Piperin – Der scharfe Wirkstoff aus dem Pfeffer
Vielleicht wussten unsere Vorfahren schon intuitiv, dass Pfeffer gesund ist, als sie ihn in unsere Ernährung eingeschlichen haben. Aber was macht schwarzen Pfeffer so gesund? Es ist das Piperin! In diesem Artikel erfährst Du, wie man Piperin für seine Gesundheit nutzen kann – von besserer Nährstoffaufnahme über Entzündungshemmung bis zur Gehirnleistung.
Was ist Piperin?
Piperin ist ein Alkaloid aus dem schwarzen Pfeffer (lateinisch Piper nigrum). Es ist zum einen verantwortlich für die Schärfe im Pfeffer, aber auch für viele seiner gesundheitlichen Effekte.
Pfeffer – auch als „schwarzes Gold“ bekannt – gehört zu den ältesten und wertvollsten Gewürzen der Welt. Schon um 6.000 v. Chr. wurde in der Materia Medica, einer klassischen Schrift des Ayurveda, die Verwendung von Pfeffer bei verschiedenen Beschwerden, insbesondere im Magen-Darm-Bereich, empfohlen.[1] In der Antike war Pfeffer so kostbar, dass er zeitweise sogar als Zahlungsmittel diente.[2] Die alten Griechen und Römer verwendeten ihn nicht nur zum Würzen, sondern auch bei Magenproblemen, Erkältungen und zur Förderung der Verdauung.
Heute weiß man: Der Hauptwirkstoff Piperin ist mehr als nur ein Scharfmacher – er wirkt entzündungshemmend, antioxidativ und kann die Bioverfügbarkeit anderer Substanzen deutlich erhöhen. Was unsere Vorfahren also intuitiv richtig gemacht haben, lässt sich heute auch wissenschaftlich belegen. Die genauen Wirkungen schauen wir uns gleich etwas genauer an.
Wirkung von Piperin im Körper
Piperin erhöht die Bioverfügbarkeit
Piperin wurde schon 1979 als sogenannter „Bioenhancer“ entdeckt – also als Stoff, der andere Wirkstoffe besser wirken lässt.[2] Du kannst dir das vorstellen wie eine Art „Verzögerungsschalter“ im Körper: Piperin sorgt dafür, dass bestimmte Kontrollstellen in unserem Verdauungssystem und in den Zellen langsamer oder gar nicht reagieren. So bekommen Wirkstoffe wie Resveratrol, Curcumin oder Medikamente mehr Zeit und Raum, um ihre Wirkung zu entfalten.
Das funktioniert auf mehreren Wegen:[6]
- Erhöhte Aufnahme im Darm: Piperin beeinflusst Transportproteine und verändert die Durchlässigkeit der Darmwand. So kann mehr vom Wirkstoff ins Blut gelangen.
- Hemmung von Abbauenzymen: Piperin bremst Enzyme der Cytochrom-P450-Familie, die Wirkstoffe wie Curcumin oder Medikamente normalerweise abbauen. Dadurch bleiben sie länger im Blut aktiv.
- Blockade des Multidrug-Resistance-Proteins: Dieses Transportprotein schleust normalerweise Fremdstoffe aus der Zelle. Piperin hemmt diesen Mechanismus teilweise – so bleibt mehr Wirkstoff in der Zelle.
- Verzögerte Ausscheidung: Piperin hemmt die Glucuronidierung, wodurch Stoffe nicht so schnell wasserlöslich gemacht und ausgeschieden werden.
Diese vier Hauptmechanismen führen insgesamt zu einer deutlich besseren Aufnahme und Wirkung vieler Substanzen. Piperin kann sowohl die Bioverfügbarkeit klassischer Medikamente wie Ibuprofen verbessern als auch die Aufnahme pflanzlicher Wirkstoffe und Nahrungsergänzungsmittel steigern.
Bereits 1998 wurde in einer Studie gezeigt, dass 20 mg Piperin die Bioverfügbarkeit von Curcumin um ganze 2000 % erhöhen kann.[3] Dadurch verstärken sich die entzündungshemmenden Effekte von Curcumin deutlich und halten länger an.
Auch die Kombination mit Resveratrol zeigt beeindruckende Ergebnisse: In einer Mausstudie erhöhte Piperin die Gesamtaufnahme (AUC) von Resveratrol um 229 % und die maximale Blutkonzentration (Cmax) um das 15-Fache im Vergleich zur Gabe von Resveratrol allein.[9] Piperin verzögert hier den Abbau und verstärkt so die antioxidativen, entzündungshemmenden und cholesterinsenkenden Eigenschaften von Resveratrol.
Weitere Pflanzenstoffe mit besserer Bioverfügbarkeit durch Piperin
Ähnliche Effekte auf die Bioverfügbarkeit durch Piperin wurden auch bei anderen Pflanzenstoffen beobachtet, darunter:
- Allicin aus Knoblauch
- Aloe Vera
- Ashwagandha
- Berberin
- Boswelliasäuren aus Weihrauch
- Coenzym Q10
- EGCG aus grünem Tee
- Ingwer
- Pflanzliche Antioxidantien
- Quercetin
- Thymoquinon aus Schwarzkümmelöl
- Silibinin aus der Mariendistel
- Süßholzwurzel
Und die Liste wächst stetig weiter. Piperin zeigt bei vielen Naturstoffen das Potenzial, ihre Aufnahme im Körper deutlich zu verbessern.
Entzündungshemmende Wirkung
Auch die entzündungshemmenden Eigenschaften von Pfeffer sind größtenteils auf den Wirkstoff Piperin zurückzuführen. Entzündungen sind eine normale Immunreaktion und helfen dem Körper, sich gegen Krankheiten und Infektionen zu wehren. Chronische Entzündungen hingegen können die Gesundheit auf Dauer stark belasten.
Piperin zeigt hier vielversprechende Wirkungen: Es hemmt die NF-κB-Aktivierung und reduziert entzündliche Botenstoffe wie IL-6 und TNF-α. Damit kann schwarzer Pfeffer – oder eine Nahrungsergänzung mit Piperin – eine mögliche Unterstützung bei chronischen Entzündungen bieten, die sich auf vielfältige Weise äußern können.[5]
Piperin fürs Gehirn
Es gibt Hinweise darauf, dass sich Piperin auch positiv auf die Gehirngesundheit und kognitive Funktion auswirken kann. In Tierstudien – insbesondere mit Mäusen – zeigte Piperin mildernde Effekte bei neurologischen Erkrankungen wie Parkinson und Alzheimer. Es scheint neuroprotektive Eigenschaften zu besitzen, schützt also aktiv Nervenzellen vor Schäden.
Besonders bei Parkinson wirkt Piperin vielversprechend: Es verringert die schädliche Ansammlung von α-Synuclein – einem Protein, das bei dieser Erkrankung verklumpt und Nervenzellen zerstört. Gleichzeitig fördert Piperin den Abbau dieser Proteinreste durch Autophagie, einen zellulären Selbstreinigungsprozess.
Wichtig: Diese Erkenntnisse stammen bisher ausschließlich aus Tierstudien. Die dort verwendeten Dosierungen sind deutlich höher als das, was für den Menschen sinnvoll oder empfehlenswert wäre.
Weitere potenzielle Effekte von Piperin[6]:
- Präventiv unterstützende Wirkung bei Krebs
- Senken und Stabilisieren des Blutzuckers
- Stärkung des Immunsystems
- Unterstützung der Lebergesundheit
- Unterstützung des Herz-Kreislauf-Systems
- Verlangsamung des Alterungsprozesses
- Verringerung von Allergiesymptomen
Anwendung von Piperin
Piperin wird häufig in Kapselform eingenommen, vor allem um die Bioverfügbarkeit anderer Wirkstoffe zu verbessern. Besonders verbreitet ist der Markenrohstoff BioPerine®, der einen standardisierten Gehalt von 95 % Piperin enthält. So kannst du sicher sein, dass auch wirklich eine wirksame Menge enthalten ist.
Am besten kombinierst du Piperin mit anderen Nährstoffen, um deren Aufnahme im Körper zu steigern. Besonders effektiv ist das bei pflanzlichen Stoffen wie Curcumin, aber auch bei Zink, Magnesium oder Coenzym Q10.
