Lebst Du ein Leben nach Deinen eigenen Regeln und Bedingungen, voller Energie und mit viel Freude? Oder fühlst Du Dich an vielen Tagen fremdgesteuert, antriebslos und traurig? Dann wird es Zeit, hinzuschauen und Dir Klarheit zu schenken, was in Deinem Leben aus dem Takt geraten ist. Lerne Deine psychischen Grundbedürfnisse näher kennen und erfahre, wie Du diese aktiv stärken und vor allem in die Balance bringen kannst.
Hey Du! Wir haben passend zu diesem Thema eine spannende Episode in unserem Podcast. Höre sie Dir hier an:
Dein Kompass im Bedürfnis-Dschungel
Ihre physischen Grundbedürfnisse kennen die meisten Menschen. Aber selbst die absoluten Basics in Form von Hunger, Durst, Schlaf und Sex stellen uns vor Herausforderungen, wenn wir sie auf eine gesunde und nachhaltige Weise befriedigen wollen. Doch wie kompliziert wird das Ganze erst, wenn Du Deine psychischen Grundbedürfnisse mit in die „Lebens-Gleichung“ einbeziehst?
Zum Glück hast Du Deine Emotionen! Denn diese zeigen Dir den Weg im Bedürfnis-Dschungel. Dank und mit ihnen kannst Du ganz leicht herausfinden, welche psychischen Grundbedürfnisse Du mehr und weniger lebst.
Wenn ich im Folgenden von Grundbedürfnissen rede, meine ich im heutigen Artikel übrigens immer die psychischen und nicht die physischen.
Lass uns mit folgender Übersicht loslegen:
Du bewegst Dich ständig im Spannungsfeld folgender vier Bedürfnisfelder: Inspiration & Leichtigkeit, Durchsetzung & Einfluss, Ordnung & Stabilität sowie Harmonie & Geborgenheit.
Das Ziel ist, dass die vier Felder ausgeglichen sind und alle gleichermaßen gelebt werden. Ist irgendwo ein Ungleichgewicht (z.B. zu viel Ordnung & Stabilität und zu wenig Inspiration & Leichtigkeit), wirkt sich das immens auf Dein Leben und Lebens-Gefühl aus.
Am besten kannst Du Dir diese vier Felder wie eine Vierzimmer-Wohnung vorstellen: Grundsätzlich bewohnst Du die ganze Wohnung, aber hältst Dich in bestimmten Räumen häufiger oder lieber auf. Vielleicht pflegst Du auch manche Räume besser oder gestaltest sie schöner, was wiederum auch eine Auswirkung auf Deine Verweildauer hat.
Wie wir unsere emotionalen Räume ausleben, hängt auch stark davon ab, welche Prägungen und Vorannahmen wir über diese entwickelt haben.
Diese nutzen wir, um uns einen schnellen Überblick über unsere Realität und Umgebung zu verschaffen. Leider vergessen wir dabei oft, dass dieses gedankliche Gerüst wie ein Filter funktioniert und uns dementsprechend auch zu Fehlinterpretationen führen kann.
Aber lass uns zunächst einen genaueren Blick auf die vier Bedürfnisfelder werfen und was sie bedeuten:
Inspiration & Leichtigkeit
Hier ist Dein Bedürfnis nach Lustgewinn & Unlustvermeidung zu Hause. Dieses steht in engem Zusammenhang mit Deinem Dopamin-Haushalt.
Wenn Du dieses Feld ausleben kannst, bist Du kreativ und sprudelst vor Leichtigkeit und Ideen – also das glatte Gegenteil von Langeweile.
Begegnen wirst Du in diesem Raum Deiner emotionalen Vierzimmer-Wohnung auch der Abenteuerlust, Deinem Sinn für Schönes und Humor sowie Deiner Lebenslust.
Falls Dir der Zugang zu diesem Bereich eher schwerfällt, gibt es viele schöne Abkürzungen, die Du ausprobieren kannst:
- Raus aus der Routine, z. B. mit einem neuen Spazier- oder Arbeitsweg
- Gib Deinem Sinn für Schönes Raum, z. B. mit einem blumigen Frühlingsboten
- Erlaube Dir zu spielen (in geselliger Runde, im Rahmen einer Schnitzeljagd an der frischen Luft uvm.)
- Probiere ein neues Hobby aus
- Tanzen als pure Form der Lebenslust (allein im Wohnzimmer oder vielleicht sogar im Rahmen eines Tanzkurses)
- Schaffe Dir “Trauminseln”, also Freiräume, um Deinen Gedanken ohne Ablenkung fließen zu lassen
- Was hat Dir Spaß gemacht, als Du ein Kind warst? Das gibt wichtige Hinweise, was Dich auch heute noch leicht & inspiriert fühlen lässt.
Durchsetzung & Einfluss
Diesem Feld zugrunde liegt das ureigene Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung & Selbstwertschutz.
Wenn Du es (aus-)lebst, bist Du in der Lage, Widerstände aus dem Weg zu schaffen und Deine Pläne und Wünsche zu realisieren. Auf hormoneller Ebene drückt sich das unter anderem in Deinem Testosteron-Gehalt aus. Da wir Menschen zutiefst soziale Wesen sind, sehnen wir uns nach der Anerkennung durch andere, aber auch durch uns selbst.
