Ständiges Aufstoßen – Ursachen und Tipps

von Martin Auerswald, M.Sc.
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“Warum rülpset und furzet ihr nicht? Hat es euch nicht geschmacket?” Galt Rülpsen zu Zeiten Luthers – also vor mehr als 500 Jahren – noch als Lob an den Koch, ist es heute weniger fein – und manchmal unangenehm.

Dabei ist ständiges Aufstoßen mehr als nur lästig – es kann auch Erkrankungen oder falsche Ernährungsgewohnheiten aufzeigen. Welche Ursachen hinter häufigem Rülpsen stecken und was Du dagegen unternehmen kannst, liest Du in diesem Beitrag.

 

Die Ursachen für häufiges Aufstoßen

Als “Aufstoßen” definiert die Medizin ganz simpel, wenn etwas, das einmal geschluckt wurde, wieder nach oben wandert. Das kann Luft oder ein anderes Gas sein, oder Nahrungsbrei aus dem Magen und im Extremfall sogar aus dem Darm. In 90 % der “Aufstoß-Fälle” ist es Luft und Flüssigkeit aus dem Magen.

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Früher noch mit Begeisterung begleitet, sorgt Aufstoßen bei uns Erwachsenen für weniger Freude 🙂

Sehen wir uns mal an, welche Faktoren dafür verantwortlich sein können:

 

Diese Krankheiten können ständiges Aufstoßen verursachen

Wohl am bekanntesten ist Sodbrennen, die sogenannte Refluxkrankheit. Dabei findet bereits angedauter Nahrungsbrei aus dem Magen inkl. Magensäure den Weg zurück in die Speiseröhre. Das ist auf Dauer nicht nur sehr unangenehm, sondern kann auf zwei sehr gegensätzliche Zustände im Magen zurückgeführt werden. Doch dazu weiter unten mehr.

Wenn Du den Keim Helicobacter pylori im Magen beherbergst, macht der sich nicht selten ebenfalls durch häufiges Aufstoßen bemerkbar. Das kommt daher, dass H. pylori Kohlenhydrate aus Deiner Ernährung abfängt und zu Gasen vergärt, die sich dann ihren Weg nach oben bahnen.

Verursacht das Bakterium eine Magenschleimhautentzündung, legt die Nahrung noch häufiger den Rückwärtsgang ein, außerdem ist das Risiko für Geschwüre und Magenkrebs erhöht.

Etwa 50 % der Menschen in Deutschland beherbergen den Keim. Er wird erst zum Problem, wenn er eine Schleimhautentzündung hervorruft oder sich durch einen untersäuerten Magen zu stark vermehren kann. Dann sollte der untersäuerte Magen als Ursache angegangen werden.

 

Auch anatomische Ursachen können Aufstoßen auslösen

Seltener kommt die Nahrung gar nicht erst im Magen an, wie im Falle einer verengten Speiseröhre. Dies ist mitunter angeboren, kann aber auch beispielsweise durch Tumore entstanden sein. Die Folge: Der Nahrung ist es nicht mehr möglich, ungehindert in den Magen zu gelangen – der Grund, weshalb Du häufig aufstoßen musst. Einen ähnlichen Effekt hat die Verengung des Magenausgangs. Da der Nahrungsbrei nicht (richtig) abfließen kann, wandert er wieder nach oben.

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Eine verengte Speiseröhre kann der sprichwörtliche Flaschenhals sein!

Ein weiterer möglicher Auslöser findet sich am sogenannten Sphinkter, also der Muskelschlinge, die am unteren Ende zum Magen hin besteht. Fehlt es dem an Spannung, kann die Nahrung leichter wieder zurück in die Speiseröhre fließen. Dies ist entweder angeboren oder kann – was viel häufiger der Fall ist – eine Nebenwirkung bestimmter Medikamente sein. Darunter fallen beispielsweise Calciumantagonisten und viele Psychopharmaka.

Sehr selten kann die Ursache für häufiges Rülpsen in einem Darmverschluss liegen. Kommt der Nahrungsbrei nicht weiter, staut er sich auf, bis er wieder die Speiseröhre hochgedrückt wird. Dies macht sich dann weniger durch einen sauren Geruch bemerkbar, sondern riecht eher unangenehm nach Stuhl.

