Bouldern als Gesundheitssport – Wie vorteilhaft ist Klettern in Absprunghöhe?

von Martin Auerswald, M.Sc.
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Bouldern als Gesundheitssport

Bouldern hat in den letzten Jahren einen regelrechten Hype erfahren und sich zu einer gefragten Trendsportart entwickelt, weshalb das Klettern ohne Seil und Gurt in Absprunghöhe nicht nur unter Abenteurern beliebt ist. Selbst Fitnessanfängern wird mittlerweile immer öfter dazu geraten.

Doch ist Bouldern wirklich für Menschen jeden Alters gesund und sinnvoll? Dieser Frage und weiteren gehen wir im Folgenden auf den Grund.

 

Was ist Bouldern?

Bouldern (eng. boulder „Felsblock“) gilt als ideale Sportart für Menschen jeden Alters. Sie soll nicht nur Kraft und Ausdauer fördern, sondern auch mental fit halten.

Bouldern ist eine Form des Kletterns, die in Absprunghöhe ausgeführt wird, das heißt einer Höhe, aus der man ohne wesentliches Verletzungsrisiko von der Wand abspringen kann (2 bis 4 Meter). Anders als beim klassischen Klettern geht es hierbei außerdem nicht allein um Ausdauer und die erreichte Höhe. Vielmehr steht bei dem trendigen Klettersport die zur Route passende Technik und die eigene Körperkraft im Vordergrund.

Unter einer Boulder-Wand mit ihren typischen verschiedenen Griffen (die je nach Schwierigkeitsgrad variieren) liegen dicke Matten, auf die man fällt, sollte es zum Absturz kommen.

Bouldern fördert Kraft, Gleichgewicht und Koordination. Da es bei der Sportart außerdem auf richtiges Atmen und Konzentration ankommt, soll sie auch der mentalen Gesundheit zugutekommen.

Bouldern kann frei an der Wand – insbesondere in der Kletterhalle – stattfinden. Ein Sicherungsseil und umfangreiche Ausrüstung sind nicht erforderlich, weshalb es sich hierbei um eine unkomplizierte und für Anfänger geeignete Sportart handelt. Notwendig sind nur eine passende Sportkleidung und Boulder-Schuhe. Solltest Du im Freien bouldern wollen, benötigst Du eine Bodenmatte, auf die Du fallen oder abspringen kannst.

Junge mit roter Hose beim Bouldern

Bouldern: Sportlicher Spaß für jedes Alter.

 

Bouldern als effizientes Rundum-Training

Klettern in Absprunghöhe macht nicht nur Spaß, sondern ist auch ein ideales Ganzkörpertraining. Schließlich kommt es beim Bouldern auf Kraft, Ausdauer und mentale Fitness an. Zum idealen Rundum-Training wird die Sportart, weil sie …

  • dabei hilft, Muskeln aufzubauen,
  • die Balance, Koordination sowie Körperspannung verbessert
  • und Geduld sowie taktisches Denken fördert.

Beim Bouldern verlässt sich der Freikletterer vollkommen auf seine Körperkraft. Ein besonderer Vorteil hierbei: Der im Alltag unterforderte Oberkörper und die Tiefenmuskulatur werden intensiv trainiert.

Beim Gehen, Laufen oder Radfahren beansprucht man lediglich die Beinmuskulatur. Beim Bouldern kommt es hingegen auf den Oberkörper an. Durch das Hochziehen, Greifen und Festhalten an den Griffen werden die Schulter-, Arm-, Rücken- und Brustmuskulatur gestärkt.

Ist Dir auch schon mal aufgefallen, dass Profikletterer schlank und rank sind? Sie sind unglaublich stark und muskulös – es ist in erster Linie die Tiefenmuskulatur, die bei ihnen gut ausgeprägt ist. Dadurch bleiben sie beweglich.

Darüber hinaus wird die Griffkraft gesteigert – die Kiste Wasser trägt sich dann deutlich leichter in den 2. Stock. Es gibt nicht viele Methoden, um die Griffkraft zu steigern. Klimmzüge eventuell. Aber in der Hinsicht ist Bouldern wirklich spitze.

Gleichzeitig kommt es auch auf Koordination und Ausdauer an. Gerade durch diese Vielseitigkeit wird Bouldern zu einer idealen Rundum-Sportart, die Ausdauer, Krafttraining und Technik vereint.

 

Meine Erfahrung mit Bouldern

Ich selbst bin eher der Typ Fitnessstudio, Klimmzugstange und Im-Wald-Jogger. Ich gehe eher selten bouldern und bin durch meinen breiten Körperbau nur durchschnittlich gut darin. Ich kompensiere fehlende Koordination und Gleichgewicht durch rohe Kraft – was nur bis zu einem bestimmten Punkt funktioniert …

Aber alle paar Wochen bis Monate macht es mir sehr viel Spaß und ich merke, dass meine Griffkraft und mein Gleichgewicht dadurch stark verbessert werden.

