Der Placebo Effekt ist ein mächtiges Werkzeug, das man sich insbesondere in der Medizin zunutze macht. Im Folgenden möchte ich ihn genauer unter die Lupe nehmen und Dir erklären, was dahintersteckt.

 

Was ist der Placebo Effekt?

Placebo Effekt bedeutet, dass die Einnahme eines Scheinmedikaments nur eine Wirkung nach sich zieht, weil Du sie erwartest. Zwei Faktoren sind hier von Bedeutung:

  • Unsere Erwartungshaltung: Wenn Du ein Medikament verabreicht bekommst, von dem Du eine positive Wirkung erwartest, wirkt es durchschnittlich besser als bei Menschen, die keine positiven Erwartungen daran knüpfen. Eine besondere Rolle spielt hier medizinisches Fachpersonal, das über die positiven Wirkungen, die eintreten werden, aufklärt.
  • Unsere Erfahrungen: Hat ein Medikament in der Vergangenheit beispielsweise gut gegen Kopfschmerzen geholfen, gehst Du in Zukunft unbewusst davon aus, dass es sich wieder als nützlich erweisen wird. Infolgedessen kann auch ein Scheinmedikament ohne Wirkstoff gegen Kopfschmerzen helfen. Dies ist eine Form der klassischen Konditionierung, die durch Iwan Petrowitsch Pawlow bekannt wurde.
<strong>Der Pawlow’sche Hund</strong>
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kreierte Iwan Pawlow ein Experiment mit Hunden. Immer wenn die Tiere ihr Futter erhielten, wurden sie gleichzeitig mit einem anderen bestimmten Sinnesreiz konfrontiert – einem Glockenläuten. Von Interesse war die Speichelproduktion der Hunde als Reaktion auf die Nahrung. Denn nach einigen Durchgängen genügte es, die Glocke ertönen zu lassen, um den Speichelfluss anzuregen. Die zusätzliche Gabe von Futter war nicht mehr notwendig.

Die Erkenntnis, die daraus abgeleitet wurde: Körperreaktionen können durch Erfahrung erlernt werden und lassen sich somit konditionieren.

 

4 Beispiele für den Placebo Effekt

Im Folgenden möchte ich Dir ein paar Beispiele liefern, bei denen der Placebo Effekt zum Tragen kommt.

 

Placebo und Parkinson

Parkinson ist eine neurodegenerative Erkrankung, bei der ein Dopaminmangel entsteht. Der Neurotransmitter ist für die Informationsübertragung zwischen den Zellen zuständig und Dein Antriebs- bzw. Glückshormon. Kennst Du das beflügelnde Gefühl, das beim Essen, Zocken, Sporteln oder Shoppen entsteht? Das ist Dopamin. Fehlt es, mangelt es Dir an guter Laune.

Im Fall von Parkinson sind die Konsequenzen noch viel schlimmer: Typische Symptome sind langsame bis keine Bewegung (Akinese), Muskelstarre (Rigor) und Zittern (Tremor) [2].

An der Stelle kommt der Placebo Effekt ins Spiel. In einer Metastudie aus dem Jahr 1999 wurde herausgefunden, dass Scheinmedikamente ohne Wirkstoff bei 9 bis 59 % der Patienten die Symptome verbessern [3].

Wie ist das möglich? Die bloße Wirksamkeitserwartung aktiviert das Belohnungssystem und führt zur Ausschüttung von Dopamin [4].

Weil die Patienten also dachten, es würde ihnen bald besser gehen, kam es zu einem Dopaminausstoß. Dadurch wirkten sie den Symptomen der Krankheit (Dopaminmangel) entgegen und es ging bergauf mit ihnen.

 

Placebo beim Sport

Auch für gesunde Menschen lässt sich der Placebo Effekt nutzen, so zum Beispiel im Sport.

Im Jahr 2000 wurde Powerliftern (die menschlichen Maschinen, die 500 kg heben können) ein Steroid versprochen, das ihre Leistung steigern sollte, aber gegeben wurde ihnen lediglich ein Placebo. Das Resultat: Alle Athleten verbesserten ihre Leistung mit dem Placebo (sie waren schließlich in der Lage, 550 kg anzuheben), und ohne es fiel ihre Leistung wieder ab [5].

Ein weiteres Beispiel: Gewöhnlichen Studenten wurde eine Placebo-Tablette aus Milchzucker verabreicht und versprochen, dass sie damit besser im Bankdrücken würden. Und tatsächlich: Die Studenten konnten ihre Leistung deutlich steigern [6].

Heißt für Dich: Du brauchst keine teuren Wunderheilmittel oder gar Steroide, um Dich im Sport zu verbessern. Wenn Du glaubst, dass eine Sache funktioniert, wird sie das in den meisten Fällen auch. Bei der Homöopathie verhält es sich übrigens genauso.

