Vegan essen ist hip, vegan liegt voll im Trend. Und vegan ist so ziemlich das Gegenteil der Paleo Ernährung, die ich üblicherweise hier empfehle. Aber trotz aller Kritik finde ich, dass Veganer einiges sehr richtig machen und dass der Großteil der Bevölkerung noch etwas von ihnen lernen kann. Und genau darum geht es heute: Anhand von 10 Punkten möchte ich Dir zeigen, was Du von Veganern lernen kannst.
Inhaltsverzeichnis
Warum vegan essen?
Ich finde nicht, dass Menschen längerfristig vegan essen und leben sollten. Tierische Nahrungsmittel wie Fleisch und Innereien waren schon immer Teil der menschlichen Ernährung. Viele Vitalstoffe finden sich nur in Tieren, und es wurde vielfach gezeigt, dass der Stoffwechsel mit diesen Vitalstoffen einfach besser funktioniert. Auch unter meinen empfohlenen Detox Lebensmitteln finden sich tierische Lebensmittel – aus gutem Grund!
Ich möchte heute keine Diskussion lostreten, welche Ernährungsform die bessere ist – Paleo oder Vegan. Ganz im Gegenteil: Ich möchte Brücken bauen und auf Verbindungen hinweisen. Denn auch zwischen den beiden Extremen Paleo und Vegan gibt es einige Parallelen, die ich großartig finde und betonen möchte.
Ich selbst lege hin und wieder kurze vegane Phasen ein – ein paar Tage bis eine Woche am Stück. Ich mache das aus verschiedenen Gründen: um meine Kreativität beim Kochen mit Gemüse anzuregen, um tierische Nahrungsmittel wieder mehr wertzuschätzen und um Proteinfasten zu ermöglichen.
Proteinfasten bedeutet, für eine gewisse Zeit weniger Proteinquellen als gewohnt zu essen. Dadurch wird Dein Körper angeregt, alte und kaputte Zellen abzubauen, aus ihnen Proteine zu gewinnen und den Stoffwechsel damit neu zu gestalten. Vergleichbar mit einem Frühjahrsputz.
Eine längerfristig vegane Ernährung finde ich jedoch nicht gut. Das ist meine Meinung. Auch von Soja halte ich nicht viel, aber darum soll es heute nicht gehen.
Vegane Ernährung – Die Zukunft?
Ich glaube auch nicht, dass eine komplett vegane Ernährung die Rettung des Planeten bedeutet. Natürlich: Tierische Nahrungsmittel brauchen viel Platz und Ressourcen. Doch würden wir alle plötzlich vegan leben, wäre das Problem nicht vom Tisch.
Das hat seine Gründe. Erstens bringt biologische Landwirtschaft (Weidehaltung) mehr Nutzen für die Umwelt als der reine Anbau von Pflanzen oder Monokulturen. Zweitens ist unser eigentliches Problem ein anderes: und zwar unser verschwenderischer Umgang mit Ressourcen und die drastische Überbevölkerung des Planeten.
Selbst wenn wir plötzlich alle vegan leben und keine Tiere mehr halten würden und somit mehr Platz hätten, um mehr Kartoffeln anzubauen: Unser verschwenderischer Umgang mit Ressourcen sowie das schnelle Bevölkerungswachstum würden bestehen bleiben.
In 100 Jahren würde die vegane Ernährung den Bedarf der Weltbevölkerung, bis dahin bestehend aus 15 Milliarden Menschen (oder noch mehr), nicht mehr decken. Wer weiß? Die üblichen Argumente, die beinhalten, dass Nutztierhaltung schlecht und Fleisch zu verteufeln ist, sind aus ökologischer Sicht nicht wirklich solide. Hier empfehle ich das Buch „Die Kuh ist kein Klimakiller!*“.
Biologische Weidehaltung sollte der Goldstandard sein, nicht Massentierhaltung. In diesem Punkt stimme ich mit Veganern überein.
Diesen Standpunkt wollte ich klarmachen. Doch nun kümmern wir uns darum, welche Vorteile Vegan hat und wovon wir uns alle eine Scheibe abschneiden könnten.
Vegan Essen – Das können wir von Veganern lernen
Wir können viel von ihnen lernen – diese Punkte gehören für mich zu einer gesunden Ernährung und Lebensführung dazu:
1. Regional
Veganer achten oft darauf, wo ihre Nahrungsmittel herkommen. Sprich aus der Region. Äpfel aus Neuseeland und Erdbeeren aus Chile sollten gemieden werden, lieber Nahrung, die direkt aus der Umgebung kommt.
