ADHS – diese vier Buchstaben sind heute fast jedem bekannt. Für viele bedeutet es eine Diagnose, eine „Störung“, die behandelt werden muss. Doch was wäre, wenn ADHS gar keine Krankheit ist, sondern eine natürliche neurobiologische Variation und ein Symptom, das aber nicht als schlecht bewertet werden muss?

In unserer modernen Welt wird oft vergessen, dass sich das menschliche Gehirn über Jahrmillionen entwickelt hat – angepasst an eine Umwelt, die sich stark von der heutigen unterscheidet. Die sogenannte „Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung“ ist in Wahrheit keine Fehlfunktion, sondern eine besondere Art des Denkens, die in anderen Kontexten als wertvolle Fähigkeit betrachtet wird.

Um es kurz zu fassen: Menschen mit ADHS sind nicht krank, sie sind anders - und haben meist ganz besondere Begabungen. Wobei jeder Mensch einzigartig und somit "anders als die anderen" ist.

In diesem Artikel erfährst Du, warum ADHS nicht als Krankheit betrachtet werden sollte. Du lernst, welche Faktoren die Symptomatik beeinflussen und welche naturheilkundlichen Ansätze es gibt, um Menschen mit ADHS optimal zu unterstützen.


Die Diagnose ADHS: Ein kritischer Blick

Wenn Du die offizielle Definition von ADHS betrachtest, findest Du eine lange Liste von Symptomen, die vor allem auf Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität abzielen. Die Diagnose basiert dabei meist auf subjektiven Einschätzungen von Eltern, Lehrern und Ärzten. Doch wie objektiv sind diese Bewertungen wirklich?


Die problematische Definition

Die aktuellen Diagnosekriterien nach DSM-5 und ICD-11 erfassen ADHS als neurobiologische Entwicklungsstörung. Dabei reicht es aus, dass ein bestimmter Schwellenwert an Symptomen erreicht wird, um eine Diagnose zu stellen. Doch genau hier liegt das Problem: Diese Symptome sind nicht spezifisch für ADHS, sondern kommen bei vielen Menschen – mit oder ohne Diagnose – vor.

Es ist kein klinisches Beschwerdebild, sondern rein subjektiv wahrgenommene und ganz normale Verhaltensweisen, vor allem bei Kindern.


Subjektive Wahrnehmung und gesellschaftliche Normen

In verschiedenen Kulturen wird ADHS unterschiedlich diagnostiziert. Während in den USA die Diagnosehäufigkeit bei bis zu 10% liegt, ist sie in manchen europäischen Ländern deutlich niedriger. 

Liegt das an genetischen Unterschieden? Nein – es liegt vor allem an unterschiedlichen Erwartungen an kindliches Verhalten und die Möglichkeit, dieses auszuleben.

Bei Kindern, die ländlich aufwachsen, kommt ADHS deutlich seltener vor als bei städtisch geprägten Kindern. 


ADHS ist keine Krankheit. Es ist als Symptom für unsere moderne Gesellschaft, die besonders den Fokus auf Leistung legt, zu betrachten - einer Gesellschaft, in der Kinder nicht mehr "Kinder" sein dürfen, wie sie eigentlich sollten - einer Gesellschaft, in der wir konstant mit Informationen überladen werden und in der Stress nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel ist.

Bei Kindern mit ADHS funktioniert das Gehirn anders, ist häufig anders "verdrahtet". Diese Kinder denken anders und nehmen ihre Umwelt anders wahr - aber es sind deswegen keine kranken Kinder.

In unserer schnelllebigen Gesellschaft, in der Kinder frühzeitig stillsitzen, sich konzentrieren und „funktionieren“ müssen, werden natürliche Bewegungs- und Erkundungsdränge oft als störend empfunden. So kann ein Kind, das in einer anderen Umgebung völlig unauffällig wäre, plötzlich die Diagnose ADHS erhalten.

Das Problem sind nicht die Kinder - sondern das Umfeld und die Erwachsenen, die die Kinder als "verhaltensauffällig" abstempeln.


Stärken eines ADHS-Gehirns 

Es ist kein Defizit - Kinder mit ADHS haben besondere Stärken, die gesehen werden sollten:

  • Hyperfokus: Menschen mit ADHS können sich auf interessante Aufgaben extrem konzentrieren. 
  • Kreativität: Studien zeigen, dass ADHS mit erhöhtem divergenten Denken verbunden ist. 
  • Spontaneität und Risikobereitschaft: Wichtige Eigenschaften für Unternehmertum und Innovation.


Der Einfluss von Umweltfaktoren

Neben den gesellschaftlichen Erwartungen spielen auch Umweltfaktoren eine große Rolle. Studien zeigen, dass Stress, Schlafmangel, toxische Belastungen (z. B. Schwermetalle) und eine unausgewogene Ernährung die Symptome von ADHS verstärken können. 

Trotzdem werden diese Aspekte in der klassischen Diagnostik oft vernachlässigt.

Statt also vorschnell eine Diagnose zu stellen und Medikamente zu verordnen, sollten wir einen differenzierteren Blick auf ADHS werfen. Es geht nicht darum, eine vermeintliche Störung zu „heilen“, sondern darum, die Lebensumstände so zu gestalten, dass betroffene Kinder und Erwachsene ihr volles Potenzial entfalten können.


Professor Gerald Hüther: ADHS ist keine Störung - das Problem liegt ganz woanders

Der bekannte Hirnforscher und Neurobiologe Professor Gerald Hüther sagte einst in einem ZDF-Interview, dass ADHS keine Krankheit ist, sondern etwas ganz anderes. 

>> Das Interview kannst Du hier ansehen (sehr sehenswert!)


Einige wichtige Punkte aus diesem Interview:

Kinder sind im Wachstum, das Gehirn entwickelt sich und lernt durch Erfahrung. Manche Erfahrungen machen Kinder heutzutage zu selten, ungünstige Erfahrungen zu häufig. Daher entwickelt sich das Gehirn anders.

Die ADHS-Diagnosen nehmen scheinbar rasant zu, weil es bequem ist: 

  • Eltern sind froh, dass es ein angeblich genetisches Problem ist
  • Ärzte sind froh, dass sie ein Medikament verschreiben können, das eine scheinbare Lösung anbietet
  • Lehrer sind froh, dass sie nicht in die Verantwortung genommen werden müssen
  • Die Pharmaindustrie ist froh, dass sie mit Methylphenidat einen sogenannten Blockbuster haben

Aber es ist nicht so, dass die Krankheit zunimmt - die Wahrnehmung ist anders und wo man Kinder früher noch zum Toben in den Garten geschickt hat, bekommen sie heute ein Medikament verschrieben.

Bei ADHS geht es um Impulskontrolle und Aufmerksamkeit - wenn das Medikament nun diese Aufgaben künstlich übernimmt, kann das Kind das gar nicht mehr lernen, und wird möglicherweise ein Leben lang auf das Medikament angewiesen sein.

Laut Prof. Hüther müssen Kinder erfahren, lernen, ausprobieren, Emotions- und Impulskontrolle lernen, sich austoben, spielen - ganz ohne Druck. Dazu bekommen sie heute immer weniger die Möglichkeit.


Vera Birkenbihl: Warum Jungs scheinbar häufiger ADHS haben

Vera Birkenbihl, aus meiner Sicht eine hochintelligente Frau (leider zu früh verstorben), hat in ihren Seminaren häufig über ADHS gesprochen

Wie sie es erklärt, finde ich genial: Jungs entwickeln sich anders als Mädchen. Sie sind grobmotorischer, sie müssen mehr "anpacken" und haben einen anderen Bewegungsdrang - aber sie müssen in der Schule das tun, was eigentlich nicht-kindgerecht ist: still sitzen und ruhig bleiben.

Jungs fällt das schwerer. Das ist stressig - und die typischen ADHS-Symptome sind nichts anderes als der Umgang dieser Kinder mit Stress. 

Kinder mit ADHS sind eigentlich ganz normal - wir haben als Gesellschaft die Norm verschoben. Normal ist ein Kind, wenn es ruhig sitzt und still ist - nicht, wenn es herumtoben und sich ausprobieren, erfahren darf.


ADHS: Selektiv hochbegabt

Vera Birkenbihl (und mittlerweile auch viele Kinderärzte und Hirnforscher) beschreibt auch, dass Kinder mit ADHS eigentlich selektiv hochbegabt sind. 

Sie können sich nicht auf viele verschiedene Dinge gleichzeitig konzentrieren, sondern nur auf wenige. Für diese haben sie dann aber teils schärferen Fokus und bessere Erfolge als alle anderen. 

Sie können sich nur auf die Dinge konzentrieren, die ihnen wichtig sind und die ihnen Spaß machen. In unserem Schulsystem müssen sie jedoch Dinge lernen, auf die sie gar keine Lust haben. Zu Uhrzeiten (z.B. 8 Uhr morgens), an denen Kinder vielleicht gar keine Lust darauf haben.

Früher (in den Jäger- und Sammler-Kulturen) wäre das eine Inselbegabung gewesen. Möglicherweise waren das sogar die Pioniere - die Entdecker, die vorausgegangen und sich alles angeschaut haben. Heute hat die Gesellschaft, und besonders das Schulsystem, für diese Rolle keine Verwendung, weil sie "aus der Reihe tanzen", statt sich zu entfalten.


Kinder bereits an Medikamente gewöhnen ist kritisch zu sehen

Methylphenidat, auch bekannt als Ritalin oder Adderal (Markennamen) ist ein Medikament, die dem Betäubungsmittelgesetz unterliegt. Klassisch würde man sagen: das ist eine Droge.

Wenn Kinder bereits früh daran gewöhnt werden, bei Problemen ein Medikament zu nehmen, ist das eine schwierige Lernerfahrung: denn Medikamente sollten der letzte Ausweg sein, nicht die erstbeste Lösung. Als Erwachsene steigt die Chance, eher zu Medikamenten zu greifen, als auf Ursachensuche zu gehen.

Methylphenidat ist kein "Heilmittel", sondern unterdrückt - wie so viele Medikamente - nur die Symptome.

Es wirkt als Stimulans des zentralen Nervensystems, indem es die Konzentration von Dopamin und Noradrenalin im Gehirn erhöht. Ähnlich wie Koffein. Während es für viele Menschen wirksam ist, gibt es mögliche Nebenwirkungen und Langzeitfolgen, die berücksichtigt werden sollten.


Mögliche Nebenwirkungen und Langzeitfolgen von Methylphenidat

Die Auswirkungen hängen von der Dosis, der Dauer der Einnahme und individuellen Faktoren ab. 

 Kurzfristige Nebenwirkungen Diese treten meist zu Beginn der Behandlung oder bei Dosisanpassungen auf: Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust – häufig, insbesondere bei Kindern Schlafstörungen 

  • Schwierigkeiten beim Einschlafen oder Durchschlafen 
  • Magen-Darm-Beschwerden – Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen 
  • Herz-Kreislauf-Probleme – erhöhter Blutdruck, Herzrasen 
  • Kopfschmerzen – gelegentlich als Begleitsymptom 
  • Reizbarkeit oder emotionale Schwankungen – kann zu Nervosität oder Angst führen 
  • Tics oder Muskelzuckungen – selten, aber möglich 
  • Mundtrockenheit – unangenehmes Trockenheitsgefühl 


Langzeitfolgen und mögliche Risiken 

Die Forschung zu Langzeitfolgen ist nicht eindeutig, aber es gibt einige Hinweise auf potenzielle Auswirkungen: 

  •  Wachstumsverzögerung: Bei Kindern kann eine leicht reduzierte Wachstumsgeschwindigkeit beobachtet werden. Dies normalisiert sich oft nach Absetzen oder in Wachstumsschüben. 
  • Kardiovaskuläre Risiken:  Langfristige Einnahme kann zu erhöhtem Blutdruck und einer möglichen Belastung des Herzens führen, insbesondere bei Patienten mit Vorerkrankungen. 
  • Psychische Auswirkungen:  Es gibt Berichte über verstärkte Angst, Depressionen oder emotionale Abflachung, besonders bei langfristiger Einnahme. In seltenen Fällen kann es zu psychotischen Symptomen oder Paranoia kommen. 
  • Toleranzentwicklung und Abhängigkeitspotenzial: Während bei ADHS-Patienten das Risiko einer Abhängigkeit gering ist, kann es in seltenen Fällen zu einer Toleranzentwicklung kommen, sodass höhere Dosen erforderlich wären. 
  • Missbrauchsrisiko besteht besonders, wenn das Medikament nicht bestimmungsgemäß verwendet wird. 
  • Veränderungen im Gehirn:  Langfristige Studien deuten darauf hin, dass Methylphenidat die Dopamin- und Noradrenalin-Systeme im Gehirn beeinflusst. Die klinische Bedeutung dieser Veränderungen ist jedoch noch nicht abschließend geklärt. 
  • Beeinflussung des Sozialverhaltens:  Manche Nutzer berichten von reduzierter Spontaneität oder emotionaler Ausdrucksfähigkeit („emotionales Abstumpfen“).

