Über 90 % aller Deutschen erkranken im Laufe ihres Lebens an Karies, mehr als jeder zweite an Parodontitis. Zahnerkrankungen gehören zu den häufigsten Gesundheitsproblemen und sind Ursachen für chronische Entzündungen, chronische Infekte und Herzkreislauferkrankungen. In diesem Beitrag möchte ich Dir daher wichtige Tipps zur Zahnpflege und Kariesprävention geben, die Du sofort umsetzen und in Deinen Alltag integrieren kannst.

 

Der Zahn – mehr als totes Gewebe

Zähne sind das Härteste, das unser Körper produziert, was wohl ein Grund dafür ist, dass sie für totes Gewebe gehalten werden. Dies ist jedoch nicht richtig. Jeder Zahn hat einen eigenen Zugang zum Blut- und Nervensystem, wird mit Nährstoffen versorgt und wächst ein Leben lang.

Eine wichtige Rolle für unsere Zähne spielt der Speichel. Er trägt zur Selbstreinigung des Mundes bei, indem er Speisereste entfernt, die Mundbakterien andernfalls als Nahrung dienen würden. Darüber hinaus verdünnt er Säure, die unsere Zähne schädigen würde. Außerdem enthält Speichel mineralische Bestandteile, die der Reparatur des Zahnschmelzes dienen.

Nimmt ein Zahn von außen Schaden und wird löchrig, haben Bakterien, Viren und Parasiten leichtes Spiel und können in den Blutkreislauf gelangen. Der Mundraum ist demnach eine wichtige Immunbarriere, die intakt bleiben muss, um unseren Körper zu schützen. Ein Zahn hat also nicht nur die Aufgabe, Nahrung zu kauen, sondern ist damit Teil des Immunsystems.

Untersuchungen zufolge haben Menschen im Mundraum eine zehnmal höhere Diversität an Mikroorganismen als im Dickdarm. Soll heißen: Tausende verschiedene Bakterien- und Pilzarten wachsen auf natürliche Weise in Deinem Mundraum. Diese Diversität ist wichtig, um eine gesunde Mundflora zu erhalten.

Werden bestimmte Keime im Mundraum zu dominant (v. a. Streptococcus mutans), droht eine Überwucherung und folglich Erkrankungen wie Karies und Parodontitis. Und genau hier liegt das Problem, denn im Laufe seines Lebens erkrankt fast jeder Deutsche an Karies oder Parodontitis – ein erschreckender Umstand.

Deshalb erhältst Du im Folgenden wichtige Tipps zur Zahnpflege und Kariesprävention.

Tipps zur Zahnpflege und Kariesvorsorge 1

Zähneputzen, Ölziehen, Kaugummi – was kannst Du jeden Tag zur Unterstützung Deiner Zähne tun?

 

Tipps zur Zahnpflege und Vorsorge von Karies

Studien zufolge hat das Vorkommen von Karies in den letzten 200 Jahren dramatisch zugenommen [1] und ist in erster Linie ein modernes Phänomen – es ist also nicht normal und natürlich, dass fast jeder an Karies erkrankt.

Biologische Zahnmediziner wie Dr. Nischwitz deuten an, dass unser Verständnis von gesunden Zähnen zu „mechanisch“ ist, dass wir nur übers Schrubben und Desinfizieren reden, aber nicht über das große Ganze.

Denn für gesunde Zähne sind auch eine gesunde Ernährung, die richtigen Zahnpflegetipps, eine gute Versorgung mit Mikronährstoffen, eine solide Entgiftungsfähigkeit und vieles mehr von Bedeutung.

Daher erhältst Du nun wichtige Tipps zur Zahnpflege und Du erfährst, wie Du Karies und Parodontitis besser vorbeugen kannst.

 

#1 Jedes Jahr zur Zahnreinigung

Die Krankenkassen in Deutschland bezahlen mindestens einmal jährlich einen Teil der professionellen Zahnreinigung. Dabei werden die Zähne, Zahnzwischenräume und das Zahnfleisch gereinigt und gepflegt. Ich möchte daher jedem nahelegen, die Zahnreinigung durchführen zu lassen.

