Artemisia annua reagieren.
- Schwangerschaft & Stillzeit: Während einer Schwangerschaft oder Stillzeit sollte Artemisia annua nicht eingenommen werden, es sei denn in Notfallsituationen. Die Pflanze kann Uteruskontraktionen auslösen und damit die Schwangerschaft gefährden.
Fazit
Artemisia annua ist eine vielseitige Heilpflanze mit antiviralen, antibakteriellen, antiparasitären und entzündungshemmenden Eigenschaften. Besonders bekannt ist die Pflanze für ihre Malaria-Wirkung, doch auch ihre weiteren potenziellen Anwendungen werden zunehmend erforscht.
- [1] https://doi.org/10.3390/molecules27030857
- [2] DOI: 10.1016/j.joim.2021.07.003
- [3] DOI: 10.1155/2015/435713
- [4] DOI: 10.4196/kjpp.2015.19.1.21
- [5] DOI: 10.1007/s10549-017-4261-1
- [6] DOI: 10.1016/j.ebiom.2014.11.010
- [7] DOI: 10.1016/j.pharmthera.2020.107706
- [8] https://en.wikipedia.org/wiki/Malaria
- [9] https://doi.org/10.1016/j.mycmed.2019.07.005
- [10] https://doi: 10.1016/j.cell.2016.11.010