Vanadium zählt zu den Ultra-Spurenelementen, die in der öffentlichen Wahrnehmung und auch in der wissenschaftlichen Debatte lange Zeit nur eine Randrolle spielten. Während Eisen, Zink, Selen oder Magnesium ihren festen Platz in der medizinischen Praxis und in der Nährstofftherapie gefunden haben, blieb Vanadium ein Außenseiter – trotz faszinierender Eigenschaften und bemerkenswerter Forschungsergebnisse, insbesondere in den 1990er-Jahren.

Erst durch Studien, die seine insulinmimetische Wirkung zeigten, rückte Vanadium vorübergehend in den Fokus der Forschung, insbesondere im Zusammenhang mit Diabetes mellitus Typ 2. Gleichzeitig stellte sich aber auch die Frage nach der Sicherheit: Ab wann wird Vanadium toxisch? Wie hoch ist die therapeutisch sinnvolle Dosis? Und wie lässt sich Nutzen und Risiko gegeneinander abwägen?

In diesem Artikel wird Vanadium umfassend beleuchtet – als biochemisch aktives Spurenelement mit potenziellen therapeutischen Anwendungen, aber auch mit einer realistisch-kritischen Betrachtung möglicher Risiken. Ziel ist es, die vorhandene Evidenz sachlich darzustellen, Forschungslücken aufzuzeigen und eine informierte Grundlage für den sinnvollen Einsatz von Vanadium in der Praxis zu schaffen.


Chemische und physiologische Grundlagen

Vanadium ist ein silbrig-graues Übergangsmetall, das in der Natur fast ausschließlich in gebundener Form vorkommt – meist in Verbindung mit Sauerstoff als Vanadat oder Vanadyl. Besonders spannend macht es seine Fähigkeit, verschiedene Oxidationsstufen einzunehmen, vor allem +4 (Vanadyl, VO²⁺) und +5 (Vanadat, VO₃⁻). Diese Wechsel zwischen oxidierten und reduzierten Formen sind ein entscheidender Grund für seine biologische Aktivität im menschlichen Organismus.

Nach der oralen Aufnahme wird Vanadium zu einem geringen Teil resorbiert – man geht davon aus, dass nur etwa 1–5 % der zugeführten Menge tatsächlich in den Blutkreislauf gelangt. Der Rest wird über den Stuhl ausgeschieden. Die Bioverfügbarkeit hängt stark von der chemischen Form ab: Vanadylsulfat, eine häufig untersuchte Verbindung in Studien, zeigt beispielsweise eine höhere Stabilität im Verdauungstrakt.

Im Blut wird Vanadium vor allem an Transferrin gebunden transportiert – genau wie Eisen. Im Gewebe reichert es sich bevorzugt in Knochen, Leber, Nieren und Milz an. Die Ausscheidung erfolgt primär über die Niere. Der Halbwertswert liegt je nach Verbindung und Dosis zwischen wenigen Stunden und mehreren Tagen.

Spannend ist auch der Aspekt, dass Vanadium strukturelle Ähnlichkeit mit Phosphat aufweist. Das erlaubt ihm, in verschiedene enzymatische Reaktionen einzugreifen, insbesondere solche, die auf Phosphorylierungen beruhen – ein zentrales Prinzip zellulärer Signalübertragung. 

Damit wird deutlich: Vanadium ist kein passiver Mitläufer im Mineralstoffhaushalt, sondern kann tief in zelluläre Prozesse eingreifen – sowohl im positiven als auch im potenziell problematischen Sinn.

Eine ausführliche toxikologische Bewertung stammt von Barceloux (2009), der Vanadium als "essentielles, aber potenziell toxisches" Spurenelement beschreibt. Er betont dabei die enge therapeutische Breite: Während niedrige Dosen biologische Funktionen unterstützen können, zeigen höhere Konzentrationen in Tiermodellen Leberschäden, nephrotoxische Effekte und gastrointestinale Irritationen. Das macht eine differenzierte Betrachtung von Dosis, Verbindung und Anwendungsdauer unerlässlich. Fairerweise sollten wir aber sagen, dass alle Metalle potenziell toxisch sind, ab einer bestimmten Menge.

