Wildfleisch war für Deine Vorfahren selbstverständlich – es war eine Frage des Überlebens, nicht des Geschmacks. Erst mit der Sesshaftwerdung des Menschen kam gezähmtes Fleisch auf den Tisch.
Heute findest Du fast nur noch Fleisch von domestizierten Tieren in Supermärkten – gezüchtet, gemästet, mit Kraftfutter und Medikamenten versorgt. Die Folge: ein hoher Fettgehalt, ein ungünstiges Fettsäureprofil, Rückstände von Antibiotika und Hormonen, und ein ethisch wie ökologisch fragwürdiger Umgang mit Tieren.
Zeit, umzudenken. Wenn Du Dich fragst, ob Wildfleisch gesund ist, lohnt sich ein Blick zurück: auf unsere evolutionären Wurzeln, auf die natürliche Lebensweise von Wildtieren – und darauf, was ein Tier wirklich nährstoffreich, nachhaltig und heilsam für Deinen Körper macht.
Wild ist keine Delikatesse für den Herbst – es ist die ursprünglichste Form tierischer Ernährung. Und vielleicht eine der besten Entscheidungen, die Du für Deine Gesundheit treffen kannst.
Seit kurzem leben wir inmitten der Natur Schwedens - und essen fast ausschließlich Wildfleisch, nur noch wenig Rind oder Schwein. Daher ist mir dieser Beitrag ein besonderes Anliegen.
Wildfleisch in Europa: Was bei uns auf den Tisch kommt
In Mitteleuropa und Skandinavien gibt es eine lange Jagdtradition – und dementsprechend eine große Vielfalt an Wildbret. Du musst nicht in die kanadische Wildnis reisen, um gutes Wildfleisch zu bekommen. Auch hierzulande kannst Du aus einer Reihe hochwertiger Wildarten wählen, die regelmäßig und nachhaltig bejagt werden.
Besonders häufig findest Du bei uns diese Wildtiere auf dem Teller:
- Rehwild – Das wohl am häufigsten verzehrte Wildtier in Deutschland. Das Fleisch ist zart, mild im Geschmack und vielseitig einsetzbar.
- Rothirsch (Rotwild) – Etwas kräftiger im Geschmack, besonders nährstoffreich. Ideal für Schmorgerichte und kräftige Saucen.
- Wildschwein – Deutlich magerer als Hausschwein, dafür intensiver im Aroma. Sehr gut für Braten, Ragouts und Würste.
- Damwild und Mufflon – Seltener, aber kulinarisch spannend. Das Fleisch ist dunkel, feinfasrig und sehr aromatisch.
- Hase und Wildkaninchen – In einigen Regionen sehr beliebt, zartes Fleisch mit feinem Wildgeschmack.
- Elch - In Skandinavien nachhaltig bejagt. Festes Fleisch, das an Rind erinnert.
Je nach Region und Jagdsaison ist das Angebot unterschiedlich. Frisch geschossenes Wild bekommst Du meist im Herbst und Winter. Aber viele Jäger und Wildmetzger bieten auch tiefgefrorenes Fleisch das ganze Jahr über an – vakuumiert und küchenfertig vorbereitet.
Wenn Du saisonal, regional und nachhaltig essen möchtest, ist Wildfleisch eine hervorragende Wahl. Und die Vielfalt ist größer, als viele denken.
Nährstoffprofil von Wildfleisch: Natürlich nährstoffdicht
Wildtiere leben so, wie die Natur es vorgesehen hat: Sie bewegen sich viel, ernähren sich von wilden Pflanzen, und sind weder gemästet noch hormonell beeinflusst. Genau das spiegelt sich im Nährstoffgehalt ihres Fleisches wider – und das ist einer der Hauptgründe, warum Wildfleisch so gesund ist.
Im Vergleich zu konventionellem Fleisch – und oft auch zu Bio-Fleisch – schneidet Wildbret in vielen Punkten deutlich besser ab:
- Wenig Fett, dafür ein hoher Anteil an Omega-3-Fettsäuren und ein günstiges Omega-6:3-Verhältnis
- Reich an Eisen, Zink, Selen und weiteren Spurenelementen
- Viele B-Vitamine – besonders B12, aber auch B2, B6 und Niacin
- Sehr hochwertiges Eiweiß mit allen essenziellen Aminosäuren
- Keine Rückstände von Antibiotika, Hormonen oder Futtermittelzusätzen
Gerade für Menschen mit erhöhtem Bedarf – etwa in der Schwangerschaft, Stillzeit, bei chronischer Erschöpfung, Autoimmunerkrankungen oder hohem sportlichem Stress – ist Wildfleisch eine nährstoffreiche, natürliche Proteinquelle, die Dein Körper gut aufnehmen und verwerten kann.
