No Complaints Challenge: 21 Tage auf Beschwerden verzichten

von Martin Auerswald, M.Sc.
Veröffentlicht: Zuletzt bearbeitet:
Silhouetten zweier Bergsteiger an einem Felsen vor Berglandschaft

„So ein Idiot! Wie kann man im Münchner Stadtverkehr am Handy spielen?!“ Meine bessere Hälfte dreht ihren Kopf in meine Richtung, grinst und verkündet: „Und wieder von vorne beginnen!“ Sie hat recht, denn wir stecken mitten in einer No Complaints Challenge. Das heißt, 21 Tage lang nicht fluchen, nicht meckern, nicht schimpfen.

 

Die 21-Tage-Challenge: Nicht fluchen, nicht meckern, nicht schimpfen

Über diese Challenge habe ich das erste Mal im Blog von Tim Ferriss gelesen. Damals habe ich darüber geschmunzelt und sie mit auf die Liste der Dinge gesetzt, die ich cool fand und vielleicht irgendwann mal machen würde.

Aber irgendwann realisierte ich, wie viel ich fluchte, schimpfte und mich über Dinge aufregte, die ich gar nicht beeinflussen konnte. Zufälligerweise hörte ich dann einen Podcast, in dem diese Challenge empfohlen wurde. Ich dachte, jetzt wäre eigentlich ein guter Zeitpunkt dafür. Zumal ich Experimente mag (z. B. die Liegestütze Challenge), gerne Neues ausprobiere und dabei Veränderungen beobachte, die in Körper und Geist stattfinden.

Aus diesem Grund habe ich vor Jahren mit Meditation angefangen, außerdem mit der Paleo Ernährung, mit kalten Duschen und vielem mehr. Vielleicht, überlegte ich, kann auch diese Challenge etwas bewirken.

 

Wie sieht die Challenge aus?

Im Grunde ist sie simpel. Ich musste lediglich 21 Tage lang auf Folgendes verzichten.

 

Schimpfen

Während der Challenge ist es nicht erlaubt, in unangebrachtem Ton über eine andere Person zu schimpfen. Konstruktive Kritik ist in Ordnung.

Nicht erlaubt: Du siehst ja heute scheiße aus!

Erlaubt: Du siehst fertig aus. Geht es Dir gut?

 

Meckern

Es darf nicht über Dinge/Situationen gemeckert werden, auf die man keinen Einfluss hat. Das machen die meisten Menschen übrigens tagtäglich. In München nennt man das Granteln.

Nicht erlaubt: Was für ein scheiß Tag!

Erlaubt: Heute war ein echt anstrengender Tag und es lief nicht so, wie geplant.

 

Fluchen

Flüche kommen uns in unzähligen Situationen ganz automatisch über die Lippen: Wenn wir uns den Kopf stoßen, die Ampel auf Rot springt oder ein anderer Fahrer am Handy spielt. Während der Challenge sind Flüche allerdings tabu.

 

Was ist erlaubt?

Dein Ton sollte immer sachlich sein. Wenn Du Kritik übst, formuliere sie konstruktiv. Außerdem darfst Du Feststellungen über Sachverhalte und Personen äußern, aber dabei solltest Du gut auf Deine Wortwahl achten.

Im Zweifelsfall ist es natürlich Ermessenssache, aber ich empfehle Dir, die Challenge am Anfang lieber etwas ernster zu nehmen als zu locker.

Mist ist übrigens das einzige Wort, das noch erlaubt war. Aber auch nur sehr begrenzt.

 

Warum solltest Du so etwas machen?

Challenges haben in der Regel einen Nutzen – so auch diese. Zwar war er mir vor Beginn der 21 Tage nicht hundertprozentig klar, aber schon nach kurzer Zeit verstand ich:

  • Wir fluchen, schimpfen und meckern unglaublich viel. Das merkt man besonders, wenn man darauf verzichten muss.
  • Uns über Dinge zu beschweren, ist so selbstverständlich, dass wir es nicht einmal mehr bemerken.
  • Wir schimpfen nur mit dem Ziel, uns aufzuregen. Etwas Konstruktives kommt dabei nicht rum.

