Was Du über Lipoprotein a wissen solltest und wie Du Deine Werte verbessern kannst

von Martin Auerswald, M.Sc.
Lipoprotein a auf einem Zettel

Du hast sicherlich von Cholesterin gehört, aber wie steht es mit Lipoprotein a? Lp(a) ist ein ähnlich wichtiger Marker für die Herz-Kreislauf-Gesundheit und wird immer besser verstanden. Ist es erhöht, scheint es ein Risikomarker für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sein.

Lass uns tief in dieses Thema eintauchen und warum es so wichtig für Deine Gesundheit sein kann.

 

Was genau ist Lipoprotein a?

Lipoprotein a, oft abgekürzt als Lp(a), ist eine Kombination aus Fett und Protein, die in Deinem Blut zirkuliert. Es gehört zu den Apolipoproteinen.

Auf den ersten Blick ähnelt es dem LDL – dem umgangssprachlich als “schlecht” bezeichnetem Cholesterin. Grund dafür ist, dass das LDL-Cholesterin meist dasjenige ist, das oxidiert und an der Gefäßwand ausflockt und sich absetzt. Die Folge kann Atherosklerose sein.

Doch Lp(a) enthält ein zusätzliches spezielles Protein, Apolipoprotein a, das es einzigartig und auch besonders interessant für die Herz-Kreislauf-Forschung macht. LDL und Lp(a) enthalten beide den Baustein ApoB-100.

Aufgabe dieser Proteine ist der Transport von Fetten und Lipiden wie Protein.

Lipoprotein a Abbildung

Lipoproteine transportieren Fette und Cholesterin durch die Blutbahn.

 

Die tiefergehende Bedeutung von Lp(a) für Deine Herz-Kreislauf-Gesundheit

Im Laufe der Jahre haben zahlreiche Studien einen Zusammenhang zwischen erhöhten Lp(a)-Werten und einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gezeigt. Einige Experten vergleichen seinen Einfluss sogar mit anderen bekannten Risikofaktoren wie Bluthochdruck.

Ein Arzt kann, wenn Herz-Kreislauf-Erkrankungen bereits vorliegen oder in der Familie gehäuft vorkommen, Lipoprotein a im Blut testen.

Wann gemessen wird:

  • Genetische Prädisposition (gehäuft Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Familie)
  • Bereits bestehende Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Überraschendes Herz-Kreislauf-Vorkommnis (z.B. Schlaganfall, Herzinfarkt)
  • Nach der Menopause und wenn Risikomarker für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ebenfalls erhöht sind (z.B. hsCRP, oxidiertes LDL-Cholesterin)

 

Ein genauerer Blick auf Deine Blutwerte

Dein Blutbild gibt Aufschluss über viele Gesundheitsaspekte. Bei Lp(a) liegt der Referenzwert, also das, was als “normal” betrachtet wird, oft unter 30 mg/dL.

Für diesen Test musst Du nüchtern sein, also mindestens 12 Stunden davor nichts gegessen haben. Auch Rauchen sollte vor dem Test unterlassen werden.

Aber hier kommt es auf Nuancen an: Werte darüber können bereits als erhöht betrachtet werden, aber das “Wie viel darüber?” ist entscheidend und sollte mit einem Mediziner diskutiert werden.

Ein Wert von über 30 mg/dL scheint laut Studien mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung zu stehen. Ab 30 mg/dL wird der Arzt/Ärztin weitergehende Fragen oder Untersuchungen anstellen.

 

Die Referenzwerte unter die Lupe genommen

Gemäß dem American College of Cardiology gibt es unterschiedliche Richtlinien hinsichtlich der Grenzwerte für hohe Lp(a)-Werte. Was als hoher Lp(a)-Wert gilt, kann von Person zu Person variieren, je nach Risikofaktoren und zusätzlichen Gesundheitszuständen.

Einige Fachleute sind der Meinung, dass Lp(a)-Werte von 50 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) oder mehr als hoch betrachtet werden sollten. Andere Empfehlungen setzen diesen Wert etwas niedriger an.

Neuere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass eine Senkung des Lp(a)-Werts auf unter 50 mg/dl wünschenswert ist, obwohl bereits Werte über 25–30 mg/dl das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen können.

Beispielsweise haben Untersuchungen ergeben, dass Erwachsene ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und koronare Herzkrankheiten haben, wenn die Lp(a)-Werte 30 mg/dl übersteigen. Ein Wert über 50 mg/dl kann zudem das Risiko für einen ischämischen Schlaganfall erhöhen.

Medizinische Fachkräfte sehen niedrige oder nicht nachweisbare Lp(a)-Werte als gesund an. Normale Lp(a)-Werte liegen unter 30 mg/dl. Einige Menschen haben möglicherweise so niedrige Lp(a)-Werte, dass sie nicht nachweisbar sind.

Es ist ratsam, sich mit dem behandelnden Arzt über die Testergebnisse auszutauschen, da verschiedene Labore unterschiedliche Messbereiche oder Einheiten verwenden könnten.

Blutgefäße

Es gibt einen möglichen Zusammenhang zwischen Lp(a) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

 

Wie steigt Lp(a)? Ursachen und Risikofaktoren für einen erhöhten Wert

Bevor wir darüber sprechen, wie man Lp(a) senkt, ist es hilfreich zu verstehen, warum es überhaupt ansteigt.

Die Hauptfaktoren sind:

  • Genetik: Deine DNA spielt eine Rolle. Wenn in Deiner Familie hohe Lp(a)-Werte häufig sind, könntest auch Du betroffen sein. Schätzungsweise 20 % der Weltbevölkerung hat genetisch bedingt erhöhte Lp(a)-Werte.
  • Gesundheitszustände: Bestimmte Zustände, wie Nierenkrankheiten, können Lp(a) beeinflussen.
  • Lebensstil: Ernährung, Rauchen und Alkoholkonsum können ebenso einen Einfluss haben. Über die Ernährung sprechen wir gleich.
  • Typ 2 Diabetes ist unabhängiger Risikofaktor.
  • Schilddrüsenunterfunktion. Dabei kommt es nicht nur zu einer Erhöhung der Triglyzeride und der Cholesterinwerte, sondern auch Lipoprotein a.
  • Östrogenmangel. Dies ist auch der Grund, warum Lp(a) bei Frauen nach der Menopause häufiger vorkommt. Östrogenmangel scheint hier ein wichtiger Risikofaktor zu sein.
  • Hypercholesterinämie. Erhöhte Cholesterinspiegel (ebenfalls Lipoproteine) haben – wenig überraschend – auch erhöhte Lipoprotein a-Werte zur Folge.

Leider ist Lp(a) noch nicht so gut erforscht wie andere Stoffe. Es scheint wichtig zu sein und hängt mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammen.

Natürlich hängt hinter dieser Forschung ein gewisses wirtschaftliches Interesse, um Medikamente zur Senkung von Lipoprotein a zu entwickeln. Ich halte am meisten davon, einen erhöhten Wert (gilt auch für Cholesterin) mittels gesunder Ernährung und Lebensführung zu senken.

Auch dies wurde in vielen Studien bestätigt und ist mit (im Vergleich zu Statinen) keinerlei Nebenwirkungen und Langzeitproblemen verbunden.

 

Lipoprotein a: Was ich vermute

Ich vermute, Lp(a) steigt bei oxidativem Stress im Körper – weil Rauchen,Alkohol und Übergewicht hier wichtige Ursachen sind. Vielleicht kompensiert der Körper damit oxidativen Stress – vielleicht ist Lp(a) besser vor freien Radikalen geschützt als LDL-Cholesterin.

Die Genetik hängt vermutlich mit einer eingeschränkten Wirkung von Glutathion, der Glutathion-Peroxidase oder einem anderen antioxidativen Enzym zusammen.

Sollte sich das bewahrheiten – ein Marker für oxidativen Stress – können wir neben den unten genannten Tipps mit allerlei heimischen Superfoods und Antioxidantien damit angehen. Dann wäre die Behandlung relativ leicht, wenn wir über Naturheilkunde sprechen, und schwer, wenn wir über Medikamente sprechen.