Methylphenidat ist ein wirksames Medikament bei ADHS, kann aber Nebenwirkungen und langfristige Risiken mit sich bringen. Auch Studien wie Posner et al. (2020) zeigen, dass Stimulanzien (z. B. Methylphenidat) kurzfristig wirksam sind, aber ihre langfristige Effektivität umstritten ist​.


Ursachen und Entstehung von ADHS-Symptomen

Gehen wir auf mögliche Ursachen und die Entstehung von ADHS ein:


Genetische Einflüsse und Epigenetik?

Studien zeigen, dass ADHS eine hohe Erblichkeit aufweist (70–80 %). Das bedeutet, dass es in bestimmten Familien gehäuft auftritt - muss aber nicht heißen, dass es vererbbar ist. Vielmehr kann es darauf hindeuten, dass bestimmte Ursachen in manchen Familien häufiger vorkommen - wie emotionaler Stress oder eine ungesunde Ernährung.


Umweltfaktoren, die zu ADHS beitragen können

  • Toxine: Schwermetalle wie Blei und Quecksilber stehen in Verbindung mit ADHS-Symptomen.
  • Schlafmangel: Beeinträchtigt die Dopaminregulation im Gehirn. Viele Kinder leiden heute unter Schlafmangel, auch bedingt durch konstante Exposition gegenüber Blaulicht (abends) und dem für Kinder eher unnatürlichen frühen Aufstehen, um zur Schule zu müssen.
  • Ernährung: Eine Zuckerreiche Ernährung und verarbeitete Lebensmittel (mit Lebensmittelzusätzen) können die Symptome verstärken. Dies ist eine mögliche Erklärung, warum ADHS in manchen Familien häufiger vorkommt.
  • Nährstoffdefizite: Ein Mangel an Omega 3-Fettsäuren, Eisen, Jod, Magnesium und B-Vitaminen könnte an der Entstehung beteiligt sein. Diese Nährstoffe sind für eine normale Entwicklung des Gehirns verantwortlich - fehlen diese, kann sich das Gehirn nicht so entwickeln, wie es sollte.
  • Stress: ADHS kann eine Anpassungsreaktion von Kindern auf Stress sein, den sie erfahren, z.B. durch Mobbing in der Schule oder durch ein Zuhause, in dem viel Stress und Streit herrschen.
  • Fehlende Aufmerksamkeit: Es wird beobachtet, dass Kinder, die von ihren Eltern zu wenig Aufmerksamkeit bekommen, ADHS-Symptome häufiger entwickeln. Besonders Jungs mit fehlendem Bezug zum Vater sind häufig betroffen. Dass Babys und Kleinkinder immer häufiger und aus Bequemlichkeit mit TV, Tablets oder Handys "ruhig gestellt" werden, ist nicht gerade hilfreich.
  • Digitaler Über-Konsum: Fernseher, Tablets und Handys sind allgegenwärtig und buhlen um unsere Aufmerksamkeit. Kleinkinder werden gerne mit digitalen Unterhaltungsmedien "unterhalten" und "ruhig gestellt", durch die unnatürlichen Lichtquellen, die grellen Farben und bunten, lustigen Figuren kann es zu Kurzsichtigkeit und einer eingeschränkten Gehirnentwicklung kommen. 
  • Auch Langeweile wird ausgeblendet - diese ist aber wichtig für Kinder, um Kreativität und Lösungsorientiertheit zu erlernen.


Ernährung und naturheilkundliche Ansätze zur Unterstützung

Was könnte nun helfen? Sehen wir uns einige naturheilkundliche Ansätze an:


Wichtige Mikronährstoffe

Eine gesunde Zufuhr an Mikronährstoffen ist essenziell für die Entwicklung der Kinder. In der heutigen Zeit kommen Nährstoff-Defizite immer häufiger vor - Stress, Medikamente, Schlafmangel und eine ungesunde Ernährung sind Gründe und verstärken es noch weiter.

Diese Nährstoffe sind besonders wichtig:

  • Omega-3-Fettsäuren: Fördern die Neurotransmitterproduktion.
  • Vitamin D: Essenzieller Bestandteil bei der Serotonin-Produktion.
  • Zink und Eisen: Helfen bei der Dopaminsynthese.
  • Magnesium: Unterstützt die Entspannung und kognitive Funktionen.
  • B-Vitamine: Wichtig zur Bildung von Neurotransmittern und für einen gesunden Gehirnstoffwechsel
  • Jod: Essenzieller Co-Faktor für Wachstum und Entwicklung von Nervenzellen. Jodmangel bei Kindern ist besonders häufig.


Adaptogene und pflanzliche Mittel

Kräuter wie Rhodiola (Rosenwurz), Ashwagandha, Ginkgo Biloba und Ginseng können Stress reduzieren und die Konzentration fördern. Besonders mit Ashwagandha haben wir bereits viele gute Erfahrungen gesammelt und dies kann ich ergänzend zu einer gesunden, naturbelassenen und zuckerarmen Ernährung und Mikronährstoffen sehr epfehlen.


Bewegung und Licht

Regelmäßige Bewegung fördert die Dopaminproduktion, während Sonnenlicht und natürliche Lichtquellen wie Feuer die Serotoninsynthese ankurbelt.

Besonders am Abend sollte die Exposition von Licht mit einem hohen Blaulichtanteil (z.B. LED, elektronische Bildschirme) reduziert werden, damit das Gehirn sich entspannen und auf den Schlaf vorbereiten kann. 


Vorteile einer Eliminationsdiät bei ADHS

Studien zeigen, dass bestimmte Lebensmittel ADHS-Symptome verstärken oder lindern können. Eine Eliminationsdiät, bei der verarbeitete Lebensmittel und Zucker reduziert oder eliminiert werden, kann dazu beitragen, die Konzentrationsfähigkeit und emotionale Stabilität zu verbessern.


Vorteile der Eliminationsdiät

  • Stabile Blutzuckerwerte: Vermeidung von Zucker reduziert Blutzuckerschwankungen, die Hyperaktivität und Impulsivität fördern können.
  • Geringere Entzündungen: Verarbeitete Lebensmittel enthalten oft Zusatzstoffe und Transfette, die Entzündungen im Körper fördern, was ADHS-Symptome verstärken kann.
  • Optimierte Nährstoffversorgung: Eine natürliche Ernährung mit viel Gemüse, gesunden Fetten und Proteinen liefert essentielle Mikronährstoffe für die Gehirnfunktion.


Umsetzung im Alltag

Eine Eliminationsdiät bedeutet nicht nur Verzicht, sondern vielmehr eine bewusste Umstellung auf nährstoffreiche, unverarbeitete Lebensmittel. Hierzu gehören:

  • Frisches Obst und Gemüse
  • Gesunde Fette wie Nüsse, Avocados und Olivenöl
  • Hochwertige Proteine aus Fisch, Eiern und Hülsenfrüchten

Die Umstellung erfordert Geduld, aber viele Eltern berichten von positiven Effekten auf das Verhalten und die Konzentration ihrer Kinder nach nur wenigen Wochen.


Kognitive und verhaltenstherapeutische Interventionen

Was gibt es noch für Interventionen, die sich bewährt haben und Potenzial versprechen?


Neurofeedback und Aufmerksamkeitstraining

Neurofeedback ist eine nicht-invasive Methode, die es Menschen mit ADHS ermöglicht, ihre Gehirnaktivität in Echtzeit zu beobachten und zu regulieren. Durch gezieltes Training können Betroffene lernen, ihre Konzentrationsfähigkeit zu steigern und impulsives Verhalten zu kontrollieren. Studien zeigen, dass regelmäßige Neurofeedback-Sitzungen dazu beitragen können, die Selbstregulation langfristig zu verbessern.

Auch Aufmerksamkeitstraining spielt eine wichtige Rolle. Speziell entwickelte Programme und Übungen helfen Betroffenen, sich über längere Zeiträume hinweg zu fokussieren und Ablenkungen besser zu widerstehen. Methoden wie die „Pomodoro-Technik“, bei der fokussierte Arbeitsphasen mit kurzen Pausen abgewechselt werden, können hier effektiv sein.


