5 mögliche Verunreinigungen Deines Trinkwassers

von Martin Auerswald, M.Sc.
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Leitungswasser ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz problemlos trinkbar – was toll ist und verglichen mit den meisten Ländern weltweit ein echter Luxus. Dennoch kann es in unserem Trinkwasser Verunreinigungen geben, über die wir sprechen sollten – denn für die Gesundheit kann es sinnvoll sein, das Trinkwasser zu testen und gegebenenfalls zusätzlich zu filtern.

In diesem Beitrag erfährst Du mehr darüber, welche 5 Verunreinigungen in unserem Trinkwasser vorkommen können.

 

Wie sauber ist unser Trinkwasser?

Wasser aus der Leitung, so viel man möchte – und dann auch noch trinkbar! Was wir in Europa haben, davon träumen viele Menschen weltweit. Es ist ein absoluter Luxus, diese Möglichkeit zu haben und wir sollten dankbar dafür sein.

Dennoch bedeutet trinkbares Wasser nicht automatisch, dass es auch “sauber und rein” ist. Die Grenzwerte bei den örtlichen Wasserwerken geht teils erheblich auseinander und nicht alles, was sich in Leitungswasser findet, wird auch gemessen.

Oftmals sind es nur ganz bestimmte Schwermetalle und eine kleine Handvoll Pestizide, die gemessen werden – dabei gibt es eine Vielzahl an Stoffen, die enthalten sein können, aber nichts in unserem Körper verloren haben.

Das Problem ist, dass wir in einer immer toxischeren Umwelt leben und die Umweltbelastung mit Problemstoffen zunimmt. Je nachdem, ob unser Leitungswasser aufgereinigt wurde, aus natürlichen Wässern (z.B. Flüsse, Seen), Grundwasser oder frisches Quellwasser ist, kann der Unterschied sehr erheblich sein.

Nur Grund- und Quellwasser sind eigentlich für uns als Trinkwasser geeignet und meist qualitativ so gut, dass sie für die Gesundheit taugen.

Dennoch lohnt es, beim örtlichen Wasserwerk anzurufen oder online nach chemischen Analysen zu schauen – in der Regel werden diese dort angegeben.

Im Anschluss möchte ich auf mögliche Problemstoffe und Verunreinigungen im Trinkwasser eingehen:

 

#1 Asbest

Asbest ist in Deutschland seit 1993 verboten und der Grund ist mehr als nachvollziehbar, denn wenn die Fasern eingeatmet werden, können sie Lungenkrebs verursachen. In den Jahrzehnten zuvor, vor allem während der 1960er bis 1980er Jahre, wurden in Deutschland Millionen Tonnen asbesthaltiger Materialien verbaut. Der Großteil davon ist auch heute noch in Dach- und Fassadenplatten zu finden oder verbirgt sich, zum Teil als Asbestbeton-Wasserleitungen, irgendwo in den Gebäuden.

Todesfälle nach mehr als 40 Jahren und besorgniserregende sowie schwere Berufskrankheiten: Der früher hochgelobte Werkstoff Asbest ist seit nunmehr 30 Jahren verboten und trotzdem hat er von seinem Schrecken so gut wie nichts verloren.

Nach wie vor kommt der Werkstoff in der Umwelt vor und immer wieder gelangen auch alte Trinkwasserleitungen, die aus Asbestzement gefertigt wurden, in die Schlagzeilen. Eines der größten Probleme hierbei stellt die Entsorgung alter Leitungen dar, die lediglich von Spezialisten durchgeführt werden kann und sollte. Doch wie sieht es eigentlich mit Wasserleitungen aus, die seit einigen Jahrzehnten in Benutzung sind und auch weiterhin genutzt werden?

 

Was genau ist eigentlich Asbest?
Asbest ist die Sammelbezeichnung für sechs verschiedene, faserförmige Silikat-Minerale des hitze- und säurebeständigen Mineralstoffs. In der Natur kommen die Minerale in Gesteinen vor. Von uns Menschen wurden sie mehrheitlich für Baustoffe, wie zum Beispiel Asbestzement, genutzt. Charakteristisch für diesen Mineralstoff sind die mickrigen Fasern, die sich über einen sehr langen Zeitraum in unserem Körper festsetzen können.

