In Rotwein eingelegte geschmorte Rehschulter – einfach Wild

von Felix Glaser
Veröffentlicht: Zuletzt bearbeitet:
Rehschulter Titelbild

Wild oder Rind in Rotwein einzulegen, kann geschmacklich sehr reizvoll sein – es ist aber mehr als eine reine Marinade, die nur dazu dient, den Geschmack positiv zu beeinflussen. Nicht nur an Weihnachten, sondern auch an anderen Festtagen ein sehr leckeres und besonderes Essen – lass uns gemeinsam loslegen.

 

Einlegen in Rotwein wieso, weshalb, warum?

Einlegen in Rotwein beeinflusst den Geschmack deutlich. Ob man das mag oder nicht, entscheidet der Geschmack. Traditionell wird vor allem Wildbret oder Rindfleisch so vorbehandelt. Sicherlich das bekannteste Gericht dieser Machart ist das «Rindfleisch nach Burgunderart» oder «Boeuf Burguignon», wie der Franzose sagt. Dabei handelt es sich um ein in Burgunder (Rotwein) eingelegtes Rinderragout, wobei viele Rezepte heutzutage das Einlegen in Rotwein schon wieder weglassen und es nur noch darin kochen.

Einlegen in Rotwein hat kulturhistorisch nicht nur einen rein geschmacklichen Hintergrund, sondern es diente, vor der Erfindung von Kühlgeräten, in erster Linie dazu, das Fleisch bis zum Verzehr vor dem Verfall zu bewahren.

Den größten Einfluss auf den Verderb hat der Kontakt mit Sauerstoff. Dieser wird vermieden, indem das Fleisch komplett mit Rotwein bedeckt wird und eventuell sogar noch etwas beschwert wird, damit es nicht aufschwimmt. Abgesehen davon hemmt Rotwein durch seinen Alkohol- und Säuregehalt auch das Wachstum von unerwünschten Stoffen, wie z. B. Keimen, Bakterien oder Hefen.

Zusätzlich werden der Marinade auch noch Gewürze und Gemüse beigegeben. Viele Gewürze wie z. B. Lorbeerblätter, Nelken, Thymian, Wacholderbeeren, Ingwer, Pfeffer, genauso wie Knoblauch oder Zwiebeln haben ebenfalls eine zusätzliche keimhemmende oder sogar antibakterielle Wirkung. Abgesehen davon ist Gemüse günstiger als so mancher Wein und so brauchte man auch einfach weniger vom guten Tropfen. Ein angenehmer weiterer Effekt der Marinade: Durch die Säure im Wein wird das Fleisch schon vor dem Garen mürber.

Das Einlegen in Rotwein ist also auch ein schönes Beispiel, wie wir Speisen ursprünglich nur vor dem Verfall bewahren wollten und daraus dann im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte unsere heutige Esskultur entstand. Andere Beispiele dazu sind z. B. Sauerkraut, Sauerrüben oder auch Joghurt. So vorbereitetes Fleisch hält sich auch heute noch super mehrere Tage im Kühlschrank, ganz ohne Einweg- oder Vakuumverpackung.

 

Rehschulter Titelbild

In Rotwein eingelegte geschmorte Rehschulter

Portionen: 2-4 Zubereitungszeit: Kochzeit:
Nährwert pro 100 g ca. 140 kcal Kalorien 20 grams Fett
Bewertung 4.5/5
( 6 bewertet )

ZUTATEN

1 Stück Rehschulter vom Metzger Deines Vertrauens bereits ausgelöst und gebunden mit ca. 800 g
100 g Karotte - geschält und in Würfel geschnitten (ca. 5 – 8 mm)
100 g Knollensellerie - geschält und in Würfel geschnitten
100 g Lauch - halbiert, gewaschen und in Würfel geschnitten
100 g Zwiebel - geschält und in Würfel geschnitten
1 – 2 Stück Knoblauch - geschält, halbiert und den Keim entfernt
Ca. 500 ml trockener Rotwein, je nachdem etwas mehr oder weniger
2 – 4 EL einfaches Olivenöl oder Bratbutter zum Anbraten
1 TL Tomatenmark
20 – 40 g frische kalte Weidebutter
20 – 40 g gute dunkle Schokolade
Evtl. etwas Knochenbrühe, Gemüsebrühe oder etwas Wasser

Mögliche Gewürze:
Lorbeerblätter, Thymian, Rosmarin, schwarzen, weißen, grünen Pfeffer, Wacholderbeeren, Piment, Nelke, Zimt ganz, Vanille, frischer Ingwer, Chili ohne Kerne, Zitronenschale, Orangenschale

ZUBEREITUNG

Fleisch einlegen

  1. Ein Gewürzei mit den genannten Gewürzen vorbereiten.
    Als Orientierung für diese Menge: 2 – 3 Lorbeerblätter, ca. 20 – 30 Pfefferkörner, 3 – 5 Wacholderbeeren, 1 – 2 St. Piment, 1 – 2 Stück Nelken, 4 – 6 Scheiben frischen geschälten Ingwer, 1 St. Chili ohne Kerne, ½ unbehandelte Zitrone (nur die Schale ohne das Weiße), etwas frischen Thymian und Rosmarin, wenig Zimtstange oder gemahlenen Zimt. Orangenschale oder Vanille sind optional.
    Tipp: Falls Du kein Tee-Ei hast, nimm ein Stück von einem Passiertuch oder Mullbinde und binde es mit einem Stück Küchenschnur zusammen.
    Hinweis: Falls Du deutlich mehr Fleisch zubereitest, kannst Du nicht einfach die Gewürze eins zu eins nach oben skalieren. Vor allem bei den Nelken ist Achtung geboten.
  2. Eine passende Schale mit Deckel für das Stück Fleisch auswählen, sodass alles gut und knapp hineinpasst. Das Fleisch, das in Würfel geschnittene Gemüse und das Gewürzei beigeben und alles knapp mit Rotwein bedecken, direkt mit Klarsichtfolie abdecken und mit dem Deckel fest verschließen.
  3. Jetzt über Nacht oder sogar mehrere Tage in der Marinade im Kühlschrank ziehen lassen.
    Tipp: Falls Du es eilig hast, kannst Du es auch bei Raumtemperatur kürzer ziehen lassen.

