Der Mythos der "ausreichend gesunden Ernährung"
Die Vorstellung, dass eine gesunde Ernährung den gesamten Nährstoffbedarf decken kann, ist tief in unserer Gesellschaft verankert. Doch die Realität zeigt ein anderes Bild:
Laut einer Statista-Umfrage achten nur etwa 11 % der deutschen Bevölkerung wirklich darauf, sich gesund zu ernähren. Noch besorgniserregender ist der Befund der Nationalen Verzehrsstudie II, die zeigt, dass selbst bei Basis-Nährstoffen viele Menschen in Deutschland eine Unterversorgung aufweisen:
- 86 % der Frauen und 79 % der Männer erreichen nicht die empfohlene Zufuhr an Folsäure.
- 91 % der Frauen und 82 % der Männer sind unzureichend mit Vitamin D versorgt.
- 20–50 % der Menschen im Alter von 14 bis 80 Jahren konsumieren nicht genügend Vitamin B1, B2, B12, Vitamin C und Vitamin E.
- Weitere Nährstoffe wie Magnesium (29 % der Frauen vs. 26 % der Männer), Calcium (55 % vs. 46 %), Eisen (58 % vs. 14 %) und Jod (bis zu 96 % der Bevölkerung) sind ebenfalls unzureichend vorhanden.
Die Nährstoffversorgung der Bevölkerung scheint nicht gerade gut zu sein. Dennoch wird immer wieder von der DGE behauptet, Deutschland "sei kein Vitaminmangelland", was falsch ist. Nährstoffdefizite sind die Regel, nicht die Ausnahme.
Auch ein Klassiker: "eine ausgewogene Ernährung reicht, um den Körper mit Nährstoffen zu versorgen". Was auch falsch ist, mit Blick auf die Nährstoffversorgung.
Aber moment mal: auch eine gesunde Ernährung reicht nicht aus? Warum ist das so? Schließlich konsumieren wir oft kalorienreiche Mahlzeiten und greifen zunehmend auf industriell verarbeitete Lebensmittel zurück. Doch selbst eine bewusste, "gesunde" Ernährung reicht oft nicht aus, um die komplexen Nährstoffbedürfnisse unseres Körpers vollständig abzudecken. Die folgenden Gründe beleuchten, warum das so ist.
Hinweis: Es geht in diesem Beitrag um die Hintergründe, warum Nährstoffdefizite die Regel und nicht die Ausnahme sind. Aus Studien und der Praxis wissen wir es ebenso. In den letzten Jahren habe ich unzählige Nährstoff-Analysen durchgeführt und ausgewertet, sowie unsere Nähr- und Vitalstoff-Coaches, welches bei uns in Ausbildung sind oder diese abgeschlossen haben. Daher wissen wir, dass es die Regel ist. Nun geht es darum, warum.
1. Ausgelaugte Böden: Weniger Nährstoffe im Anbau
Unsere Böden sind durch Jahrzehnte intensiver Landwirtschaft und fehlender Brachejahre ausgelaugt und verlieren zunehmend an Mineralien und Spurenelementen. Der saure Regen ist hier auch ein Faktor.
Pflanzen nehmen Nährstoffe aus dem Boden auf, doch wenn dieser arm an essenziellen Mineralien wie Magnesium, Kalium oder Zink ist, kann die Pflanze diese Stoffe nicht in ausreichender Menge bilden.
Der Teufelskreis setzt sich in unserer Nahrung fort: Die daraus gewonnenen Lebensmittel enthalten weniger Nährstoffe, was zu einer Mangelversorgung beim Konsum führt - obwohl wir uns gesund ernähren.
Vor 100 Jahren enthielt eine Portion Brokkoli oder selbst ein Apfel deutlich mehr Nährstoffe - heute müssten wir also nicht mehr einen Apfel essen, um den Doktor fernzuhalten, sondern eher ein Dutzend.
2. Zucht auf Ertrag statt Qualität: Der Verlust der Nährstoffdichte
Moderne Landwirtschaft ist auf hohe Erträge ausgerichtet. Viele Gemüse- und Obstsorten werden so gezüchtet, dass sie schnell wachsen und große Ernten ermöglichen. Landwirte werden für Quantität (Menge) bezahlt, nicht die Qualität (Nährstoffgehalt).
Die Folge: Feldfrüchte sind groß, haben ein hohes Volumen, einen hohen Anteil an Wasser.
Dabei bleibt oft die Nährstoffdichte auf der Strecke. Statt robustem und nährstoffreichem Wachstum wird vor allem die Menge optimiert.
3. Monokulturen: Einseitige Anbaumethoden
Monokulturen dominieren die landwirtschaftliche Produktion, insbesondere bei Getreide und einigen Gemüsesorten. In einem natürlichen Ökosystem unterstützen sich verschiedene Pflanzenarten gegenseitig, sodass der Boden ein reichhaltiges Nährstoffprofil aufrechterhalten kann und sich die Feldfrüchte gegenseitig ... nunja, befruchten. Doch Monokulturen entziehen dem Boden spezifische Nährstoffe und belasten ihn einseitig.
