Um das Thema Gesundheit ranken sich zahlreiche Mythen und Gerüchte. Immer wieder tauchen neue Theorien auf, welche Lebensmittel gesund oder ungesund sind.

Gleichzeitig hört man ständig von Lebensmitteln, die lange Zeit verschrien wurden und nun doch nicht so schlimm sind, wie befürchtet. Eier sind so ein Beispiel.

Bei diesem Durcheinander fällt es schwer, den Überblick zu behalten. Erfahre in diesem Beitrag, welche Gesundheitsmythen hinfällig sind und an welchen davon tatsächlich etwas Wahres dran ist. Manches davon wird Dich überraschen.

 

#1 Eier und das Cholesterin

Jahrzehntelang waren Eier verschrien. Warum? Weil sie viel Cholesterin enthalten, das dann wiederum das körpereigene Cholesterin erhöht und zu einem erhöhten Risiko für Atherosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen beiträgt.

Dachte man. Denn aktuelle Studien kommen zu einem anderen Ergebnis: Der Ei-Konsum wirkt sich nicht wesentlich auf die Herz-Kreislauf-Sterblichkeit aus. Der Cholesterin-Verzehr über die Nahrung insgesamt jedoch schon – wahrscheinlich ist der Zusammenhang bei Fleisch aus Massentierhaltung zu finden. Bei Eiern selbst, konnte eine Risiko-Erhöhung ausgeschlossen werden.

Eier sind sehr nährstoffreich und versorgen den Körper mit reichlich Nähr- und Vitalstoffen wie Proteinen, Omega 3-Fettsäuren, Cholin, Vitamin A, Vitamin D und Magnesium. Vorausgesetzt, es handelt sich um Eier aus Bio- oder zumindest Freilandhaltung.

 

#2 Wer auf kaltem Stein sitzt, bekommt eine Blasenentzündung

Eine Blasenentzündung ist eine sehr unangenehme Angelegenheit. Alle paar Minuten zwingt heftiger Harndrang zur Toilette, das Wasserlassen brennt, der Unterleib schmerzt. Um dem Ganzen zu entgehen, wird immer wieder geraten, sich nicht zu verkühlen.

Das bedeutet konkret: Nicht auf kalten Stein setzen, nasse Badekleidung sofort wechseln und den unteren Rücken warmhalten.

Diese Ratschläge erscheinen sinnvoll, immerhin ist die Freibad-Saison auch die Hauptzeit für Blasenentzündungen. Allerdings hat das nichts mit einer Unterkühlung zu tun. Die wichtigste Ursache für eine Blasenentzündung sind Darmbakterien.

Sie gelangen über die Harnröhre in die Blase – etwa durch mangelnde Toilettenhygiene, einer un-ausgeglichenen Darmflora und beim Geschlechtsverkehr – und lösen dort eine Entzündung aus. Frauen sind viel häufiger betroffen als Männer, da sie eine kürzere Harnröhre haben und diese näher am After liegt. Manch einer hat wegen einer angeborenen zu kurzen oder zu engen Harnröhre ein höheres Infektionsrisiko.

Junge Frau im Schneidersitz mit Blick aufs Meer

 

#3 Proteine sind schädlich

Proteine, also Eiweiße, bilden die Grundstruktur des Körpers. Sie sind wichtig für den Aufbau der Muskulatur, für die Organe, das Blut, die Antikörper im Immunsystem und für die Knochen. Außerdem gelten sie seit geraumer Zeit als Schlank- und Gesundmacher, da sie sehr sättigend wirken.

Allerdings sind die Qualität und die Menge entscheidend. Die ideale Menge (Vgl. Wieviel Eiweiß am Tag): Sportler sollten am Tag 1-1,5 g Protein pro Kilogramm Körpergewicht zu sich nehmen, Nicht-Sportler 1,5 g Protein pro Kilogramm Körpergewicht. Zu viel Eiweiß gilt als gesundheitsschädlich. Genauer gesagt, hält sich hartnäckig die These, dass zu viel Protein auf Dauer die Nieren schädigt.

Tatsächlich ist Harnstoff das Hauptabbauprodukt des Proteinstoffwechsels. Harnstoff wird über Nieren, Harn und aus dem Körper transportiert. Bei einer erhöhten Menge an Harnstoff müssen die Nieren härter arbeiten, um diesen auszuscheiden. Das kann auf Dauer die Nieren schädigen.

Allerdings nur, wenn Du mehr als 300 g Protein am Tag konsumierst und/oder zu wenig trinkst. Wer sehr viel Eiweiß zu sich nimmt und dazu aber auch viel Flüssigkeit, braucht sich keine Sorgen zu machen.

Außerdem heißt es, dass eine zu große Eiweiß-Menge die Harnsäure-Werte erhöht, was zu Gicht führen kann. Schuld daran sind Purine, die unter anderem in Fleisch und Innereien enthalten sind. Doch Purin allein reicht nicht aus, um Gicht zu erzeugen. Dazu müssen weitere Faktoren hinzukommen.

(Übrigens: Getreide enthält sogar mehr Purine als Fleisch.)

 

#4 Cola macht die Knochen weich

Wie jeder weiß, ist Cola eher weniger förderlich für die Gesundheit, weil sie jede Menge Zucker und Kalorien enthält. Oft heißt es auch, dass Cola die Knochen schädigt. Angeblich entzieht die Phosphorsäure des Getränks dem Körper Kalzium – einer der wichtigsten Mineralstoffe für stabile Knochen. Fehlt er, werden die Knochen brüchig, was zu einer Osteoporose führen kann.

