Einleitung: Safran – das „rote Gold“
Safran – das „rote Gold“ – fasziniert Menschen seit Jahrtausenden. Einst war es wertvoller als Silber, begehrt als Heilmittel, Duftstoff und Gewürz. Heute rückt Safran wieder in den Fokus der modernen Wissenschaft: Studien zeigen, dass seine Inhaltsstoffe Crocin, Crocetin und Safranal erstaunliche Wirkungen auf Stimmung, Gehirn und Entzündungsprozesse entfalten können.
Safran ist damit weit mehr als ein edles Küchengewürz. Er wirkt antioxidativ, schützt Nervenzellen, kann bei Stress, Schlafproblemen und depressiven Verstimmungen unterstützen – und das auf ganz natürliche Weise. Kein Wunder, dass Safran als „natürlicher Stimmungsaufheller“ gilt und in der Nährstofftherapie zunehmend Beachtung findet.
In diesem Artikel erfährst du, was die Forschung über die Wirkung von Safran weiß, wie du ihn richtig anwendest, welche Dosierungen in Studien wirksam waren und worauf du beim Kauf achten solltest.
Was ist Safran?
Safran stammt von der Krokusart Crocus sativus, die jedes Jahr nur wenige Wochen blüht. Das Gewürz entsteht aus den zarten, leuchtend roten Narbenfäden der Blüte – und genau diese machen Safran so besonders: Für ein Kilogramm reinen Safrans müssen rund 150.000 Blüten in Handarbeit geerntet und verarbeitet werden.
Wie mühsam und gleichzeitig faszinierend dieser Prozess ist, zeigt ein kurzer Galileo-Beitrag sehr eindrucksvoll: Jede einzelne Blüte wird per Hand geöffnet, und die feinen Fäden müssen in akribischer Handarbeit gezupft, getrocknet und sortiert werden – ein Aufwand, der den Wert von Safran greifbar macht.
Die Hauptanbaugebiete liegen heute in Iran, Spanien, Kaschmir, Griechenland und Marokko. Iran liefert dabei etwa 90 % der weltweiten Produktion. Der enorme Arbeitsaufwand erklärt auch den hohen Preis: Je nach Qualität kostet echtes Safranpulver oder ganze Fäden zwischen 5.000 und 30.000 Euro pro Kilogramm – und ist damit eines der teuersten Gewürze der Welt.
Doch Safran ist nicht nur wegen seines Preises wertvoll. Seine Farbe und sein Duft stammen von hochaktiven Pflanzenstoffen wie Crocin, Crocetin, Picrocrocin und Safranal. Diese Verbindungen sind für viele der gesundheitlichen Wirkungen verantwortlich, die Safran so einzigartig machen: Sie wirken antioxidativ, entzündungshemmend und neuroprotektiv – und können sogar die Stimmung positiv beeinflussen.
Schon vor Tausenden Jahren verehrten Menschen den Safran als heilige Pflanze. Er färbte die Gewänder der Wohlhabenden, diente in Tempeln als Räucherwerk und wurde in der Volksmedizin gegen Magenbeschwerden, Regelkrämpfe und melancholische Verstimmungen eingesetzt. Auch in Europa galt Safran lange als Aphrodisiakum und Heilpflanze bei Erkältungen und Atemwegsinfekten. [1]
Safran bei Depressionen
Safran könnte bei Stimmungsschwankungen und Depression helfen. Safran ist bekannt für seine stimmungsaufhellende Wirkung. Forschende vermuten, dass seine Wirkstoffe Crocin und Safranal den Serotonin- und Dopaminhaushalt im Gehirn positiv beeinflussen – ähnlich wie manche Antidepressiva, nur auf natürliche Weise.
In einer doppelblinden, placebokontrollierten Studie mit 60 Personen, die an leichter bis mittlerer Depression litten, zeigte sich nach acht Wochen eine deutliche Verbesserung der Stimmung bei jenen, die täglich 30 mg Safranextrakt erhielten. Die Wirkung war vergleichbar mit der von Fluoxetin – einem gängigen Antidepressivum, allerdings ohne dessen typischen Nebenwirkungen. [2]
In Übersichtsarbeiten, die mehrere Einzelstudien mit insgesamt bis zu 1200 Teilnehmenden zusammenfassen, zeigte sich ebenfalls: Safran kann bei leichten bis mittelschweren Depressionen unterstützen und ist synthetischen Antidepressiva nicht unterlegen. [3,4,5]
Zur Unterstützung bei Depressionen empfehlen wir, auf Synergien mit anderen Nährstoffen und Naturheilmitteln zu setzen – zum Beispiel mit Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D, Tryptophan oder Johanniskraut.
Safran bei Stress und Angst
Safran scheint nicht nur die Stimmung zu heben, sondern auch bei innerer Unruhe, Reizbarkeit und Stresssymptomen zu unterstützen. Seine aktiven Inhaltsstoffe, insbesondere Crocin und Safranal, beeinflussen im Gehirn die Neurotransmitterbalance. Sie fördern die Freisetzung von Serotonin und Dopamin und senken gleichzeitig das Stresshormon Cortisol. Dadurch kann Safran helfen, das Nervensystem zu beruhigen und emotionale Stabilität zu fördern.
In einer doppelblinden, placebokontrollierten Studie mit 120 Erwachsenen, die unter Schlafproblemen litten, nahmen die Teilnehmenden vier Wochen lang täglich 14 oder 28 mg Safranextrakt (affron®) ein. Im Vergleich zur Placebogruppe berichteten sie über besseren Schlaf, stabilere Stimmung und mehr Energie am Morgen. Auch die natürliche Melatoninproduktion war leicht erhöht – ein Hinweis auf eine gesunde Schlafregulation. [6]
Außerdem unterstützt Safran die Balance wichtiger Botenstoffe wie Dopamin, Noradrenalin und GABA im Gehirn. Dadurch kann er Aufmerksamkeit und emotionale Stabilität fördern, gleichzeitig beruhigend wirken und so helfen, Stress, innere Unruhe und ADHS-ähnliche Symptome zu mildern. [7]
Auch akute Effekte sind messbar: In einer kleineren Studie mit jungen Männern zeigte eine Einzeldosis von 30 mg Safranextrakt (Safr’Inside™) eine abgeschwächte Cortisolreaktion auf akuten Laborstress. Die Teilnehmenden fühlten sich entspannter und berichteten von einer schnelleren Erholung nach der Stresssituation. [8]
Zur Unterstützung bei Stress empfehlen wir, Safran mit anderen Nährstoffen und Adaptogenen zu kombinieren, zum Beispiel mit Magnesium, Ashwagandha oder Rosenwurz.
Safran bei Entzündungen
Safran enthält starke antioxidative und entzündungshemmende Pflanzenstoffe wie Crocin, Crocetin und Safranal. Diese Substanzen schützen Zellen vor oxidativem Stress und wirken direkt auf entzündliche Signalwege im Körper – insbesondere auf den Transkriptionsfaktor NF-κB, der an der Ausschüttung vieler Entzündungsbotenstoffe beteiligt ist. Wird dieser Signalweg gehemmt, können chronische Entzündungen und daraus entstehende Gewebeschäden abgeschwächt werden.
Das hat ganz reale Auswirkungen: Safran kann helfen, Gelenkschmerzen, Muskelentzündungen oder Reizungen der Darmschleimhaut zu lindern – überall dort, wo stille Entzündungen im Körper ablaufen. [9,10,11]
Zur Unterstützung bei Entzündungen empfehlen wir, Safran mit anderen Nährstoffen und Naturheilmitteln zu kombinieren, z. B. mit Omega-3-Fettsäuren, Curcumin oder Weihrauch.
Safran und PMS / Menstruation
Viele Frauen leiden vor oder während der Periode unter Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Krämpfen und Erschöpfung. Studien zeigen, dass Safran genau hier unterstützen kann – sowohl auf hormoneller als auch auf emotionaler Ebene.
In einer randomisierten Doppelblindstudie mit 50 Frauen im Alter von 20–45 Jahren nahmen die Teilnehmerinnen zwei Monate lang täglich 30 mg Safranextrakt ein. Das Ergebnis: Im Vergleich zur Placebogruppe gingen Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen und körperliche Beschwerden deutlich zurück. Fast 76 % der Frauen berichteten über eine spürbare Verbesserung ihrer PMS-Symptome. [12]
Ähnliche Ergebnisse fanden auch neuere Studien: Safran kann die Serotoninaktivität erhöhen und so das emotionale Wohlbefinden stabilisieren, während seine krampflösenden und durchblutungsfördernden Eigenschaften helfen, Unterleibsschmerzen und Spannungsgefühle zu lindern.
Zur Unterstützung bei PMS empfehlen wir, Safran mit anderen Nährstoffen und Naturheilmitteln zu kombinieren, z. B. mit Magnesium oder Vitamin B6.