Für Dich als Therapeut oder Gesundheitsinteressierter bedeutet das: Vanadium ist biochemisch hochaktiv – aber auch sensibel in der Anwendung. Wer es therapeutisch einsetzen möchte, sollte sich mit den Grundlagen gut auskennen, um Wirkung und mögliche Nebenwirkungen einschätzen zu können.


Funktionen im menschlichen Organismus

Vanadium übernimmt im Körper mehrere potenziell relevante Rollen – auch wenn viele davon bislang nur in vitro oder im Tierversuch belegt sind. Dennoch zeigen die Daten ein klares Bild: Dieses Spurenelement ist kein Statist im Stoffwechsel, sondern ein aktiver Mitspieler mit vielseitigen Fähigkeiten.


Insulin-mimetische Wirkung

Der wohl bekannteste und am besten untersuchte Effekt von Vanadium ist seine Fähigkeit, die Wirkung von Insulin zu imitieren. Bereits in den 1990er-Jahren wurde gezeigt, dass Vanadyl- und Vanadatverbindungen die Glukoseaufnahme in Muskel- und Fettzellen erhöhen können – unabhängig von endogenem Insulin. Das macht Vanadium besonders spannend bei Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes.

In Studien mit diabetischen Ratten konnte Vanadium die Blutzuckerwerte signifikant senken und die Glukoseverwertung verbessern (z. B. Goldfine et al. 1995). Auch erste klinische Studien am Menschen zeigten vielversprechende Ergebnisse. 

Eine Untersuchung von Goldfine et al. (1996) mit Typ-2-Diabetikern zeigte, dass bereits 100 mg Vanadylsulfat pro Tag über drei Wochen zu einer Verbesserung der Insulinsensitivität und einer Reduktion der Nüchternglukose führten – allerdings begleitet von gastrointestinalen Nebenwirkungen.

In neueren Übersichtsarbeiten (z. B. Rehder 2015) wird diese Wirkung bestätigt: Vanadium hemmt Protein-Tyrosin-Phosphatasen, wodurch Insulinrezeptoren länger aktiviert bleiben – ein Mechanismus, der inzwischen auch bei modernen Antidiabetika (wie GLP-1-Analoga) ausgenutzt wird. Vanadium wirkt also an der Schnittstelle von Zellmembran und Signaltransduktion.


Einfluss auf den Fettstoffwechsel

Vanadium reguliert nicht nur die Glukoseverwertung, sondern hat auch Auswirkungen auf den Lipidstoffwechsel. In Tiermodellen konnten reduzierte Serumtriglyzeride und Cholesterinwerte beobachtet werden. Ob dieser Effekt auch beim Menschen konsistent nachweisbar ist, ist aktuell noch nicht ausreichend belegt – aber es ist ein interessanter Nebenaspekt bei metabolischem Syndrom.


Knochenstoffwechsel und Zellproliferation

In vitro zeigt Vanadium einen Einfluss auf osteoblastische Aktivität – also auf Knochenaufbau. Es scheint durch Modulation bestimmter Enzyme und Wachstumsfaktoren die Knochenbildung zu stimulieren. Parallel dazu gibt es Hinweise, dass Vanadium Zellwachstum und Differenzierung beeinflusst – wobei auch hier Vorsicht geboten ist: Was Zellteilung anregt, kann in der falschen Umgebung (z. B. Tumorgewebe) auch Risiken bergen.


Antioxidative und immunmodulierende Effekte

Vanadium zeigt in Zellstudien antioxidative Eigenschaften, vermutlich über die Modulation von Redoxsystemen wie Glutathion oder Superoxiddismutase. Es gibt auch Hinweise auf eine entzündungshemmende Wirkung, was vor allem bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Adipositas oder neurodegenerativen Prozessen interessant sein könnte.

