Wenn wir an Superfoods denken, kommen oft exotische Namen wie Ginseng, Ashwagandha oder Moringa in den Kopf. Aber wusstest Du, dass es auch in Europa ein Heilgewürz gibt, das ähnlich kraftvoll wirkt – nur viel weniger bekannt ist? Die Rede ist vom Bertram.
In der traditionellen Heilkunde war Bertram über Jahrhunderte ein geschätztes Mittel zur Stärkung von Verdauung, Vitalität und Immunkraft. Besonders die berühmte Hildegard von Bingen empfahl Bertram mit klaren Worten: „Der Bertram macht den kranken Menschen gesund und den gesunden Menschen noch gesünder.“
Heute gerät Bertram langsam wieder ins Blickfeld – als lokales, nachhaltiges und unglaublich vielseitiges Naturheilmittel.
In diesem Artikel zeige ich Dir, was hinter der Pflanze steckt, wie Du sie für Deine Gesundheit nutzen kannst und warum Bertram durchaus als „europäischer Ginseng“ bezeichnet werden darf.
Was ist Bertram?
Bertram – botanisch Anacyclus pyrethrum und auch "spanische Kamille" genannt – ist eine krautige Pflanze aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Sie stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und Nordafrika, wächst aber auch in kultivierter Form in Mitteleuropa. Die Pflanze ähnelt optisch der Kamille, was nicht überrascht – schließlich sind beide eng verwandt.
Verwendet wird vor allem die Wurzel, die in getrockneter und pulverisierter Form als Gewürz oder Heilmittel zum Einsatz kommt. Ihr Geschmack ist angenehm scharf, leicht bitter, erdig und „elektrisierend“ – was auf die enthaltenen Alkylamide zurückzuführen ist. Diese sorgen für ein leicht prickelndes Gefühl im Mund, ähnlich wie bei Szechuanpfeffer.
Schon in der Antike wurde Bertram in der mediterranen Pflanzenheilkunde geschätzt – zur Stärkung, gegen Magenbeschwerden, bei Zahnproblemen oder auch als Aphrodisiakum - es stärkt auch die Hormone sehr und gibt Energie.
In der mittelalterlichen Klostermedizin, besonders bei Hildegard von Bingen, erlebte Bertram dann seine „goldene Zeit“.
Er galt als eines der wichtigsten Basisgewürze in der Ernährung: nicht wegen des Geschmacks, sondern wegen seiner Wirkung. Und genau diese Wirkung – auf Verdauung, Nährstoffaufnahme, Stoffwechsel und Immunsystem – schauen wir uns im nächsten Abschnitt genauer an.
Bertram in der Hildegard-Medizin
Kaum jemand hat die Pflanzenheilkunde in Europa so stark geprägt wie Hildegard von Bingen (1098-1179). Ihre Schriften zur Natur- und Heilkunde enthalten klare Empfehlungen für bestimmte Kräuter – und Bertram nimmt darin einen besonderen Platz ein.
Hildegard sah in Bertram ein Gewürz mit echter Systemwirkung. Sie schrieb sinngemäß: „Der Bertram macht den kranken Menschen gesund und den gesunden Menschen noch gesünder.“ Für sie war Bertram kein Notfallmittel, sondern ein täglicher Begleiter – ein Bestandteil der Ernährung, der den Körper dauerhaft unterstützt.
In der Hildegard-Ernährungslehre wird Bertram vor allem eingesetzt, um die Verdauungskraft zu stärken. Denn laut Hildegard ist eine gute Verdauung die Basis für Gesundheit – und Bertram hilft, Speisen besser zu verwerten und Nährstoffe leichter aufzunehmen. So fördert er den Stoffwechsel und verhindert, dass sich "Schlacken" im Körper ansammeln.
Typischerweise wird Bertram in Pulverform über das Essen gestreut – besonders über warme Speisen.
Wichtig: Er sollte nicht mitgekocht werden, damit seine Wirkstoffe erhalten bleiben.
Neben der Verdauung unterstützt Bertram laut Hildegard auch das Immunsystem, die Entgiftung und sogar die geistige Klarheit. Besonders bei Erschöpfung, Trägheit und Antriebslosigkeit empfiehlt sie ihn als stärkendes Gewürz.
Bertram ist in der Hildegard-Heilkunde ein echtes Allround-Talent.
Und das Beste: Du kannst ihn ganz unkompliziert in Deinen Alltag integrieren – ohne Rezept, ohne Risiko, aber mit Wirkung.