Am wichtigsten für die Wirkung ist der feste Glaube an das Resultat.

In einer weiteren Studie wurde Profiradfahrern während des Trainings entweder ein Kohlenhydratpräparat oder ein Placebo gegeben. Einer Gruppe wurde gesagt, dass sie ein Placebo bekommt (obwohl es das Kohlenhydratpräparat war), der anderen Gruppe, dass sie Kohlenhydratpräparate erhalten (obwohl es ein Placebo war); eine dritte Gruppe bekam mit einer 50:50-Chance ein Placebo oder ein Kohlenhydrat-Präparat [7].

Wie Du Dir schon denken kannst, verbesserte die Gruppe, der erzählt wurde, sie bekäme Kohlenhydrate, ihre Leistung um 4 % – obwohl es lediglich ein Placebo war. Und die Gruppe, die dachte, sie bekäme ein Placebo, tatsächlich aber Kohlenhydrate erhielt? Wie zu erwarten: keine Besserung!

Das Interessante: Keinerlei Verbesserung zeigte die Gruppe, die eine 50:50-Chance für ein Placebo oder ein Kohlenhydratpräparat hatte. Das bedeutet, Unsicherheit ist der Irrweg, der an Deinen Zielen vorbeiführt.

 

Placebo und Allergien

Genauso, wie Du Dein Gehirn darauf konditionieren kannst, bestimmte Gefühle zu erzeugen, kannst Du auch Dein Immunsystem konditionieren. Denn beide interagieren miteinander. Hast Du beispielsweise eine Pollenallergie, wird Dein Immunsystem reagieren, wenn Pollen im Anflug sind. Folglich bekommst Du Schnupfen, Migräne oder Husten.

Wiederholt sich dieses Spiel oft genug, kann es sein, dass Du sogar dann eine allergische Reaktion zeigst, wenn gar keine Pollen in der Nähe sind. Beispielsweise wenn Dir ein Freund während eines Spaziergangs sagt, dass wieder viele Pollen in der Luft sind (Auslöser). Abends fühlst Du Dich dann schlapp und hast Husten, obwohl gar nichts war [8].

 

Placebo und Chemotherapie

In einer Studie an Krebspatienten konnte gezeigt werden, dass die typischen Symptome nach der Chemotherapie, sprich Erbrechen und Übelkeit, durch die Krankenhausumgebung hervorgerufen werden [10].

Als Patient wird man bereits vorher darauf konditioniert, diese Symptome zu zeigen. Anhand einer Vergleichsgruppe, die zu Hause behandelt wurde, konnte nachgewiesen werden, dass die Symptome nicht auftreten müssen (keine Konditionierung).

Somit bieten sich für medizinische Anwendungen viele Möglichkeiten, den Placebo Effekt zu integrieren. Damit könnte der Gebrauch von teilweise gesundheitsschädlichen Pharmazeutika reduziert werden.

Im Rahmen der Homöopathie wird der Placebo Effekt schon lange genutzt, um das Immunsystem entsprechend reagieren zu lassen. Wenn Du mehr über das Immunsystem erfahren möchtest, klicke hier: Immunsystem stärken.

 

Wie Du Dein Gehirn auf Heilung konditionierst

Jetzt denkst Du Dir vielleicht: Sehr spannend, aber wie kann ich das Wissen über den Placebo Effekt für mich nutzen?

Zunächst würde ich Dir empfehlen, meinen Artikel über NLP zu lesen, auch wenn dieses System etwas anders funktioniert. Es geht darum, Dir jeden Tag vorzustellen, Dich gesund oder noch leistungsfähiger zu fühlen.

Außerdem solltest Du über Deine Regeln reflektieren. Klagst Du z. B. bereits bei einem leichten Schnupfen, dass Du eine Grippe bekommst? Dann stell Dir die folgende Frage: Wie oft hattest Du anschließend tatsächlich eine Grippe? Änderst Du die Regeln, die Du Dir selbst aufstellst, änderst Du auch Deine Immunreaktion. Das bedeutet: mehr Gesundheit, mehr Freude, mehr Leistung.

Ein weiteres nützliches Tool neben neuen Regeln: Meditation. Meditieren lernen ist simpel. Jeder ist dazu in der Lage; im hinterlegten Beitrag erfährst Du, wie das funktioniert. Wenn Du Dir Deine Gesundheit bildlich ausmalen kannst, wird Dein Körper entsprechend darauf reagieren. Denn Dein Gehirn kann nicht unterscheiden zwischen dem, was Du Dir vorstellst, und dem, was wirklich passiert.

 

Dr. Joe Dispenza: Tipps und Tricks eines Placebo-Profis

Dr. Joe Dispenza ist ein amerikanischer Wissenschaftler, Berater, Autor, Trainer der Selbstheilung und der Beeinflussung unseres Gehirns. Durch die Kombination aus Neurowissenschaften, Epigenetik und Quantenphysik untersucht Dispenza mit seinen Kollegen die Zusammenhänge zwischen Gedanken, Gehirn und Immunsystem.

