Bio online kaufen – Worauf muss ich achten?

von Martin Auerswald, M.Sc.
Bio online kaufen Laptop im Supermarkt

Bioprodukte liegen nicht nur im Trend, sondern fördern auch Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Darüber hinaus sind Lebensmittel, Kosmetika und Kleidung ohne Pestizide und zweifelhafte Zusatzstoffe häufig gesünder als ihre konventionellen Alternativen. Viele Bio-Produkte kannst Du auch online kaufen.

Doch was sollten Bio-Kunden beachten, die ihren Einkauf im Zuge des modernen Lebens bequem online erledigen? Wie arbeiten Fake-Shops und ist wirklich alles Bio, wo Bio draufsteht?

 

Risiko trifft Sparpotenzial: Online-Shopping als Risiko an sich

Auch, wenn es für viele heutzutage selbstverständlich ist – beim Online-Shopping bleibt ein Rest-Risiko bestehen. Immerhin findet der Tausch „Ware gegen Geld“ nicht wie im lokalen Einzelhandel sofort statt, sondern wird durch den Versand verzögert. Du kannst nicht mit Deinen fünf Sinnen prüfen, ob das wirklich Bio und wirklich qualitativ ist.

Da viele Kunden gern bequem per PayPal oder Kreditkarte zahlen, bedeutet dies: Das Konto des Käufers wird belastet, bevor er die Ware überhaupt in der Hand hält.

 

Wer recherchiert, gewinnt: Unbekannte Shops unter die Lupe nehmen

Hinter der Fassade eines Online-Shops können sich betrügerische Absichten verbergen: Fake-Shops sind darauf ausgerichtet, das Geld des Kunden zu bekommen, ohne je Ware zu versenden. Phishing-Seiten hingegen haben es auf persönliche Daten, E-Mail-Adressen, Passwörter und Bankdaten abgesehen.

Bevor Kunden daher bei einem neuen Anbieter einkaufen, sollten sie sich gründlich über unbekannte Shops informieren. Eine Möglichkeit dazu bietet der Austausch mit anderen Nutzern. Wissen viele Mitglieder einer Community Positives über den Händler zu berichten, ist das Risiko für einen Betrug gering.

Ein einfacher Blick ins Impressum klärt zuweilen auch die Lage: Steht ein renommiertes Unternehmen hinter dem Shop, ist er höchstwahrscheinlich echt. Hat der Besitzer des Shops seinen Sitz auf einer Insel im Indischen Ozean, spricht das noch mehr dafür.

 

Fake-Shops ausschließen

Anbieter mit betrügerischen Absichten sind im Internet nicht immer leicht zu erkennen – häufig schmücken sie sich mit Siegeln, die sie gar nicht besitzen, oder blenden den Kunden mit gekauften Positiv-Rezensionen. Die folgenden Punkte helfen beim Identifizieren eines echten Anbieters:

  1. Trusted-Shop-Siegel: Das Siegel ist nicht nur abgebildet, sondern auch mit dem entsprechenden Zertifikat verlinkt.
  2. Kundenfreundliche Zahlungsweise: Neben der Vorauskasse werden auch die Kreditkartenzahlung, Sofort-Überweisung und idealerweise eine Bestellung auf Rechnung angeboten.
  3. Keine unrealistischen Angebote: Dann und wann bieten Händler attraktive Schnäppchen an. Wenn das gesamte Warenangebot jedoch unrealistisch günstig erscheint, sollten potenzielle Kunden vorsichtig werden.
  4. AGB und Impressum erscheinen seriös: Fake-Shops fehlt häufig das Impressum und sie weisen ihre AGB in schlechter (Google-)Übersetzung aus. Seriöse Anbieter haben ein Impressum mit nachvollziehbarer Anschrift, E-Mail-Kontakt sowie einem Link zum entsprechenden Eintrag im Handelsregister.

 

Betrug und andere Probleme – Darauf solltest Du achten

Im Video erfährst Du von Marktcheck, wie im Bio-Bereich Betrügereien stattfinden und teilweise auch gedulded werden. Wer mehr zu Bio- und Online-Betrug sehen möchte, findet in dem Video sehr gute Informationen.

Neben dem Ausschließen von Fake-Anbietern erfordern einige weitere Punkte beim Online-Shopping die Aufmerksamkeit des Käufers:

 

#1 Datensicherheit

Wenn der Kunde seine persönlichen Daten und Zahlungsinformationen eingibt, sollte das nur über eine verschlüsselte Seite geschehen. Diese erkennt man am https:// in der Browserzeile. Auch das Shopsystem muss vom Betreiber stetig aktualisiert werden, um Cyberangriffe und Datenraub zu verhindern.

 

#2 Kundenrechte

Online-Shopping unterliegt dem Fernabsatzgesetz und garantiert dem Kunden ein Widerrufsrecht, das er 14 Tage nach Erhalt der Ware geltend machen kann. Ausnahmen können bei Waren bestehen, die auf Kundenwunsch personalisiert werden oder bei Lebensmitteln, die ein kurzes Mindesthaltbarkeitsdatum aufweisen.

 

#3 Transportschäden

Ist das Bio-Honig-Glas zerbrochen oder die Kokosraspel-Packung geplatzt? Derartige Schäden können beim Transport entstanden sein und unterliegen der Verantwortung des Verkäufers. Pflicht des Kunden ist es, die Lieferung nach Erhalt umgehend zu kontrollieren und mögliche Schäden per Bild zu dokumentieren. Den Schaden sollte er anschließend beim Lieferdienst und dem Händler anmahnen.

 

Ist Bio immer Bio? Ein genauerer Blick hilft!