Eine aktuelle Studie (Wang et al., 2018, PMID: 30350272) beschreibt die neuroprotektiven Effekte von Vanadium über antioxidative Signalwege – was das Element sogar in den Fokus bei Alzheimer oder Parkinson rücken könnte.

Fazit für Dich: Vanadium ist kein Allheilmittel, aber ein multifunktionales Spurenelement mit vielen spannenden Wirkmechanismen. Die Datenlage ist noch nicht vollständig – aber vielversprechend genug, um es im Blick zu behalten, gerade bei Stoffwechselerkrankungen.


Tagesbedarf und Dosierung

Vanadium gehört zu den Spurenelementen, für die es bislang keine offiziell anerkannte Zufuhrempfehlung in Deutschland oder durch die WHO gibt. Der geschätzte Bedarf für Erwachsene liegt – je nach Quelle – bei etwa 50 bis 100 µg pro Tag. Diese Menge kann über eine ausgewogene Ernährung problemlos gedeckt werden.

Die durchschnittliche Aufnahme in westlichen Ländern liegt bei rund 10–60 µg/Tag, wobei der tatsächliche Bedarf individuell sehr unterschiedlich sein kann – abhängig von Ernährung, Stoffwechsellage und Krankheitszustand. 

Interessant: Vanadiumreiche Lebensmittel wie Pilze, schwarzer Tee, Vollkornprodukte oder Salat können bei pflanzenbetonter Ernährung durchaus höhere Mengen liefern.


Tabelle: Vanadiumgehalt ausgewählter Lebensmittel

LebensmittelVanadiumgehalt (µg/100 g)Bemerkungen
Pilze (z. B. Champignons, Schopftintling)50–100Je nach Sorte und Anbau
Kopfsalat20–50Relativ hoher Gehalt unter Blattgemüse
Schwarzer Tee (getrocknet)15–20Getrocknet; pro Tasse Tee deutlich weniger
Spinat (frisch)10–20Variiert stark je nach Boden
Vollkorngetreide (z. B. Hafer, Roggen)5–15In den Randschichten enthalten
Hülsenfrüchte (z. B. Linsen, Bohnen)1–10Trockengewicht
Kakao (Pulver, ungesüßt)ca. 10Gehalt je nach Ursprung
Obst (z. B. Äpfel, Bananen)1–5Geringe Mengen, aber regelmäßiger Verzehr
Backwaren (Weißbrot, Brötchen)1–5Meist niedriger Gehalt durch Auszugsmehl
Honig<1Sehr geringer Gehalt

Therapeutische Dosierungen – was ist noch sicher?

In klinischen Studien wurden therapeutisch deutlich höhere Dosen eingesetzt – meist in Form von Vanadylsulfat oder Ammonium-Metavanadat. Diese bewegten sich oft im Bereich von 50 bis 300 mg Vanadiumverbindungen pro Tag, was einer reinen Vanadiummenge von etwa 10–60 mg täglich entspricht – also dem 100- bis 1000-Fachen des physiologischen Bedarfs.

Beispiel: In einer klinischen Studie von Goldfine et al. (1996) erhielten Typ-2-Diabetiker 100 mg Vanadylsulfat pro Tag über drei Wochen. Ergebnis: Verbesserte Glukosetoleranz und erhöhte Insulinsensitivität – aber auch gastrointestinale Nebenwirkungen wie Übelkeit und Durchfall. Eine sichere Langzeitanwendung konnte nicht belegt werden.

In der Übersicht von Barceloux (2009, PMID: 19162329) wird die orale Aufnahme von bis zu 100 µg/Tag als unbedenklich eingestuft – allerdings unter Vorbehalt, da langfristige Humanstudien fehlen. Dosen über 1 mg/Tag gelten bereits als pharmakologisch aktiv und sollten nicht ohne ärztliche Begleitung eingenommen werden.


LD50-Werte und Toxizität

Die toxikologische Bewertung hängt stark von der verwendeten Verbindung ab. In Tierversuchen liegt die LD50 (letale Dosis für 50 % der Tiere) bei oraler Gabe von Vanadylsulfat bei etwa 10–25 mg/kg Körpergewicht. Das entspricht bei einem 70 kg schweren Menschen rechnerisch etwa 700–1750 mg – wobei solche extrapolierten Werte mit Vorsicht zu genießen sind.

