Du möchtest ein großes Blutbild oder ein kleines Blutbild machen lassen? Doch welche Werte gibt es an? Gibt es wichtige Blutwerte, die vielleicht sogar fehlen für eine aufschlussreiche Diagnostik? Das erfährst Du in diesem Artikel.

Lerne mehr, über die häufigsten gemachten Laboruntersuchungen und was sie voneinander unterscheidet, welche Aussagen man aus beiden treffen kann und was vielleicht auch fehlt.

Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit der Ärztin Verena Garcia vom Longevity Center entstanden.

Kleines Blutbild - Werte im Überblick

Starten wir mit dem kleinen Blutbild, welche in häufigen Routineuntersuchungen zum Einsatz kommt. Es enthält wichtige Blutwerte, jedoch keine Vitamine (Vitamin D, Vitamin B12 ...) und Mineralstoffe (Selen, Eisen ...).

Was wird gemessen ?

Das kleine Blutbild gibt eine Aussage über die wichtigsten Zellreihen des Blutes. Dazu gehören folgende Parameter [1]:

  1. Erythrozyten
  2. Hämoglobinkonzentration
  3. Hämatokrit
  4. Erythrozyten - Indizes: MCH, MCHC, MCV
  5. Leukozyten
  6. Thrombozyten

Ich verstehe, wenn diese Wörter für Dich vielleicht wie chinesisch klingen. Ich erkläre Dir gerne mehr zu den einzelnen Parametern.

kleines Blutbild

Schnell abgenommen und schnell analysiert - das kleine Blutbild zählt zu den Routineuntersuchungen.

Erythrozyten

Dies sind die roten Blutkörperchen. Sie transportieren Sauerstoff durch unseren Körper.

Hämoglobin

Dies ist der rote Blutfarbstoff und ist Teil der Erythrozyten. An ihn binden die Sauerstoffmoleküle. Oder besser gesagt hoffentlich Sauerstoffmoleküle, denn auch andere Moleküle wie Kohlenstoffmonoxid können an dieser Stelle binden.

Hämatokrit

Dies beschreibt, welchen Anteil die zellulären Anteile im Blut, im Vergleich zu den flüssigen Anteilen, einnehmen. Zu 95% sind diese Erythrozyten.

Erythrozytenindices

Der MCHC gibt Auskunft über die Hämoglobinkonzentration der Erythrozyten. MCH beschreibt dabei die absolute Hämoglobinkonzentration eines Erythrozyten. MCV gibt dabei Auskunft über das Volumen der Erythrozyten.

Leukozyten (weiße Blutkörperchen)

Dies ist die übergeordnete Gruppe für die weißen Blutkörperchen und sie sind die Zellen Deines Immunsystems.

Thrombozyten (Blutplättchen)

Das sind die Zellen Deiner Blutgerinnung. Wenn Du Dich zum Beispiel in den Finger schneidest, ist die erste Reaktion deines Körpers eine Rekrutierung von Thrombozyten, um das Bluten zu stoppen und die Wunde zu schließen.

Nachdem Du nun einen Überblick hast über die einzelnen Parameter, erzähle ich Dir etwas über Referenzbereiche und was eine Abweichung davon Dir sagen kann.


Kleines Blutbild Normwerte

Diese sind für Frauen und Männer teilweise unterschiedlich. Dies liegt daran, dass Männer in der Regel mehr Muskelmasse und Gesamtkörpergewicht haben und weil Männer keine Menstruationsblutung haben [2].

ParameterFrauenMänner
Erythrozyten (Mio/µl)4,3 bis 5,24,8 – 5,9
Hämoglobinkonzentration (g/dl)12 – 1614 – 18
Hämatokrit (%)37-4740-57
MCH (pg)28 – 3428 – 34
MCHC (g/gl)30 – 3630 – 36
MCV (fl)78 – 9478 – 94
Leukozyten (µl)4000 – 10.0004000 – 10.000
Thrombozyten (µl)150.000 – 400.000150.000 – 400.000

Übersicht über die Blutwerte des kleinen Blutbildes

Kleines Blutbild Interpretation

Was bedeuten die Blutwerte des kleinen Blutbildes? Darum dreht sich dieser Absatz.