„Wenn ich einen grünen Zweig im Herzen trage, wird sich ein Vogel darauf niederlassen.“ – chinesisches Sprichwort.

Nicht immer ist auch Bio drin, wo Bio draufsteht. Sehr sicher können sich Konsumenten hier bei Lebensmitteln mit Bio-Siegeln sein. Als geschützter Begriff bezeichnet „Bio“ hier, dass keine chemischen Pestizide, sondern nur natürliche Pflanzenschutzmittel bei der Erzeugung eingesetzt wurden. Auch mögliche Zusatzstoffe und Haltungsbedingungen von Tieren werden durch die Bio-Norm geregelt.

Bio online kaufen - Lebensmittelhändler mit Bio-Lebensmittel unter dem Arm

Bio ist nicht immer gleich Bio.

 

Kosmetika besitzen keine feste Bio-Richtlinie

Die Begriffe „natürlich“, „Bio“ und „öko“ sind im Zusammenhang mit Kosmetik nicht gesetzlich geschützt – prinzipiell darf also jeder Hersteller beliebige Produkte so bezeichnen. Während ein einheitliches Siegel fehlt, haben sich in der Industrie die Siegel „Kontrollierte Naturkosmetik“ (BDIH) und „NaTrue“ herausgebildet. Beide weisen Produkte aus, die ohne Tierversuche hergestellt wurden.

 

Der Siegel-Dschungel: Wie kann ich mich zurechtfinden?

Auch bei Lebensmitteln existieren mehrere Bio-Siegel nebeneinander. Selbst wo der Begriff „Bio“ auf der Packung prangt, können die Richtlinien leicht abweichen. Im Folgenden werden die bekanntesten Lebensmittel-Siegel verglichen:

Siegel Einkauf empfehlenswert? *****
demeter Hier stehen die hohen Ökostandards der deutschen Anbauverbände dahinter – sehr empfehlenswert *****
Bio nach EG-Ökoverordnung Diese Produkte entsprechen den Mindeststandards der EG-Ökoverordnung – empfehlenswert ****
ohne Gentechnik Entspricht nicht zwingend den Mindeststandards der EG-Ökoverordnung und ist nicht immer aussagekräftig – dennoch empfehlenswert **
Fairtrade Hier sind etwa zwei Drittel der ausgewiesenen Produkte gleichzeitig auch Bio-Produkte – empfehlenswert ***
MSC – zertifizierte nachhaltige Fischerei Nachhaltigkeit bedeutet in erster Linie, Meeresfisch seltener zu verzehren – bedingt empfehlenswert, aber gute Richtlinie **
QS Dieses Siegel bezeichnet keine Bioprodukte oder sonstige Umweltnutzen – eher nicht empfehlenswert *

 

Stets die Produktionsmethoden hinterfragen

Wer sich genauer damit auseinandersetzen will, wie die betreffenden Produkte hergestellt werden, kann die Produktionsrichtlinien der entsprechenden Siegel im Internet herunterladen. Hier wird erklärt, welche Aromen, Verfahren und Zusatzstoffe in verarbeiteten Lebensmitteln wie Säften, Gebäck oder Joghurt-Erzeugnissen zugelassen sind.

Auch natürliche Konservierungs- und Verdickungsmittel wie E 330 (Zitronensäure) oder E 410 (Johannisbrotkernmehl) werden hier aufgeschlüsselt. Für Allergiker kann dies noch einmal besonders wichtig sein.

 

Bio = teuer? Preise vergleichen hilft

Mit ihren strengeren Richtlinien ist eine Bio-Produktion von Lebensmitteln kostenintensiver und eine Verarbeitung anspruchsvoller als bei konventionellen Produkten. Verfechter eines nachhaltigen Lebensstils geben hier zu bedenken, dass Massenprodukte wie billiges Fleisch der Gesellschaft zu einem späteren Zeitpunkt Kosten aufbürden, z.B. um das Grundwasser von Fäkalien und Dünger zu reinigen.

Dennoch lohnt im Einkaufs-Alltag der direkte Vergleich: Wenn der Unterschied bei einem Liter Milch, Eiern oder Gemüse nur wenige Cent ausmacht, zahlen viele Kunden gern die Differenz für mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit.

Bio online kaufen Gärtnern Kleid

Das beste Bio kommt immer noch aus dem eigenen Garten – wer keinen hat, kann durch Bio-Gemüse und Obst ebenfalls gute Produkte erhalten.

 

Fazit: Bio ist auch online möglich!

Ob Bio-Lebensmittel oder Kleidung – die Welt des Online-Shoppings mit ihren Risiken und Vorteilen unterscheidet nicht zwischen ökologischen und konventionellen Waren. Damit Kunden bekommen, was sie wünschen, sollten sie zunächst den Online-Shop an sich prüfen. Ist die URL verdächtig? Sind die Beschreibungstexte voller Grammatikfehler und was sagt der Impressum-Check?

Bio sollte auch Bio sein!

Nach der Fake-Shop-Prüfung ist es zudem wichtig, dass die angebotenen Produkte auch wirklich Bio sind. Das wirksamste Werkzeug stellen hierbei Siegel dar.

Doch Vorsicht: Hier hat sich mittlerweile ein Dschungel entwickelt und nicht jedes Siegel ist wirklich aussagekräftig. Aus diesem Grund sollten Verbraucher auf die richtigen Siegel achten und die Produktionsmethoden unter die Lupe nehmen. Wer dies beachtet, kann sich auf tolle Bio-Lebensmittel freuen.

 

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PS: In den meisten unserer Beiträge über Superfoods und gesunde Ernährung empfehlen wir Produkte, die wir selbst verwenden und die auch Du verwenden kannst. Beispiele dazu findest Du in folgenden Beiträgen:

 

 

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