Damit werden lokale Bauern unterstützt, Pflanzen werden gegessen, wenn sie wirklich reif sind und der ökologische Fußabdruck ist viel kleiner.
2. Saisonal
Obst und Gemüse sollten gegessen werden, wenn sie Saison haben. Erdbeeren im Winter oder das ganze Jahr Bananen? Finde ich nicht gut. Nahrung ist Information, Erdbeeren im Sommer enthalten Information für den Körper, die Erdbeeren aus dem Gewächshaus im Winter nicht haben.
Diese Informationen dienen unserem Stoffwechsel als zusätzliche Orientierung über unsere Umweltbedingungen. Eine wichtige Information, die Nahrung speichert, ist Licht – eine Gewächshaus-Erdbeere kann das nicht im selben Maße erfüllen, wie eine Erdbeere vom Feld.
Veganer verstehen das häufig richtig und legen Wert darauf: Unsere Nahrung – besonders Obst und Gemüse – sollte dann gegessen werden, wenn sie reif ist und Saison hat.
3. Kreativität
Veganer haben aus Mangel an tierischen Nahrungsmitteln teilweise wirklich kreative Wege gefunden, um Ersatzprodukte zu kreieren. Viele Ersatzprodukte aus Tofu oder Seitan richten mehr Schaden an als die Nahrungsmittel, die sie ersetzen sollen, aber es gibt auch wirklich gute Imitate: zum Beispiel Sahne auf Cashew-Basis oder Kokosprodukte als Milch-Ersatz.
4. Gemüseküche
Wenn es um Gemüse geht, sind vegane Kochbücher und Rezepte die wahrscheinlich kreativsten, denn im Kontext dieser Ernährung nimmt die Gemüseküche eine wichtige Rolle ein.
Allgemein gilt: Gemüse sollte das erste Standbein der Ernährung sein – bei Veganern häufig der Fall und sehr löblich!
(Nur am Rande: Superfood Smoothie Pulver und Powerfoods wie Ingwer sind fast immer vegan und können gut als Ergänzung dienen.)
Paleo Kochbücher können das übrigens auch: Paleo – Die Steinzeit Diät*.
5. Frisch
Nahrungsmittel sollten frisch auf den Teller kommen. Nicht aus dem Gewächshaus, nicht vom anderen Ende der Welt und schon gar nicht aus der Dose.
6. Sauerteig
Sauerteig ist die einzige Form, in der Getreide gegessen werden sollte. Heute leider die absolute Ausnahme. Sauerteig ist so bekömmlich, weil Hefe, Milchsäurebakterien und andere Mikroorganismen viele Schadstoffe im Getreide abbauen.
Gluten, Lektine, Enzymhemmer und andere Schadstoffe haben deshalb keine negativen Folgen für den Körper. Weil das Gluten im Sauerteig komplett abgebaut wird, können sogar Betroffene von Zöliakie Brot essen.
Auch hier sind Veganer Vorreiter. Also: Warum nicht mal Sauerteigbrot genießen?
7. Was gelangt in meinen Körper?
Eigentlich ganz simpel: Veganer interessieren sich im Durchschnitt mehr dafür, was in ihren Körper gelangt und was nicht. Aus diesem Grund wird in vielen Studien herausgestellt, dass Veganer gesünder sind als die durchschnittliche Bevölkerung.
Nicht unbedingt, weil sie auf Fleisch verzichten, sondern weil sie sich mehr für ihre Gesundheit interessieren. Eine Denkweise, an der sich jeder von uns ein Beispiel nehmen sollte!
8. Sonne und Bewegung
Veganer sind sehr naturverbunden. Sie bewegen sich viel und verbringen viel Zeit in der Sonne und an der frischen Luft. Deshalb sind sie auch deutlich schlanker als der Durchschnitt. Sonne, frische Luft, Natur und Co. haben Heilkräfte, die wir nutzen sollten.
9. Bunt
Es wird bunt gekocht. Bunte Farben bedeuten Farbstoffe, bedeuten sekundäre Pflanzenstoffe, bedeuten Antioxidantien. Möglichst farbenfroh und vielseitig – Obst, Gemüse, Beeren.