Erythrozyten und Erythrozytenindices

Besitzt Du einen Mangel an Erythrozyten, so spricht man von einer Anämie. Symptome einer Anämie können Blässe der Haut und Schleimhäute, Müdigkeit und Belastungsdyspnoe (Atemnot bei Belastung) sein. Ursächlich kann zum Beispiel eine äußere Blutung, eine starke Periode, eine innere Blutung von Organen oder eine Infektion sein. Noch viel häufiger jedoch ist ein Nährstoffmangel.

Deshalb nimmt man sich dann die Erythrozytenindizes zur Hand. Sind MCH und MCV zu niedrig, dann spricht man von einer hypochromen und mikrozytären Anämie. Das bedeutet, die Erythrozyten sind mit weniger Hämoglobin geladen und sind im Vergleich zu klein. Die häufigste Ursache ist ein Eisenmangel. Eisen ist ein zentrales Element des Hämoglobin.

Hingegen spricht man beim Gegenteil, also sind MCH und MCV zu hoch, von einer hyperchromen und makrozytären Anämie, die Erythrozyten haben mehr Hämoglobin als üblich und sind größer. Du kannst es Dir so vorstellen, dass zu wenig Erythrozyten da sind und deshalb werden die, die vorhanden sind, vollgepackt.

Die häufigste Ursache ist ein Mangel an Vitamin B9 und Vitamin B12.

Thrombozyten

Sind diese erniedrigt, spricht man von einer Thrombozytopenie oder Thrombopenie. Je nachdem, ob sie vom Körper vermindert gebildet werden, oder sie zu früh zu Grunde gehen. Ein Grund kann ein Hypersplenismus sein, sprich eine zu große Milz. Denn die Milz ist für die Aussonderung von alten Thrombozyten, aber auch Erythrozyten verantwortlich.
Bei einer Thrombozytose, sprich zu viel Thrombozyten, sind häufig Entzündungen, vor allem chronische, eine Ursache.

Auf die weißen Blutkörperchen will ich gleich zu sprechen kommen.

Was enthält ein großes Blutbild?

Ein großes Blutbild unterscheidet bei den weißen Blutkörperchen nochmal die verschiedenen Zellreihen. Daher erhältst Du ausführlichere Informationen darüber, weshalb die weißen Blutkörperchen aus der Norm fallen. Oder die quantitative Anzahl der weißen Blutkörperchen ist normal, jedoch sind einzelne Zellreihen nicht normwertig.

Blutwerte

Die unterschiedlichen Zellreihen

Im Großen und Ganzen gibt es 5 große Untergruppen: Monozyten, Lymphozyten, Granulozyten, Mastzellen und dendritische Zellen. Natürlich lassen sich diese Gruppen auch nochmal in Untergruppen unterteilen. Doch damit es für Dich halbwegs übersichtlich bleibt, belasse ich es dabei [3]. Der Vollständigkeit halber gebe ich Dir einen Überblick über all diese Zellreihen. Mastzellen und dendritische Zellen werden in der Regel jedoch nicht im Labor bestimmt.

Großes Blutbild Normwerte

Bevor ich Dir genaueres über die Zellreihen erzähle, hier ein kleiner Überblick über die prozentuale Verteilung der einzelnen Zellreihen. Alle Werte sind für Frauen und Männer gleich [4].

ParameterWert
Lymphozytenca. 30 % (1.500-3.000 pro µL Blut)
Monozyten3 - 7 % (285- 500 pro µl Blut)
Granulozyten60 % (ca. 3000 bis 6000 pro µl Blut)
Großes Blutbild Werte im Überblick (hinzu kommen natürlich die Werte des kleinen Blutbildes oben)


Die übrig gebliebenen Prozente fallen auf die anderen Zellreihen. Bei den Granulozyten verzichte ich auf weitere Details zu den verschiedenen Typen.