Seit geraumer Zeit ist die extreme Gefährlichkeit von Asbest bekannt, weshalb er letztlich auch 2005 in der EU verboten wurde. Unter sehr strengen Arbeitsschutzvorschriften muss der Werkstoff entsorgt werden und bis zum Jahr 2035 soll Asbest innerhalb der EU komplett entfernt sein.

Verunreinigung_Trinkwasser_Asbest

Unter die Lupe genommen: Asbest wurde in verschiedensten Baumaterialien eingesetzt.

Wo und wie wurde Asbest für Wasserleitungen verwendet?

Überwiegend in den 1950er und 1960er Jahren wurde Asbestzement bei der Verlegung von Trinkwasserrohren genutzt. Es wird geschätzt, dass etwa 30.000 km Rohre aus Asbest zum Einsatz kamen, ein Großteil davon in Schleswig-Holstein. Heutzutage darf dieses Material in keinster Weise mehr verwendet werden.

Ob aktuell Gesundheitsgefahren von Trinkwasserrohren aus Asbestzement ausgehen, darüber wird seit längerer Zeit immer und immer wieder gestritten. Dass mittels mechanischer Wasserberührung und aufgrund gelöster Salze sowie Säure in weichem Wasser Zement gelöst werden kann, spricht klar für eine Gefährdung.

Es könnten also tatsächlich größere Mengen Asbestfasern das Trinkwasser kontaminieren. Grund für die Annahme ist eine Untersuchung des Trinkwassers im Jahr 1983 durch das Fraunhoferinstitut, bei der bis zu 1,57 Millionen frei gelöster Asbestfasern je Liter im Trinkwasser nachweisbar waren. Falls Sie es nun aufgrund dieser Annahme wissen möchten, ob Ihr Trinkwasser eventuell kontaminiert ist, dann können Sie einen Asbest Test für Ihr Trinkwasser zu Hause durchführen lassen.

Die Studie des Fraunhoferinstituts hatte aber Folgen. So entwickelte das Bundesgesundheitsamt eine Methodik zur Vermeidung von gefährlichen Asbestfasern im Trinkwasser, welche als die beste vorhandene Technik seitens der obersten Umweltbehörde in den USA vorgeschlagen wurde.

Dennoch bleiben Zweifel. Denn bis heute ist nicht klar, ob Asbestfasern, die oral aufgenommen werden, ebenso so gefährlich sind wie eingeatmete. Es ist umstritten, ob die Fasern über den Magen- und Darmtrakt ausgeschieden werden oder ob sie unter Umständen im Körper wandern können.

Die Neuverlegung von Rohren aus Asbestzement ist jedenfalls seit dem 1.1.1995 verboten. Allerdings dürfen ältere Leitungen nach wie vor betrieben werden.

WHO und Bundesgesundheitsamt sind bis heute der Auffassung, dass die Nutzung von Rohren aus Asbestzement kein Risiko darstellt, wenn das dadurch beförderte Wasser der Trinkwasserverordnung entspricht. Wasser darf aus diesem Grund nicht zu weich sein.

Die Trinkwasserverordnung sieht vor, dass am Wasserwerkausgang der pH-Wert des Wassers einen Wert aufweist, der größer ist als 7,7. Durch einen möglichst hohen pH-Wert soll die Kapazität der Kalklöslichkeit so niedrig wie möglich gehalten werden. Man vertraut darauf, dass das Risiko des Freisetzens von Asbestfasern auf diese Weise minimiert wird. Im Gegensatz zu Deutschland wurde in den USA seitens der Umweltbehörde EPA ein Grenzwert für Asbest im Wasser festgeschrieben, wodurch die Gesundheit der Bevölkerung geschützt werden soll.

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Das Material der Wasserleitungsrohre spielt eine große Rolle.

 

#2 Kalk

Kalk ist im Haushalt eher störend und kann nicht nur Spüle, Gläser und Waschbecken mit einer Schicht überziehen, auch Haushaltsgeräte wie Wasserkocher, Geschirrspüler und Waschmaschine können beschädigt werden. In Süddeutschland ist das Wasser besonders “hart”, also kalkhaltig.

