Judasohr (Auricularia polytricha) – Der Pilz für die Durchblutung!

von Martin Auerswald, M.Sc.
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Judasohr

Das Judasohr (Auricularia polytricha), auch bekannt als Waldohr, Holunderschwamm und chinesische Morchel, ist ein im Kontext der traditionell chinesischen Medizin sehr geschätzter Heilpilz. Insbesondere seine durchblutungsfördernden Eigenschaften machen ihn zu etwas ganz Besonderem. Im europäischen Mittelalter war er einer der begehrtesten Pilze und kam im Fall verschiedener Leiden zur Anwendung. Erfahre hier alles Wichtige über das Judasohr.

 

Was ist das Judasohr?

Das Judasohr (Auricularia polytricha) ist ein köstlicher Speisepilz, der seit Jahrtausenden in China kultiviert wird. Auch in Europa sowie Nordamerika ist er heimisch und wird als Speise- bzw. Vitalpilz geschätzt.

Bekannt ist er auch unter den Namen Mu-Err, Waldohr, Holunderschwamm und chinesische Morchel. Die meisten Deutschen kennen ihn unter letzterem Namen. Das Judasohr ist die typische, schwarze, schleimige Morchel, die Teil vieler chinesischer Gerichte, etwa der „Zehn Köstlichkeiten“, ist. Damit ist dieses Gericht – abgesehen vom meist billigen Speiseöl – gesünder, als es den Anschein hat.

Die Namen „Judasohr“ und „Holunderschwamm“ haben biblische Hintergründe: Es ist überliefert, dass sich Judas Ischariot nach seinem Verrat an Jesus an einem Holunderbaum erhängte. In freier Natur gedeiht der Pilz in der Regel auf altersschwachen Holunderbäumen und hat die Form eines Ohrs.

Der Pilz ist, wie auch Reishi, Chaga oder Shiitake, ein klassischer Primärzersetzer. Er befällt alte, geschwächte Bäume und ernährt sich parasitär von ihnen.

Das Judasohr wächst vornehmlich im März und April in feuchten Laubwäldern mit Holunderbestand. Viele Pilzfreunde sammeln ihn in dieser Jahreszeit. Funde bleiben jedoch dem Zufall überlassen: Mal gedeiht er zuhauf, mal gar nicht (auch nicht unter besten Bedingungen).

 

Die Geschichte des Judasohrs

Seit Jahrtausenden wird das Judasohr in China kultiviert und verzehrt. In der chinesischen Medizin spielt er als „Pilz für die Durchblutung“ eine wichtige Rolle. Geschätzt wurde er auch für seine entzündungslindernden und antibakteriellen Eigenschaften, die ihn zu einem wertvollen Naturmittel gemacht haben.

Auch in Europa ist er seit Längerem für seine vitalisierenden Eigenschaften bekannt. Für Galenos von Pergamon, einem großen Heilkundigen der Antike, galt das Waldohr als eines der bedeutendsten Naturmedikamente überhaupt. Laut Überlieferung soll der Pilz Abhilfe bei Augenentzündungen schaffen: Man weicht den getrockneten Pilz über Nacht in Wasser ein, um sich die Flüssigkeit, in der er eingeweicht wurde, vorsichtig auf die Augen zu reiben. Diese Methode ist wissenschaftlich nicht bestätigt und die Empfehlung lautet, nur Bio-Pilze aus heimischem Anbau bzw. heimischer Ernte zu verwenden.

 

Judasohr: Gesundheitliche Vorteile und Wirkungen

Nach diesen allgemeinen Fakten und dem historischen Abstecher soll es nun um die Vorteile und Wirkungen des Judasohrs gehen. Was kann man sich vom regelmäßigen Verzehr des Pilzes, Pulvers oder Suds erhoffen?

Im Anschluss folgt eine Auflistung der Vorteile und Wirkungen, die aus der Wissenschaft und klinischen Erfahrungen bekannt sind.