Wie kommt es zu einer allgemeinen Abweichung bei den weißen Blutkörperchen?

Eine Leukopenie beschreibt eine Verminderung der Leukozyten. Ursächlich können Alkoholmissbrauch, Knochenmarkserkrankungen, Autoimmunerkrankungen, schwere Infektionen oder auch Medikamente wie Antibiotika sein.

Eine Leukozytose, zu viele Leukozyten, kann unter anderem durch eine Infektion, eine kürzlich vorangegangene Impfung, Medikamente oder Knochenmarkserkrankungen hervorgerufen werden. Doch auch ganz gesunde Reaktionen wie Fieber lösen eine Leukozytose aus. Das möchtest Du ja schließlich auch, dass wenn Du krank bist, Dein Immunsystem aktiv wird und den Erreger beseitigt. Solltest Du übermäßig häufig an einer Erkältung leiden, sprich mehr als ca. 4 mal jährlich, empfehle ich Dir, mal ein großes Blutbild zu machen [5].

Wollen wir nun die Zellreihen genauer unter die Lupe nehmen!

Monozyten

Monozyten wandern aus dem Blut ins Gewebe und verwandelnsichzuMakrophagen. Makrophagen kannst Du dir als Aufräumpolizei vorstellen. Sie sind Fresszellen und beseitigen veraltete Zelltrümmer, Eiweiße oder auch Bakterien. Eine Erhöhung sieht man vor allem bei einer chronischen Entzündung oder nach langfristiger Gabe von Cortisol [6].

Lymphozyten

Sie sind immens wichtig für Dein Immunsystem und machen einen großen Anteil der im Blut zirkulierenden Leukozyten aus. So produzieren sie Antikörper, können veränderte körpereigene Zellen (Tumorzellen) bekämpfen oder können auch Botenstoffe ausschütten, um andere Zellen anzulocken und eine Immunantwort zu unterstützen. Eine erhöhte Anzahl an Lymphozyten zeigt sich oft bei Virusinfekten. 

Eine verminderteAnzahl an Lymphozyten stellt in Folge dessen eine große Beeinträchtigung des Immunsystems dar und kann vor allem mit einer Mangelernährung in Zusammenhang stehen. Eine erhöhte Anzahl an Lymphozyten, bei gleichzeitig einer Verminderung an Granulozyten, deutet dies auf ein überaktives Immunsystem hin und spricht somit wieder für eine chronische Entzündung.

Granulozyten

Kleine Anekdote: Der Name kommt aus der Struktur des Zytoplasmas, das flüssige in der Zelle, da unter dem Mikroskop feine Körnchen (=Granula) zu sehen sind. 

Eine Erhöhung spricht meistens für eine bakterielle Infektion oder langanhaltender Stress. Auch die Schilddrüse würde ich bei einer Verminderung mal überprüfen lassen, denn das aktive Schilddrüsenhormon T3 (Trijodthyronin) beeinflusst die Aktivität der Granulozyten und auch der Makrophagen.

Mastzellen

Mastzellen spielen vor allem bei allergischen Reaktionen eine Rolle. Sie enthalten im Zellinneren den Botenstoff Histamin, der bei einer allergischen Reaktion ausgeschüttet wird. Wenn du zum Beispiel einen großen Mückenstich hast, der rot wird, dann haben sie dort viel Histamin ausgeschüttet. Doch auch eine Allergie gegen Nahrungsmittel führt im Körper zu einer Ausschüttung von Histamin.

Dendritische Zellen

Und zu guter letzt die dendritischen Zellen. Sie sind antigenpräsentierende Zellen, sprich sie präsentieren einen Krankheitserreger, der dann von anderen Zellen bekämpft und beseitigt werden kann [7].