Es ist echtes „funktionelles Fleisch“ – nicht nur als Nährstofflieferant, sondern auch, weil es Deinen Körper nicht zusätzlich belastet. Keine Zusatzstoffe, keine Masttoxine, keine künstlichen Eingriffe in den Stoffwechsel des Tieres. Nur Fleisch – so ursprünglich, wie es sein sollte.
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Gesunde Hormone: Warum ein gesundes Tier auch uns gut tut
Wenn Du Wild isst, isst Du ein Tier, das frei gelebt hat. Kein Stall, keine Enge, kein Dauerstress, kein Mastfutter, keine künstliche Hormonmanipulation, keine Sterilisation. Und das macht einen Unterschied – nicht nur ethisch, sondern auch biochemisch.
Der Hormonhaushalt eines Tieres wirkt sich auf die Qualität seines Fleisches aus. Tiere aus der Massentierhaltung haben oft erhöhte Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin im Fleisch – vor allem dann, wenn sie unter schlechten Bedingungen gehalten oder falsch geschlachtet wurden. Diese Stresshormone können Deinen eigenen Hormonstoffwechsel beeinflussen und Entzündungsprozesse fördern.
Bei Wild sieht das anders aus: Das Tier lebt in seinem natürlichen Rhythmus, bewegt sich täglich, hat Kontakt zu Licht, Dunkelheit, Kälte, Wärme und Jahreszeiten.
Es frisst, was es braucht – nicht, was es bekommen soll. Das Resultat ist ein stabiler, natürlicher Hormonspiegel – und genau das bekommst Du mit auf den Teller.
Viele Menschen spüren das auch: Sie berichten, dass Wildfleisch sie „anders nährt“ – tiefer, klarer, verträglicher. Kein Zufall. Gesunde Tiere erzeugen gesunde Nahrung – und gesunde Nahrung bringt Deine eigenen Systeme in Balance.
Die hormonellen Auswirkungen auf unseren Körper - auch die Sexualhormone - sind daher spürbar.
Nachhaltigkeit & Wildfleisch: Die ökologisch bessere Wahl
Wenn Du Wert auf eine nachhaltige Ernährung legst, ist Wildfleisch eine der besten Optionen. Es stammt nicht aus Zucht, braucht keine Ställe, keine Futtermittelimporte, keine industrielle Infrastruktur – und verursacht kaum Emissionen. Wildtiere leben einfach dort, wo sie schon immer gelebt haben: im Wald, auf Feldern, in natürlichen Ökosystemen.
Das Fleisch ist also ein „Nebenprodukt“ der regulierten Jagd – nicht das Resultat eines geplanten Mastbetriebs. In vielen Regionen ist die Bejagung notwendig, um die Bestände zu regulieren, da natürliche Feinde wie Wölfe oder Luchse fehlen. Ohne Jagd würden Rehe, Hirsche und Wildschweine überhandnehmen und ganze Wälder langfristig schädigen.
Wenn Du Wild isst, hilfst Du also indirekt dabei, das ökologische Gleichgewicht zu erhalten. Und Du unterstützt regionale Wertschöpfung: Die Tiere werden vor Ort geschossen, verarbeitet und verkauft – ohne lange Transportwege oder Großschlachthöfe.
Im Vergleich zur konventionellen Fleischindustrie ist Wildfleisch in puncto Nachhaltigkeit ganz klar im Vorteil. Kein Wasserverbrauch für Futterpflanzen, kein Medikamenteneinsatz, keine Treibhausgase durch Mastanlagen. Einfach natürliches Fleisch – mit gutem Gewissen.
Unsere Biologie spricht dafür: Evolutionär angepasst an Wildfleisch
Dein Körper ist kein Produkt der letzten 100 Jahre – sondern das Ergebnis von Millionen Jahren Evolution. Und in dieser ganzen Zeit hat der Mensch vor allem eines gegessen: Wild. Tiere, die frei lebten, sich natürlich ernährten und nicht mit Kraftfutter oder Medikamenten aufgezogen wurden.
Erst mit der Sesshaftigkeit vor rund 10.000 Jahren (in Mitteleuropa vor ca. 5.000 Jahren) kam die Nutztierhaltung. Und erst in den letzten 100 Jahren hat sich unser Fleischkonsum radikal verändert – durch Massentierhaltung, Genetik, Schnellmast und industrielle Verarbeitung. Doch Deine Verdauungsenzyme, Dein Mikrobiom, Dein Immunsystem – sie alle funktionieren noch immer nach alten Regeln.
Wildfleisch passt zu diesen Regeln. Es ist nährstoffreich, arm an entzündungsfördernden Substanzen, enthält keine Rückstände und bringt natürliche Signale in Deinen Stoffwechsel. Anders als das Fleisch von überzüchteten Tieren, das oft voller Stress, Fett und metabolischer Entgleisung steckt.
Wenn Du Deinem Körper geben willst, wofür er gemacht ist, ist Wild eine logische Wahl. Du isst nicht nur ein Stück Fleisch – Du gibst Deinem System Information, die es versteht.
Natürlich lebende Tiere – natürliche Qualität
Ein Reh läuft täglich mehrere Kilometer, ernährt sich von Gräsern, Kräutern, Knospen und Pilzen – und lebt im natürlichen Rhythmus der Jahreszeiten. Es kennt keinen Stall, kein Kraftfutter, keine künstliche Beleuchtung. Diese Lebensweise prägt den Stoffwechsel des Tieres – und damit auch die Qualität seines Fleisches.
Wildtiere sind ständig in Bewegung, bauen Muskelmasse auf, haben eine hohe Mitochondriendichte und eine gute Stressanpassung. Das alles wirkt sich auf die Gewebestruktur und die Nährstoffzusammensetzung ihres Fleisches aus. Du bekommst weniger Fett, mehr hochwertige Proteine, ein natürliches Fettsäureprofil und eine tiefergehende Vitalstoffdichte.
Das Reh springt hoch, das Reh springt weit - warum auch nicht, es hat ja Zeit. (Bayerische Redensart)
Auch der Geschmack ist anders – intensiver, ursprünglicher, manchmal leicht nussig oder kräuterartig, je nachdem, was das Tier gefressen hat. Das ist keine Einbildung, sondern biochemisch erklärbar. Pflanzenstoffe wie Bitterstoffe, sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe und Terpene gelangen über die Nahrung ins Fleisch.
Wenn Du Wild isst, isst Du also mehr als Muskelgewebe – Du bekommst ein Abbild eines natürlichen Lebens. Und genau das spürt Dein Körper.
Wildfleisch kaufen: So kommst Du an gute Qualität
Wildfleisch bekommst Du nicht im Supermarkt um die Ecke – und genau das ist ein Vorteil. Es lohnt sich, gezielt nach guten Quellen zu suchen, denn die Qualität hängt stark davon ab, wer das Tier geschossen hat, wie es verarbeitet wurde und wie frisch das Fleisch ist.
Die besten Anlaufstellen:
- Direkt beim Jäger – Viele Jäger verkaufen ihr Wildbret direkt oder über kleine Jagdgenossenschaften. Oft tiefgekühlt, vakuumiert und küchenfertig vorbereitet.
- Wildmetzgereien – Diese Betriebe sind auf Wild spezialisiert, kennen sich mit der Zerlegung und Reifung aus und bieten oft verschiedene Zuschnitte an.
- Online-Shops – Seriöse Wildfleischversender bieten regionale Herkunft, transparente Angaben zur Jagd und gekühlten Versand.
- Förstereien und Forstämter – Viele bieten saisonal Wildfleisch aus kommunaler oder staatlicher Jagd an – manchmal auch als Wildwurst oder Wildsugo.
- Gastronomie – In der Wildsaison (Herbst/Winter) bieten viele Restaurants Gerichte mit heimischem Wild an – eine gute Möglichkeit zum Probieren.
Achte beim Kauf auf folgende Punkte:
- Herkunft – Wild aus der Region ist meist frischer und transparenter in der Nachverfolgung.
- Erlegedatum und Verarbeitung – Je kürzer die Zeitspanne zwischen Jagd, Zerlegung und Tiefkühlung, desto besser die Qualität.
- Verpackung – Ideal ist vakuumiertes Fleisch, tiefgekühlt bei –18 °C oder frisch innerhalb von 2–3 Tagen nach der Jagd.
Wenn Du einmal eine gute Quelle gefunden hast, wirst Du merken: Es lohnt sich. Geschmack, Verträglichkeit und Wirkung auf Deinen Körper sind mit herkömmlichem Fleisch kaum vergleichbar.
Bio-Weidefleisch vs. Wildfleisch – ein ehrlicher Vergleich
Sowohl Bio-Weidefleisch als auch Wildfleisch sind Lichtjahre entfernt von dem, was in der Massentierhaltung produziert wird. Beide sind gute, nährstoffreiche Optionen – aber sie unterscheiden sich in einigen wichtigen Punkten. Hier ein ehrlicher Vergleich, damit Du fundiert entscheiden kannst:
| Aspekt | Bio-Weidefleisch | Wildfleisch |
|---|---|---|
| Lebensweise | Weidehaltung, aber oft auf umzäuntem Gelände | Komplett frei lebend, natürliche Umgebung |
| Futter | Gras, Heu, evtl. Bio-Kraftfutter | Wilde Pflanzen, Kräuter, Knospen, Pilze |
| Bewegung | Mehr als Stallhaltung, aber oft begrenzt | Tägliche, natürliche Bewegung über große Distanzen |
| Nährstoffdichte | Hoch – besonders bei Weiderind, Büffel und Lamm | Sehr hoch – besonders bei Omega-3, Eisen, Spurenelementen |
| Rückstände | Keine Hormone oder Antibiotika, aber Futterzusätze möglich | Keine Rückstände – rein natürlich |
| Verfügbarkeit | Ganzjährig erhältlich | Saisonal begrenzt, oft nur auf Vorbestellung |
| Nachhaltigkeit | Gut, aber abhängig von Betrieb und Futterherkunft | Sehr hoch – kein Anbau, keine Haltung, kein Futterbedarf |
| Preis | Gehoben, aber planbar | Oft günstiger als erwartet, aber schwerer verfügbar |
Bio-Weidefleisch ist eine sehr gute Wahl, wenn Du kein Wild bekommst oder eine tierische Proteinquelle für den Alltag suchst. Wenn Du aber das ursprünglichste, nährstoffreichste und natürlichste Fleisch willst, das Du heute bekommen kannst, dann ist Wildfleisch kaum zu schlagen.
Fazit: Wildfleisch – zurück zur Natürlichkeit
Wenn Du Fleisch isst, dann mach es richtig. Wildfleisch ist aus meiner Sicht eine der ehrlichsten, gesündesten und ursprünglichsten Formen tierischer Ernährung. Hier nochmal die wichtigsten Punkte auf einen Blick:
- Wildtiere leben frei, stressarm und naturnah – das spiegelt sich in der Fleischqualität wider.
- Wildfleisch ist nährstoffreich: viel Eisen, Zink, B-Vitamine, Omega-3 und hochwertiges Eiweiß.
- Keine Rückstände, keine Hormone, keine Antibiotika – Du bekommst, was die Natur vorgesehen hat.
- Nachhaltiger geht’s kaum: keine Zucht, keine Futtermittelimporte, keine industrielle Haltung.
- Evolutionär passt Wildfleisch perfekt zu unserem Verdauungssystem – besser als jedes Masttier.
- Regional, saisonal, bewusst genossen – so wird Fleisch wieder etwas Wertvolles.
Für mich ist Wildfleisch kein Luxus, sondern ein Stück Rückbesinnung auf das, was wirklich gut tut.
Oftmals günstiger, als viele meinen - ein Kilo Elchfleisch schlägt noch mit etwa 20 € pro kg zu Buche, während Reh, Wildschwein und Hirsch etwa 10-12 € pro kg kostet.
Kein Alltagssnack – aber eine ideale Ergänzung für eine nährstoffreiche, natürliche und nachhaltige Ernährung.
Im nächsten Beitrag werde ich allerdings auch die andere Seite beleuchten: Wie steht es um mögliche Belastungen bei Wildfleisch?
Dazu gehören Schwermetalle, radioaktive Rückstände, Schrotpartikel oder Kontaminationen bei der Verarbeitung.
Denn: Auch natürliches Fleisch ist nicht automatisch frei von Risiken – und genau das schauen wir uns als Nächstes ehrlich und differenziert an.
- Corradini A, Marescotti ME, Demartini E, Gaviglio A. Consumers' perceptions and attitudes toward hunted wild game meat in the modern world: A literature review. Meat Sci. 2022 Dec;194:108955. doi: 10.1016/j.meatsci.2022.108955. Epub 2022 Aug 27. PMID: 36088748.
- Lecocq Y. A European perspective on wild game meat and public health. Rev Sci Tech. 1997 Aug;16(2):579-85. doi: 10.20506/rst.16.2.1041. PMID: 9501371.
- Branciari R, Ranucci D. Editorial for the Special Issue: Game Meat and Game Meat Products: Safety, Quality and Consumer Perception. Foods. 2022 Jul 12;11(14):2073. doi: 10.3390/foods11142073. PMID: 35885316; PMCID: PMC9321794.
- Tidball MM, Tidball KG, Curtis P. The absence of wild game and fish species from the USDA National Nutrient Database for standard reference: addressing information gaps in wild caught foods. Ecol Food Nutr. 2014;53(2):142-8. doi: 10.1080/03670244.2013.792077. PMID: 24564190.
- Niewiadomska K, Kosicka-Gębska M, Gębski J, Jeżewska-Zychowicz M, Sułek M. Perception of the Health Threats Related to the Consumption of Wild Animal Meat-Is Eating Game Risky? Foods. 2021 Jul 4;10(7):1544. doi: 10.3390/foods10071544. PMID: 34359415; PMCID: PMC8303633.


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