Glutathion ist das wichtigste intrazelluläre Antioxidans, das Deine Zellen vor oxidativem Stress (freie Sauerstoff-Radikale) schützt. Es spielt eine zentrale Rolle in der Entgiftung, stärkt das Immunsystem und unterstützt die Zellgesundheit. In diesem Artikel erfährst Du alles Wichtige über seine Funktionen, Quellen und Möglichkeiten, Deinen Glutathion-Spiegel zu optimieren.
Was ist Glutathion?
Glutathion ist ein Antioxidans, was bedeutet, das es freie Elektronen hat und freie Sauerstoff-Radikale neutralisieren kann. Es ist ein Peptid, das aus drei Aminosäuren besteht - Cystein, Glycin und Glutaminsäure.
Wenn es freie Radikale neutralisiert, oxidieren zwei Glutathion-Moleküle und bilden eine Schwefelbrücke aus beiden Molekülen. Das ist dann oxidiertes GSSG (G steht dann für das Antioxidans, SS für die Schwefelbrücke). Entsprechend wird reduziertes ("aktiviertes") Glutathion als GSH dargestellt.
Als Master-Antioxidans ist es unverzichtbar für Deine Zellen, denn es ist in den Zellen das wichtigste Antioxidans. Über eine gesunde und bunte Ernährung nehmen wir viele Antioxidantien auf, wie Vitamin C, Flavonoide und andere. Doch die stärksten Antioxidantien bildet unser Körper selbst - Glutathion ist hier der König. Weitere Beispiele sind Thioredoxin (in den Mitochondrien) und Coenzym Q10.
Glutathion ist außerdem für die Entgiftung essenziell und unser Immunsystem.
Du kannst Deine Glutathion-Spiegel im Vollblut bzw. intrazellulär messen. Bei gesunden Menschen liegt stehts ein "Pool" an aktiviertem GSH vor. Daher haben gesunde Zellen ein GSH/GSSG-Verhältnis von ≥ 4:1.
Welche Radikale neutralisiert Glutathion?
Glutathion (GSH) neutralisiert eine Vielzahl von reaktiven Sauerstoff- und Stickstoffspezies (ROS und RNS), die in Zellen oxidativen Stress verursachen können. Hier sind die wichtigsten Radikale:
1. Reaktive Sauerstoffspezies (ROS):
Hydroxy-Radikal (•OH): Hochreaktives und schädliches Radikal, das Zellbestandteile wie DNA, Proteine und Lipide angreifen kann.
Superoxid-Anion (O₂⁻•): Entsteht als Nebenprodukt der mitochondrialen Atmung; wird durch Superoxiddismutase (SOD) zu Wasserstoffperoxid umgewandelt, das von Glutathion-Peroxidase (GPx) weiter reduziert wird.
Wasserstoffperoxid (H₂O₂): Wird durch die Glutathion-Peroxidase zu Wasser (H₂O) reduziert, wobei GSH zu GSSG (oxidiertes Glutathion) oxidiert wird.
Singulett-Sauerstoff (¹O₂): Ein hochreaktives Sauerstoffmolekül, das durch antioxidative Prozesse wie die von GSH neutralisiert wird.
2. Reaktive Stickstoffspezies (RNS):
Stickstoffdioxid (NO₂): Entsteht in stickstoffreichen Umgebungen und kann Zellbestandteile schädigen.
Peroxynitrit (ONOO⁻): Entsteht aus der Reaktion von Stickstoffmonoxid (NO) mit Superoxid (O₂⁻•) und wird durch Glutathion entschärft.
3. Lipidperoxide:
Lipidperoxyl-Radikale (ROO•): Entstehen durch die Oxidation ungesättigter Fettsäuren in Zellmembranen. Glutathion hilft, die Lipidperoxidation zu stoppen.
Lipid-Hydroperoxide (LOOH): Zwischenprodukte der Lipidperoxidation, die durch die Glutathion-Peroxidase (GPx) abgebaut werden.
4. Organische Peroxide:
Alkylperoxide (ROOH): Organische Peroxide, die durch Glutathion reduziert werden.
Mechanismus der Neutralisierung:
Glutathion fungiert als Elektronenspender. Während der Neutralisierung wird reduziertes Glutathion (GSH) mithilfe des Enzyms Glutathion-Peroxidase in seine oxidierte Form (GSSG) umgewandelt. GSSG wird durch die Glutathion-Reduktase unter Verbrauch von NADPH wieder zu GSH regeneriert, was die kontinuierliche antioxidative Kapazität sicherstellt.
γ-Glutamyltransferasen, die im Blut als Gamma-GT gemessen werden, sind übrigens ein Marker für den GSH-Verbrauch, denn sie zeigen den Abbau von GSH sowie die Aufnahme von GSH in die Zellen an. Je höher der GSH-Bedarf und -Verbrauch, desto höher der Wert.
Schlüsselenzyme:
Glutathion-Peroxidase: Neutralisiert Peroxide.