In seinem Buch You‘re the Placebo beschreibt er eindrucksvoll, welche Erfahrungen die Menschen mit seinen Methoden gemacht haben und welche unglaublichen Heilungen erzielt werden konnten. Tumore bei Krebspatienten verschwanden, Querschnittsgelähmte konnten wieder laufen und eine Trainerin war in der Lage, mit geschlossenen Augen 360° um sich herumzuschauen.

Wenn Dich das Thema interessiert, kann ich Dir das Buch Du bist das Placebo – Bewusstsein wird Materie* sehr empfehlen.

 

Fazit – der Placebo Effekt ist mächtig

Ich finde den Placebo Effekt hochinteressant und nutze ihn selbst in meinem Alltag. Mit zwölf Jahren hatte ich mal Fußwarzen und kein Medikament hat geholfen. Die Mutter eines Freundes hat die Warzen dann „besprochen“ und das Einzige, was ich machen musste, war, 20 Minuten bei mir zu Hause auf der Couch sitzen. Ob die Mutter meines Freundes wirklich etwas gemacht hat? Keine Ahnung. Auf jeden Fall waren die Warzen nach zwei Wochen weg.

Ich glaube, dass wir mit der wissenschaftlichen Erforschung der Zusammenhänge auf dem richtigen Weg sind und dass durch Menschen wie Dr. Joe Dispenza und Methoden wie Meditation vielen Menschen geholfen werden kann, ohne dass Pharmazeutika (mit vielen, vielen Nebenwirkungen) zum Einsatz kommen müssen.

Die wichtigsten Punkte heute:

  • Placebo Effekt bedeutet, dass eine Wirkung eintritt, allein weil sie erwartet wird.
  • In dutzenden Studien konnte gezeigt werden, dass Placebopräparate sowohl Krankheiten heilen als auch die sportliche Leistung verbessern können.
  • Um selbst durchzustarten, fang am besten damit an, zu meditieren, glaube fest an die Wirkung der Methode, die für Dich funktioniert und nutze weitere Informationen wie im Buch (Du bist das Placebo – Bewusstsein wird Materie)* von Dr. Joe Dispenza.

Was hältst Du vom Placebo Effekt? Wendest Du ihn selber an? Welche Erfahrungen hast du gemacht?

 

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  1. Placebo Hrsg./Bearb.: Benedetti, Fabrizio, Enck, Paul, Frisaldi, Elisa, Schedlowski, Manfred, Verlagsort, Verlag, Jahr: Berlin [u.a.], Springer, 2014, S. 4
  2. Placebo Hrsg./Bearb.: Benedetti, Fabrizio, Enck, Paul, Frisaldi, Elisa, Schedlowski, Manfred, Verlagsort, Verlag, Jahr: Berlin [u.a.], Springer, 2014, S. 140
  3. https://www-ncbi-nlm-nih-gov.eaccess.ub.tum.de/pubmed/?term=Shetty+N%2C+Friedman+JH%2C+Kieburtz+K%2C+Marshall+FJ%2C+Oakes+D+(1999)+The+placebo+response+in+Parkinson%E2%80%99s+disease.+Parkinson+Study+Group.+Clin+Neuropharmacol+22(4)%3A207%E2%80%93212
  4. https://www-ncbi-nlm-nih-gov.eaccess.ub.tum.de/pubmed/?term=Scott+DJ%2C+Stohler+CS%2C+Egnatuk+CM%2C+Wang+H%2C+Koeppe+RA%2C+Zubieta+JK+(2008)+Placebo+and+nocebo+effects+are+de%EF%AC%81ned+by+opposite+opioid+and+dopaminergic+responses.+Arch+Gen+Psychiatry+65+(2)%3A220%E2%80%93231
  5. https://e-space.mmu.ac.uk/13266/
  6. https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/10413200601123736
  7. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=Clark+VR%2C+Hopkins+WG%2C+Hawley+JA%2C+Burke+LM+(2000)+Placebo+effect+of+carbohydrate+feedings+during+a+40-km+cycling+time+trial.+Med+Sci+Sports+Exerc+32%3A1642%E2%80%931647
  8. Placebo Hrsg./Bearb.: Benedetti, Fabrizio, Enck, Paul, Frisaldi, Elisa, Schedlowski, Manfred, Verlagsort, Verlag, Jahr: Berlin [u.a.], Springer, 2014, S. 166
  9. https://www.academia.edu/11972432/Brain_immune_interactions_and_the_neural_basis_of_disease-avoidant_ingestive_behaviour?ends_sutd_reg_path=true
  10. https://www.academia.edu/11972432/Brain_immune_interactions_and_the_neural_basis_of_disease-avoidant_ingestive_behaviour?ends_sutd_reg_path=true