Hier sind Erfolg, Mut, Leistung, Ausdauer, Status und auch die Dominanz zu Hause. Alles Qualitäten, die Dir dabei helfen können, Deine Träume (Inspiration & Leichtigkeit) Realität werden zu lassen, die Dich umsetzen lassen.
Dieses Feld wird (zu Unrecht) in unserer Gesellschaft häufig mit einer sehr männlichen Energie assoziiert. Das kann dazu führen, dass ein falsches Bild von Femininität entstehen kann: brav, harmonisch, leise usw.
Mach Dich frei von derartigen Vorstellungen und erlaube Dir, die Energie hinter Deinem Durchsetzungsvermögen auszudrücken. Falls Dir das schwerfällt, hier ein paar Vorschläge:
- Worauf bist Du stolz? Beantworte diese Frage für verschiedene Lebensbereiche (Job, Beziehungen, Sport, Vereinstätigkeit, …) und ergänze Deine persönliche Liste fortlaufend.
- Komm ins Schwitzen: Dich auszupowern und Deinen Körper z. B. durch Kraftsport zu aktivieren, regt Deine Testosteron-Bildung an.
- Stärke Deine Willenskraft durch Kältetraining, z. B. eine kurze und knackig kalte Dusche am Morgen
- Suche aktiv nach Erfolgserlebnissen, indem Du an Deinen persönlichen Zielen arbeitest, z. B. Deine Teilnahme an einem sportlichen Wettkampf, ein bestimmtes Fremdsprachenzertifikat oder das Erlernen eines bestimmten Musikstücks uvm.
Ordnung & Stabilität
Anders formuliert steckt hier das Bedürfnis nach Orientierung & Kontrolle. Wo dieses fehlt, steigt unser Stresslevel und somit ist in diesem Zusammenhang Cortisol der wichtigste „Hormon-Player“.
Wenn Du dieses Feld leben kannst, schenkt Dir das Sicherheit und Struktur. Neben Deiner Vernunft und Disziplin sind hier noch weitere Werte wie Zuverlässigkeit, Sorgfalt und Geduld zu Hause. Mit dieser Energie stabilisierst Du Dein Leben und schaffst einen sicheren und längerfristig durchführbaren Rahmen für Deine Vorhaben.
“Nur ein Genie beherrscht das Chaos.” Mit einem Augenzwinkern wird bei diesem Spruch aus der Not eine Tugend gemacht. Doch auch unser Grundbedürfnis nach Ordnung & Stabilität funktioniert als wertvoller Werkzeugkasten, an dem wir uns bedienen können.
Falls Du hier in manchen Lebensbereichen auf Schwierigkeiten stößt:
- Hole Dir Unterstützung von einer Person, die sehr strukturiert und ordentlich ist, und reflektiere mit ihr den Bereich, den Du gerne anders gestaltet möchtest.
- Ordnung gibt Sicherheit. Was lässt Dich sicher fühlen?
- Nutze schriftliche Techniken wie das Journaling und klassische To-Do-Listen, bzw. das Führen eines Kalenders.
- Schaffe Rituale, die Dir Halt geben: z. B. eine monatliche Reflexion, was Du geschafft hast und im nächsten Monat realisieren möchtest oder eine Morgen- und/oder Abendroutine
Harmonie & Geborgenheit
Dieser „Raum“ steht für unser Bindungsbedürfnis.
Und errätst Du schon, welches Hormon hierfür stellvertretend steht? Genau! Das „Kuschel-Hormon“ Oxytocin. Echte Nähe und tief empfundene Verbundenheit entstehen, wenn dieses Feld gelebt werden kann.
Das Gefühl nach Zugehörigkeit in Deinem Umfeld (Partnerschaft, Freundschaften, Arbeitsbeziehungen…) kann hierbei ein wunderbares Stimmungsbarometer sein. Ebenfalls zu Hause sind hier Herzlichkeit, Wärme, Fürsorge, Wohlbefinden und auch Sinnlichkeit.
Wenn das aktuell bei Dir zu kurz kommt, helfen Dir vielleicht die folgenden Vorschläge, in die Energie von Harmonie & Geborgenheit zu kommen:
- Pflege Deine Beziehungen und schaffe Zeitinseln für Offline-Begegnungen, denn nichts ersetzt eine innige Umarmung, ein herzliches Lachen oder gemeinsame Erlebnisse (z. B. beim Wandern, Kaffeetrinken…)
- Verbringe bewusst weniger Zeit mit Zeit-Dieben und Energie-Vampiren.
- Pflege Deinen Körper, z. B. mit einer schönen langen Dusche, einem Vollbad oder einem SPA-Besuch
- Übernimm Verantwortung, z. B. in einem Verein oder mit einer Sprachlerngemeinschaft
Dieser Bedürfnisraum macht Deine “Vierzimmer-Wohnung” komplett.