weisse Schale mit FLeisch und Gemüse auf Holz

Ziehen lassen 🙂

Fleisch garen

  1. Das Fleisch auf einen Teller herausnehmen. Das Gemüse auf ein Sieb abschütten und die Flüssigkeit auffangen.
  2. Einen gut passenden, nicht zu großen, schweren Topf auf fast voller Hitze 2 – 3 Minuten vorheizen lassen.
  3. Das Fleisch leicht salzen, mit etwas Butterschmalz ringsherum schön anbraten und auf einen Teller herausnehmen.
  4. Das Gemüse mit etwas Fett beigeben, leicht salzen und anbraten bis es schön bräunt und sich am Topfboden ein Bratsatz bildet. Jetzt etwas Tomatenmark beigeben und nochmals etwas anbräunen lassen.
    Hinweis: Achtung mit dem Tomatenmark: Wenn es verbrennt, schmeckt es schnell unangenehm. Alternativ kannst Du es auch weglassen.
  5. Mit ca. 1/3 des Rotweins ablöschen, komplett verkochen lassen, bis es nochmals einen Bratsatz bildet, den restlichen Rotwein auffüllen und zum Kochen bringen.
  6. Wenn es kocht, das Fleisch beigeben und wenn nötig noch etwas Knochenbrühe, Gemüsebrühe oder Wasser angießen, damit es knapp (nicht ganz) bedeckt ist. Den Deckel aufsetzen und entweder auf dem Herd bei kleiner Stufe oder im Backofen bei ca. 160 bis 180 °C Umluft ca. 1.5 bis 2 Stunden schmoren lassen.
    Tipp 1: Die Herdplatte verbraucht wahrscheinlich weniger Energie als der Backofen.
    Tipp 2: Wenn Du es heiß in den Ofen schiebst, also wenn es einmal zusammen aufgekocht hat, gart es deutlich schneller, als wenn es erst im Ofen auf Temperatur kommen muss.
  7. Nach einer Stunde das Fleisch kontrollieren. Dazu mit einer Fleischgabel oder einer Stricknadel einstechen: Wenn das Fleisch durch sein Eigengewicht von der Gabel rutscht, ist es zart gegart. Alternativ mit dem Fleischthermometer messen: Es sollte ca. 80 °C für mindestens 10 Minuten haben, aber auch hier sollte es durch sein Eigengewicht vom Fühler rutschen. Falls das noch nicht der Fall ist, ist die Garzeit entsprechend verlängern.
  8. Wenn das Fleisch weich ist, auf einen warmen Teller herausnehmen, etwas von der Kochflüssigkeit dazugeben und mit hitzebeständiger Klarsichtfolie oder Alufolie abdecken. Bei ca. 80 °C im Ofen zusammen mit den Tellern zum Essen warmstellen.
  9. Das Gewürzei entfernen und die Soße nach Geschmack bei voller Hitze noch etwas einkochen lassen. Anschließend zusammen mit dem Gemüse im Standmixer oder mit dem Stabmixer fein pürieren und durch ein Sieb passieren.
    Erklärung: So wird die Soße nahrungsfaserreich. In der Spitzenküche würde man das Gemüse absieben, die Soße stark reduzieren, leicht abbinden und mit kalter Butter aufmontieren. Ganz klassisch und kaum noch bekannt wird auch manchmal noch Schweineblut und etwas Leber vom Tier so mit eingearbeitet.
  10. Fertig abschmecken und etwas kalte Butterwürfel und ein paar Stücke dunkle Schokolade unter ständigem Rühren einarbeiten (Fachbegriff: „montieren“).
  11. Das Fleisch quer zur Faser aufschneiden und mit der Soße bedeckt (Fachbegriff: „nappieren“) servieren.
Hast Du unser Rezept nachgekocht?
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Was passt dazu?

Sehr gut und relativ einfach, da das Ganze ja schon etwas aufwendiger ist, passen z. B. Polenta und glaçierte Karotten oder Sellerie dazu. Auch ein Risotto mit Maronen und ein Ofenkürbis passen gut dazu. Klassisch wären Rotkraut und Spätzle auch eine tolle Option, dazu eventuell mehr in den kommenden Rezepten.

 

 

weisser Teller mit Fleisch in brauner Sosse

Lecker!

 

Wie kannst Du das Rezept variieren?

Wie im Rezept erwähnt kannst Du die Soße verändern, indem Du sie mit Schweineblut und Rehleber montierst, das ist aber technisch noch etwas schwieriger, da es dann danach nicht mehr kochen darf. Wer auf Sellerie allergisch ist, kann diesen durch Pastinaken austauschen. Wer kein Gemüse in der Soße möchte, kann dieses nach dem Garen rauspassieren und mit Roux (Mehlschwitze) oder kalt angerührter Stärke abbinden.

Auch der verwendete Wein verändert das Gericht (und den Wareneinsatz 😉) maßgeblich. Lecker und hochprozentig zum Abschmecken ist auch noch ein Schluck Cognac oder Gin.

 

Vielen Dank fürs Vorbeischauen und viel Spaß bei Deinem Sonntagsbraten wünschen Dir

Felix & Caroline

 

 

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