4. Überdüngung: Der unsichtbare Feind
Die Lösung der intensiven Landwirtschaft auf nährstoffarme Böden ist oft der Einsatz von chemischen Düngemitteln. Diese enthalten jedoch nur eine kleine Auswahl an Mineralstoffen, hauptsächlich Stickstoff, Phosphor und Kalium. Die Pflanze wächst zwar schneller, doch die Düngemittel ersetzen nicht die Vielfalt an Mikronährstoffen, die im natürlichen Boden vorkommt.
5. Keine Bio-Ernährung mehr: Verzicht auf Qualität
Biologische Lebensmittel bieten im Durchschnitt eine höhere Nährstoffdichte und Gehalt an Antioxidantien als konventionell angebaute Produkte. Dies liegt vor allem daran, dass Biolandbau weniger chemische Düngemittel und Pestizide einsetzt und auf natürliche Bodenpflege setzt. Der vermehrte Verzicht auf Bio-Lebensmittel aufgrund höherer Kosten führt jedoch dazu, dass viele Menschen diese zusätzlichen Nährstoffe nicht mehr erhalten.
Vor 100 Jahren war Bio noch das "normal". Heute können es sich immer weniger Menschen leisten. "Normal" ist heute die industrielle Landwirtschaft.
6. Ungesunde Ernährung: Weniger Nährstoffe durch industriell verarbeitete Lebensmittel
Verarbeitete Lebensmittel machen einen Großteil der modernen Ernährung aus, und obwohl sie oft kalorienreich sind, fehlt ihnen die Nährstoffdichte. Schau Dich in einem üblichen Supermarkt um - 80 % der dort befindlichen Lebensmittel sind verarbeitet. Auch der Konsum an Fast Food steigt stetig.
Raffinierte Kohlenhydrate, Zucker und ungesunde Fette liefern Energie, jedoch kaum Vitamine, Mineralstoffe oder Spurenelemente. Das führt zu einer sogenannten "versteckten Mangelernährung": Du konsumierst viele "leere" Kalorien, aber wenig Nährstoffe.
7. Verzicht auf nährstoffreiche Lebensmittel: Organfleisch und Wildkräuter fehlen auf dem Speiseplan
Einige der nährstoffreichsten Lebensmittel werden heute kaum noch konsumiert. Dazu gehören Organfleisch, das besonders reich an B-Vitaminen und Mineralstoffen ist, sowie Pilze und essbare Wildpflanzen wie Wildkräuter, die eine Fülle an Phytonährstoffen bieten. Organfleisch enthält beispielsweise das oft vernachlässigte Vitamin B12 und Vitamin A sowie Eisen, Zink, Kupfer, Mangan in besonders gut aufnehmbarer Form.
8. Weniger Kalorienbedarf: Gesunkener Nährstoffbedarf im Vergleich zu früher
Die Lebensweise der meisten Menschen hat sich in den letzten Jahrzehnten drastisch verändert. Früher waren körperliche Arbeit und Bewegung allgegenwärtig, was zu einem höheren Kalorienbedarf führte.
Heute leben viele von uns jedoch deutlich weniger aktiv. Wir sind eine sitzende Dienstleistungsgesellschaft geworden, die nach Feierabend auf dem Sofa sitzt oder liegt.
Ein niedrigerer Kalorienverbrauch führt so dazu, dass weniger Nahrungsmittel konsumiert werden – und damit auch weniger Nährstoffe.
9. Erhöhter Bedarf: Einfluss von Lifestyle und Genetik
Neben dem reduzierten Kalorienbedarf gibt es auch Faktoren, die den Nährstoffbedarf erhöhen. Stress, sportliche Aktivität, Schwangerschaft, Wachstum und bestimmte genetische Prädispositionen können dazu führen, dass Dein Körper mehr Vitamine und Mineralstoffe benötigt als der Durchschnitt.
10. Verschlechterte Aufnahme: Die Rolle von Darmgesundheit und Leaky Gut
Eine weitere Herausforderung für die Nährstoffversorgung ist die Aufnahmefähigkeit des Darms. Probleme wie Leaky Gut (durchlässiger Darm) können die Nährstoffaufnahme beeinträchtigen, sodass weniger Vitamine und Mineralstoffe tatsächlich ins Blut und zu den Zellen gelangen. Auch diese Barrierestörungen werden immer häufiger und mittlerweile leiden Schätzungen zufolge 10-20 Millionen Menschen in Deutschland daran.
11. Interaktionen mit Medikamenten: Beeinträchtigung der Nährstoffaufnahme
Viele häufig verschriebene Medikamente haben Nebenwirkungen, die die Aufnahme bestimmter Nährstoffe hemmen oder den Verbrauch erhöhen. Zu den typischen Medikamenten, die sich auf die Nährstoffaufnahme auswirken, gehören:
- Statine: Sie können den Coenzym-Q10-Spiegel senken.