Ich hoffe, ich konnte Dir einen guten Überblick über die verschiedenen Zelltypen geben. Am Ende möchte ich Dir ein paar Tipps geben, was Du mit untersuchen lassen solltest bzw könntest, wenn Du das nächste Mal Deinen Arzt aufsuchst.


Blutbild
Unser Blut ist der Spiegel unserer Gesundheit.

Was wird bei einem Blutbild ausgelassen?

Kurz vorab: Natürlich kann man alles und nichts untersuchen und die Möglichkeiten sind endlos. Doch zumindest gehören ein paar weitere Werte für mich zur Basisdiagnostik. Ich will gar nicht auf alle Werte im einzelnen ausführlich eingehen. Das sprengt den Rahmen des Artikels.

Kleines Beispiel: Es ist schön zu wissen, dass der Hämoglobinwert erniedrigt ist, doch dann nicht zu wissen, weshalb, bringt mir also recht wenig. Daher gehört ein Eisenprofil immer mal wieder kontrolliert. Dies schließt wenigstens Gesamt-Eisen, Ferritin und Transferrin mit ein. Da eben der Eisenmangel, vor allem bei Frauen durch die Menstruation, eine der häufigsten Ursachen für eine Blutarmut darstellt. Ist da alles im Normbereich, kann weiter gesucht werden.

Auch hs-CRP sollte man bestimmen lassen, da dieser Wert einem einen groben Hinweis auf eine Entzündung, vor allem bakterieller Natur, im Körper gibt. Ebenfalls gehören Leberwerte (ALT, AST, Gamma-GT, AP) inklusive Blutfettwerte (Cholesterin, HDL, LDL, Triglyzeride) und Nierenwerte (Kreatinin, eGfR) für mich zum Routinelabor.

Und auch die Schilddrüse (TSH, fT3, T4) sollte immer mal wieder überprüft werden, da sie für so viele Stoffwechselprozesse eine entscheidende Rolle spielt. Und nicht zu vergessen sollte im Herbst immer auch Vitamin D bestimmt werden. Ich hoffe, du hast im Sommer genug Sonne getankt!

Zu guter Letzt ist mir noch wichtig zu sagen, dass viele Normwerte veraltet sind. Aus funktioneller Sicht muss man etwas differenzierter hinsehen. So ist beispielsweise der TSH-Wert als Parameter für die Schilddrüse mit bis zu 4 mU/I als normwertig angegeben, doch spricht man ab 2 bis 3 schon von einer subklinischen Unterfunktion [8]. Und keine Angst, Du musst dort nicht selbst durchblicken.

Weitere Werte, die im großen und kleinen Blutbild fehlen:

  • Aminosäuren
  • Vitamin D
  • Vitamin B12
  • Magnesium
  • Jod
  • Selen
  • Omega-3 Fettsäuren
  • uvm.


Für eine tiefere Beratung empfehle ich Dir, einen funktionellen Mediziner aufzusuchen, der Dich als Person sieht und nicht nur Normwerte betrachtet. Und nein, ich möchte damit nicht einen Allgemeinmediziner angreifen. Ich verstehe, dass in unserem Gesundheitssystem auch kaum Zeit ist, wirklich differenziert hinzusehen. Ob ich das jetzt richtig finde, überlasse ich Deiner Spekulation.

Fazit

Das kleine und das große Blutbild geben Dir eine Auskunft über die wichtigsten Zellreihen des Blutes. Möchtest Du genauere Informationen, vor allem über die Funktion Deines Immunsystems erhalten, empfiehlt sich ein großes Blutbild.

Doch beide haben ihre Lücken und aus funktioneller Sicht solltest Du ein paar weitere Werte bestimmen lassen, um einen guten Gesamtüberblick über Deinen Körper zu erhalten.

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Du hast Fragen oder Anregungen? Dann hinterlasse mir gerne einen Kommentar!