Auch für die Kariesfrüherkennung ist der Gang zum Zahnarzt unerlässlich. Mindestens einmal jährlich sollte die Zahnarztpraxis Deines Vertrauens aufgesucht werden, damit frühzeitig interveniert werden kann.

 

#2 Tägliches Zähneputzen

Es scheint immer noch Menschen zu geben, die sich nicht auf täglicher Basis die Zähne putzen. Ob zweimal oder dreimal täglich, darüber kann man streiten. Aber zumindest früh und abends sollten die Zähne ausgiebig gereinigt werden.

Dabei ist es empfehlenswert, eine schematische Vorgehensweise einzuhalten und darauf zu achten, dass keine Bereiche, weder Kauflächen noch Außen- und Innenflächen, vergessen werden (so wie man es im Kindergarten oder in der Grundschule gelernt hat). Gründlich zu putzen, ist also das A und O. Darüber hinaus sollte davon abgesehen werden, zu starken Druck auszuüben und zu kräftig zu schrubben.

Außerdem solltest Du auch den Zahnzwischenräumen Aufmerksamkeit widmen. Die Verwendung von Interdentalbürsten oder Zahnseide ist wichtig, um Speisereste zu entfernen, die selbst nach dem Gebrauch der Zahnbürste zurückbleiben.

 

#3 Gute Zahnpasta

Neben der richtigen Zahnroutine ist die Zahnpasta entscheidend. Hier sollte nicht gespart werden. Die meisten niedrigpreisigen Zahnpasten enthalten schädliche Zusatzstoffe wie Titandioxid, Aluminium, Süßstoffe, Farbstoffe – diese haben in einem Kosmetikprodukt nichts verloren.

Ich empfehle natürliche Zahnpasta auf Basis von Kreide, Kokosöl, Kräuterextrakten und Xylit. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe oder eine kurze Prüfung mit der App „Codecheck“ hilft dabei, gute von schlechten Produkten zu unterscheiden. Erfahrungsgemäß sind es besonders die günstigen Produkte, die zahlreiche ungünstige Zusatzstoffe enthalten.

Übrigens: Von Zahnpasten, die weißere Zähne versprechen, solltest Du absehen. Zwar erzielen entsprechende Produkte tatsächlich die gewünschte Wirkung, doch werden insbesondere bei langfristiger Nutzung Zahnschmelz und Zahnfleisch geschädigt, da man sich hier das Peeling-Prinzip zunutze macht. In den Pasten sind Putzkörner enthalten, die für Abrieb sorgen, damit die ursprüngliche Farbe wieder sichtbar wird. Dies ist vor allem problematisch, wenn die Zähne bereits geschädigt sind. Schonender ist das sogenannte Bleaching, also das Bleichen der Zähne.

Gesunde Zähne Zahngesundheit (2)

Klassische Zahnpasta – beachte die Inhaltsstoffe (z. B. Aluminium) und steige gegebenenfalls auf Naturkosmetik um.

 

#4 Nach Zucker– oder Säurekonsum: Wasser trinken und Zähne putzen

Nach dem Verzehr von Lebensmitteln mit reichlich Zucker oder zugesetzter Säure (die meisten Süßigkeiten) sollte mindestens ein großes Glas Wasser oder Kräutertee getrunken werden, um den Mundraum zu neutralisieren.

Auch Zähneputzen direkt nach dem Verzehr von zuckerreichen Lebensmitteln ist empfehlenswert.

 

#5 Kaugummi kauen

Zuckerfreie Kaugummis sind eine prima Lösung für zwischendurch, da sie die Speichelproduktion anregen. Dass dies von Vorteil für unsere Zähne ist, haben wir bereits oben im Beitrag erklärt. Speichel dient der Selbstreinigung, verdünnt potenziell schädigende Säuren und enthält mineralische Bestandteile, die dem Schmelz zugutekommen.

 

#6 Pfefferminze, Kamille und Oregano

Als frische Kräuter oder als ätherisches Öl – Pfefferminze, Kamille und Oregano bieten zahlreiche Vorteile für die Zahnhygiene. Auch Pfefferminztee oder Kamillentee sind empfehlenswert, beispielsweise abends beim Lesen.

Selbst gemachter Zahnpasta oder Zahnpflegeprodukten kann ätherisches Öl zugesetzt werden und ist sehr effektiv. Ein Beispiel für eine selbst gemachte Zahnpasta wäre Kokosöl (geschmolzen) mit Xylit und einigen Tropfen ätherischem Öl.

 

#7 Ölziehen

Ölziehen ist eine aus dem Ayurveda bekannte und seit Jahrtausenden bewährte Praxis zur Unterstützung der Zahngesundheit. Ich wende Ölziehen selbst an, wenn ich ein komisches Gefühl im Mund habe oder akute Zahnschmerzen.

Ich empfehle dazu ein neutrales Öl wie Leinöl oder Hanföl, doch auch Sesamöl und Olivenöl haben sich bewährt. Nimm dazu einen Esslöffel Öl in den Mund und ziehe es 10 bis 20 Minuten durch die Zähne. Spucke es danach aus spüle den Mund mit reichlich Wasser aus.

Die Öle haben nicht nur eine sehr stark reinigende Wirkung, sondern sind auch antibakteriell. Sie wirken der Überwucherung bestimmter Mikroorganismen entgegen und stellen die Mundflora wieder her. Nach ein- bis zweimaligem Ölziehen sind die Zahnschmerzen in der Regel verschwunden.

Besonders nach dem Konsum von Zucker- und säurehaltigen Lebensmitteln hat es sich sehr gut bewährt.

Gesunde Zähne Zahngesundheit (1)

Schöne, strahlende Zähne sind nicht nur ästhetisch, sondern für Deine Gesundheit wichtig.

 

#8 Zungenreiniger

Auch ein Zungenreiniger auf Kupferbasis ist ein wertvolles Werkzeug aus dem Ayurveda für die Mundhygiene. Früh und abends wende ich den Zungenreiniger nach dem Zähneputzen an.

Es ist erstaunlich, wie viel dabei abgeschabt wird. Diese Rückstände werden üblicherweise beim Zähneputzen nicht entfernt, sind jedoch wie ein gemachtes Nest für Pathogene im Mundraum. Einen Zungenreiniger kann ich daher jedem empfehlen. Besonders langlebig sind Produkte aus rostfreiem Metall.

 

#9 An Mikronährstoffe denken

Gesunde Zähne und ein hygienischer Mundraum hängen auch mit der Mikronährstoffversorgung zusammen. Denn die Bildung antibakterieller Stoffe im Speichel und die Regeneration des Zahnschmelzes funktionieren nur einwandfrei, wenn Du gut mit den folgenden Mikronährstoffen versorgt bist (im Idealfall durch eine gesunde Ernährung, alternativ über eine Nahrungsergänzung):

 

#10 Fluorid oder kein Fluorid?

Unsere Zähne, insbesondere unser Zahnschmelz, bestehen zu einem Großteil aus Hydroxylapatit, also aus einem Mineral, das sich aus Ionen zusammensetzt, die zusammen ein Kristallgitter bilden.

Zähne sind zudem von einem Biofilm umgeben (auch bekannt als Plaque), in dem sich Mikroorganismen tummeln. Diese wandeln Kohlenhydrate (vor allem Zucker) in Säuren um, wodurch der pH-Wert im Mund sinkt und Zähne angegriffen werden. Das Resultat? Der Zahnschmelz demineralisiert. Mit anderen Worten: Löcher im Zahn alias Karies.

Diesem unschönen Prozess kann man mit Remineralisation begegnen. An dieser Stelle kommen die oben erwähnten Ionen wieder ins Spiel, denn diese sind vereinzelt austauschbar. Putzt man seine Zähne mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta, werden Hydroxyd-Ionen gegen Fluorid-Ionen ausgetauscht, sodass sich ein dichteres Kristallgitter und Fluor-Apatit bilden.