Dosierung: Nimm idealerweise dreimal täglich eine Kapsel zusammen mit deinen anderen Nahrungsergänzungsmitteln ein.
Du kannst natürlich auch einfach regelmäßig schwarzen Pfeffer zu deinen Mahlzeiten geben. Der Gehalt an Piperin ist hier zwar deutlich geringer, aber wenn du es zur Gewohnheit machst, kann das trotzdem spürbar die Nährstoffaufnahme aus der Nahrung verbessern.
Wie viel Piperin pro Tag?
In Studien wurden meist Mengen zwischen 5 und 20 mg Piperin pro Tag verwendet. BioPerine® enthält in der Regel 5 bis 10 mg pro Kapsel – eine Menge, die sich gut für die Kombination mit anderen Wirkstoffen eignet.
Zur Langzeitanwendung gibt es bislang nur wenige Daten aus Humanstudien. Deshalb ist bei einer höheren Dosierung etwas Zurückhaltung angebracht.
Welcher Pfeffer enthält am meisten Piperin?
Am höchsten ist der Gehalt in schwarzem Pfeffer (Piper nigrum) – er kann bis zu 6,3 % Piperin enthalten. Weißer Pfeffer stammt von derselben Pflanze, enthält aber meist etwas weniger. Langer Pfeffer (Piper longum) ist ebenfalls reich an Piperin, wurde bisher jedoch weniger gut erforscht.[7,8]
Der Piperingehalt im Pfeffer schwankt stark – je nach Sorte, Herkunft, Anbauweise, Trocknung und Lagerung.
Tipp: Frisch gemahlener schwarzer Pfeffer enthält deutlich mehr aktives Piperin als vorgemahlene Lagerware. Wer regelmäßig frisch mahlt, hat also nicht nur mehr Geschmack, sondern auch mehr Wirkung auf dem Teller.
Nebenwirkungen von Piperin
Piperin hat viele positive Effekte – aber wie bei allem gilt: Die Dosis macht das Gift. In zu hohen Mengen kann es zu Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Sodbrennen oder Reizungen der Schleimhäute kommen. Wer im empfohlenen Bereich von 5–20 mg täglich bleibt, hat in der Regel nichts zu befürchten.
Außerdem beeinflusst Piperin den Abbau vieler Medikamente, da es Enzyme der Cytochrom-P450-Familie hemmt. Dadurch können Arzneimittel wie Blutverdünner, Antidepressiva, Schmerzmittel oder auch manche Chemotherapeutika langsamer abgebaut und dadurch stärker wirksam werden – was zu unerwünschten Nebenwirkungen führen kann.
Wichtig: Wer Medikamente einnimmt oder schwanger ist, sollte die Einnahme von Piperin unbedingt mit einem Arzt abklären.
Fazit: Klein, scharf, effektiv
Piperin ist mehr als nur ein Scharfmacher! Es kann die Wirkung von Nährstoffen massiv verstärken und bietet eigene gesundheitliche Vorteile. Mit Bedacht dosiert und gut kombiniert, kann es nicht nur die Supplement-Routine bereichern – sondern sogar dabei helfen, Geld zu sparen.
- [1] Majeed, M., & Prakash, L. (2000). The medical uses of pepper. ResearchGate. Link
- [2] Atal, C. (1979). A Breakthrough in Drug Bioavailability. IDMA Bulletin. Link
- [3] Shoba, G. et al. (1998). Influence of piperine on the pharmacokinetics of curcumin. Planta Medica. Link
- [4] Kesarwani, K., & Gupta, R. (2013). Bioavailability enhancers of herbal origin. APJTB. Link
- [5] Derosa, G. et al. (2016). Piperine and its role in chronic diseases. Link
- [6] Haq, I. et al. (2020). Piperine: A review of its biological effects. Phytotherapy Research. Link
- [7] Tiwari, A. et al. (2020). Piperine: Isolation, purification, properties. Medicine in Drug Discovery. Link
- [8] Piperine content of different peppers. Steenbergs. Link
- [9] Johnson, J. J. et al. (2011). Enhancing the bioavailability of resveratrol with piperine. Mol Nutr Food Res. Link