 

5 Vorteile, die alle Heilpilze mit sich bringen

  1. Immunstärkung
  2. Regulierung der Darmflora
  3. Darmstärkung
  4. Entzündungslinderung
  5. Antitumoral

Diese 5 Vorteile sind bekannt und gut untersucht. Zurückführen lassen sie sich auf ß-Glucane und Triterpene, die alle Heilpilze in ansprechender Menge enthalten. Das trifft auch auf das Judasohr zu. Mehr Informationen über die 5 Wirkungen findest Du hier: Heilpilze Wirkung.

 

Einzigartige Vorteile des Judasohrs

Interessant ist, dass jeder Heilpilz für einen bestimmten Anwendungsbereich im Körper geeignet ist. Das Judasohr ist DER Pilz für die Durchblutung: sowohl im großen Sinne (Blutdruck) als auch im kleinen Sinne (Mikrozirkulation und Regeneration).

1. Aphrodisierend

In einer Rattenstudie konnte gezeigt werden, dass der regelmäßige Verzehr von Auricularia polytricha eine deutlich aphrodisierende Wirkung nach sich zieht.1 Vor dem biologischen Hintergrund, dass eine gesteigerte Durchblutung ähnlich wie Viagra wirkt, könnte das auch für den Menschen gelten.

2. Schmerzlindernd

Eine Studie aus dem Jahr 1982 untersuchte bestimmte Inhaltsstoffe des Judasohrs und verglich ihre schmerzstillende Wirkung mit der von Aspirin.3 Das Ergebnis war sehr überzeugend: Die einzelnen Inhaltsstoffe (überwiegend Ceramide sowie Cerebroside) und reiner Extrakt entfalten eine ähnlich schmerzstillende Wirkung wie Aspirin.

Der schmerzlindernde Effekt ist nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass Schmerz lokalem Bluthochdruck gleichkommt, der umgebende Schmerzrezeptoren beeinflusst. Auricularia beseitigt lokalen Bluthochdruck.

3. Blutdruckregulation

Es existieren noch keine großangelegten und überzeugenden wissenschaftlichen Studien, die die blutdrucksenkende Wirkung des Judasohrs bestätigen. Seit Jahrtausenden ist dieser Effekt jedoch aus der TCM bekannt. Wissenschaftliche Studien werden also mit hoher Wahrscheinlichkeit bald folgen.

Was der TCM bekannt ist, deckt sich auch mit meiner Erfahrung: Judasohr weitet die Blutgefäße und verbessert die Durchblutung. Im Fall von Bluthochdruck könnte dies zu einer Senkung des Blutdrucks führen.

4. Geeignet für Sportler

Die gefäßerweiternde und entzündungshemmende Wirkung könnte Sportlern zugute kommen. Beim Sport sind die Gefäße weiter und können damit mehr Sauerstoff und Energie zu den Muskeln transportieren. Ein ähnlicher Effekt ist von Spinat und roter Beete bekannt.

5. Regenerierend

Bleiben wir bei Sportlern: Durch eine gesteigerte Mikrozirkulation (Durchblutung der kleinen Blutgefäße, von denen wir mehrere Millionen haben) ist eine verbesserte Regeneration zu erwarten.

Meiner Erfahrung nach, habe ich eine enorm verbesserte Regeneration, wenn ich nach einem harten Krafttraining ein Gericht mit 50 g Judasohr (Trockengewicht) esse. Soll heißen: am nächsten Tag 90–100 % weniger Muskelkater (!).

6. Antiviral (?)

Eine Reagenzglasstudie konnte zeigen, dass ein Extrakt aus Judasohr ein wichtiges Enzym im HI-Virus hemmt.5 Dadurch konnte sich das Virus nicht weiter vermehren. Ob sich dieses Ergebnis auch auf andere Viren übertragen lässt und bedeutsam für den Menschen ist, muss noch geklärt werden.

7. Antithrombotisch

Eine neue Studie, die im angesehenen Magazin „Nutrients“ erschienen ist, untersuchte die antithrombotische Wirkung verschiedener Heilpilze und verglich sie mit Aspirin.4 Der Austernpilz und das Judasohr stachen hier deutlich heraus, denn es zeigte sich, dass ihre antithrombotische Wirkung im Reagenzglas mit der von Aspirin vergleichbar war.