Achtsamkeit und Meditation

Studien belegen, dass regelmäßige Achtsamkeitsübungen positive Effekte auf die Impulskontrolle und emotionale Stabilität haben. Meditationstechniken, wie die geführte Atemmeditation oder Körperwahrnehmungsübungen, können helfen, das Nervensystem zu beruhigen und die innere Aufmerksamkeit zu steigern. Besonders die Praxis der „achtsamen Pause“, bei der Betroffene ihre Gedanken beobachten, ohne direkt darauf zu reagieren, kann ADHS-Symptome mildern.


Routinen und Struktur

Ein klar strukturierter Tagesablauf kann Menschen mit ADHS dabei unterstützen, ihren Alltag effizienter zu organisieren. Feste Zeiten für Aufstehen, Essen, Arbeiten und Schlafen sorgen für eine verlässliche Routine, die Stress reduziert und Orientierung bietet.

Auch die Nutzung von Hilfsmitteln wie To-Do-Listen, Planer-Apps oder Erinnerungssystemen kann helfen, Aufgaben im Blick zu behalten und Prioritäten besser zu setzen. Kleine Belohnungssysteme, wie das Abhaken erledigter Aufgaben, motivieren zusätzlich.


ADHS in der modernen Gesellschaft: Wie gehen wir damit um?

Einige weiterführende Gedanken zum Thema:


Bildungssystem und ADHS

Viele Schulsysteme sind noch nicht ausreichend auf die Bedürfnisse neurodiverser Kinder ausgerichtet. Kinder mit ADHS profitieren oft von alternativen Lernkonzepten, wie bewegungsfreundlichen Unterrichtsmethoden oder individuellen Förderplänen. Eine stärkere Berücksichtigung von multisensorischem Lernen – also Lernen durch Sehen, Hören und Bewegung – kann die Aufnahmefähigkeit von betroffenen Schülern erheblich verbessern.

Lehrerfortbildungen zum Thema ADHS und inklusiver Unterricht sind essenziell, um das Bewusstsein für neurodiverse Schüler zu schärfen und ihnen eine faire Lernumgebung zu bieten.


Gesellschaftliche Wahrnehmung

Leider wird ADHS noch oft als rein negatives Phänomen betrachtet, das nur mit Defiziten assoziiert wird. Doch ein Perspektivwechsel ist nötig: ADHS ist keine Störung, sondern eine neurologische Variation mit eigenen Stärken. Menschen mit ADHS sind oft kreativ, dynamisch und innovativ – Eigenschaften, die in vielen Berufen von Vorteil sind.

Aufklärung und öffentliche Diskussionen können helfen, Vorurteile abzubauen und mehr Verständnis für die Vielfalt neurobiologischer Profile zu schaffen.


Akzeptanz und Förderung

Statt ADHS als eine zu behandelnde Krankheit zu sehen, sollte es als eine besondere Art des Denkens und Handelns anerkannt werden. Gesellschaftliche Strukturen sollten angepasst werden, um neurodiverse Menschen bestmöglich zu unterstützen, anstatt sie in ein starres System zu pressen.

Unternehmen könnten flexible Arbeitszeitmodelle oder bewegungsfreundliche Arbeitsplätze einführen, um die Produktivität und das Wohlbefinden von Menschen mit ADHS zu steigern. Ebenso könnten Schulen und Universitäten individualisierte Lernstrategien fördern.

Ein bewusster Umgang mit ADHS kann dazu beitragen, die Stärken der Betroffenen zu erkennen und zu nutzen – sowohl im persönlichen als auch im beruflichen Umfeld.



Zusammenfassung und persönliches Fazit

  • ADHS ist keine Krankheit, sondern eine neurologische Variation mit individuellen Stärken und Herausforderungen.
  • Alternative Ansätze wie Neurofeedback, Achtsamkeit und eine strukturierte Lebensweise können Symptome effektiv lindern.
  • Ernährung spielt eine zentrale Rolle – eine Eliminationsdiät kann positive Effekte auf die Symptomatik haben.
  • Das Bildungssystem und gesellschaftliche Strukturen müssen besser an die Bedürfnisse neurodiverser Menschen angepasst werden.
  • Ein ganzheitlicher und wertschätzender Ansatz ermöglicht Betroffenen, ihre Fähigkeiten optimal zu entfalten.
  • Medikamente können kurzfristige Linderung verschaffen, birgen längerfristig aber immer das Risiko für Nebenwirkungen und Langzeitkomplikationen, besonders für die Entwicklung des Kindes.


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