Letzteres ist im Vergleich zu körpereigenem Hydroxylapatit von Vorteil, da es selbst bei sauren pH-Werten beständig bleibt. Vereinfacht ausgedrückt: Es kann die Auflösung von Zahnschmelz verlangsamen oder verhindern. Solltest Du Karies also vorbeugen wollen, empfiehlt sich Fluorid in der Zahnpasta.

Aber ist Fluorid nicht giftig? Ja, in großen Mengen ist es das. In unserer Zahnpasta ist die Fluoridkonzentration jedoch zum einen auf ein wirksames, aber unbedenkliches Maß begrenzt. Zum anderen wird Zahnpasta immer ausgespuckt (allerdings nicht ausgespült, damit sie einwirken kann).

 

#11 Mundspülung – Ja, aber die richtige!

Eine gute Mundspülung kann eine sinnvolle Ergänzung für die Mundhygiene sein. Sie sollte jedoch keinen Alkohol enthalten. Besser ist eine naturkosmetische Mundspülung oder eine selbst gemachte, die auf frischen Kräutern, Kräutertee oder Kräuterextrakten, Xylit und ätherischen Ölen basiert.

 

#12 Auch in die hinterste Ecke!

Am häufigsten kommt Karies an den hintersten Zähnen vor, weil diese nur schwer mit der Bürste zu erreichen sind. Versuche beim Zähneputzen besonders auf die Zähne zu achten, die Du sonst vernachlässigst. Mithilfe von Mundspülungen kannst Du deren Pflege und Gesundheit unterstützen.

 

Was schadet der Zahngesundheit?

Wenn Du daran interessiert bist, Deine Zahngesundheit zu erhalten, solltest Du außerdem die folgenden Tipps berücksichtigen:

  • Unterlasse oder reduziere den Konsum von Süßigkeiten und zuckerhaltigen Getränken.
  • Der übermäßige Verzehr von Obst und Trockenfrüchten kann sich ebenfalls schädlich auf unsere Zähne auswirken. Auch hier empfiehlt sich ein moderater Konsum.
  • Alkoholgenuss kann sich negativ auf unsere Zähne und unsere Mundflora niederschlagen. Im Übermaß führt er bekanntermaßen zu Erbrechen, was eine Verätzung der Zähne durch Magensäure zur Folge hat.
  • Obendrein birgt der Konsum von Tabak Gesundheitsrisiken in Form von Zahnfleischentzündungen.
  • Auch Stress kann der Zahngesundheit abträglich sein, da er mitunter zum Zähneknirschen führt. Dadurch kommt es wiederum zur Schädigung der Zahnsubstanz. Abhilfe können speziell angefertigte Schienen bieten.

 

Fazit – richtige Zahnpflege, bessere Vorsorge

Viele Menschen vernachlässigen im Laufe ihres Lebens die Zahnhygiene und es schleichen sich Gewohnheiten ein, die das Risiko für Karies und Co. erhöhen.

Zudem haben die meisten ein zu mechanisches Bild von ihren Zähnen. Wenn Du im Hinterkopf hast, dass es sich um lebendiges, aktives Gewebe mit Bedürfnissen handelt, kümmerst Du Dich ganz anders um Deine Zähne.

Die richtige Zahnpflege, die richtigen Produkte, regelmäßige Zahnreinigung, Mundspülung, gesunde Ernährung, Nährstoffe und regelmäßiges Ölziehen – damit unterstützt Du Deine Mundgesundheit ein Leben lang und beugst effektiver Karies und Parodontitis vor.

Habe ich einen wichtigen Punkt vergessen? Würdest Du gerne etwas ergänzen oder anmerken? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

 

 

Quellen
  • [1] Müller, A., & Hussein, K. (2017). Meta-analysis of teeth from European populations before and after the 18th century reveals a shift towards increased prevalence of caries and tooth loss. Archives of oral biology, 73, 7–15. https://doi.org/10.1016/j.archoralbio.2016.08.018