Worin besteht der Unterschied zwischen CBD und anderen Hanfprodukten?

von Martin Auerswald, M.Sc.
Veröffentlicht: Zuletzt bearbeitet:
Hanfblätter und CBD-Öle auf einem Tisch

Der Markt für hanfbasierte Gesundheitsprodukte ist in den letzten Jahren weltweit explodiert. Sie sind im Bioladen als Müslizutat zu finden, in der Apotheke als Medikament und in diversen Onlineshops als Nahrungsergänzungsmittel. Dass Cannabisprodukte längst keine Randerscheinung mehr sind, merke ich besonders auf Apotheker- und Medizinmessen, die ich regelmäßig besuche, denn auch dort sind sie zunehmend Thema.

Wenn es um die gesundheitsförderlichen Eigenschaften dieser Produkte geht, fallen oftmals jede Menge unbekannte Abkürzungen und Wörter wie THC, CBDA, CBD, Terpene und Entourage-Effekt. Viele Anwender wissen nicht, was sich dahinter verbirgt. Aus diesem Grund möchte ich in diesem Beitrag über die wichtigsten Begrifflichkeiten informieren, damit Du in Zukunft weißt, worum es geht.

 

Cannabis, Hanf und Marihuana 

Dass die Unzahl umherschwirrender Abkürzungen Verwirrung stiftet, ist nicht verwunderlich, doch auch die grundlegenden Begriffe „Cannabis“, „Marihuana“ und „Hanf“ werden oftmals synonym verwendet, obwohl sie Unterschiedliches bezeichnen. Deshalb hier ein paar kurze Definitionen:

  • Hanf: Hierbei handelt es sich um eine Pflanzengattung, die zur Familie der Hanfgewächse und obendrein zu den ältesten Nutzpflanzen der Erde zählt. Aus ihren Pflanzenteilen können verschiedene Produkte hergestellt werden. So zum Beispiel Speiseöl aus den Samen, Seile aus den Stängelfasern oder Marihuana aus den getrockneten Blüten, Blättern und Blütenständen.
  • Cannabis: ist der fachsprachliche Ausdruck für die Pflanzengattung Hanf.
  • Marihuana: bezeichnet die Blüten und blütennahe Blätter der weiblichen Hanfpflanze. Es wird als Rauschmittel und Arzneimittel verwendet.

 

Was ist CBD?

In Hanfpflanzen stecken Wirkstoffe, die sogenannten Cannabinoide. Bisher sind über 110 verschiedene entdeckt worden. THC (= Tetrahydrocannabinol) und CBD (= Cannabidiol) gehören hier dazu und zählen außerdem zu den bekanntesten Vertretern.

Über CBD wird aktuell stark geforscht, da es möglicherweise ein wirksames Mittel bei einigen medizinischen Indikationen darstellt. Als gesichert gilt seine Wirksamkeit beispielsweise bei Epilepsie. Weiterhin gibt es Hinweise darauf, dass CBD auch bei Psychosen von Nutzen sein könnte und aufgrund seiner entzündungshemmenden Eigenschaften hilfreich im Fall entzündlicher Darmerkrankungen, Arthritis oder Schuppenflechte sein könnte.

Übrigens: bei CBDA (Cannabidiolic Acid bzw. Cannabidiolsäure) handelt es sich um eine Vorstufe von CBD, die in großen Mengen in Hanf vorkommt. Es bedarf Hitze, damit deren Umwandlung in CBD erfolgt.

CBD-reiche Hanfsamen auf braunem Holzlöffel

Ungeschälte Hanfsamen haben eine knusprige Konsistenz und sind eine beliebte Zutat im Salat.

 

CBD im Vergleich

Im Folgenden möchte ich Dir insbesondere die Unterschiede zwischen CBD und THC näherbringen und Dich außerdem darüber informieren, in welchem Zusammenhang CBD und Hanfsamen stehen.

 

CBD vs. THC

Ein erster Unterschied: Beide Cannabinoide entspringen unterschiedlichen Teilen der Hanfpflanze. CBD entstammt den Hanfsamen, währenddessen THC aus den Blüten gewonnen wird.

Sowohl CBD als auch THC beeinflussen unseren Organismus über das sogenannte Endocannabinoid-System, ein Teil unseres Nervensystems, das die Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2 umfasst und dadurch für die Wirkung von Cannabinoiden im Körper verantwortlich ist.

  • CB1-Rezeptoren kommen vor allem im zentralen Nervensystem vor.
  • CB2-Rezeptoren befinden sich unter anderem in der Haut, Lunge, in Hormondrüsen, Augen und im Verdauungssystem.

An den Rezeptoren docken im Normalfall Cannabinoide an, die der menschliche Körper selbst herstellt. Doch auch die Pflanzlichen, die von außen zugeführt werden, nutzen sie als Andockstelle.

CBD zeigt in seltenen Fällen Nebenwirkungen, gilt aber als sicher und unproblematisch. Im Gegensatz zu THC ist es nicht psychoaktiv. Es bindet schwach an den CB1- und stärker an den CB2-Rezeptor und erzielt dort ähnliche Effekte wie ein körpereigenes Endocannabinoid.

THC wirkt anders auf die Rezeptoren und sorgt für Effekte wie Euphorie, Entspannung, gesteigerten Appetit und Beeinträchtigungen des Gedächtnisses, weshalb es mit Risiken verknüpft ist.