10. Massentierhaltung
Veganer wollen Tierleid minimieren, indem sie auf tierische Nahrungsmittel verzichten. Aus gesundheitlicher Perspektive lässt sich streiten, aber mit Massentierhaltung habe auch ich ein großes Problem:
Massentierhaltung ist aktuell eines der schlimmsten Verbrechen der Menschheit. Das Leid, das wir heute Milliarden von Tieren antun, hat es so in der Geschichte nie zuvor gegeben und wird es wahrscheinlich auch nie wieder geben. In 100 Jahren wird man über die heutige Zeit und über das Grauen, das wir den Tieren bereitet haben, den Kopf schütteln.
Massentierhaltung sollte gesetzlich verboten werden, aber solange es bei Aldi noch Fleisch für 3 € pro Kilo gibt, wird es Käufer geben, die damit indirekt die Massentierhaltung unterstützen. Wenn der Staat nicht anfängt, einzugreifen und zu regulieren, wird sich nichts ändern.
Aus gesundheitlicher, ökologischer und ethischer Sicht sollte Massentierhaltung gesetzlich untersagt werden! Und Veganer sind diejenigen, die hier die meisten und bedeutsamsten Impulse liefern. Das kann ich nur unterstützen!
Hand aufs Herz: Ich lästere gerne über die vegane Ernährung, die Nährstoffmängel, die Veganer zu verzeichnen haben und darüber, was sie falsch machen. Aber Veganer machen auch sehr viel richtig. Oft sogar richtiger als der Durchschnittsdeutsche, der sich nur dann für seine Nahrung interessiert, wenn es um die Zeit geht, die die Pizza im Ofen benötigt, um maximal knusprig zu werden.
Es gibt viele Überschneidungen zwischen Vegan und Paleo, die ich hier ansprechen wollte. Und mehr Verbindungen, als die meisten denken. Man muss sich nicht in allen Punkten einig sein, aber die Gemeinsamkeiten sollten hin und wieder betont werden.
Vegan Essen in Berlin
Noch ein Tipp meinerseits: Zwei richtig gute vegane Restaurants in Berlin, die ich mehrmals besucht habe und Dir ans Herz legen kann.
Wenn die Küche kreativ ist und mir gutes Essen, frisch und köstlich zubereitet, ohne Soja und Seitan, geboten wird, dann kann ich nicht widerstehen. Ab und zu einen veganen Tag oder eine vegane Woche einzulegen, hat noch niemandem geschadet. Und wenn der Fokus auf die Gemüseküche gelegt wird – umso besser.
Konkret empfehlen möchte ich daher in Berlin, der veganen Hauptstadt Deutschlands:
Daluma http://www.daluma.de/
Con Tho in Berlin, Kreuzberg
Der Besuch lohnt sich! Ich habe da übrigens immer ein spätes Frühstück eingenommen, nach dem Frühsport. Es muss also nicht immer das Candle-Light-Dinner sein.
Fazit – Was wir von Veganern lernen können
Auf folgende Dinge legen die meisten Veganer wert, was ich absolut unterstützenswert finde und betonen möchte. Alles Dinge, die sich jeder zu Herzen nehmen und in seinen Alltag integrieren sollte:
- Regionale Nahrungsmittel
- Saisonale Nahrungsmittel
- Kreative Küche
- Betonung auf Gemüse
- Möglichst frisch
- Sonne und Bewegung im Alltag
- Bewusstsein für Nahrungsmittel
- Bunte Küche
- Gegen Massentierhaltung
- Sauerteig
Vegan essen – auch ich habe das ein oder andere Problem damit und mit dem Fanatismus, den viele Veganer an den Tag legen. Ein kritischer Artikel über Soja – und ein riesiger Shitstorm bricht los.
Heute allerdings wollte ich Punkte hervorheben, die ich an veganer Ernährung lobenswert finde und die einmal gesagt werden sollten.
Wie ist Deine Meinung dazu?
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Martin Auerswald ist studierter Biochemiker, Ernährungsberater, Mikronährstoffberater und Autor.
Seine Lebensmission ist es, Menschen dabei zu unterstützen, ein gesundes, glückliches und erfülltes Leben zu führen. Mit seinen Beiträgen, seiner Gesundheitsplatform SchnellEinfachGesund.de, Podcast und Kongressen erreicht er jedes Jahr mehrere Millionen Menschen.