Wirkstoffe und moderne Sichtweise
Auch wenn Bertram aus der traditionellen Klostermedizin stammt, ist er aus moderner wissenschaftlicher Sicht alles andere als veraltet.
Ganz im Gegenteil: Die Inhaltsstoffe der Wurzel werden heute wieder intensiver untersucht – mit spannenden Ergebnissen.
Besonders im Fokus stehen dabei die sogenannten Alkylamide – bioaktive Pflanzenstoffe, die z. B. auch in Echinacea vorkommen. Sie haben unter anderem:
- entzündungshemmende
- antimikrobielle
- lokalanästhetische
- und immunmodulierende Eigenschaften
Zudem enthält Bertram:
- ätherische Öle, die die Verdauung anregen und krampflösend wirken
- Bitterstoffe, die Gallefluss und Magenfunktion fördern
- Inulin (präbiotisch wirksam)
- und antioxidative Flavonoide
Diese Kombination macht Bertram aus moderner Sicht zu einem funktionellen Pflanzenstoff mit Wirkung auf mehrere Systeme gleichzeitig: Verdauung, Immunsystem, Kreislauf und sogar das zentrale Nervensystem.
Manche Naturheilkundler vergleichen ihn deshalb heute mit Ginseng – als lokal verfügbares, milderes, aber breit wirksames Adaptogen.
(wobei er botanisch gesehen, mit Ginseng nichts gemein hat)
Auch die Zahnheilkunde interessiert sich wieder für Bertram: Aufgrund seiner betäubenden Wirkung auf Schleimhäute (ähnlich wie Nelke) könnte er bei Zahnfleischproblemen, Aphten oder empfindlichen Zahnhälsen hilfreich sein.
Kurz gesagt: Bertram ist ein Paradebeispiel dafür, wie traditionelles Wissen und moderne Forschung sich sinnvoll ergänzen können – und wie Du davon profitieren kannst.
Anwendung heute: Von Küche bis Hausapotheke
Bertram ist nicht nur ein Heilmittel aus der Vergangenheit – er lässt sich ganz einfach in Deinen modernen Alltag integrieren. Ob als Gewürz, Tee, Tinktur oder Kapsel: Die Anwendung ist unkompliziert, alltagstauglich und vielseitig.
Wichtig bei jederlei Einnahme: es gibt scharfen und milden Bertram - Wirkung zeigt vor allem die scharfe Variante. Das wird meist beim Produkt ausgewiesen und Du kannst es schmecken, wenn Du ein wenig auf die Zungenspitze gibst. Es muss leicht scharf sein und prickeln (auch nach Einnahme).
In der Küche: würzen mit Wirkung
Die einfachste Art, Bertram zu nutzen, ist als feines Pulver. Du kannst es über warme Speisen streuen – z. B. über Suppen, Gemüse, Eintöpfe oder Getreidegerichte. Zu Wurzelgemüse passt er erfahrungsgemäß sehr gut.
Wichtig: Gib das Pulver erst nach dem Kochen hinzu, damit die hitzeempfindlichen Wirkstoffe erhalten bleiben.
Bertram passt geschmacklich gut zu leicht süßlichen oder neutralen Speisen. In der Hildegard-Küche wird er oft gemeinsam mit Galgant und Quendel verwendet – eine starke Kombination für Magen und Kreislauf.
Als Tee oder Tinktur
Du kannst Bertram auch als Tee zubereiten – ideal bei Verdauungsproblemen oder als sanfte Unterstützung für Leber und Galle. Verwende dafür die getrocknete Wurzel (nicht das Pulver), lasse sie 5–10 Minuten ziehen und gib etwas Honig hinzu.
Für eine intensivere Wirkung gibt es Bertram auch als alkoholische Tinktur, meist in Kombination mit anderen Kräutern. Diese eignet sich vor allem bei chronischer Müdigkeit, schwachem Immunsystem oder zur „Frühjahrsentgiftung“.
Ein uraltes, bewährtes Rezept für eine alkoholische Tinktur ist die folgende:
- 1 Liter guten Rotwein und 200 g Bertram-Pulver eine Woche zusammen ansetzen.
- Wein kurz aufkochen, um den Alkohol zu entfernen
- Abseihen
- Flüssigkeit in eine Flasche abfüllen und täglich davon täglich ein kleines Gläschen trinken
Hinweis: Das schmeckt deutlich besser als pur, im Shake oder in Wasser gelöst und ist sehr potent.