Das klingt plausibel, aber was ist dran an dem Mythos? So ganz genau weiß man das noch nicht. 2006 wurde eine Studie veröffentlicht, die einen Zusammenhang zwischen Cola-Konsum und geringer Knochendichte entdeckt hat – allerdings ausschließlich bei den weiblichen Probanden und nur im Bereich der Hüftknochen.

Die in Cola enthaltene Säure scheint aber nicht die Ursache zu sein – wahrscheinlich liegt hier ein Bias vor: Wer viel Cola trinkt, lebt ansonsten eher ungesund, konsumiert weniger Protein und Nährstoffe, und treibt weniger Sport. Das könnte schon eher die Ursache sein.

Zu diesem Ergebnis kamen auch weitere Studien, die jugendliche Probanden untersucht haben. Sie fanden heraus, dass Jugendliche, die generell viele Softdrinks konsumieren, weniger Proteine mit der Nahrung zu sich nehmen. Proteine sind aber essenziell für den Knochenaufbau.

Unser Körper ist auch nicht so leicht, wie wir uns das manchmal vorstellen – die Säure aus der Cola gelangt nicht bis zum Knochen, um ihn aufzulösen. Unser Körper ist in viele Kompartimente unterteilt, die das abpuffern. Wenn Dich das Thema Säure-Basen-Theorie interessiert, haben wir da einen passenden Beitrag im Magazin.

Colaglas auf Holztisch

 

#5 Zucker macht (nicht) süchtig

Bleiben wir bei Süßem. Immer wieder hört man davon, dass Zucker süchtig machen kann. Tatsächlich haben Forscher entdeckt, dass Zucker im Gehirn ähnliche Areale aktiviert wie Kokain. Gerade dann, wenn man versucht, den Konsum von Süßigkeiten und anderen zuckerreichen Lebensmitteln einzuschränken, macht sich ein besonders starkes Verlangen danach bemerkbar. Nicht selten verlässt uns dann jegliche Selbstkontrolle, gleichzeitig brauchen wir immer größere Mengen – ähnlich wie bei einer Suchterkrankung.

Zucker regt das Belohnungssystem im Gehirn an und verschafft uns ein angenehmes Gefühl. Das läuft über das Hormon Dopamin. Kein Wunder also, dass wir diesen Zustand oft wiederholen wollen.

Ernährungswissenschaftlicher und Psychologen streiten seit Jahren, ob die Entzugserscheinungen, die Zucker hervorruft, nun körperlich oder rein psychisch sind, und ob man da von einer Sucht sprechen kann. Rein wörtlich betrachtet ist es wahrscheinlich keine Sucht, sondern eine einfache Abhängigkeit. Was es aber nicht wirklich besser macht.

Trotz aller Schwierigkeit ist es ratsam, den Zuckerkonsum auf ein geringes Maß zu reduzieren.

 

#6 Wer zu wenig trinkt, bekommt eine trockene Haut

Jeder Mensch sollte am Tag etwa zwei Liter Wasser trinken. Nur bei einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr können die Organe richtig arbeiten und der Stoffwechsel wird angekurbelt. Immerhin besteht der menschliche Körper zu 70 Prozent aus Wasser.

Wenn Du zu wenig trinkst, macht sich das recht schnell bemerkbar: Dein Blut verdickt sich, was zu Kreislaufproblemen wie Kopfschmerzen und Schwindelgefühl führen kann. Deine Verdauung wird verlangsamt, der Stuhl wird hart und lässt sich nur schwer ausscheiden. Außerdem kannst Du Dich nicht gut konzentrieren, wenn Deinem Körper Wasser fehlt.

Was mangelnde Flüssigkeitszufuhr allerdings nicht direkt bewirkt, ist trockene Haut. Selbst, wenn Du mehrere Tage lang zu wenig trinkst, ändert das nichts an Deinem Hautbild.

Die Feuchtigkeit der Haut wird nämlich vor allem durch die Umgebung beeinflusst, in der Du Dich befindest, sowie durch eine straffe und mit Schleimstoffen (Hyaluronsäure & Co.) angereicherte Kollagen-Schicht unter der oberen Hautschicht. Kälte, trockene Luft und ungesunde Lebensgewohnheiten entziehen der Haut Feuchtigkeit und Fett – sie wird empfindlich und rau. Aber am Wasserkonsum liegt es nicht primär.

 

Zusammenfassend – Gesundheitsmythen auf dem Prüfstand

Der heutige Beitrag sollte übliche Gesundheitsmythen etwas genauer beleuchten und aufklären. Auf den zweiten Blick sind diese Mythen nicht immer zu 100 % aufklärbar – zumindest nicht in einem kurzen Beitrag wie diesem.

Worauf es aber immer wieder zurückkommt: So natürlich wie möglich. In jederlei Hinsicht: Gesunder Schlaf, Stressreduktion, Ernährung, Sport, sonstige Lebensführung. Im Zweifel orientiere Dich an der Natur und dem Leben unserer Vorfahren – was sagt die Logik? In 90 % der Fälle liegt die Antwort dann auf der Hand, so auch bei Zigarettenrauch, Cola und bei absurd hohen Proteinmengen.

 

 

Diese Beiträge könnten Dich auch interessieren: