Ist Rapsöl gesund? Diese Frage bekommen wir bei SchnellEinfachGesund häufig gestellt. Ob wir Rapsöl empfehlen, warum, warum nicht – in diesem Beitrag möchte ich gerne darauf eingehen, ob Rapsöl gesund ist und ob wir es empfehlen.

Passend zum Thema findest Du eine spannende Episode in unserem Podcast:

 

Rapsöl – Die Biologie

Der Raps ist eine Pflanze aus der Familie der Kreuzblütler, zu dem auch Senf und Kohl gehören. In der Natur ist Raps giftig und aufgrund seiner Bitterstoffe ungenießbar.

In den letzten 50 Jahren wurde er immer mehr dahin gezüchtet, dass er weniger Bitterstoffe und weniger giftige Inhaltsstoffe enthält. Anfangs nur für industrielle Zwecke verwendet, wird er seit 50 Jahren als Nahrungsmittel verkauft und – wie wir kritisch bemerken – immer häufiger auch aus gesundheitlichen Zwecken empfohlen.

Rapsöl ist aufgrund seines hohen Glucosinolat-Gehalts von Natur aus sehr bitter und würde sich so als Öl für die Küche nicht eignen. Durch Züchtung liegt der Glucosinolat-Gehalt heute fast bei 0.

Die Erucasäure ist eine Säure, die im Raps auf natürliche Weise vorliegt und im Öl einen Anteil von einigen Prozent hat. In Tierversuchen führt die Erucasäure zu Herzmuskelverfettung und Wachstumsstörungen, weswegen es heute eine zulässige Höchstmenge von 500 mg für den Menschen gibt.

Moderne Rapszüchtungen haben einen Erucasäure-Anteil von 0,5-1 % – im Verkauf befindliches Rapsöl darf maximal 2 % dieser Säure enthalten, um für den Verkauf zulässig zu sein. Frei von dieser Säure ist kein Rapsöl.

Zwischenfazit: in der Natur ist Raps ungenießbar und sogar giftig, aufgrund seines Gehaltes an Erucasäure. Heute verkäufliches Rapsöl ist nur genießbar und nicht direkt giftig, weil es lange dafür gezüchtet wurde.

Blühender Raps

 

Rapsöl – Die Industrie

Weltweit werden jedes Jahr etwa 25 Millionen Tonnen Rapsöl produziert. Davon etwa 3 Millionen Tonnen in Deutschland, überwiegend Winterraps. Der Raps ist eine gute Pflanze für die Fruchtfolge und bindet Stickstoff im Boden.

Raps-Felder finde ich persönlich wunderschön und fast schöner als die in Frankreich so bekannten Lavendel- oder Sonnenblumenfelder. Auch blühende Rapsfelder sind schön anzusehen.

2019 wurden in Deutschland über 9 Millionen Tonnen Rapssaat verarbeitet, davon 5,8 Millionen Tonnen aus Importen. Die Saat wird gepresst – das Öl hat verschiedene industrielle Zwecke, der Rapskuchen wird für die Erzeugung von Biogas oder als Futtermittel verwendet. Versuche, aus dem Rapskuchen pflanzliches Protein zu gewinnen, sind bisher gescheitert, sollten aber nicht mehr allzu lange dauern.

Früher wurde Rapsöl fast ausschließlich für die Herstellung von Seifen, Schmierfett und Lampenöl verwendet.

Heute gibt es dafür viele Verwendungen:

  • Hydraulik-, Getriebe- und Sägekettenöl
  • Schmieröl
  • “Bohrmilch” (Kühlschmiermittel für die Metallbearbeitung)
  • Härteöl
  • Schwarzbrennen (Eintauchen von heißen Metallteilen in Öl)
  • Brünieren
  • Motoröl
  • Schalöl
  • Lacke und Farben
  • Lösungsmittel
  • Lampenöl
  • Tenside und Weichmacher
  • Futtermittel
  • Pflanzenschutzmittel
  • Rapsasphalt

Du siehst: es gibt eine ganze Industrie hinter der Verarbeitung und Verwendung von Rapsöl.

Als Ausgangssubstanz ist es zunächst mal eines: es ist billig. Deswegen wird es auch weitverbreitet in der Gastronomie verwendet und ist die Nr. 1 in Deutschland, was Öle zum Kochen angeht. Der Renner ist übrigens Rapsöl mit Butteraroma (chemisch hergestellt), um ein wenig Buttearoma in das Gericht zu „zaubern“.

Rapsöl gesund

Rapsöl ist als Speiseöl geeignet, doch zunächst einmal ist es ein günstiges Industrieprodukt.

 

Rapsöl – Die chemische Zusammensetzung

Das Rapsöl, das in der Küche landet, ist chemisch gesehen nicht immer identisch. Es gibt verschiedene Züchtungen mit verschiedenen Gehältern an Fettsäuren, Vitamin E, Erucasäure und diversen Antioxidantien.

Das gängigste im Handel befindliche Rapsöl hat eine chemische Zusammensetzung von (pro 100 g):

  • Gesättigten Fettsäuren: 5-8 g
    • Davon bis zu 1,8 g Transfette
  • Einfach ungesättigte Fettsäuren (Ölsäure): 50-70 g
  • mehrfach ungesättigte Fettsäuren: 20-45 g
    • Davon Linolsäure (Omega 6): 15-30 g
    • Davon α-Linolensäure (Omega 3): 5-14 g
  • Weitere Fettsorten:
    • Stearinsäure: 1-3 g
    • Erucasäure: 0,2-1,2 g
    • Gadoleinsäure: 1-3 %
  • Tocopherole (Vitamin E): bis zu 2500 mg/kg
  • Phytosterine: 5-11 g/kg

Wir sehen: je nach Herstellung des Rapsöls können auch Transfette enthalten sein. Der Ölsäuregehalt ist mit dem von Olivenöl vergleichbar. Was die mehrfach ungesättigten Fettsäuren angeht, hat Rapsöl ein Verhältnis von ungefähr 2:1-3:1 (Omega 6:3).

Rapsöl wird gerne als gesundes Öl für die Küche angepriesen, da es einen hohen Anteil an Ölsäure, Vitamin E sowie ein halbwegs passables Verhältnis der Omega 6:3 Fettsäuren hat.

Ist es deswegen gesund?

 

Rapsöl – Die Herstellung

Es gibt zwei Möglichkeiten, Rapsöl herzustellen: durch Raffination oder durch Pressung.

Die Kaltpressung ist die einzige Möglichkeit, Rapsöl als halbwegs gesundes Öl zu bezeichnen. Kalt gepresstes Rapsöl hat einen Rauchpunkt von etwa 204 °C und ist dem von Olivenöl vergleichbar.

Wenn auf einer Flasche Rapsöl nicht steht, dass es kalt gepresst wurde, ist es durch Raffination entstanden. Dabei werden die Samen erhitzt, mit chemischen Inhaltsstoffen wie zum Beispiel Hexan gemischt und in diversen Aufreinigungsschritten von den Lösungsmitteln wieder getrennt. Das ist in der Regel das Rapsöl, das in Plastikflaschen verkauft wird und recht günstig ist. Hier sind auch Transfette enthalten, sowie Spuren von Lösungsmitteln wie z.B. Hexan, einem Erdöl-Produkt. Lecker!

In unseren Augen ist Rapsöl aus Raffination und in Plastikflaschen nicht für den menschlichen Verzehr geeignet. Rapsöl aus Kaltpressung … möglicherweise.

Was gibt es für Studien hinsichtlich des Gesundheitswerts von Rapsöl?

Ist Rapsöl gesund

Aus den schwarzen Saaten wird später das Öl gepresst.

 

Ist Rapsöl gesund? Ein Blick auf die Studien

Zu Rapsöl gibt es überraschenderweise viele Studien zu gesundheitlichen Anwendungen. Wer sich diese ansieht, bekommt den Eindruck, dass Rapsöl gesund ist. Denn es scheint …

… Bei Patienten mit erhöhten Blutfettwerten diese zu senken

… Besonders, wenn Butter durch Rapsöl ersetzt wird

… Es hilft dabei, die Leber bei Fettleber zu entfetten

… Entzündungswerte werden gelindert

… Die Insulinsensitivität steigt

… die Lipidoxidation im Blut sinkt

… Krebszell-Wachstum wird gelindert

… der Energiestoffwechsel wird besser

Ja Wahnsinn! Ist Rapsöl also gesund?

 

Tipp: Hier findest Du auch unser YouTube Video des Podcasts zum Thema Rapsöl (abonniere gern unseren Kanal):

 

Rapsöl vs. Olivenöl – Ein kleiner Vergleich

In vielerlei Hinsicht ist er Rapsöl vergleichbar mit Olivenöl. Dass Rapsöl in Studien gut abschneidet, wenn es um Personen mit einer miserablen Ernährung, Fettleibigkeit, Fettleber & Co. geht, ist mit Blick auf die Fettsäure-Zusammensetzung keine Überraschung.

Diese Effekte haben tatsächlich die meisten Speiseöle, die nicht zu 100 % aus Omega 6-Fettsäuren enthalten, wie z.B. Sonnenblumenöl.

Wie aber schneidet Rapsöl im Vergleich zu Olivenöl ab?

Eine 2020 durchgeführte Studie tat genau das: Patienten bekamen für 6 Wochen 25 ml Rapsöl oder Olivenöl täglich. 6 Wochen wurden die Blutfettwerte und andere Blutmarker verglichen.

Ergebnis: beide konnten Marker für Entzündungen und Blutfettwerte senken. Doch Olivenöl war besser.

IL-6 sank deutlich mehr, Lipidperoxidation sank mehr, HDL-Cholesterin (das “schützende Cholesterin”) stieg stärker.

Die Studie war zwar nur klein, aber die Ergebnisse lassen sich verwerten: der Vorteil des Olivenöls liegt wahrscheinlich darin, dass es die Entzündungswerte stärker senken kann.

