Sex, Weizen und andere unterschätzte Auslöser von Migräne

von Martin Auerswald, M.Sc.
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Migräne

Unterschätzte Auslöser von Migräne, einer schweren und chronischen Form von Kopfschmerz, können die Lebensqualität Betroffener stark einschränken. Problematisch ist, dass sie selbst von vielen Ärzten unterbewertet werden. Deshalb möchten wir Dich für einige Auslöser sensibilisieren.

Einer davon ist Geschlechtsverkehr. Dieses Phänomen wird in medizinischen Kreisen als Sexualkopfschmerz bezeichnet. Neben anderen unterschätzten Auslösern steht er im folgenden Beitrag im Fokus.

 

Was ist Migräne?

Migräne ist eine Art von Kopfschmerz, die sich von anderen abgrenzt und häufiger Frauen als Männer betrifft. In der Regel beschränkt sie sich auf eine Kopfseite und geht mit Schmerzen einher, die als hämmernd oder pulsierend beschrieben werden. Auslöser sind unter anderem Stress, Genussmittel und Medikamente.

Während eines Migräneanfalls kann es zu Übelkeit, Erbrechen und erhöhter Lichtempfindlichkeit kommen. Darüber hinaus treten visuelle Wahrnehmungsstörungen auf. Im Zuge der sogenannten Aura leiden Betroffene zusätzlich zu den visuellen Symptomen unter Sprach-, Sensibilitäts- und Gleichgewichtsstörungen.

 

Sexualkopfschmerz: Definition und Symptome

Während in wissenschaftlichen Studien [1] unter anderem erforscht wird, ob Sex gegen Migräne helfen kann, verhält es sich beim Sexualkopfschmerz genau umgekehrt. Der Geschlechtsakt gilt hier als der zugrunde liegende Auslöser für Kopfschmerzen beziehungsweise Migräne. Durch Sex entstehen häufig zuerst im Nacken Schmerzen, die plötzlich bis in Stirn und Schläfen ausstrahlen. Nicht selten kommt es gleichzeitig zu Übelkeit, Erbrechen und Sehstörungen (flimmernde Blitze bis hin zu Gesichtsfeldausfällen).

Grundlegend unterscheiden Mediziner zwischen sogenannten Präorgasmus- und Orgasmuskopfschmerzen. Erstere treten schon im Laufe der sexuellen Aktivität auf und nehmen allmählich an Intensität zu. Letztere manifestieren sich explosionsartig beim Orgasmus. Vor allem Männer und Menschen mit Migränevorbelastung sind betroffen.

Wie Sex und Migräne zusammenhängen – was also genau im Körper passiert –, ist bislang unklar. Im Verdacht steht eine Durchblutungsstörung, die auch erektile Dysfunktionen begünstigt. Oftmals fehlt es obendrein an Nährstoffen, die für eine funktionierende Durchblutung benötigt werden: Magnesium, Zink, Folsäure, Vitamin B6 und Arginin sind die wichtigsten.

Darüber hinaus gibt es Theorien, die den erhöhten Blutdruck beim Sex (Zusammenhang mit Durchblutungsstörung) oder eine mögliche Verspannung in der Nackenmuskulatur als Ursachen anführen.

 

Ärztliche Untersuchung und Diagnose

Normalerweise verschwindet der Sexualkopfschmerz nach einiger Zeit von selbst wieder. Solltest Du des Öfteren an starken Kopfschmerzen oder Migräne durch Sex leiden, ist es ratsam, einen Allgemeinarzt aufzusuchen.

Wichtig!
Das Phänomen des Sexualkopfschmerzes sollte ernst genommen werden, da es ein Frühwarnsignal für Bluthochdruck, Nährstoffmängel und erektile Dysfunktion sein kann.

Mithilfe eines Anamnesegesprächs (Fragen zur Krankengeschichte) und einer körperlichen Untersuchung wird zunächst überprüft, welche Beschwerden konkret vorliegen und inwiefern potenzielle Vorerkrankungen (beispielsweise Migräneanfälligkeit) zu den bestehenden Symptomen beitragen. Gegebenenfalls überweist der Arzt im Anschluss an einen Facharzt (etwa einen Neurologen oder Internisten).

Im Rahmen der weiteren Diagnosemaßnahmen durch einen Experten kann es außerdem hilfreich sein, die Funktionalität des Großhirns und des Hirnstamms zu überprüfen. Beide Regionen gelten bei Migränepatienten als Areale, die durch nervliche Aktivitäten Aufschluss über die Erkrankung geben.

Darüber hinaus ist ein Besuch beim Arzt auch sinnvoll, um auszuschließen, dass ein Aneurysma im Gehirn („Aussackung“ von Blutgefäßen) mit möglicher Hirnblutung oder ein Schlaganfall vorliegt. Bei der Diagnose helfen bildgebende Verfahren wie zum Beispiel die Magnetresonanz- oder die Computertomografie (MRT, CT).

 

Sex und Migräne: Was tun?

Wenn Du an Sexualkopfschmerzen leidest, musst Du nicht komplett auf den Liebesakt verzichten. In den meisten Fällen verschwindet der Sexualkopfschmerz von allein wieder. Trotzdem kann es während dieser Zeit hilfreich sein, sexuelle Aktivitäten zu verringern (aus Angst vor den Symptomen machen das die meisten automatisch). Außerdem solltest Du offen mit dem Thema umgehen und mit Deiner Partnerin oder Deinem Partner darüber sprechen.

 

Fruchtbarkeit steigern, Spermium und Eizelle

Sex als Auslöser von Migräne? Tatsächlich will Dir Dein Körper damit etwas sagen …

 

Schlechte Körperhaltung und Nackenschmerzen

Manche Betroffene berichten davon, dass stehende oder sitzende Haltungen zu einer Verschlechterung der Kopfschmerzen führen. Verspannungen des Nackens können sich aufgrund der Dichte an Nervenfasern auf die Sehkraft und die Kopfschmerzen auswirken.

Unterschätzte Auslöser von Migräne sind eine schlechte Körperhaltung bei der Arbeit (sitzende Tätigkeiten), eine zu schwache Rückenmuskulatur und eine zu intensive Benutzung des Smartphones. Bei letzterer Tätigkeit verspannt sich der Nacken bereits nach 20 Minuten. Erfolgt dies mehrmals täglich, können die Schmerzen chronisch werden. Deshalb wird empfohlen, die Smartphone-Nutzung einzuschränken oder beim Benutzen des Geräts auf eine gesündere Körperhaltung zu achten.

Sollten Deine Beschwerden auf eine schlechte Körperhaltung während der Arbeit zurückzuführen sein oder möchtest Du präventiv dagegen vorgehen, dann habe ich einen Tipp für Dich: Nutze einen Stehtisch. Bei einem hochwertigen Anbieter wie Ergotopia kannst Du Stehtische erwerben, die auf eine Sitz- und eine Steh-Höhe programmiert werden können. So kannst Du stündlich zwischen Stehen und Sitzen wechseln und stärkst damit ganz automatisch Deine Rücken- und Beckenmuskulatur sowie Deine Durchblutung.

Die Rückenmuskulatur zu kräftigen, ist aus verschiedenen Gründen von Vorteil. Langfristig hilft es auch gegen Migräne. Dabei kann bereits eine Einheit pro Woche hilfreich sein, besser sind jedoch zwei bis drei. Gute Grundübungen, mit denen der Rücken gestärkt wird, sind Kniebeuge, Klimmzüge und Kreuzheben. Mit Hilfe eines Trainers erlernst Du die Techniken schneller.

Geheimtipp Yoga
Yoga hilft effektiv gegen Stress, dient der Verbesserung der Beweglichkeit, Durchblutung und wirkt gegen Migräne und Kopfschmerzen. An die Herren der Schöpfung: Yoga wurde ursprünglich von und für Männer entwickelt, es ist kein Frauensport!

 

Weizen-Unverträglichkeit

Immer mehr Menschen leiden an einer Weizen-Unverträglichkeit, ohne es zu wissen. Diese ist von einer Weizen-Allergie sowie von der Zöliakie zu unterscheiden. Bei Ersterer reagiert der Körper auf bestimmte Proteine, die im Weizen enthalten sind. Letztere ist eine entzündliche Darmerkrankung, die durch eine fehlerhafte Reaktion des Immunsystems auf Glutenproteine ausgelöst wird. Zöliakie betrifft 1 % der Bevölkerung.

Eine Weizen-Unverträglichkeit kommt hingegen wesentlich häufiger vor. Schätzungsweise 30 bis 40 % der Bevölkerung leiden daran. Doch warum ist das so?

Das Hauptproblem ist, dass Weizen heutzutage anders konsumiert wird. Früher wurde es vorfermentiert oder gekeimt, bevor es verarbeitet wurde. Stichwort: Sauerteig.

Beim Fermentationsprozess werden Reizstoffe abgebaut, sodass die Wahrscheinlichkeit, eine Allergie bzw. Unverträglichkeit durch den Verzehr zu entwickeln, nur sehr gering ausfällt.