Lass uns jetzt abschließend einen Blick darauf werfen, wie Du mit diesem Wissen in Deine volle Kraft und Umsetzungsenergie kommen kannst.
Volle Kraft voraus mit Deinen Bedürfnisfeldern an Bord
Wenn ein Lebensbereich aus dem Gleichgewicht gerät, kommen in der Regel ein oder mehrere Bedürfnisfelder zu kurz.
Zu viel Ordnung & Stabilität kann zulasten von Inspiration & Leichtigkeit gehen oder ein starkes Streben nach Harmonie & Geborgenheit auf Kosten von Durchsetzung & Einfluss (die Felder stehen diagonal im direkten Verhältnis zueinander).
Wenn alle vier Bedürfnisfelder gelebt werden können, entsteht Ruhe und Genuss in Deinem Leben, zeitgleich wird auch Aktion und Kontrolle möglich – und Du bist weniger anfällig für Aktion und Kontrolle durch äußere Umstände und durch andere. Du wirst selbst-bestimmter und selbst-bewusster – aber kannst auch mehr das Leben führen, das Du möchtest.
Du willst z. B. Abnehmen, aber findest keine Zeitfenster, um Sport zu treiben?
Dann schau genau hin, woran das liegen könnte. Brauchst Du schlichtweg mehr Struktur (Ordnung & Stabilität) oder hast Du Angst, dass Deine Familie oder Freunde weniger Aufmerksamkeit bekommen und sich beschweren könnten (Harmonie & Geborgenheit)?
Was verstehst Du darunter?
Mache Dir bewusst, dass Dein Verhalten, auch wenn es Dir unlogisch erscheinen mag, im “Big Picture” Deiner inneren Einstellungen Sinn macht. Das bedeutet aber auch, dass blinde Flecken Dich ausbremsen können:
Wenn Du z. B. “sich durchsetzen” mit Aggressivität verbindest, fällt es Dir vielleicht schwer, eigene Wünsche und Ziele zu priorisieren. Oder wenn eine “harmonische Beziehung” für Dich gleichbedeutend damit ist, sich den Wünschen der anderen völlig unterzuordnen, wirst Du wahrscheinlich selten aktive Vorschläge zur Gestaltung Deiner Beziehungen äußern.
Das Schöne daran ist, dass Du anhand Deiner psychischen Grundbedürfnisse systematisch herausfinden kannst, wo Dein “emotionaler Schuh” wirklich drückt.
Und das Beste? Wenn Du, z. B. anhand der Vorschläge, Deine Grundbedürfnisfelder stärkst, trägst Du aktiv zu Deiner inneren Balance bei. Denn alles, was Dir hilft, Dich zu zeigen und Deinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, stärkt Dich auch (in-)direkt bei der Umsetzung.
Mach Dir gerne immer wieder bewusst, dass das Unterdrücken und Verzerren unserer Grundbedürfnisse auf Dauer der wesentlich anstrengendere Weg ist und, dass Du dieses Hamsterrad aus alten Prägungen und Gewohnheiten immer wieder aufs Neue durchbrechen kannst.
Zusammenfassung
- Was verstehst Du unter Harmonie & Geborgenheit? Was unter Inspiration & Leichtigkeit? Was unter Durchsetzung & Einfluss? Was unter Ordnung & Stabilität?
- Welche Felder sind bei Dir vielleicht aus dem Gleichgewicht, d.h. zu stark oder zu wenig ausgeprägt? Schaue dabei immer das diagonal liegende Feld an, ob es hier ähnlich ist.
- Überlege Dir, wie Du in Deinem Alltag für mehr Gleichgewicht sorgst.
- Das ist ein Prozess, der etwas Zeit in Anspruch nehmen darf. Das Leben ist eine Reise, kein Sprint.
- Erschaffe Dir nach und nach den Alltag und das Leben, das zu Dir passt und Dich ausgeglichen macht.
- Dadurch wirst Du automatisch lebensfroher und lebst das Leben, das Du möchtest – und lebst nicht nach den Erwartungen anderer Menschen.
- Nimm Dir regelmäßig Zeit zum Reflektieren, aber auch für Dankbarkeit und Wertschätzung.
Fazit
“Der Weg ist das Ziel.” Dieses Zitat könnte beim Kennenlernen und Ausbalancieren Deiner Grundbedürfnisse nicht passender sein. Denn bei diesem spannenden Prozess geht es nie ums Fertigwerden oder die Unterteilung in richtige und falsche Lebensentwürfe, sondern darum Deine “Bedürfnis-Segel” bewusst immer wieder neu auszurichten. Der Wind in Deinen Segeln ist Deine Umsetzungsenergie und die gilt es zu schützen und aufrechtzuerhalten.
Dabei wünsche ich Dir viel Freude und auch eine gewisse Neugier darauf, Dich selbst und Deine Motive besser zu verstehen. Wie hat Dir der Beitrag gefallen und was möchtest Du ergänzen?
Vielleicht magst Du mir auch verraten, welche Mindset-Wunschthemen Du für Schnell.Einfach.Gesund hast? Schreib mir gerne in die Kommentare – ich freue mich auf den Austausch mit Dir!