In Kapseln – praktisch für unterwegs
Für alle, die es schnell und bequem mögen, gibt es Bertram auch in Kapsel- oder Presslingform. Achte beim Kauf auf Qualität: idealerweise aus europäischem Bio-Anbau, ohne Zusatzstoffe und mit reiner Wurzel als Inhaltsstoff.
Wirkung bei typischen Beschwerden
- Reizmagen & Völlegefühl: regt Verdauungssäfte an und beruhigt die Schleimhaut
- Müdigkeit & Konzentrationsprobleme: fördert Durchblutung, und Nährstoffaufnahme, Konzentration & Fokus
- Blähungen & Verdauungsschwäche: aktiviert Magen, Leber & Darm
- Immunschwäche: moduliert die Immunantwort sehr stark, besonders bei wiederkehrenden Infekten
- Hormonmangel & Unfruchtbarkeit: wirkt stärkend auf die Sexualorgane, aphrodisierend, anregend
Wann lieber nicht?
Bertram ist grundsätzlich gut verträglich. Menschen mit empfindlicher Magenschleimhaut oder akuten Entzündungen im Verdauungstrakt sollten ihn aber langsam dosieren oder kurz pausieren. Auch in der Schwangerschaft bitte nur in Rücksprache mit Ärztin oder Heilpraktikerin.
Zudem ist der Geschmack nicht für jeden etwas (pur und im Essen) - ich finde ihn im Essen sehr lecker. Aber hier hilft nur Probieren.
Für alle anderen gilt: Ein kleiner Teelöffel pro Tag – ob über dem Essen oder im Tee – kann schon spürbar wirken.
Bertram als europäischer Ginseng?
Der Vergleich mag auf den ersten Blick gewagt erscheinen – Ginseng ist schließlich eines der bekanntesten Adaptogene weltweit und wir haben auch bereits darüber ausführlich berichtet - wie z.B. auch über Ginkgo, Bacopa, Reishi, Cordyceps und andere Adaptogene.
Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich: Auch der Bertram hat das Potenzial, diesen Titel im europäischen Raum zu tragen.
Adaptogene sind Pflanzenstoffe, die den Körper bei Stress, Erschöpfung oder Belastung unterstützen – ohne ihn zu überreizen. Sie wirken regulierend, ausgleichend, stärkend. Und genau das beschreibt auch die traditionelle Wirkung von Bertram:
- Er aktiviert den Stoffwechsel, wenn Du träge bist – aber überreizt nicht.
- Er unterstützt die Nährstoffaufnahme – was Dir mehr Energie bringt.
- Er hilft dem Körper, besser mit Belastung umzugehen – körperlich wie geistig.
Im Unterschied zu Ginseng wirkt Bertram milder und subtiler, dafür aber konstanter und besser verträglich – gerade für sensible Menschen oder den täglichen Einsatz. Zudem ist Bertram lokal verfügbar, klimafreundlich und seit Jahrhunderten in Europa bewährt.
In der Naturheilkunde wird Bertram deshalb zunehmend als nachhaltige, europäische Alternative zu Ginseng angesehen – besonders für alle, die sich regional, saisonal und pflanzenbasiert orientieren möchten.
Sein Vorteil: Er lässt sich problemlos in den Alltag integrieren – als Gewürz, Tee oder Kapsel – und bringt dabei all die Qualitäten mit, die man sich von einem modernen pflanzlichen Adaptogen wünscht.
Bertram Extrakt gibt es im Handel aktuell nicht - ich sehe hier aber eine klare Marktlücke.
Die verschiedenen, aktiven Bestandteile von Bertram, von der Blüte bis zur Wurzel, die als Gewürz & Adaptogen primär eingesetzt wird. [Elazzouzi et al., 2024]
Du brauchst also nicht in den fernen Osten zu reisen, um Dir Vitalität, Energie und Widerstandskraft aus der Natur zu holen. Vielleicht wächst das, was Du suchst, direkt vor Deiner Haustür.
Bertram zur Leistungsförderung und hormonellen Stärkung
Im Gegensatz zu klassischem Ginseng oder auch Adaptogene wie Ashwagandha und Rosenwurz ist Bertram kein starker Stress-Senker. Zumindest wurde dies in Studien noch nicht gezeigt.
Was das Gewürz aber kann und hier aus meiner Sicht eines der stärksten Adaptogene überhaupt ist, ist die hormonelle Stärkung und Leistungsförderung. Aufgrund dieser Studienerkenntnisse bin ich auf das Gewürz aufmerksam geworden:
In einer Studie konnte Bertram in einer Dosis 50-150 mg/kg Körpergewicht die fettfreie Muskelmasse (Fettverlust, Muskelaufbau) erhöhen, die Spermiendichte bei Männern erhöhen, die Vitalität der Spermien steigern sowie Testosteron (bei Männern und Frauen), LH und FSH (bei Frauen) steigern. Das ist enorm!