Übrigens: In jeder Boulderhalle gibt es auch einen Fitnessraum, in dem man sich nach getaner Kletter-Arbeit austoben kann. Das ist nützlich, wenn die Finger und Schultern erschöpft sind, aber der Rest des Körpers noch genug Energie hat.

 

Bouldern ohne Altersgrenze?

Als einer der Vorteile des Boulderns gilt, dass so gut wie jeder dieser Klettersportart nachgehen kann. Doch stimmt das wirklich und ist Bouldern sogar für ältere Sportler geeignet?

Prinzipiell kann so gut wie jeder bouldern. Wie jede andere Sportart erfordert zwar auch Bouldern etwas Übung, eine lange Ausbildung oder eine teure Ausrüstung sind allerdings nicht nötig. Vielmehr lässt sich die Sportart nach einer Einweisung in der Kletterhallte sofort ausprobieren.

Und das Beste daran: Dank weicher, mit Matten ausgelegter Böden in der Kletterhalle bringt Bouldern kaum Verletzungsgefahren mit sich. Mit dem Bouldern zu beginnen, ist außerdem in jedem Alter möglich: Kinder und aktive Senioren können sich in der Boulderhalle austoben und beim Klettern ihre Grenzen austesten.

Um Muskelkater, Zerrungen und anderen Verletzungen vorzubeugen, ist es aber wichtig, sich aufzuwärmen. Vor dem prinzipiell gelenkschonenden Klettern sind deshalb einige einfache Dehnübungen Pflicht.

 

Mit Bouldern gegen „Bürokrankheiten“

Wie bereits erwähnt, lässt sich durch regelmäßiges Bouldern Kraft und Beweglichkeit fördern. Rücken, Schultern, Arme, aber auch die Beine werden beim Bouldern trainiert.

Der Muskelaufbau, der sich durch den Klettersport vollzieht, kann dafür sorgen, dass man sich im eigenen Körper wohler fühlt. Außerdem ist er gesund. Schließlich schützt eine starke Muskulatur in jedem Alter vor Haltungsschäden, Rückenproblemen und „bürotypischen“ Bewegungsapparat-Erkrankungen. Vor allem jene, die viel sitzen, finden im Bouldern daher einen idealen Ausgleich und regen die tief sitzende Muskulatur und die Lymphe ordentlich an.

Muskelkraft ist natürlich nicht alles, worauf es beim Bouldern ankommt. Auch Technik und Schwung sind wichtig, um schwierige Griffe erreichen zu können.

Prinzipiell gilt dabei: Je stärker Beinmuskulatur und Schwungkraft sind, desto weniger Armkraft ist beim Bouldern erforderlich. Dennoch ist es mit Beinkraft und Schwung allein nicht getan. Das wiederum macht das Boulder-Training zu einer besonders ausgewogenen Sportart mit gesundheitsförderndem Potenzial.

 

Mentale Stärke durch Klettern

Beim Bouldern ist neben vollem Körpereinsatz auch mentale Stärke gefragt. Schließlich kommt es beim Klettern in Absprunghöhe auch auf Geduld und taktisches Vorgehen an.

Besonders anspruchsvolle Kletterpassagen erfordern die richtigen Griffe oder spezielle Klettermanöver. Auch reicht die Kraft während einer Passage immer nur für eine bestimmte Zeit. Bereits am Boden überlegen sich geübte Kletterer, welcher Weg zum Erreichen des Ziels am geeignetsten ist. Selbstverständlich müssen sie hierbei auch ihre eigenen Fähigkeiten einschätzen und bewerten.

Das bedeutet: Wer beim Bouldern bereits vor dem Start seinen Weg plant und lösungsorientiert denkt, erreicht sein Ziel leichter. Der einzig echte Gegner ist dabei – neben der Wand – immer man selbst.

Tatsächlich wird Bouldern heutzutage, ähnlich wie Meditation, begleitend zur Therapie von Depressionen empfohlen. Insgesamt hilft die Sportart allen Kletterbegeisterten, besser mit Problemen umzugehen und mehr Selbstvertrauen zu gewinnen.

Person setzt Fuß auf einen Halt

Den richtigen Weg finden: Bouldern fördert mentale Stärke und Selbstvertrauen.

 

Der soziale Aspekt

Bouldern ist ein idealer Individualsport. Allerdings ist das Klettern auch in der Gruppe möglich und macht gemeinsam mit Freunden noch mehr Spaß. Während man sich auf die nächste Passage vorbereitet oder diese bestreitet, kann man sich in Ruhe austauschen, sich gegenseitig unterstützen und anfeuern.

Außerdem lässt sich der Sport prima gemeinsam mit anderen Anfängern ausprobieren. Zudem können sich erfahrene Boulderer später über die besten Routen austauschen und ihr Ziel zusammen erreichen.

 

Fazit

Bouldern fördert fast alles, was eine ideale Sportart fördern sollte: Kraft, Koordination, Ausdauer, Mentalpower, Beweglichkeit, sozialen Austausch. Es gibt sogar Boulder-Passagen an der frischen Luft.

Hast Du eigene Erfahrungen und Meinungen zum Bouldern? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

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