Safran und Gehirnleistung / Gedächtnis
Safran ist nicht nur ein Stimmungsaufheller, sondern scheint auch das Gehirn zu schützen und die kognitive Leistungsfähigkeit zu fördern. Seine Inhaltsstoffe Crocin und Crocetin verbessern die Durchblutung des Gehirns, wirken antioxidativ und schützen Nervenzellen vor Entzündungen und oxidativem Stress – zwei zentrale Faktoren, die Gedächtnis und Konzentration beeinträchtigen können.
In einer kontrollierten Studie mit 30 älteren Erwachsenen mit leichter Alzheimer-Erkrankung zeigte eine tägliche Einnahme von 30 mg Safranextrakt über 22 Wochen vergleichbare Verbesserungen der kognitiven Leistung wie das Medikament Donepezil – allerdings ohne dessen typischen Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Appetitverlust. [13]
Zur Unterstützung des Gehirns empfehlen wir, Safran mit anderen Nährstoffen und Naturheilmitteln zu kombinieren, z. B. mit Omega-3-Fettsäuren, Lithium, Brahmi oder Löwenmähne.
Weitere Anwendungsgebiete
Neben Stimmung, Stress und Entzündungen zeigt Safran auch in anderen Bereichen spannende Wirkungen. Studien deuten darauf hin, dass er die Sehkraft im Alter unterstützen, Heißhunger und Appetit zügeln, die sexuelle Funktion verbessern und sogar die Haut vor oxidativem Stress schützen kann. Damit ist Safran eines der vielseitigsten pflanzlichen Extrakte überhaupt.
Safran in der Praxis
Safran kann sowohl als Küchengewürz als auch in Form von standardisierten Extrakten verwendet werden. In der Küche reichen schon kleine Mengen (0,1–0,3 g), um Speisen Farbe, Aroma und wertvolle Pflanzenstoffe zu verleihen. Allerdings ist die Wirkstoffmenge in Lebensmitteln gering – therapeutische Effekte wie auf Stimmung, Stress oder Entzündungen lassen sich damit kaum erzielen.
Für gesundheitliche Zwecke wurden in Studien daher standardisierte Safranextrakte eingesetzt, die auf Crocin und Safranal normiert sind. Sie enthalten die aktiven Inhaltsstoffe in reproduzierbarer Dosierung und sind meist in Kapsel- oder Tablettenform erhältlich.
Dosierung laut Studien
Die meisten klinischen Studien nutzten eine Dosierung von 28–30 mg Safranextrakt pro Tag, oft aufgeteilt in zwei Portionen à 15 mg. Diese Menge zeigte positive Effekte auf Stimmung, Angst, PMS und kognitive Leistung – bei sehr guter Verträglichkeit.
Bei speziellen Anwendungsgebieten, etwa metabolischen oder entzündlichen Erkrankungen, wurden teilweise höhere Dosen bis 100 mg/Tag verwendet. Eine Überschreitung von 200 mg/Tag wird nicht empfohlen, da in höheren Mengen Magenreizungen oder Schwindel auftreten können.
Bioverfügbarkeit und Kombination
Safranwirkstoffe sind fettlöslich, weshalb sie am besten mit einer Mahlzeit oder etwas Öl eingenommen werden sollten. Das verbessert die Aufnahme und Wirksamkeit.
Eine Kombination mit Omega-3-Fettsäuren, Magnesium oder B-Vitaminen kann die positiven Effekte auf Nervensystem und Stressregulation zusätzlich verstärken.
Wichtig ist außerdem, auf qualitativ hochwertige Produkte zu achten – idealerweise mit einem standardisierten Extrakt wie affron® oder Safr’Inside™, die in den meisten klinischen Studien eingesetzt wurden.
Nebenwirkungen und Sicherheit
Safran gilt in Studien als sehr gut verträglich. Bei Dosierungen zwischen 20 und 100 mg pro Tag traten nur selten leichte Nebenwirkungen wie Magenreizungen oder Müdigkeit auf.
Höhere Mengen über 200 mg täglich sollten vermieden werden, da sie Schwindel oder Blutdruckabfall auslösen können. Schwangere sollten Safran nicht hochdosiert einnehmen, da er in sehr großen Mengen wehenfördernd wirken kann.
Wer Antidepressiva einnimmt, sollte die Kombination vorsichtshalber ärztlich abklären. Insgesamt zählt Safran zu den sichersten pflanzlichen Extrakten, wenn er in empfohlener Dosierung verwendet wird.
