Leinsamen sind genau die Art von Nahrungsmittel, über die ich gerne schreibe: Sehr gesund, günstig, vielseitig und leicht in die Ernährung zu integrieren. Besonders, was Darmerkrankungen angeht, sind Leinsamen eine wahre Geheimwaffe: Leinsamen helfen gegen Verstopfung, Durchfall und andere Darmbeschwerden, senken den Bluthochdruck, und können noch viel mehr:
Inhaltsverzeichnis
Warum sind Leinsamen so gesund?
Im direkten Vergleich stehen sie mindestens genauso gut da wie ihre bekannten Verwandten aus Südamerika, die Chiasamen. In vielerlei Hinsicht sind sich beide sehr ähnlich, jedoch sind Leinsamen unschlagbar günstig, und ökologisch wertvoll. Denn sie müssen nicht vom anderen Ende der Welt herangeschafft werden.
Wer sich die Inhaltsstoffe von Leinsamen genauer ansieht dem fällt auf, dass sie praktisch nur aus Proteinen, Ballaststoffen und Omega-3-Fettsäuren bestehen. Zusammen mit ein paar Vitaminen und Mineralstoffen.
Die Proteine sind für eine Pflanze in Ordnung, hier und da ein Esslöffel Leinsamen hilft, den täglichen Bedarf an essenziellen Aminosäuren zu decken.
Doch wo Leinsamen wirklich in hellem Licht erstrahlen, ist ihr hoher Gehalt an Ballaststoffen und Omega-3-Fettsäuren:
Tatsächlich gehören sie zu den Lebensmitteln mit den höchsten Anteil an Omega-3-Fettsäuren. Diese sind pflanzlich was bedeutet, dass sie Dein Körper nur geringfügig in tierische Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA) umwandeln und als Baustoff verwenden kann. Aber was sie können ist, Entzündungen im Körper zu reduzieren. Sie reihen sich damit in die Liste „entzündungshemmende Lebensmittel“ ein.
Allein das macht sie so wertvoll bei der Behandlung bestimmter Gesundheitsprobleme, wie Darmerkrankungen oder Bluthochdruck. Hinzu kommen die Ballaststoffe:
Leinsamen und die Ballaststoffe
Zu einem Drittel bestehen Leinsamen aus Ballaststoffen, davon überwiegend lösliche Ballaststoffe. Das bedeutet, dass Deine Darmbakterien sie bevorzugt als Nahrung verwenden, noch vor der unlöslichen Zellulose.
Sie sind also präbiotisch – die Bewohner in Deinem Darm verwerten sie, und produzieren viele Stoffe, die der Gesundheit zugutekommen. Darunter Vitamin K2, und Neurotransmitter wie Serotonin, ein Glückshormon.
Die Ballaststoffe haben außerdem eine Eigenschaft, weswegen Leinsamen so gerne bei Darmbeschwerden eingesetzt werden: In Wasser quellen sie auf, sie können das 12-fache ihres Eigengewichts an Wasser aufnehmen. Chiasamen bilden eine Art Pudding in Flüssigkeiten, Leinsamen eher Art eine Art schleimiges Gelee. In Smoothies oder im Müsli hat das eine sehr angenehme und weiche Konsistenz.
Und was passiert im Darm? Dort reißt dieser Schleim Ablagerungen, Schlacken, Abfallstoffe und tote Mikroorganismen einfach mit, ähnlich wie ein Staubsauger. Dieser ganze Abfall wird in den Dickdarm transportiert, wo er verwertet wird. Sowohl das Lebendige (die Ballaststoffe), als auch das Tote (der Abfall). Und was gar nicht verwendet werden kann, wird ausgeschieden und landet im Töpfchen.
Diese „Staubsaugerfunktion“ ist für Leinsamen, Chiasamen und Flohsamen einzigartig und sucht ihresgleichen. Dabei finde ich an Leinsamen so toll, dass sie so günstig sind, und so vielseitig einsetzbar an der Küche.
Genau das – die Omega-3-Fettsäuren (Entzündungslinderung) und die Ballaststoffe (präbiotisch, „Staubsauger“) machen Leinsamen so wertvoll in einer gesunden Ernährung, sowie als aktiver Behandlungsbaustein bei bestimmten Krankheitsbildern:
Leinsamen gegen Verstopfung, Durchfall und andere Darmprobleme
Reizdarm ist ein Problem, das etwa 10 Millionen Deutsche betrifft. Es ist eine Ausschlussdiagnose was bedeutet, dass der Arzt alle anderen Darmerkrankungen ausschließen muss, und am Ende mit Reizdarm übrigbleibt. Charakteristisch für das Reizdarmsyndrom sind die Leitsymptome Durchfall, Bauchschmerzen, Verstopfung und Blähungen.
Egal, was das Leitsymptom ist – Leinsamen können dagegen ankämpfen:
- Durch den hohen Gehalt an Präbiotika helfen Leinsamen, die Darmflora zu regulieren und Blähungen zu reduzieren.
- Gegen Verstopfung helfen sie, indem sie als Schleim die Ursachen für die Verstopfung mitreißen und die Darmperistaltik regulieren.
