Ölziehen ist eine aus dem Ayurveda bekannte, seit Jahrtausenden bewährte Praxis mit dem Ziel, die Mundhygiene und die natürliche Entgiftung unseres Körpers zu unterstützen. Dabei wird ein pflanzliches Speiseöl 10-20 Minuten durch die Zähne gezogen und ausgespuckt. Bei diesem Akt werden Bakterien im Mundraum abgetötet, Ablagerungen gelöst, und die Entgiftung über die Mundschleimhaut angeregt.

Erfahre in diesem Beitrag alles Wichtige, von Vorteilen, über meine eigene Erfahrung, welches Öl geeignet ist, bis zur Anleitung zum Ölziehen!

 

Was ist Ölziehen und was passiert dabei?

Ölziehen, auch Ölkauen genannt, ist eine Reinigungsmaßnahme, die aus dem Ayurveda stammt und dort täglich durchgeführt wird. Mittlerweile ist es auch bei uns bekannt und wird von immer mehr naturheilkundlich orientierten (Zahn-)Ärzten und Heilpraktikern empfohlen.

Studien weisen immer häufiger darauf hin, dass hinter dieser jahrtausendealten Praxis mehr steckt und es sehr sinnvoll sein kann. Auch ich wende Ölziehen regelmäßig an.

Zentraler Teil des Ölziehens ist es, ein pflanzliches Speiseöl für eine gewisse Zeit, meist 10-20 Minuten, durch die Zähne zu ziehen. Was dabei passiert, muss man probiert haben – denn erstmal klingt Ölziehen etwas abstrus, abartig und auch eklig, aber es kann wahre Wunder für die Mundhygiene bewirken.

 

Was bewirkt Ölziehen? Die Vorteile im Überblick

Die Vorteile von Ölziehen liegen auf der Hand und sind in zahlreichen wissenschaftlichen Studien eindrucksvoll untersucht worden. Die in den USA lebende, ayurvedisch orientierte Medizinerin Dr. Bhaswati Bhattacharya setzt sich sehr für die Bekanntmachung ayurvedischer Prinzipien in der Medizin ein. Erst kürzlich habe ich sie in einem Podcast bei Ben Greenfield hören dürfen.

Im Folgenden möchte ich Dir gerne die Vorteile des Ölziehens nahelegen – um besser zu verstehen, warum Du darüber nachdenken könntest, es regelmäßig zu machen.

 

Bessere Mundhygiene

Die verwendeten pflanzlichen Öle wirken antibakteriell und können einen Überbefall an Bakterien und Pilzen im Mundraum, stark entgegenwirken. Sie sterilisieren den Mundraum nicht, aber können Erreger und einen Überbewuchs von Zähnen, Zunge und Schleimhäuten beseitigen. Durch das energische “Ziehen” des Öls durch die Zähne werden die Bakterien zur Lyse gebracht und sterben ab. Entsprechend trüb ist das Öl auch nach 20 Minuten – das sind in erster Linie tote Bakterien und gelöste Ablagerungen und Schadstoffe.

Ablagerungen von den Zähnen, Zunge und den Zahnzwischenräumen können durch das Öl effektiv gelöst werden. Wer es regelmäßig anwendet, hat somit ein wertvolles Werkzeug an der Hand, um den Mundraum sauberer zu halten.

Durch das Ablösen von Bakterien und Ablagerungen, wirst Du Dich über eine deutlich bessere Mundhygiene freuen. Ein besseres Mundgefühl, weniger Mundgeruch, sauberere Zähne, und vieles mehr.

 

Vorbeugend und lindernd bei Karies, Gingivitis und Parodontitis

Karies, Gingivitis und Parodontitis sind entzündliche Erkrankungen des Mundraums, die durch einen Überwuchs von Bakterien – meist Streptococcus mutans – und zu viel Zucker und Säuren hervorgerufen werden. Indem das Ölziehen sanft und dennoch effektiv und nachhaltig Bakterien im Mundraum abtötet, wirkt es sich sehr positiv auf beide Krankheitsbilder aus und trägt sogar aufgrund seiner enthaltenen Antioxidantien und Vitamin E, zur Regeneration bei.

Es sollte jedoch nicht als alleinige Maßnahme angewandt werden – Studien konnten zeigen, dass Ölziehen zwar gut und sinnvoll ist, aber Zähneputzen und eine gesunde, zuckerarme Ernährung nicht ersetzt.

 

Entgiftend

Beim Ölziehen werden Giftstoffe über die Mundschleimhäute gezogen und aus dem Körper entfernt – behauptet zumindest das Ayurveda. Studien über die entgiftende Wirkung fehlen zwar noch, aber es lässt sich argumentieren, dass der Körper über jede Schleimhaut Giftstoffe absondern kann. Theoretisch also auch über die Mundschleimhäute, wenn wir mit Öl ziehen.

Ich lasse die entgiftende Wirkung jetzt mal so im Raum stehen – es ist sehr wahrscheinlich, dass die Entgiftung unterstützt wird. Darauf weisen Erfahrungsberichte und die Praxis hin. Und selbst, wenn die Entgiftung nicht angeregt wird – allein die bessere Mundhygiene und Mundsäuberung ist das Ölziehen wert.

 

Schmerzlindernd

Auch ohne Karies oder eine entzündliche Munderkrankung kann es zu Zahnschmerzen kommen. Diese habe ich selten, aber sie kommen vor – etwa 2x jährlich, meist nach einem Wochenende mit vergleichsweise viel Zucker und/oder Säuren, habe ich Zahnschmerzen. Zwei- bis dreimal Ölziehen, und die Zahnschmerzen sind weg. Das berichten mir auch Leser und Klienten, die es regelmäßig durchführen, sowie Dokumente aus dem Ayurveda. Da sie die Ursachen für die Zahnschmerzen – Bakterienbefall und deren Aussonderungen wie organische Säuren – beseitigen, können die verwendeten Öle hier lindernd wirken.

 

Diese vier Gründe sprechen für regelmäßiges Ölziehen und sind auch der Grund, warum ich es regelmäßig mache. Gehen wir die Praxis an:

 

Wie oft sollte ich Ölziehen?

Ich wende es vergleichsweise selten an, manche machen es täglich. Wie oft Du Öl ziehst, bleibt Dir überlassen. Ich würde sagen, je öfter desto besser, aber da es zeitintensiv ist, muss es auch in Deinen Alltag passen. Lieber würde ich es nicht so häufig machen, dafür länger (15-20 Minuten), als sehr häufig und dafür nur sehr kurz. Die eigentliche Magie beginnt sich erst ab 10 Minuten abzuspielen, daher hab ruhig die nötige Geduld!

Meine Pauschalempfehlung für Ölziehen: 1x wöchentlich ist ein gutes Minimum, wer es öfters schafft, optimal. Wer es seltener macht, könnte überlegen, es nicht als regelmäßiges Wochenend-Ritual zu probieren.

Und wer es nur im Bedarfsfall macht, z.B. bei Zahnschmerzen – ist es immer noch besser, als gar nicht.

Ölziehen Kokosöl und Olivenöl

Pflanzliche, kaltgepresste Öle bieten sich besonders gut an.

 

Welche Öle bieten sich an?

Mit welchen Ölen kann man gut Öl ziehen? Der Klassiker aus dem Ayurveda ist Sesamöl, da es viel Vitamin E und viele mehrfach ungesättigte Fettsäuren enthält, welche eine bindende Wirkung zu haben scheinen. Doch es funktioniert auch mit anderen Ölen gut.

Wichtig ist, ein hochwertiges, pflanzliches Speiseöl zu verwenden, in Bio-Qualität. Es sollte kein billiges Raps- oder Sonnenblumenöl aus einer Plastikflasche sein, sondern ein hochwertiges Produkt aus einer dunklen Glasflasche, das lange haltbar ist. Leinöl ist damit leider aus dem Rennen, da es nur kurz haltbar ist und im Kühlschrank gelagert werden muss. Das ist nicht sehr alltagstauglich.