Wichtiger ist: Bereits deutlich geringere Mengen (im Bereich von 10–30 mg/Tag) zeigen bei empfindlichen Personen Nebenwirkungen – insbesondere im Magen-Darm-Trakt, in der Leber oder Niere. Eine therapeutische Anwendung sollte daher immer streng individuell geprüft werden.

Für Dich bedeutet das: Wenn Du Vanadium therapeutisch einsetzen möchtest (z. B. bei Prädiabetes oder Insulinresistenz), dann bitte niemals „auf Verdacht“, sondern mit laborchemischer Begleitung und am besten unter ärztlicher Aufsicht. Im physiologischen Bereich über Lebensmittel ist Vanadium unbedenklich – darüber hinaus beginnt der Bereich, in dem Chancen und Risiken sorgfältig abgewogen werden müssen.


Toxizität und Sicherheitsprofil

So vielversprechend Vanadium in niedrigen Dosen und in Laborversuchen wirkt – seine Anwendung im therapeutischen Bereich ist ein zweischneidiges Schwert. Denn Vanadium zeigt ab einer bestimmten Dosis toxische Effekte, insbesondere auf Leber, Niere und den Magen-Darm-Trakt. Die Grenze zwischen nützlich und schädlich ist bei kaum einem Spurenelement so schmal wie hier.


Organbelastung durch hohe Dosen

In Tierstudien zeigten sich Leberschäden bereits bei chronischer Zufuhr von höheren Mengen Vanadylsulfat. Auch die Nieren scheinen besonders empfindlich zu reagieren, was durch histopathologische Veränderungen in Ratten bestätigt wurde. Diese Organe sind auch beim Menschen die Hauptausscheidungswege – eine Überlastung ist also vorprogrammiert, wenn zu viel Vanadium aufgenommen wird.

Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfall und Appetitlosigkeit gehören zu den häufigsten Nebenwirkungen, die auch in klinischen Studien berichtet wurden. Bei höheren Dosierungen können zusätzlich Reizungen der Schleimhäute, metallischer Geschmack und in Einzelfällen sogar neurologische Symptome auftreten.


LD50 und toxikologische Schwelle

Wie bereits erwähnt, liegt die orale LD50 für Vanadylsulfat bei etwa 10–25 mg/kg Körpergewicht in Tiermodellen – was keine direkte Aussage über den Menschen erlaubt, aber die toxische Potenz unterstreicht. Die No Observed Adverse Effect Level (NOAEL) liegt für manche Vanadiumverbindungen bei rund 0,5 mg/kg Körpergewicht – das wären etwa 35 mg für einen 70-kg-Erwachsenen.

Barceloux (2009) weist in seiner toxikologischen Bewertung darauf hin, dass orale Mengen bis 100 µg/Tag vermutlich sicher sind – darüber hinaus fehlt es an langfristigen Humanstudien. Das größte Risiko liegt nicht in der akuten Toxizität, sondern in der kumulativen Wirkung bei längerfristiger Einnahme.


Interindividuelle Unterschiede

Wie bei vielen Spurenelementen gibt es auch bei Vanadium große Unterschiede in der individuellen Verträglichkeit. Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion oder bestehender Lebererkrankung sollten Vanadium auf keinen Fall zusätzlich einnehmen. Auch Schwangere, Stillende und Kinder gelten als Risikogruppen – allein schon, weil keine ausreichenden Daten zur Sicherheit vorliegen.


Risiko durch Umweltbelastung?

In städtischen Gebieten oder Industrienähe kann Vanadium über die Luft oder Nahrung aufgenommen werden – meist in geringen Mengen, aber langfristig möglicherweise relevant. Die Umwelttoxikologie stuft Vanadium in höheren Konzentrationen als problematisch ein, vor allem für aquatische Organismen.