Glutathion-S-Transferase: Bindet Toxine für die Ausscheidung.
Glutathion-Reduktase: Regeneriert oxidiertes GSSG zu GSH. Co-Faktoren sind Selen, FAD
Die 15 wichtigsten Funktionen von Glutathion
Die wichtigsten Funktionen von Glutathion in unserem Körper auf einen Blick. Dann wird auch klar, warum es so entscheidend für unsere Gesundheit ist:
Neutralisierung freier Radikale und Schutz vor oxidativem Stress.
Entgiftung von Schwermetallen und Xenobiotika.
Regeneration anderer Antioxidantien wie Vitamin C und E.
Unterstützung des Immunsystems (NK-Zellen). Immunzellen können nur mit einer Reserve an GSH und Vitamin C aktiv werden.
Regulation des Zellzyklus und der Apoptose.
Schutz der DNA vor Schäden.
Unterstützung der Proteinfaltung durch Cystin-Brücken.
Reduktion von Entzündungen durch Abbau von Prostaglandinen.
Aufrechterhaltung der Mitochondrienfunktion.
Steigerung der Thermotoleranz.
Schutz der Lungenfunktion bei oxidativem Stress.
Mukolytische (schleimlösende) Eigenschaften bei Atemwegserkrankungen.
Förderung der Fruchtbarkeit (wichtig in Spermien- und Eizellen).
Verbesserung der Neurotransmitterbalance.
Förderung der Wundheilung und Geweberegeneration.
Erhöhter Bedarf an Glutathion
Wer hat einen erhöhten Bedarf und sollte besonders achtsam mit einer ausreichenden Aufnahme von GSH sein?
Medizinische Gründe:
Einnahme von Medikamenten: Schädliche Metabolite (NAPQI) durch Paracetamol-Einnahme verbrauchen Glutathion.
Strahlen- und Chemotherapie: Verursachen massiven oxidativen Stress und Zellschäden.
Chronische Entzündungen und Krankheiten: HIV, Sepsis, Colitis ulcerosa und Morbus Crohn und andere entzündliche Erkrankungen erhöhen den Bedarf.
Lebensstilbedingte Ursachen:
Rauchen: Führt zu einem Anstieg reaktiver Sauerstoffspezies (ROS).
Alkoholkonsum: Belastet die Leber und erhöht den Glutathion-Verbrauch.
Stress und intensive körperliche Belastung: Verursachen oxidativen Stress.
Weitere Risikogruppen:
Säuglinge und Frühgeborene: Geringe Glutathion-Syntheseleistung.
Ältere Menschen: Nachlassende Fähigkeit zur Glutathion-Produktion.
Glutathion und Paracetamol-Vergiftung
Eine Paracetamol-Überdosierung führt zur Bildung des toxischen Metaboliten NAPQI, was wiederum den GSH-Verbrauch erhöht, denn GSH neutralisiert NAPQI und schützt die Leberzellen vor Schäden.
Das Gefährliche an Paracetamol in großen Mengen ist tatsächlich der Verbrauch von GSH in den Leberzellen und folglich der oxidative Stress, der die Leberzellen zum Absterben bringt.
Behandlung:
Intravenöse Gabe von N-Acetylcystein (NAC): 300 mg/kg Körpergewicht über 20 Stunden.
Dosierungsschema: Initialdosis: 150 mg/kg KG in 15 Minuten. Anschließend: 50 mg/kg KG über 4 Stunden und 100 mg/kg KG über 16 Stunden.
Symptome eines Glutathion-Mangels
Wie äußert sich eine Unterversorgung bzw. ein ungünstiges GSH/GSSG-Verhältnis?
Allgemeine Anzeichen:
Müdigkeit und Erschöpfung.
Verlangsamte Wundheilung.
Vorzeitige Alterung durch erhöhten oxidativen Stress.
Immunsystem:
Erhöhte Infektanfälligkeit.
Reduzierte Aktivität von NK-Zellen und T-Lymphozyten.
Atmungsorgane:
Ansammlung von Schleim in den Atemwegen (z. B. bei COPD).
Verschlechterung der Lungenfunktion.
Muskulatur und Stoffwechsel:
Verlust an Muskelmasse.
Erhöhte Insulinresistenz.
Lebensmittelquellen für Glutathion
Welche Lebensmittel enthalten aktives GSH?
Lebensmittel
Glutathion-Gehalt (mg/100 g)
Rinderleber
28
Hühnchenleber
25
Eier
15
Fisch
12
Spinat
11
Brokkoli
9
Spargel
8
Avocado
7
Knoblauch
5
Zwiebeln
4
Kohl
4
Blumenkohl
3
Kartoffeln
3
Walnüsse
2
Sonnenblumenkerne
1
Erdbeeren
2
Grapefruit
2
Melonen
1
Hier sei gesagt, dass die Aufnahme von Glutathion über die Nahrung begrenzt ist, da es als Peptid größtenteils im Magen und Dünndarm in die Aminosäuren abgebaut wird.