 

Lipoprotein a senken: 10 effektive Tipps & Tricks

Betroffene können verschiedene Maßnahmen ergreifen, um ihre Gesundheit zu fördern und ihr Risiko zu senken. Hierzu gehören:

  1. Eine herzgesunde Ernährung: Zu einer gesunden Ernährung gehören Omega-3-Fette, Nüsse, Olivenöl, andere Pflanzenöle, Vollkornprodukte, Obst und Gemüse. Sie sollte Transfette, wie sie in fettem Fleisch, Milchprodukten und Fertignahrung vorkommen, minimieren oder vermeiden.
  2. Eiweißreiche Ernährung: Mit Fokus auf bekömmliche pflanzliche Proteine und hochwertige tierische Proteine (aus artgerechter Haltung).
  3. Regelmäßige Bewegung: Durch körperliche Aktivität lässt sich das LDL-Cholesterin senken und das HDL-Cholesterin erhöhen.
  4. Gewichtskontrolle: Bei Übergewicht kann bereits ein Gewichtsverlust von 3-5% dazu beitragen, LDL zu verringern und HDL zu steigern.
  5. Stressreduktion: Anhaltender Stress kann das LDL-Cholesterin erhöhen.
  6. Rauchstopp: Raucher können Unterstützung suchen, um mit dem Rauchen aufzuhören und so die Herzgesundheit zu fördern.
  7. Bessere Schlafqualität: Die Gesundheitsbehörde CDC empfiehlt, jede Nacht 7-9 Stunden Schlaf anzustreben, um Herz und Blutgefäßen die notwendige Erholung zu ermöglichen.
  8. Sanfter Ausdauersport: Dieser kann nicht nur erhöhte Cholesterinwerte senken und Triglyzeride senken, sondern womöglich auch Lipoprotein a.
  9. Omega 3-Fettsäuren: Dazu gibt es leider noch keine Studien, aber ich vermute sehr stark, dass Omega 3-Fette, da sie den Fettstoffwechsel insgesamt positiv beeinflussen, sich auch gut auf erhöhte Lp(a)-Werte auswirken.
  10. Mäßiger Alkoholkonsum: Ein reduzierter Alkoholkonsum kann die Herzgesundheit verbessern. Personen, die Unterstützung beim Alkoholentzug benötigen, sollten medizinische und psychologische Hilfe sowie Selbsthilfegruppen in Betracht ziehen.

 

Medikamentöse Therapie: Welche Medikamente senken Lipoprotein a?

Zyniker werden nun behaupten, dass sich eine gewisse Branche darüber freut, dass ein neuer Risikofaktor entdeckt wurde, der größtenteils genetisch vorbestimmt wird. Denn hier können nun Medikamente entwickelt und verkauft werden – ein neuer Bedarf wird erst durch Forschung kreiert, und dann durch Medikamente gedeckt.

Doch so zynisch sehe ich das Ganze nicht. Es ist ein neuer Risikofaktor, und mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen kommen auch neue Risikomarker ans Tageslicht, die uns Herz-Kreislauf-Erkrankungen noch besser verstehen und handeln lassen.

Vielleicht hilft uns Lp(a) dabei zu verstehen, warum manche Menschen – obwohl offensichtlich gesund und mit gesunden Cholesterin- und Entzündungswerten – einfach aus dem Nichts einen Schlaganfall oder Herzinfarkt erleiden. Vielleicht ist Lp(a) dazu ein fehlendes Puzzleteil.

Für die Senkung von Lp(a) werden aktuell Medikamente entwickelt und bestehende Medikamente geprüft – Statine werden wahrscheinlich in der ersten Reihe stehen. Auch PSK9-Inhibitoren scheinen wirksam zu sein.

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Ob jemand nun diesen Weg geht, sei mal dahingestellt.

Wäre ich von erhöhtem Lipoprotein a betroffen, würde ich mir ansehen, welche Medikamente es dazu gibt – und würde gleichzeitig schauen, welche Änderungen in der Ernährung und Lebensführung ich tätigen könnte.

Guter Schlaf, Stressreduktion, Gewichtskontrolle, Sport, eine mediterran orientierte Ernährung, Omega 3, auch die Zugabe von Heilpilzen. Wahrscheinlich würde dies bereits ausreichen, um die Lp(a)-Werte in einen gesunden Bereich zu bringen.

 

Fazit

Lipoprotein a ist mehr als nur ein weiterer Punkt in Deinem Blutbild. Es ist ein Schlüsselindikator für Deine Herz-Kreislauf-Gesundheit und sollte nicht übersehen werden. Es wird in den nächsten 10 Jahren immer häufiger zu hören sein.

Mit dem richtigen Wissen und den richtigen Werkzeugen kannst Du aktiv dazu beitragen, Deine Werte in einem gesunden Bereich zu halten und so Deine Gesundheit zu fördern.

 


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