Ob diese Studie ausreichend ist um zu sagen, dass Olivenöl gesünder ist als Rapsöl, ist eine gute Frage.

Olivenöl – so gesund ist das flüssige Gold!

 

Zusammengefasst: ist Rapsöl gesund?

Wir haben verschiedene Indizien, die für und gegen Rapsöl und seine Verwendung sprechen.

Was ist unsere Meinung bei SchnellEinfachGesund?

Wir raten nicht zum Verzehr von Rapsöl.

Warum?

  1. Rapsöl ist in der Natur giftig und wurde erst durch lange Züchtung verzehrbar gemacht.
  2. Auch heute verfügbares Rapsöl enthält (je nach Herstellung) Transfette sowie die schädliche Erucasäure.
  3. Mit Blick auf die verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten von Rapsöl ist es ein Kunstprodukt und Industrieprodukt, das nicht für den menschlichen Verzehr verwendet werden sollte.
  4. Raffiniertes Rapsöl ist ein in Massen anfallendes Billigprodukt.
  5. Bei vielen Studien über den Gesundheitseffekt von Rapsöl liegt der Verdacht des Bias vor – dass die Studien aus der Industrie finanziert wurden. Dieselbe Beobachtung hatte ich auch bei Soja.
  6. Auch diverse Expertengremien, die es zu Rapsöl gibt, haben Kontakte zur Industrie, weswegen diese Bewertung fraglich ist.
  7. Es gibt nur wenige Studien über den längerfristigen Verzehr von Rapsöl – und wie es sich längerfristig auf das Herz-Kreislauf-Risiko auswirkt (mit seinem Erucasäure-Gehalt).
  8. Rapsöl enthält zwar Omega 3-Fettsäuren, aber pflanzlich – die Wirkung ist zwar auch etwas entzündungslindernd, aber nicht vergleichbar mit den für uns so wichtigen marinen Omega 3-Fettsäuren EPA und DHA, welche der Körper auch als Ausgangsstoff für Hormone und Baumaterial verwenden kann.
  9. Rapsöl enthält keine nennenswerten Antioxidantien – im Gegensatz zu anderen pflanzlichen Ölen. Vitamin E ist zwar enthalten, aber nur begrenzt haltbar, wenn keine weiteren Antioxidantien vorliegen.
  10. Es kann zwar erhitzt werden, aber dann oxidieren die ach so wertvollen Omega 3-Fettsäuren, die nicht hitzestabil sind.
  11. Im Direktvergleich wirkt sich Olivenöl wahrscheinlich günstiger auf die Entzündungswerte aus – diese sagen mehr über das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus, als Cholesterin und Triglyzeride.
  12. Es sollte nur kaltgepresst konsumiert werden, wenn überhaupt. Jedoch bewerten wir die Gesundheitseffekte von Rapsöl für die heiße und kalte Küche als nicht so wertvoll, wie Olivenöl, Kokosöl, Hanföl und Leinöl.
  13. Für die heiße Küche überwiegen die Vorteile von Olivenöl – für die kalte Küche überwiegen die Vorteile von Leinöl, welches fast nur aus pflanzlichen Omega 3-Fettsäuren besteht.

Ist Rapsöl gesund Infographik

Fazit

In der Summe sehen wir nicht, warum Rapsöl besser sein sollte als die Öle, über die regelmäßig berichten – es ist vielleicht günstiger. Aber Rapsöl ist eigentlich nicht für den menschlichen Verzehr, ist ein Kunstprodukt, enthält fragwürdige Inhaltsstoffe und hinkt in vielerlei Hinsicht Olivenöl, Hanföl, Schwarzkümmelöl, Leinöl, Algenöl und Kokosöl – den von uns empfohlenen pflanzlichen Ölen, hinterher.

Kaltgepresstes Bio-Rapsöl direkt von der Ölmühle nebenan würden wir nicht empfehlen. Und wenn, dann nur mit viel Bauchgrummeln. Lieber ein Öl, das keine schädlichen Inhaltsstoffe enthält und das von der Natur für unseren Verzehr entwickelt wurde, nicht von der Industrie.

Denn das ist es, was wir unter einer gesunden und natürlichen Lebensführung verstehen – von der Natur. Nicht erst durch Züchtung und industrielle Aufbereitung für den Menschen verzehrbar gemacht.

Stelle Dir nach Lesen dieses Beitrags ehrlich die Frage: Ist das ein Lebensmittel, das Du bedenkenlos essen kannst?

Wie ist Deine Meinung zu Rapsöl? Was sind Deine liebsten Öle für die heiße und kalte Küche?

Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

 

 


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  2. Khandouzi N, Zahedmehr A, Nasrollahzadeh J. Effects of canola or olive oil on plasma lipids, lipoprotein-associated phospholipase A2 and inflammatory cytokines in patients referred for coronary angiography. Lipids Health Dis. 2020 Aug 14;19(1):183. doi: 10.1186/s12944-020-01362-z. PMID: 32795310; PMCID: PMC7427979.
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