- Auch gegen Durchfall helfen sie, da dieser Schleim für eine gesunde Darmperistaltik sorgt und freies Wasser bindet.
- Die Omega-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend und schmerzhemmend, was sich positiv auf die Bauchschmerzen auswirkt.
Zusammenfassend: Aus diesen Gründen eignen sich Leinsamen bei so vielen Problemen, besonders bei Darmerkrankungen. Das könnten wir jetzt noch auf chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) ausweiten, und auf das Leaky Gut Syndrom. Die Mechanismen sind dieselben. Auch hier helfen Leinsamen.
Geschrotet oder im Ganzen?
Leinsamen gibt es im Ganzen oder geschrotet zu kaufen. Die besten Wirkungen entfalten sie in Deinem Körper im geschroteten Zustand. Am besten ist es, Du kaufst sie im Ganzen, und schrotest sie selbst, etwa in einer Kaffeemühle. Mache ich so. Oder Du verwendest sie im Ganzen in Smoothies – durch das Pürieren werden sie auch automatisch geschrotet.
Fallen diese beiden Möglichkeiten für Dich weg, dann nimm fertig geschrotete Leinsamen. Die lassen sich auch viel leichter kauen als ganze Leinsamen, glaub mir 🙂
Leinsamen in den Alltag integrieren – Mögliche Anwendungen
Du findest Leinsamen überzeugend, weißt aber nicht, wie Du sie in den Alltag integrieren kannst? Kein Problem – ein paar Vorschläge hätte ich:
- Smoothies
- Salate
- Bindemittel für Saucen (früh genug einweichen)
- Müsli (besonders günstig bei Low Carb Müsli)
- Gelegentlich zum Backen von Low Carb Brot (Leinsamenbrot) oder Leinsamen-Pizza
Weitere Lebensmittel, die sich günstig bei Darmerkrankungen auswirken
Zum Abschluss möchte ich Dir noch eine kleine Liste ausgewählter Nahrungsmittel mitgeben, die sich positiv bei Darmbeschwerden auswirken. Reizdarmsyndrom, Leaky Gut, Allergien, unter anderem:
- Ingwer
- Kurkuma
- Rote Beete
- Olivenöl
- Naturjoghurt
- Kombucha
- Kefir
- Apfelessig
- Kokosöl und MCT-Öl
- Kartoffeln
- Reis
- Gekochtes Obst (Kompott)
- Hagebutten
- Kräuter (als Kräutertee, z.B. Ingwertee, Pfefferminztee, Kamilletee, oder frisch in der Küche)
Nahrung ist Medizin. Auf diese Nahrungsmittel trifft dies zu.
Der Darm ist der Schlüssel zur Gesundheit. Pflege ihn entsprechend, Du brauchst ihn noch.
- Goyal, Ankit; Sharma, Vivek; Upadhyay, Neelam; Gill, Sandeep; Sihag, Manvesh (2014): Flax and flaxseed oil: an ancient medicine & modern functional food. In: Journal of Food Science and Technology 51 (9), S. 1633–1653. DOI: 10.1007/s13197-013-1247-9.
- Wu, Hongyu; Pan, An; Yu, Zhijie; Qi, Qibin; Lu, Ling; Zhang, Geng et al. (2010): Lifestyle Counseling and Supplementation with Flaxseed or Walnuts Influence the Management of Metabolic Syndrome. In: The Journal of Nutrition 140 (11), S. 1937–1942. DOI: 10.3945/jn.110.126300.
- Kristensen, Mette; Jensen, Morten G.; Aarestrup, Julie; Petersen, Kristina E. N.; Søndergaard, Lise; Mikkelsen, Mette S.; Astrup, Arne (2012): Flaxseed dietary fibers lower cholesterol and increase fecal fat excretion, but magnitude of effect depend on food type. In: Nutrition & Metabolism 9 (1), S. 8. DOI: 10.1186/1743-7075-9-8.
Martin Auerswald ist studierter Biochemiker, Ernährungsberater, Mikronährstoffberater und Spiegel-Bestsellerautor.
Seine Lebensmission ist es, Menschen dabei zu unterstützen, ein gesundes, glückliches und erfülltes Leben zu führen. Mit seinen Beiträgen erreicht er jedes Jahr mehrere Millionen Menschen.
3 Kommentare
Vielen Dank für einen interessanten Beitrag zur Anwendung von Leinsamen. Gut zu wissen, dass sie bei vielen Darmproblemen helfen können. Leinsamen als Bindemittel für Saucen sollte ich mal ausprobieren. Wichtig ist dabei sich vom Arzt beraten zu lassen, um Krankheiten auszuschließen.
Hallo ich mache immer eine Kur mit Leinsamen, aber ich koche sie immer und trinke den Sud, ist das okay?
Hallo Holger, das ist sehr ok und sehr gut. Darüber werde ich bald auch berichten – beim Erhitzen werden die Ballaststoffe und Omega-3-Fettsäuren aus den Leinsamen gut freigesetzt.
Viele Grüße,
Martin
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