Diese Öle haben sich beim Ölziehen bewährt:

  • Sesamöl
  • Kokosöl (extra nativ, kaltgepresst)
  • Olivenöl (extra nativ, kaltgepresst)
  • Hanföl
  • Avocadoöl

Ich verwende immer Olivenöl – es schmeckt zwar bitterer als andere Öle, aber ich habe es immer griffbereit und finde, aufgrund der enthaltenen Antioxidantien Oleocanthal und Oleuropein, wirkt es stärker antibakteriell als andere. Hanföl und Sesamöl schmecken leicht bitter und sind sehr effektiv.

Kokosöl sollte in guter Qualität verwendet werden – es ist fest und stark antifungal (bei Pilzbefall im Mund oder SIBO effektiv), und viele schwören darauf.

Avocadoöl funktioniert, ist aber nicht lange haltbar und hat eine geringere Bindefähigkeit, als andere Öle.

Die Gewinner in dieser Kategorie sind damit Sesamöl, Kokosöl, Hanföl und Olivenöl.

 

Eine Anleitung zum Ölziehen

Im Anschluss findest Du eine kleine Anleitung zum Ölziehen und kannst damit sofort starten. Ich schlage vor, Du probierst es direkt nach Lesen dieses Beitrags aus und machst es mal eine Woche lang jeden Abend. Du wirst nach dieser Woche einen Unterschied spüren.

Vor oder nach dem Zähneputzen Ölziehen? Ich finde, nach dem Zähneputzen macht am meisten Sinn, da das Öl alles bindet und desinfiziert, was die Zahnbürste nicht schafft. Im Ayurveda wird das Ölziehen jedoch auch vor dem Zähneputzen durchgeführt. Ich würde mich an dieser Frage nicht zu lange aufhängen – lieber gemacht, als gar nicht. Wann, ist zweitrangig.

Vorbereitend: Stelle bitte ein gutes Öl (wie oben beschrieben) und nach Möglichkeit einen Zungenschaber bereit.

  1. Spüle den Mund mit Wasser aus und säubere Deine Zunge mit einem Zungenschaber.
  2. Gib 1 EL Öl auf einen Löffel und nimm es in den Mund.
  3. Ziehe das Öl 10-20 Minuten durch die Zähne. Versuche, es bewusst in alle Ecken Deines Munds zu bewegen.
  4. Schlucke das Öl nicht herunter – viele Ablagerungen, Bakterien und Giftstoffe sind dort gelöst und diese möchtest Du aus dem Körper entfernen.
  5. Versuche, Dich nicht so viel durch den Raum zu bewegen oder abzulenken, damit es nicht zu einem Unfall kommt.
  6. Und lass Dich während des Ölziehens bloß nicht kitzeln oder anderweitig zum Lacehen bringen!
  7. Halte ein Taschentuch, Küchenpapier oder Klopapier bereit, um das Öl nach dem Ausspucken aufzufangen.
  8. Spucke das Öl nach Ablauf der Zeit auf das bereit gelegte Papier und entsorge es im Müll (spucke es nicht einfach in den Ausguss, da reines Öl den Abfluss verstopfen kann).
  9. Spüle den Mund nochmal mit Wasser nach.
  10. Genieße das neue Mundgefühl – und führe das Ölziehen regelmäßig durch.

Das war es eigentlich schon 🙂

 

Fazit – Ölziehen für bessere Mundhygiene und ein gutes Mundgefühl

Ölziehen ist sehr einfach, kostengünstig und hat sich seit Jahrtausenden bewährt – spricht eigentlich nicht viel dagegen, es regelmäßig zu machen! Im heutigen Beitrag hast Du erfahren, warum es sinnvoll ist und wie Du es machst.

Viel Spaß beim Umsetzen!