Für Dich gilt: Vanadium ist hochinteressant – aber auch hochaktiv. Wer damit therapeutisch arbeitet, muss seine Risiken realistisch einschätzen und individuell abwägen. Es ist kein Alltagsmineral wie Magnesium – sondern eher wie ein scharfes Messer: nützlich, aber mit Vorsicht zu genießen.


Ursachen und Symptome eines Mangels

Auch wenn Vanadium nicht als „essenziell“ im klassischen Sinne gilt, zeigen Tierversuche und zelluläre Studien, dass ein subklinischer Vanadiummangel durchaus physiologische Veränderungen auslösen kann - genau wie auch Lithium. Bei uns Menschen ist ein „echter“ Vanadiummangel schwer messbar – vor allem, weil es keine etablierten Normwerte für Blut oder Gewebe gibt.

Ein Mangel tritt vor allem dann auf, wenn Du Dich extrem einseitig ernährst – zum Beispiel sehr fett- oder zuckerreich, mit gleichzeitig geringem Verzehr von pflanzlichen Lebensmitteln. Auch bei chronischen Resorptionsstörungen (z. B. bei Zöliakie, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oder stark eingeschränkter Darmflora) kann es zu einer Unterversorgung kommen.

Typische Anzeichen für einen möglichen funktionellen Mangel könnten sein:

  • gestörter Glukose- und Fettstoffwechsel (z. B. erhöhte Blutzucker- und Triglyzeridwerte)
  • reduzierte Insulinsensitivität
  • verlangsamtes Wachstum (in Tiermodellen deutlich sichtbar)

Ob und wie häufig solche Mangelsituationen klinisch relevant sind, ist noch unklar – aber wenn Du mit Menschen arbeitest, die metabolisch stark belastet sind (Diabetes, Übergewicht, chronische Entzündungen), solltest Du Vanadium zumindest im Hinterkopf behalten.


Therapeutisches Potenzial von Vanadium

Die spannendste Eigenschaft von Vanadium ist und bleibt seine insulinmimetische Wirkung. Zahlreiche Studien – von den frühen 90ern bis heute – haben gezeigt, dass Vanadiumverbindungen in der Lage sind, Glukoseaufnahme und -verwertung zu verbessern, besonders bei Insulinresistenz.

In einer randomisierten, placebokontrollierten Studie an Typ-2-Diabetikern (Goldfine et al., 1996) verbesserte eine dreitägige Einnahme von 100 mg Vanadylsulfat/Tag deutlich die Insulinsensitivität. Auch die Glukosekontrolle konnte verbessert werden – allerdings bei teils unangenehmen Nebenwirkungen.

Neuere Forschungsansätze (z. B. Wang et al., 2018; PMID: 30350272) untersuchen Vanadium auch in Zusammenhang mit neurodegenerativen Erkrankungen, Alzheimer und oxidativem Stress. In Tiermodellen scheint Vanadium die neuronale Plastizität zu fördern, Entzündungsprozesse zu dämpfen und antioxidative Schutzmechanismen zu stärken.

Eine weitere, teils kontrovers diskutierte Anwendung betrifft die mögliche antivirale Wirkung – u. a. im Kontext von COVID-19 (PMID: 37695611). Hierbei wird vor allem der Einfluss auf Immunzellfunktionen und Zytokinsignale untersucht.

Was Du daraus mitnehmen kannst: Vanadium hat eindeutig pharmakologisches Potenzial, das über klassische Nährstofffunktionen hinausgeht. Aber es ist kein „einfacher Nährstoff“, sondern wirkt wie ein mildes Medikament – mit entsprechendem Monitoring, Dosierungsdisziplin und ärztlicher Begleitung.


Kontraindikationen und Interaktionen

Aktuell sind keine spezifischen Kontraindikationen für die physiologische Zufuhr über Lebensmittel bekannt. Kritisch wird es aber, wenn Vanadium als Nahrungsergänzung oder gar in pharmazeutischer Dosis verwendet wird.