 

Wann Ernährung häufiges Rülpsen hervorruft

Oft ist es gar keine Krankheit, die Dich ständig aufstoßen lässt. Es sind schlicht die eigenen Essgewohnheiten, die einen wesentlichen Anteil daran haben, beispielsweise:

  • Kohlensäurehaltige Getränke
  • Große Nahrungsmengen
  • Viel Süßes
  • Viel Fast Food

Der einfachste Tipp hier: Eine gesunde, nährstoffreiche und unverarbeitete Ernährung mit reichlich frischem Obst, Gemüse, Beeren, Fleisch und Fisch. Wir empfehlen gerne die Paleo Ernährung und Clean Eating. In der Rezepte-Kategorie findest Du außerdem schnelle, einfache und gesunde Rezepte.

Anti Aging Ernährung

Immer eine gute Empfehlung bei Verdauungsbeschwerden: Eine gesunde Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse sowie gesunden Fetten.

Besonders die Kombination einiger Lebensmitteln kann dafür sorgen, dass sich der Magen nach oben durch häufiges Aufstoßen Luft macht. Dazu gehört zum Beispiel die Mischung aus kohlensäurehaltigen Getränken und Hülsenfrüchten. Aber auch Vollkorn, Hefeteig und Kaffee gehören zu den üblichen Verdächtigen.

Vermehrtes Aufstoßen kann sich auch dann bemerkbar machen, wenn Du abends noch kräftig zulangst und anschließend ins Bett gehst. Durch die horizontale Lage drückt der Nahrungsbrei deutlich stärker auf den Schließmuskel der Speiseröhre. Der gibt wiederum bei großen Nahrungsmengen öfter nach und Du musst rülpsen.

Übrigens: In der Schwangerschaft ist häufiges Aufstoßen völlig normal. Der Magen hat mit dem wachsenden Kind immer weniger Platz. Dann können bereits normale Nahrungsmengen diesen Effekt haben.

 

Unterschätzte Ursache: Untersäuerter Magen

Das Brisante an Sodbrennen oder ständigem Aufstoßen ist, dass es nicht immer der übersäuerte Magen sein muss, der die typischen Symptome hervorruft. Denn auch bei einem untersäuerten Magen entstehen durch H. pylori und andere Mikroorganismen im Magen Gas-Bläschen, die aufsteigen und platzen. Manchmal enthalten diese Gas-Bläschen geringe Mengen Magensaft, welcher dann an die Innenwand der unteren Speiseröhre gelangt und Schmerzen verursacht.

Wenn Du nach einer großen Mahlzeit häufig müde und “benebelt” bist, könnte das an einem Magnesiummangel oder an einem untersäuerten Magen liegen. Diese zwei Ursachen beobachte am häufigsten. Mit diesem einfachen Test erhältst Du einen Anhaltspunkt, ob Dein Magen untersäuert ist:

Natronpulver in kleiner Glasschale auf Geschirrtuch mit roter Schale und weißer Blüte im Hintergrund

So einfach und so günstig: Der Natron-Test!

Mische 2 TL Natron in einem Glas Wasser und trinke es auf Ex. Musst Du innerhalb weniger Sekunden stark aufstoßen, ist Dein Magen womöglich übersäuert. Musst Du erst nach einer Minute oder gar nicht aufstoßen, ist Dein Magen womöglich untersäuert. In beiden Fällen empfehle ich das Aufsuchen eines Hausarztes, um eine pH-Messung des Magensaftes durchzuführen.

Hintergrund zum Natron-Test: Natron zerfällt im Magen in Natrium und Hydrogencarbonat. Letzteres reagiert mit der sauren Magensäure zu CO2 (Kohlendioxid), die Du dann aufstoßen musst. Je heftiger die Reaktion, desto mehr Magensäure. Dieser Test ist überraschend gut.

 

Erste Hilfe bei über- und untersäuertem Magen

Bereits an dieser Stelle möchte ich einige ganz konkrete Tipps mit Dir teilen, wie Du Deinen Magen bei Über- oder Untersäuerung wieder in Balance bringst:

Was, wenn der Magen übersäuert ist? 

  • Stress reduzieren
  • Weniger Kaffee und Zucker, mehr Grüntee und Obst
  • Mehr grünes Gemüse, gut abgekochte Hülsenfrüchte, Reis und Fisch
  • Gut und ausreichend schlafen
  • Wenn es länger anhält: Vom Arzt beraten lassen

Was, wenn der Magen untersäuert ist?

  • Mehr Bitterstoffe über grünes Gemüse, Gewürze, Tee, Beeren und Kräuter aufnehmen
  • Ich empfehle zusätzlich ein gutes Kräuterbitter mit wenig Alkohol
  • Testen, ob Du einen Magnesiummangel hast
  • Wenn nichts hilft: Betain-HCl-Kapseln vor den Mahlzeiten (1-3 Kapseln, die optimale Dosis musst Du austesten)
Infographik zu Magen

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Tipps gegen ständiges Aufstoßen

Meistens kommst Du dem häufigen Rülpsen schon mit einigen kleinen Anpassungen in Deiner Ernährung erfolgreich bei. Probiere doch einmal folgende Tipps aus:

  • Finde heraus, welche Kombinationen von Nahrungsmitteln Dich ständig aufstoßen lassen – am besten mithilfe eines Ernährungstagebuchs. Hast Du die Übeltäter entlarvt, meide sie so gut es geht.
  • Oft bringt schon der eine oder andere weggelassene Softdrink mit Kohlensäure Erleichterung. Eventuell musst Du diese Sünden auch ganz von Deinem Speiseplan streichen.
  • Bitterstoffe aus Bio-Kaffee, Kurkuma, Ingwer, (Wild-)Kräutern, grünem Gemüse und Beeren regen die Produktion von Magensäure an. Diese beschränkt das Wachstum H. pylori und verbessert die Verdauungsleistung.
Wildkräuter (7)

Trau Dich und baue wieder mehr Bitterstoffe, z. B. durch eine Handvoll Wildkräuter, in Deine Ernährung ein!

  • Auch wenn es schmeckt: Weniger ist mehr. Wenn Du kleinere Portionen isst, hat die Nahrung mehr Raum im Magen und drückt nicht mehr nach oben. Auf kleinere Portionen solltest Du vor allem abends achten.
  • Außerdem solltest Du etwa zwei bis drei Stunden vor dem Zubettgehen nichts mehr essen. So hat der Magen genügend Zeit, die Nahrung an den Darm weiterzugeben.
  • Was bei einem untersäuerten Magen auch hilft, ist Betain-HCl. Jedoch würde ich nur dazu greifen, wenn Du über die Ernährung nicht mehr viel ausrichten kannst.

Hilft das alles nichts, solltest Du einen Arzt aufsuchen. Er kann abklären, ob nicht doch eine Erkrankung hinter dem häufigen Aufstoßen steckt und Dir entsprechende Behandlungswege aufzeigen.

 

Fazit

Häufiges Aufstoßen kann sehr viele Ursachen haben. Wenn Du uns schon länger folgst, wirst Du aber merken, dass sich die Maßnahmen für einen Körper im Gleichgewicht nicht nur wiederholen, sondern auch Spaß machen und Dir mehr Verbundenheit mit der Natur und anderen Menschen schenken.

Wenn Du für Deine Magengesundheit mehr Bitterstoffe einbauen möchtest, kannst Du den nächsten Spaziergang in der Natur nicht nur für mehr Bewegung und frische Luft nutzen, sondern gleich noch eine Handvoll Wildkräuter sammeln. Wenn Du Dir mehr Zeit zum Essen nimmst und Dich nicht mehr von Fernseher, Tablet & Co. ablenken lässt, wird die kleinere Portion vielleicht ganz entspannt reichen und Du fühlst Dich nicht länger überreizt und übersättigt.

Nimm Deine Gesundheit wieder selbst in die Hand und lass Dich nicht nur inspirieren, sondern wähle einen Punkt aus, den Du ab sofort umsetzt. Schritt für Schritt, aber stetig – so geht Gesundheit!

Tipps bei einem übersäuerten Magen Infographik

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