Mit einem guten Wasserfilter wird auch das Kalk herausgefiltert – angenehmer für alle Beteiligten und die Haushaltsgeräte. Weiterer Vorteil: das Wasser schmeckt weicher und besser, Kaffee und Tee werden auch dadurch aromatischer, weil das Kalk nicht die wertvollen Aromastoffe komplexiert.

 

#3 Medikamente

Unser Trinkwasser ist überraschend häufig mit Medikamenten und deren Rückstände und Abbauprodukte belastet. Diese kommen nicht nur von uns Menschen (da die meisten Erwachsenen Medikamente wie Antibiotika und Schmerzmittel einnehmen), sondern auch aus der Massentierhaltung. Hier werden Hormone und Antibiotika in einer Menge eingesetzt, dass sie es bis ins Grund- und später in unser Trinkwasser schaffen. Hier werden es v.a. in Einzugsgebieten größerer Städte immer häufiger die Grenzwerte überschritten, und zwar weltweit.

 

#4 Schwermetalle

Nicht nur unsere Ozeane, auch unser Trinkwasser enthält nachweisbare Mengen Schwermetalle wie Blei, Cadmium und Aluminium. In Altbauwohnungen sind häufiger Belastungen feststellbar, in wenigen Fällen sind sogar noch Bleirohre verlegt. Hier lohnt ein Blick in die Analyse des örtlichen Wasserwerks oder noch besser: eine eigene Analyse in Auftrag geben.

 

#5 Krankheitserreger

Regelmäßig kommt es in Altbauwohnungen und Hochhäusern in Städten zu größeren Ausbrüchen von Legionellen oder Salmonellen, welche sich auch in Wasserleitungen vermehren oder als Bio-Filme festsetzen können. Wer schon einmal über längere Zeit einen Wasserfilter verwendet hat ist erstaunt, was sich in einem Tropfen Leitungswasser tummelt.

Allein aus diesem Grund lohnt es sich, Leitungswasser zu filtern und sauber zu halten – es ist schlichtweg hygienischer und nicht jeder hat das Glück, frisches Quellwasser aus dem Wasserhahn zu bekommen.

 

Wo gibt es Hilfe und wie kannst Du Dich schützen?

Der örtliche Wasserversorger kann Auskunft darüber erteilen, ob Wasserleitungen aus Asbestzement vorhanden sind. Falls Eigentümer von Immobilien oder Betriebe genauere Informationen zum Umgang mit Asbestzement haben wollen, findet man einen Ansprechpartner beim dvgw (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches). Der Verein hat Empfehlungen zum Umgang mit Asbestzementwasserrohren in einem Informationsblatt zusammengestellt.

Mittels Nanofiltration können Asbestfasern im Trinkwasser zurückgehalten werden. Auch Aktivkohlefilter schützen, weshalb das Einsetzen eines Aktivkohlefilters in Regionen, in denen es Trinkwasserrohre aus Asbestzement gibt, durchaus sinnvoll ist. Ebenso kann auch die Umkehrosmose zur Entfernung von Asbestfasern verwendet werden.

 

Fazit – Lasst uns über Wasser reden!

Leitungswasser kann getrunken werden, ist aber nicht immer sauber – um wirklich rein und für die Gesundheit förderlich zu sein empfehle ich, sich einmal mit dem Wasserthema zu beschäftigen. Finde heraus, wo Dein Trinkwasser herkommt und welche Qualität es hat. Ein Trinkwassertest selbst in Auftrag geben, ist eine lohnende Sache.

Da die Qualität unseres Trinkwassers eher nachlässt als besser wird und für die Gesundheit sehr relevant ist, wirst Du in Zukunft von uns mehr zu diesem wichtigen und spannenden Thema erfahren. Wir werden uns auch ansehen, welche Wasserfilter- und Strukturierungsanlagen besonders gut sind und wie Du mit einfachen Mitteln sauberes und leckeres Trinkwasser bekommst.

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Du darfst Dich also auf alles freuen, was dieses Jahr noch so kommt!

 

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