Studien weisen darauf hin, dass es in geringen Mengen ganz aufgenommen wird, allerdings nur sehr geringfügig.
Wie Du Glutathion in den Zellen erhöhen kannst
Neben einer Erhöhung der GSH-Aufnahme über die Nahrung und eines geringeren Verbrauchs, gibt es Möglichkeiten, die Glutathion-Reserve in Deinen Zellen im ganzen Körper zu erhöhen.
Du profitierst davon immens: besserer Schutz vor oxidativem Stress, höhere Immunkompetenz, bessere Regeneration? Warum eigentlich nicht?
Nutze den Nrf2-Signalweg, um eine höhere GSH-Synthese im Körper zu erreichen. Eine bessere Aktivierung dieses Signalweges erreichst Du durch den Konsum von grünem Gemüse wie Brokkoli, Spinat und Grünkohl sowie farbige Beeren, Gewürze und Pilze. Bitterstoffe helfen auch..
Supplementation mit Cystein: Die Ergänzung von Cystein in der Form von Nahrungsprotein (z.B. rotes Fleisch, Milchprodukte, Whey-Protein) oder als Nahrungsergänzung (z. B. als N-Acetylcystein) erhöht das GSH im Körper mehr, als die orale Gabe von Glutathion selbst. Die Einnahme von Glycin (als Ergänzung oder in Form von Kollagen) erhöht Glutathion übrigens auch.
Förderung der Glutathion-Synthese durch Mikronährstoffe:
Vitamin C und E.
Vitamin D.
Selen und Zink.
Alpha-Liponsäure.
Vermeidung von oxidativem Stress durch eine Ernährung reich an Antioxidantien (frisches, regionales, saisonales Obst, Gemüse, Beeren, Pilze, Gewürze, Kaffee und Tee).
Fasten. Gelegentliches Fasten oder einfach nur zeitweise weniger Proteine (und somit Methionin) können das GSH auch erhöhen. Ein Grund, warum Fasten so gesund ist.
Kalt duschen und Eisbaden. Auch dies erhöht GSH, denn es erhöht die Kältetoleranz im Körper und stärkt ganz nebenbei das Immunsystem.
Glutathion-Supplementierung
Ich erhalte viele Fragen rund um die Supplementierung von Glutathion. Welche Form ist die beste? In welcher Menge? Wann und wie eingenommen?
Oral wird Glutathion nur in liposomaler Form über die Mundschleimhaut aufgenommen. Hier gibt es aber nur wenige gute Produkte, diese sind meist sehr teuer und die Einnahme über die Mundschleimhaut ein wenig unpraktisch (Du musst es ein paar Minuten im Mund behalten und nicht sofort herunterschlucken).
Die Gabe von GSH als Infusion (z.B. 1-4g einmal wöchentlich) ist effektiver, da es die Verdauungsorgane umgeht. Dies wird bei chronischer Müdigkeit und Erschöpfung, chronischen Infekten, Autoimmunerkrankungen oder in der komplementären Krebstherapie getan.
Alternativ kannst Du auch täglich 0,5-4g N-Acetyl-Cystein als Nahrungsergänzung zu Dir nehmen - dies ist deutlich günstiger, ist der Flaschenhals bei der GSH-Synthese und bietet noch weitere Vorteile, da Cystein auch als Antioxidans und Mukolytikum aktiv ist. Kombiniere es mit Vitamin C für optimale Wirkung und Aufnahme.
Glutathion ist das zentrale Antioxidans, das Deine Zellen schützt und Entgiftungsprozesse unterstützt. Durch eine ausgewogene Ernährung, die richtige Supplementierung und gezielte Maßnahmen kannst Du Deinen Glutathion-Spiegel optimieren und so Deine Gesundheit fördern.
Ich selbst mache die beste Erfahrung mit der gezielten Supplementierung von Cystein (mit liposomalem Glutathion weniger), da es praktisch, günstig und alltagstauglich ist. Außerdem achte ich auf einen aktiven und gesunden Lebensstil mit allem, was dazugehört und in diesem Beitrag geteilt wurde.
Martin Auerswald ist studierter Biochemiker, Ernährungsberater, Mikronährstoffberater und Spiegel-Bestsellerautor. Seine Lebensmission ist es, Menschen dabei zu unterstützen, ein gesundes, glückliches und erfülltes Leben zu führen. Mit seinen Beiträgen erreicht er jedes Jahr mehrere Millionen Menschen.
Lieber Martin,
Deine newsletter sind informativ, dennoch verständlich und positiv bestärkend. Sie machen mut zur eigeninitiative. Danke dafür!
Herzliche grüsse
Manuela
Lieber Martin,
vielen Dank für Deine ausführlichen, lehrreichen Berichte. Ich lerne dabei soooo viel und freue mich dann, wenn ich einiges davon in unser Leben/Gesunderhaltung einbauen kann.
Ganz liebe Grüße
Dietlinde
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