Fazit – Das rote Gold für Körper und Geist
Safran ist weit mehr als ein edles Gewürz. Seine einzigartigen Inhaltsstoffe können Stimmung, Stressresistenz, Entzündungen und sogar die Gehirnleistung positiv beeinflussen – und das auf natürliche Weise.
Ob als Tee, in warmen Speisen oder als standardisierter Extrakt: Schon kleine Mengen zeigen Wirkung, wenn sie regelmäßig eingenommen werden. Wer auf Qualität achtet und Safran bewusst in seinen Alltag integriert, nutzt eine der faszinierendsten Heilpflanzen der Welt – ein echtes rotes Gold für Körper und Geist.
- [1] HagerROM 2010. Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen (8. Auflage). Mit Blaschek, W., Hilgenfeldt, U., Holzgrabe, U., Reichling, J., Ruth, P. & Schulz, V. Springer Berlin.
- [2] Akhondzadeh, S. et al. (2005). Crocus sativus L. in the treatment of mild to moderate depression: A double-blind, randomized and placebo-controlled trial. Phytotherapy Research, 19(2), 148–151. https://doi.org/10.1002/ptr.1647
- [3] Dai, L., Chen, L. & Wang, W. (2020). Safety and Efficacy of Saffron (Crocus sativus L.) for Treating Mild to Moderate Depression. The Journal of Nervous and Mental Disease, 208(4), 269–276. https://doi.org/10.1097/nmd.0000000000001118
- [4] Lopresti, A. L. & Drummond, P. D. (2014). Saffron (Crocus sativus) for depression: A systematic review of clinical studies and examination of underlying antidepressant mechanisms of action. Human Psychopharmacology: Clinical and Experimental, 29(6), 517–527. https://doi.org/10.1002/hup.2434
- [5] Khaksarian, M. et al. (2019). The efficacy of Crocus sativus (Saffron) versus placebo and Fluoxetine in treating depression: a systematic review and meta-analysis. Psychology Research and Behavior Management, 12, 297–305. https://doi.org/10.2147/prbm.s199343
- [6] Lopresti, A. L., Smith, S. J. & Drummond, P. D. (2021). An investigation into an evening intake of a saffron extract (affron®) on sleep quality, cortisol, and melatonin concentrations in adults with poor sleep: a randomised, double-blind, placebo-controlled, multi-dose study. Sleep Medicine, 86, 7–18. https://doi.org/10.1016/j.sleep.2021.08.001
- [7] Seyedi-Sahebari, S. et al. (2023). The Effects of Crocus sativus (Saffron) on ADHD: A Systematic Review. Journal of Attention Disorders, 28(1), 14–24. https://doi.org/10.1177/10870547231203176
- [8] Pouchieu, C. et al. (2023). Acute Effect of a Saffron Extract (Safr’Inside™) and Its Main Volatile Compound on the Stress Response in Healthy Young Men: A Randomized, Double Blind, Placebo-Controlled, Crossover Study. Nutrients, 15(13), 2921. https://doi.org/10.3390/nu15132921
- [9] Sahebari, M. et al. (2021). A double-blind placebo-controlled randomized trial of oral saffron in the treatment of rheumatoid arthritis. Avicenna Journal of Phytomedicine, 11(4), 332–342. https://doi.org/10.22038/ajp.2020.17280
- [10] Pourbagher-Shahri, A. M. & Forouzanfar, F. (2023). Saffron (Crocus sativus) and its constituents for pain management: A review of current evidence. Phytotherapy Research, 37(11), 5041–5057. https://doi.org/10.1002/ptr.7968
- [11] Banskota, S. et al. (2021). Saffron Pre-Treatment Promotes Reduction in Tissue Inflammatory Profiles and Alters Microbiome Composition in Experimental Colitis Mice. Molecules, 26(11), 3351. https://doi.org/10.3390/molecules26113351
- [12] Agha-Hosseini, M. et al. (2008). Crocus sativus L. (saffron) in the treatment of premenstrual syndrome: a double-blind, randomised and placebo-controlled trial. BJOG: An International Journal of Obstetrics & Gynaecology, 115(4), 515–519. https://doi.org/10.1111/j.1471-0528.2007.01652.x
- [13] Akhondzadeh, S. et al. (2009). A 22-week, multicenter, randomized, double-blind controlled trial of Crocus sativus in the treatment of mild-to-moderate Alzheimer’s disease. Psychopharmacology, 207(4), 637–643. https://doi.org/10.1007/s00213-009-1706-1