Ein spezieller Bertram-Extrakt zeigte bei 28-tägiger Einnahme eine identische Wirkung wie synthetisches Testosteron, allerdings ohne die Nebenwirkungen oder Anpassungsreaktionen. Das ist sensationell! Der Extrakt wirkte sogar bis zu 2 Wochen zu 100 % nach, auch nach "Absetzen" des Gewürz-Pulvers. Das klingt ein wenig wie ein Wundermittel für Sportler und alle, die mehr Leistung und Antrieb möchten.
Gesteigert wurden neben der sportlichen Leistung und der Regeneration, der sexuelle Antrieb, Libido und die "sexuelle Leistung" (wenn wir es mal so nennen möchten).
Eigene Erfahrung mit Bertram
Aufgrund der Studien und der interessanten Datenlage wollte ich ein Selbstexperiment mit Bertram starten. Dieses dauert zwar erst ein paar Tage an, aber ich spüre schon nach kurzer Zeit eine Erhöhung des inneren Antriebs, der sportlichen Leistung und der Libido.
Geschmacklich ist Bertram-Pulver in Wasser oder in Smoothies sehr gewöhnungsbedürftig. Daher werde ich mir das Rezept für die Rotwein-Tinktur machen und davon täglich naschen. In der Küche lässt er sich gut einsetzen und passt gut zu Gemüse und v.a. Wurzelgemüse.
Bislang ist die Wirkung also sehr überzeugend und ich werde dieses Experiment noch länger durchführen und darüber berichten. Ich finde ihn bislang überzeugender und sympathischer als fernöstliche Adaptogene - da Bertram ein lokales Superfood ist und ich das gerne immer unterstütze, wenn es lokale Alternativen zu fernöstlichen Varianten gibt.
Persönliches Fazit
Bertram habe ich zwar schon öfters gehört, aber mich nie wirklich damit beschäftigt - weder in der Küche noch als Adaptogen. Durch Studien und Bücher zu Phytotherapie bin ich jetzt wieder darüber gestolpert und bin begeistert!
Die Natur hat so viele tolle Würz- und Heilmittel zu bieten, die wir gar nicht kennen, aber für wenig Geld in unseren Alltag einbinden können - das begeistert mich!
Scharfer Bertram ist nicht nur hormonell interessant, sondern auch gut für die Konzentration und geistige Klarheit sowie für die Verdauung - auch hier bin ich gespannt, wie er längerfristig wirkt.
Ich werde ihn auf jeden Fall für ein paar Wochen intensiv testen. Da er keine Nebenwirkungen und Langzeitanpassungen/Gewöhnungseffekte zu haben scheint, ist es auch ein sicheres Naturheilmittel.
Hast Du bereits mit Bertram experimentiert oder nutzt ihn als Gewürz oder Adaptogen? Schreibe es gerne in die Kommentare!
- [1] Sharma V, Boonen J, Spiegeleer BD, Dixit VK. Androgenic and spermatogenic activity of alkylamide-rich ethanol solution extract of Anacyclus pyrethrum DC. Phytother Res. 2013 Jan;27(1):99-106. doi: 10.1002/ptr.4697. Epub 2012 Apr 4. PMID: 22473789.
- [2] Sharma V, Thakur M, Chauhan NS, Dixit VK. Effects of petroleum ether extract of Anacyclus pyrethrum DC. on sexual behavior in male rats. Zhong Xi Yi Jie He Xue Bao. 2010 Aug;8(8):767-73. doi: 10.3736/jcim20100807. PMID: 20727332.
- Sharma V, Thakur M, Chauhan NS, Dixit VK. Immunomodulatory activity of petroleum ether extract of Anacyclus pyrethrum. Pharm Biol. 2010 Nov;48(11):1247-54. doi: 10.3109/13880201003730642. Epub 2010 Sep 15. PMID: 20843161.
- Elazzouzi H, Fadili K, Cherrat A, Amalich S, Zekri N, Zerkani H, Tagnaout I, Hano C, Lorenzo JM, Zair T. Phytochemistry, Biological and Pharmacological Activities of the Anacyclus pyrethrum (L.) Lag: A Systematic Review. Plants (Basel). 2022 Sep 30;11(19):2578. doi: 10.3390/plants11192578. PMID: 36235444; PMCID: PMC9573456.