- Magensäurehemmer: Sie beeinträchtigen die Aufnahme von B9, B12, Magnesium und Kalium.
- Antibabypille: Sie kann die Speicher von Folsäure, B6, B12 und Magnesium reduzieren.
>> Einen ausführlichen Beitrag zu diesem Thema findest Du hier.
12. Erhöhte Ausscheidung: Umweltgifte, elektromagnetische Strahlung und Stress
Die moderne Welt ist geprägt von Umweltgiften, Stress und elektromagnetischer Strahlung, die die Ausscheidung wichtiger Nährstoffe erhöhen können.
Umweltgifte wie toxische Metalle ("Schwermetalle") und Pestizide belasten den Körper und führen zu einem höheren Verbrauch an Entgiftungsvitaminen wie Vitamin C und E sowie Mineralstoffen wie Zink und Selen.
Bei Stress ist der Verbrauch an Magnesium, Vitamin C, Omega 3-Fettsäuren und B-Vitaminen erhöht. Stress ist heute allgegenwärtig.
In der Praxis: Es geht wirklich nicht
Eine gesunde Ernährung versorgt uns in der Theorie mit allem, was wir brauchen, in genau der richtigen Menge. In der Praxis geht es leider nicht. Einige Beispiele:
- Ich kann nicht so viele Wildkräuter, Brokkoli und Spinat essen, wie ich bräuchte, um genug Magnesium aufzunehmen (600-800 mg täglich dank meines hohen Sportpensums und hohem Körpergewicht)
- Über die Nahrung im Winter (keine Sonne = kein Vitamin D) genug Vitamin D aufzunehmen, wie ich bräuchte, ist auch utopisch. Dazu müsste es täglich eine Packung Dorschleber oder 200 g "Sonnen-Shiitake" sein
- Um täglich 2-3 g Omega 3-Fettsäuren aufzunehmen (für eine ideale Versorgung mit einem Omega 3-Index von 8-12 %), müsste es täglich eine Packung Räucherlachs oder 600-1000 g Wildfisch sein. Das ist kostspielig und leider aufgrund der Schwermetall-Thematik nicht möglich
Das sind nur einige Beispiele, doch sie zeigen: Theorie ist nicht gleich Praxis. In der Praxis gibt es ein paar Nährstoffe, die im 21. Jahrhundert einfach nicht zu 100 % über die Nahrung gedeckt werden können.
Und dann gibt es noch die individuellen Defizite - jeder Mensch ist anders, isst anders und hat andere Gegebenheiten.
Daher ist eine gute Nährstoff-Analytik und Nahrungsergänzung auch so wichtig.
Fazit: Warum Ernährung allein oft nicht ausreicht
Selbst die gesündeste Ernährung reicht heute oft nicht aus, um eine vollständige Nährstoffversorgung sicherzustellen. Ausgelaugte Böden, die Fokussierung der Landwirtschaft auf Masse statt Qualität, moderne Lebensweisen und der Einfluss von Umweltgiften und Medikamenten schaffen Bedingungen, in denen zusätzliche Nährstoffquellen sinnvoll sein können.
Es ist ok, sich einzugestehen, dass eine gesunde Ernährung die Grundlage ist, aber für eine ideale Nährstoffversorgung nicht ausreicht. Hier geht es also nicht um Ego ("Ich schaffe das auch ohne Hilfe von Nahrungsergänzung"), sondern um Selbstfürsorge (Dem Körper das geben, was er dringend benötigt).
Ich kann nicht so viel Brokkoli und Spinat essen, wie mein Körper braucht (600-800 mg täglich) - ich bin heilfroh, dass wir in einer Zeit leben, in der es so einfach ist, mit einem Mausklick im Internet gute Produkte zu bestellen, die meine Gesundheit unterstützen.
Und selbst wenn sich jemand ungesund ernährt: auch diese Menschen benötigen Nährstoffe. Sogar dringend. Es heißt ja immer wieder, "Nahrungsergänzungen sind kein Ersatz für eine gesunde Ernährung". Das stimmt. Dennoch brauchen auch Menschen mit ungesunder Ernährung die Nährstoffe. Und dürfen somit zu Nahrungsergänzungen greifen.
Nahrungsergänzungsmittel können eine wertvolle Unterstützung bieten, um Nährstofflücken zu schließen und den Körper bestmöglich zu versorgen. Es ist keine Frage der Bequemlichkeit, sondern der Notwendigkeit, wenn man die moderne Nährstoffversorgung kritisch betrachtet. Letztendlich geht es darum, Körper und Geist optimal zu unterstützen, um langfristig gesund und energiegeladen zu bleiben.
Bei www.schnelleinfachgesund.de findest Du dazu viele passende Beiträge und Inhalte (nutze gerne auch die Suchfunktion) - und wir bilden seit letztem Jahr "Nähr- und Vitalstoff-Coaches" aus, um das Wissen um die Nährstoffe in die Welt zu tragen und mehr Menschen zu einer gesunden Nährstoffversorgung zu verhelfen.