Da Sauerteigprodukte heute eine Seltenheit darstellen, kommt es häufiger zu Unverträglichkeiten. Wenn Du Dich nach dem Verzehr von Weizenprodukten (Brot, Kekse, Kuchen, Nudeln) nicht gut fühlst, teste einmal Sauerteigbrot oder verzichte einen Monat konsequent auf Weizen- und Dinkelprodukte.

Wenn Du merkst, dass Dir das guttut, weißt Du, dass diese Unverträglichkeit ein unterschätzter Auslöser von Migräne war.

Haferflocken, neben Nudeln, Brot, Reis und Keksen auf Holztisch

Schon mal an eine Weizen-Unverträglichkeit gedacht?

 

Chronische Entzündungen

Chronische Entzündungen, die als unterschätzte Auslöser von Migräne gelten, sind weit verbreitet. Eine ungesunde Ernährung, Stress, chronische Infektionen, Zellalterung sowie Nährstoff- und Bewegungsmangel sind wichtige Ursachen dafür, dass Immunprozesse chronisch werden.

Eine lokale Entzündung der Blut-Hirn-Schranke kommt bei bestimmten Infekten, Nährstoffmängeln [2] und Nahrungsunverträglichkeiten vor. Sie ist erwiesenermaßen eine Ursache für neurodegenerative Erkrankungen, Depressionen und auch Migräne. Eine Ernährung reich an entzündungshemmenden Lebensmitteln wird empfohlen. Außerdem helfen Dir die im Beitrag Entzündungen im Körper gegebenen Tipps.

Unterschätzte Auslöser von Migräne und Tipps dagegen

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Stress

Chronischer Stress ist eine Geisel, die fast jeden betrifft und vor der es scheinbar kein Entrinnen gibt. Er bewirkt eine Umverteilung der Nährstoffe, einen Anstieg des Blutdrucks, der Stresshormone Cortisol und Adrenalin und eine unzureichende Regeneration. Kein Wunder, dass Migräneanfälle in stressigen Phasen häufig auftreten, also gerade dann, wenn wir sie am wenigsten gebrauchen können.

Was hilft? Ein erster Schritt kann sein, Dich im Alltag zu beobachten und Stressoren zu identifizieren. Sobald Du weißt, was Dich stresst, kannst Du aktiv dagegen vorgehen.

Findest Du zum Beispiel heraus, dass Dein hoher Kaffeekonsum Stress auslöst, könntest Du den Muntermacher durch Grüntee ersetzen, Dir eine mildere Sorte zulegen oder einfach etwas weniger davon trinken.

Natürlich gibt es auch Stressauslöser, denen man sich nicht so leicht entziehen kann, z. B. eine Prüfungsphase oder eine Deadline, die eingehalten werden muss. In solchen Fällen ist es sinnvoll, Dir Methoden zu suchen, die Dir helfen, besser mit der Situation umzugehen. Beispielsweise Meditation.

Mehr zum Thema findest Du in unserem ausführlichen Beitrag über Stress, den ich Dir hier verlinke.

Wegweiser mit Aufschrift Stress und Relax im Hintergrund blau-weißer Himmel

Stress verursacht eine ganze Reihe an Problemen, deshalb ist es wichtig, ihn im Alltag zu reduzieren.

 

Fazit – unterschätzte Auslöser von Migräne

Migräne ist kein Beschwerdebild, das einfach hingenommen werden sollte. Dein Körper möchte Dir damit etwas sagen. Deine Aufgabe besteht nun darin, herauszufinden, was. Die in diesem Beitrag vorgestellten Tipps für unterschätzte Auslöser von Migräne sind ein Anfang.

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Im Artikel „Was hilft bei Migräne?“ findest Du außerdem zahlreiche Ratschläge, die Dir helfen, dem Problem zu begegnen.

Habe ich einen wichtigen Punkt vergessen? Möchtest Du gerne etwas ergänzen? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

 

 


  1. Hambach, Anke, u.a.: The impact of sexual activity on idiopathic headaches: An observational study. In: Cephalalgia (33) 6; S. 384-389 2013. URL: https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0333102413476374  (05.02.2020).
  2. Virtanen JK, Giniatullin R, Mäntyselkä P, et al. Low serum 25-hydroxyvitamin D is associated with higher risk of frequent headache in middle-aged and older men. Sci Rep. 2017;7:39697. Published 2017 Jan 3. doi:10.1038/srep39697

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