In Deutschland sind deshalb nur Produkte zulässig, die einen THC-Anteil von unter 0,2 % aufweisen. Lediglich auf ärztliche Anordnung dürfen THC-haltige Medikamente in der Apotheke abgegeben werden. CBD ist hingegen frei verkäuflich.

 

CBD und Hanfsamen

Handelsübliche Hanfsamen sind die Samenkörner der männlichen Hanfpflanze, die im Gegensatz zur weiblichen Variante kein THC enthält. Folglich haben auch die Samen, die es im Supermarkt zu kaufen gibt, kein psychoaktives Potenzial.

Hanfsamen werden eine Reihe gesundheitlicher Vorteile nachgesagt. Diese sind jedoch nicht auf CBD zurückzuführen, da die Konzentration derart niedrig ausfällt, dass keine nennenswerten Effekte erzielt werden können.

Knabberst Du Hanfsamen, nimmst Du allerdings viele Nährstoffe und Antioxidantien zu Dir. Die kleinen Körner enthalten zum Beispiel gute Mengen der Mineralien Zink, Magnesium und Eisen. Gerade im Rahmen einer vegetarischen oder veganen Ernährung ist es nicht immer einfach, genügend Zink aufzunehmen.

Darüber hinaus weisen sie einen hohen Anteil mehrfach ungesättigter Fettsäuren auf (darunter pflanzliche Omega-3-Fettsäuren) und viele Terpene, die ähnlich wie ätherische Öle in Kräutern und Gewürzen wirken.

Hanfsamen können also eine gute Ergänzung auf dem Speiseplan darstellen. Sie eignen sich als Zutat im Müsli oder im Salat. Auch zum Brotbacken kann man sie verwenden. Außerdem kann aus den Samen Trinkhanf, ein veganer Milchersatz, hergestellt werden.

Medizinischer Cannabis bei der Trocknung

Trocknung von medizinischem Cannabis nach der Ernte.

 

Über die Dosierung und Anwendung von CBD

Verschiedene Studien haben festgestellt, dass CBD positive Effekte auf verschiedene Vorgänge im Körper entfaltet.

So hat es beispielsweise eine antientzündliche Wirkung, die mittlerweile in zahlreichen Experimenten bestätigt wurde. Darüber hinaus kann es zur Entspannung beitragen und möglicherweise Übelkeit oder Schmerzen lindern [1]. Um eine solche Wirkung zu entfalten, muss es in konzentrierter Form vorliegen.

CBD-Produkte enthalten daher in der Regel ein Extrakt, sodass beispielsweise bei CBD-Öl einige Tropfen ausreichen. Wer an CBD interessiert ist, sollte also auf Produkte mit einer ausreichenden Dosierung achten.

Übliche Dosierungen von CBD reichen von 1 bis 20 Prozent. Als Einstieg empfiehlt sich eine Menge von 0,5 bis 20 Milligramm CBD täglich. Drei Tropfen 5-prozentiges CBD-Öl liefern Dir 15 Milligramm. Diese Menge kann bereits ausreichen, um Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Stress und Übelkeit zu lindern. Falls sich keine Nebenwirkungen bemerkbar machen, kannst Du die Dosis nach einigen Tagen erhöhen.

Bei starken Schmerzen, Autoimmunerkrankungen, Parkinson, multipler Sklerose, Depressionen oder Fibromyalgie sind auch höhere Dosierungen von 20 bis 100 Milligramm möglich. Bei akuten Schüben und starken Lebererkrankungen bis zu 300 Milligramm.

Die maximale Dosierung liegt zurzeit bei 800 Milligramm am Tag. Sie gilt für Krebspatienten, Epileptiker und Menschen mit anderen lebensbedrohlichen Krankheiten.

 

Entourage-Effekt

Ist CBD Thema, fällt häufig der Begriff „Entourage-Effekt“. Dieser besagt, dass verschiedene Verbindungen in Pflanzenstoffgemischen zusammen eine bessere Wirkung erzielen als isoliert.

Im Fall von CBD können insbesondere Terpene, organische Verbindungen, die unter anderem von der Hanfpflanze gebildet werden, zu einer Wirkungsverstärkung beitragen.

So können sie die Aufnahme von CBD optimieren, Nebenwirkungen abmildern, die Wirkung im Körper verstärken sowie die Verfügbarkeit erhöhen.

 

Fazit

CBD ist ein Cannabinoid, das aus Hanfsamen gewonnen wird und an die Rezeptoren unseres körpereigenen Endocannabinoid-Systems andockt. Anders als THC ist es nicht psychoaktiv und aufgrund seiner geringen Nebenwirkungen frei verkäuflich. Im Rahmen der Forschung wird seine Anwendung bei verschiedenen Indikationen untersucht.

Seine Konzentration in Hanfsamen ist derart gering, dass es in Form von Extrakten erhältlich ist, die höhere Dosen bergen. Besonderer Beliebtheit erfreut sich CBD-Öl.

Wie sind Deine Erfahrungen mit CBD-Öl? Würdest Du gerne etwas ergänzen? Hast Du Fragen? Wir freuen uns über Deinen Kommentar!

 

Quellen
[1] Bruni, N., Della Pepa, C., Oliaro-Bosso, S., Pessione, E., Gastaldi, D., & Dosio, F. (2018). Cannabinoid Delivery Systems for Pain and Inflammation Treatment. Molecules (Basel, Switzerland), 23(10), 2478. https://doi.org/10.3390/molecules23102478

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