Folgende Gruppen sollten besonders vorsichtig sein:

  • Menschen mit Niereninsuffizienz oder Leberschäden
  • Schwangere und Stillende (wegen fehlender Sicherheitsdaten)
  • Kinder und Jugendliche in der Entwicklung

Vanadium kann mit Eisen, Chrom und Phosphat um Aufnahmewege konkurrieren. Auch Interaktionen mit oralen Antidiabetika oder Glukokortikoiden sind denkbar – wurden aber noch nicht umfassend untersucht. Wer Medikamente nimmt, sollte Vanadium nur in Absprache mit einer medizinischen Fachperson einsetzen.

In natürlichen Mengen ist Vanadium unbedenklich. Sobald Du aber über Supplementierung nachdenkst, gelten andere Spielregeln. Hier ist Wissen gefragt – und ein gutes Gespür für das Maß.




Studienlage und Forschungsperspektiven

Die Forschung zu Vanadium hat in den letzten Jahrzehnten viele interessante Ansätze hervorgebracht – von der Behandlung des Typ-2-Diabetes über neuroprotektive Effekte bis hin zur Immunmodulation. Besonders die Studien aus den 1990er-Jahren legten den Grundstein für das heutige Wissen. Sie zeigten klar: Vanadium kann auf zellulärer Ebene insulinähnliche Effekte auslösen, den Zuckerstoffwechsel verbessern und entzündungshemmend wirken.

Klinische Studien wie die von Goldfine et al. (1996) belegen die Wirksamkeit bei Typ-2-Diabetikern, weisen aber auch auf die enge therapeutische Breite und Nebenwirkungen hin. Rehder (2015) fasst zusammen, dass Vanadiumverbindungen biochemisch faszinierend, aber klinisch schwer handhabbar sind – nicht zuletzt wegen der Toxizität bei wiederholter Anwendung.

Aktuelle Arbeiten, wie etwa PMID: 29577939, 37695611 und 30350272, erweitern das Bild um neue Perspektiven: Vanadium könnte bei neurodegenerativen Erkrankungen eine Rolle spielen, oxidativen Stress modulieren und sogar immunologisch relevant sein. Es wird aber deutlich: Die Evidenz ist vor allem präklinisch. Für den therapeutischen Einsatz am Menschen fehlen Langzeitdaten.

Die größte Herausforderung bleibt die Dosis-Wirkung-Toxizität-Relation. Vanadium ist kein klassischer Mikronährstoff wie Magnesium oder Zink – sondern bewegt sich irgendwo zwischen Nährstoff und Medikament. Das macht es so spannend – aber auch so heikel.


Empfehlung, Persönliches Fazit und Ausblick

Vanadium ist für mich eines der interessantesten, aber auch unterschätztesten Spurenelemente in der modernen Nährstoffmedizin. Es hat zweifellos Potenzial – vor allem bei Insulinresistenz, metabolischem Syndrom und oxidativem Stress. Aber: Dieses Potenzial geht Hand in Hand mit einer deutlich höheren Verantwortung in der Anwendung.

Wenn Du Dich mit Vanadium beschäftigst, solltest Du wissen, worauf Du Dich einlässt. Es reicht nicht, nur die biochemische Wirkung zu feiern – Du musst auch die toxikologische Seite im Blick behalten. Ich empfehle Vanadium nicht zur Selbstmedikation, sondern nur in gezielten Fällen und mit therapeutischer Begleitung – idealerweise basierend auf Laborwerten und Verlaufskontrolle.


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Für die Zukunft wünsche ich mir mehr klinische Forschung – mit niedrig dosierten, besser bioverfügbaren Vanadiumverbindungen, vielleicht kombiniert mit Chelatoren oder Pflanzenstoffen zur besseren Steuerung. Die Schnittstelle zwischen Ernährung, Pharmakologie und individualisierter Medizin ist genau der Ort, an dem Vanadium seinen Platz finden könnte.

Mein Fazit für Dich: Vanadium ist kein Spielzeug. Aber in den richtigen Händen – ein mächtiges Werkzeug. Nutze es mit Wissen, mit Augenmaß – und mit Respekt vor seiner Wirkung.


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