Eine Verstopfung (Obstipation) ist unangenehm, hat aber meist Ursachen, die erkannt und beseitigt werden können. In diesem Beitrag erfährst Du, welche Symptome es gibt, welche Auslöser verantwortlich sind und was wirklich hilft.

 

Chronische Verstopfung – Symptome und was dabei passiert

Eine chronische Verstopfung stellt man sicher immer wie ein verstopftes Rohr vor, in dem sich etwas aufstaut und nicht heraus kann. Das kann auch tatsächlich der Grund sein, doch viel häufiger ist es so, dass die Ursachen nicht mechanischer, sondern organischer Natur sind. Daher ist es wichtig, sich den Ursachen für Verstopfung zu widmen.

Eine Verstopfung erkennst Du an den folgenden Symptomen:

  • seltene Darmentleerung (nicht täglich, sondern 1- bis 2-mal wöchentlich)
  • geringe Stuhlmenge
  • erschwerte Stuhlausscheidung (hoher Kraftaufwand nötig, z. B. Pressen)
  • Schmerzen beim Stuhlgang
  • trockener, klumpiger Stuhl
  • befriedigendes, vollständiges Gefühl der Stuhlentleerung eher selten
  • Gefühl der Aufstauung im Unterbauch
  • sichtbares Aufstauen im Unterbauch (Aussehen „wie im 5. Monat schwanger“)
  • erhöhtes Aufkommen von Blähungen

Von Natur aus sollten wir eigentlich jeden Tag aufs Töpfchen. Das hat unser Körper so vorgesehen, er orientiert sich dabei an festen Zeiten.

Die traditionelle chinesische Medizin bezeichnet das als „Organuhr“: Während nachts Prozesse des Abbaus und der Entgiftung (Leber) überwiegen, ist von 4 bis 12 Uhr die Ausscheidung angesagt, über Darm, Niere und Lunge. Daher gehen die meisten Menschen auch früh bzw. vormittags ihrem Stuhlgang nach.

Von 12 bis 20 Uhr ist laut unserer Organuhr die Nahrungsaufnahme am mühelosesten. Ein Umstand, den man sich beim Intervallfasten zunutze macht.

 

Was passiert bei einer Verstopfung?

Das kommt darauf an, ob die Verstopfung chronisch oder akut ist. Im Folgenden erkläre ich Dir die Unterschiede.

 

Chronische Verstopfung

Im Unterschied zur akuten Verstopfung ist bei einer chronischen Obstipation die geringe Darmperistaltik ursächlich für den seltenen und wenig befriedigenden Stuhlgang.

Die Darmperistaltik ist die automatisch ablaufende und wellenförmige Bewegung des Darms, durch die der Nahrungsbrei (Dünndarm) und der Stuhl (Dickdarm) durch den bis zu 10 Meter langen Darmtrakt befördert werden. Bei einer chronischen Verstopfung funktioniert die Darmperistaltik nur eingeschränkt.

Längerfristig ist eine Verstopfung auch gesundheitlich problematisch, da die Stoffe, die der Körper eigentlich ausscheiden möchte, eine längere Verweilzeit im Darm haben. Damit steigt das Risiko einer Rückvergiftung. Außerdem steigt das Risiko für Reizdarm oder gar Leaky Gut Syndrom, da der trockene, harte Stuhl die Darmwand reizen oder entzünden kann. Es ist daher wichtig, die Ursachen zu verstehen und wieder „Schwung in die Bude“ zu bringen.

 

Akute Verstopfung

Eine akute Verstopfung ist nur vorübergehend. Läuft es normalerweise „rund“ im Darm und kommt es in einem kurzen Zeitraum von einem bis wenigen Tagen zur Verstopfung, hat dies meist psychosomatische oder mechanische Gründe.

  • Psychosomatische Gründe: In diesem Fall befinden sich Betroffene in einem Umfeld, in dem sie sich nicht sicher oder wohlfühlen. Sie sind also akutem Stress ausgesetzt und können entweder nicht aufs Klo gehen oder wollen nicht, da sie innerlich verkrampfen. Dies kommt zum Beispiel öfters auf Reisen vor.
  • Mechanische Gründe: Auch eine geringe Wasseraufnahme über eine gewisse Zeit kann für akute Verstopfung sorgen. Entweder trinken Betroffene zu wenig oder haben aufgrund von Sport oder Hitze eine erhöhte Wasserausscheidung. Damit fehlt dem Körper das Wasser, um den Stuhl anzufeuchten.
Verstopfung leere Klopapier-Rolle mit HELP-Schriftzug drauf

Unangenehm bis schmerzhaft: chronische Verstopfung

 

Verstopfung und Blähungen

Verstopfung und Blähungen gehen häufig Hand in Hand, insbesondere bei einer chronischen Obstipation. Die Gase im Darm können dabei eine wichtige Ursache für die Verstopfung sein. Grund ist meist eine Fehlernährung oder Fehlbesiedlung des Darms.

Manche Gase, die dabei entstehen, können vorübergehend (oder dauerhaft) die Darmperistaltik einschränken, indem sie bestimmte Rezeptoren auf den sogenannten interstitiellen Cajal-Zellen ausschalten. Besagte Zellen befinden sich in der Darmwand und koordinieren die Darmperistaltik. Durch Wasserstoff, Methan und Schwefelgase können sie beeinflusst werden.

Außerdem hat die Darmflora mehr Zeit, den Stuhl zu vergären und dabei Gase zu bilden. Auch das kann zu Blähungen beitragen und einen Teufelskreis auslösen.

Darm Mensch

Der Darm ist größer, als man denkt – und sehr wichtig für unsere Gesundheit.

 

Ursachen für chronische Verstopfung

Sehen wir uns die wichtigsten Gründe für eine chronische Verstopfung an. Was führt zur eingeschränkten Darmperistaltik?

  • geringe Wasseraufnahme
  • nicht ausreichende Ballaststoffversorgung
  • Bewegungsmangel
  • Stress
  • ungesunde Ernährung
  • Schilddrüsenunterfunktion
  • Darm-Dysbiose
  • genetische Faktoren

 

Geringe Wasseraufnahme

Wird dauerhaft zu wenig Wasser aufgenommen, verdickt der Stuhl chronisch. Frauen trinken häufig weniger, als ihr Körper eigentlich bräuchte. Als Faustregel gilt, pro Kilogramm Körpergewicht täglich 25 ml Flüssigkeit (Wasser, Tee, Kaffee) zu trinken.

 

Ballaststoffe

Ballaststoffe binden Feuchtigkeit, regen die Darmperistaltik an und fördern eine gesunde Darmflora. Eine gesunde Ernährung und vielleicht noch eine zielgerichtete Nahrungsergänzung mit Ballaststoffen kann hier Abhilfe schaffen.

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Bewegungsmangel

Durch körperliche Bewegung wird die Darmperistaltik natürlich angeregt. Wer den ganzen Tag sitzt oder liegt und selten seinen Puls in die Höhe treibt, hat ein erhöhtes Risiko für Verstopfung.

 

Stress

Dauerhafter Stress ist allgegenwärtig und kann für eine chronische Obstipation sorgen. Bei einem ständig erhöhten Cortisol-Spiegel wird der Darm weniger durchblutet, gleichzeitig neigen Betroffene dazu, innerlich zu verkrampfen oder sich an etwas festzuklammern. Das manifestiert sich häufig durch Verstopfung.

 

Ungesunde Ernährung

Eine ungesunde Ernährung mit wenig Ballaststoffen sowie Antioxidantien, aber jeder Menge problematischen Zusatz- sowie Inhaltsstoffen, darunter Omega-6-Fettsäuren und Zucker, fördern Darmerkrankungen auf vielerlei Weisen. Da der Darm der Schlüssel zur Gesundheit und zu einem kompetenten Immunsystem ist, zielen viele unserer Beiträge auf die Darmgesundheit ab.

 

Schilddrüsenunterfunktion

Das aktive Schilddrüsenhormon fT3 reguliert maßgeblich die Darmperistaltik. Daher leiden Betroffene einer Schilddrüsenüberfunktion häufig an einem erhöhten Stuhlgang oder gar Durchfall, während es bei einer Schilddrüsenunterfunktion zur Verstopfung kommt. Eine gesunde Schilddrüse ist eine wichtige Grundlage für (Lebens-)Energie, ein gesundes Körpergewicht und einen funktionsfähigen Darm.

 

Darm-Dysbiose

Eine Dickdarm-Fehlbesiedlung kann zur Folge haben, dass es in erhöhtem Maße zu Blähungen kommt und sich der Stuhl so verändert, dass er Verstopfungen fördert. Neben einer ballaststoffreichen Ernährung können Probiotika bzw. probiotische Lebensmittel hier Abhilfe schaffen.

 

Genetische Faktoren

Natürlich können auch unsere Gene einen Einfluss auf die Darmperistaltik bzw. die Aktivität der Cajal-Zellen haben. Erfahrungsgemäß ist dies jedoch nur bei den wenigsten Betroffenen der Fall – in über 95 % der Vorkommnisse sind Ernährung und Lebensführung die maßgeblichen Ursachen für die Verstopfung.

Lebensmittel für einen gesunden Darm

Happy gut – happy brain 🙂

 

Verstopfung – was hilft wirklich?

Im Anschluss findest Du viele hilfreiche Tipps bei Verstopfung und was wirklich hilft. Damit beseitigst Du die wichtigsten Ursachen und unterstützt eine gesunde Darmaktivität. Je mehr dieser Tipps Du dabei berücksichtigst, desto besser für einen gesunden Darm:

  • Trinke ausreichend: 25 ml pro kg Körpergewicht täglich.
  • Guter Kaffee regt die Darmperistaltik an.
  • Überprüfe, ob eine Schilddrüsenunterfunktion vorliegt. Wenn ja, beseitige sie.
  • Stehe während der Arbeit stündlich auf, unternimm täglich einen großen Spaziergang oder absolviere eine Sporteinheit.
  • Nutze Wechselduschen oder probiere kalt duschen.
  • Verwende Gewürze und Kräuter wie Thymian und Oregano. Sie enthalten ätherische Öle, die den Darm anregen.
  • Ernähre Dich ballaststoffreich: Beeren, Pilze und Hülsenfrüchte sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen.
  • Nutze Ballaststoffpräparate.
  • Verwende Extrakte aus Löwenmähne und Reishi und verzehre Austernpilze.
  • Mehr Entspannung hilft der Gesundheit auf vielerlei Weisen, deshalb solltest Du Stress lindern.
  • Magnesium regt die Darmbewegungen an. 300 bis 600 mg täglich sind eine gute Dosis.
  • Leinsamen und Flohsamen bei Verstopfung erhöhen die Stuhlmasse und wirken leicht abführend.
  • Bevorzuge Vollkornbrot und Hülsenfrüchte gegenüber Weißmehl.
  • Reduziere den Verzehr stopfender Obstsorten wie Banane und Avocado.
  • Lege Dir eine Wärmflasche oder ein Kirschkernkissen auf den Bauch.
  • Massiere Deinen Bauch regelmäßig.
  • Trinke Pfefferminztee oder Kamillentee mit etwas Apfelessig und Honig.

Mit diesen Tipps und Tricks bist Du gut aufgestellt und solltest innerhalb kurzer Zeit Dein Verstopfungsproblem lösen können. Je mehr dieser Tipps Du umsetzt, desto besser. Um eine gesunde Ernährung, Maßnahmen zur Stressreduktion und regelmäßige Bewegung wirst Du höchstwahrscheinlich nicht herumkommen, allerdings profitierst Du auf vielerlei Weisen davon.

 

Fazit – Verstopfung lösen

Verstopfung ist ein immer häufiger auftretendes Problem und ein Leitsymptom bei Reizdarm. Außer Iberogast oder Abführmittel hat die konventionelle Medizin hier nicht viele Lösungen parat, doch durch eine gesunde Ernährung und Lebensführung sowie Ursachensuche kannst Du dieses Problem innerhalb weniger Wochen angehen und beseitigen.

Viel Erfolg dabei!

 

 


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