Und noch mehr Punkte sprechen für die Durchführung der Challenge:

  • Wenn Du nicht schimpfen, fluchen oder meckern darfst, wirst Du irgendwann aufhören, daran zu denken. Die Gedanken werden ruhiger und entspannter.
  • Du nimmst die Dinge so hin, wie sie sind, und stresst Dich viel weniger.
  • Du wirst gelassener. Außerdem glücklicher und entspannter.
  • Du regst Dich insgesamt weniger über Dinge auf.

Klingt eigentlich nicht schlecht, oder?

 

Meine Erfahrungen mit der 21 Tage Challenge

Ich will ganz ehrlich sein: Ich habe vier Anläufe gebraucht, insbesondere die erste Woche war hart.

Das erste Mal von vorne beginnen musste ich an Tag 1, weil ich mit dem Fahrrad unterwegs war und mich über jede rote Ampel aufgeregt habe.

Bei den folgenden zwei Anläufen schaffte ich es jeweils bis Tag 3. Einmal brachte mich der Mann aus der Einleitung zum Fluchen, das andere Mal eine Frau, die auf der mittleren Autobahnspur unterwegs war, Tempo 130, und telefonierte.

Ein kritischer Moment ereilte mich beim vierten Anlauf an Tag 12, als ich verdammte Sch**** sagen wollte, aber mitten im Wort abgebrochen habe. Noch mal gutgegangen!

Nach den ersten drei Fehlversuchen lief es aber eigentlich recht gut. Zumal mir dann auch langsam bewusstwurde, wie oft und in welchen Situationen ich im Alltag fluche, schimpfe oder meckere. Zu 80 % im Straßenverkehr, zu 20 % im Haushalt wegen Kleinigkeiten wie einem angestoßenen Kopf.

Während der Challenge habe ich nicht nur realisiert, dass ich viel fluche und meckere, sondern auch, dass es die Ursachen in 99 % der Fälle nicht wert sind.

Mit das wichtigste Learning: Wenn man sich selbst verbietet, zu schimpfen und ausfällig zu werden, denkt man auch gar nicht mehr daran.

Man sieht die Dinge viel gelassener und akzeptiert sie schneller so, wie sie sind, anstatt sich aufzuregen und den Schmerz dadurch künstlich zu verschlimmern.

 

Wann solltest Du die No Complaints Challenge starten?

Der Grund für diesen Beitrag ist natürlich, diese Erfahrung mit Dir zu teilen. Aber ich möchte Dich auch dazu ermutigen, die Challenge selbst auszuprobieren. Sie hat eine ganze Menge bei mir bewirkt und wird es auch bei Dir tun!

Wann ist also die beste Zeit, damit zu starten? Ganz einfach: Noch heute!

Klar, man findet immer Ausreden, warum man erst morgen oder nächste Woche starten sollte. Weil noch X und Y erledigt werden muss, und am Wochenende treffe ich mich mit Z, da geht es immer heiß her.

Deshalb ein Tipp, der von Herzen kommt: Starte noch heute!

 

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Infografik über die Nicht-Fluchen-Challenge

 

Mein Fazit nach der No Complaints Challenge

Ich würde nicht behaupten, ein neuer Mensch zu sein. Das wäre gelogen. Ich bin aber deutlich gelassener und entspannter. Allein dafür hat sich die Challenge gelohnt

Ich fluche und meckere außerdem weniger und ich konzentriere mich mehr auf die Dinge, die ich beeinflussen kann und für die ich dankbar bin. Darüber hinaus habe ich weniger abfällige oder abwertende Gedanken.

Ob ich die Challenge wieder machen werde? Auf jeden Fall! Spätestens wenn ich merke, dass ich wieder zu viel fluche oder schimpfe. Oder vergesse, dass ich die meisten Dinge nicht beeinflussen kann, über die ich mich aufrege.

Wie sieht es bei Dir aus? Wärst Du bereit, diese Challenge auszuprobieren? Möchtest Du herausfinden, wie viel Du im Alltag fluchst, schimpft und meckerst? Dann kann ich Dir die Challenge sehr ans Herz legen!

 

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