8. Cholesterinsenkend

Eine äußerst interessante Rattenstudie untersuchte die cholesterinsenkende Wirkung des Judasohrs. Den Ratten wurde Nahrung verabreicht, die zu einer Steigerung des Cholesterinspiegels führte. Eine Gruppe der Ratten erhielt daraufhin Auricularia-Extrakt in hohen Mengen. Ergebnis: Senkung des Cholesterinspiegels um durchschnittlich 35 % (!).7

Dies sind die wichtigsten bekannten Vorteile und Wirkungen des Judasohrs. Sie machen ihn zu einer wahren Allzweckwaffe und sind Grund dafür, warum er sich so vielseitig einsetzen lässt. Seine Vorteile sind überwiegend wissenschaftlich gut beschrieben.

Nun zur Praxis: Wann bietet sich die Einnahme an?

 

Mögliche Anwendungen des Judasohrs

Basierend auf klinischen Erfahrungen und dem Wissen um seine Vorteile sind viele Anwendungen des Judasohrs bekannt. Im Fall folgender Zustände bietet sich die Einnahme an:

 

Inhaltsstoffe des Judasohrs

Die Inhaltsstoffe des Judasohrs sind nicht so gut untersucht wie bei anderen Pilzen. Die enthaltenen ß-Glukane sind einzigartig und bilden in Kombination mit Wasser eine Art Hydrogel, das sicher für viele Eigenschaften verantwortlich ist. Auch der hohe Gehalt an Ceramiden und Cerebrosiden (wichtige Signalstoffe im Körper) ist erwähnenswert.

ß-Glukane sind in allen Pilzen enthalten, nicht nur im Judasohr. Besonders hervorzuheben ist, dass die ß-Glukane aus Pilzen (ß-1,3-1,6) effektiver sind als diejenigen, die aus Getreide stammen (ß-1,3). Das bedeutet, sie aktivieren das Immunsystem stärker und bereits in geringerer Dosis. Daher wirkt sich eine geringe Menge Pilze – gleichmäßig und längerfristig konsumiert – so positiv auf das Immunsystem aus.

 

Meine Erfahrung mit Judasohr

Die chinesische Morchel ist – neben dem Maitake und Austernpilz – mein kulinarischer Lieblingspilz. Er hat eine leicht glibberige Konsistenz, die ich persönlich sehr mag. Außerdem saugt er sich, wenn er in Wasser eingelegt wird, mit Flüssigkeit voll und nimmt auf diese Weise schnell das 10- bis 30-fache seines Trockenvolumens an.

Er ist nicht so aromatisch wie andere Pilze, aber seine Konsistenz überzeugt mich jedes Mal aufs Neue. Darüber hinaus sind seine Wirkungen auf meine sportlichen Leistungen, meine Denkfähigkeit und meine Regeneration nach dem Sport so stark, dass ich ihn mittlerweile ein- bis zweimal wöchentlich zubereite.

 

Die chinesische Morchel als Speisepilz

Wie gesagt: Das Judasohr ist wenig aromatisch und eher geschmacksneutral. Aufgrund seiner Konsistenz und Wirkungen ist er in der Küche mein Lieblingspilz.

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Erworben werden kann er in jedem asiatischen Lebensmittelgeschäft sowie im Internet. Praktisch ist, dass bereits eine geringe Menge des Pilzes für eine ordentliche Mahlzeit ausreicht (maximal 50 g pro Person). Eine Packung mit einem Kilo ist nicht nur kostengünstig, sondern auch sehr ergiebig.

Da die meisten Pilze leider aus China stammen, muss er gründlich gewaschen und eingeweicht werden. Ich empfehle, ihn doppelt einzuweichen (2-mal hintereinander). Das Einweichwasser sollte weggeschüttet werden. Danach wird er gekocht – 20 Minuten reichen völlig aus.

Am liebsten verzehre ich ihn als Zutat im Eintopf oder in einer Suppe. Alternativ auch in einem meiner Lieblingsgerichte nach dem Kraftsport: Reis, Bohnen, etwas Hühnerbrust, Kokosöl, Ingwer, Kurkuma und Zimt. Sehr lecker!

Eingeweichtes Judasohr in heller Porzellanschale auf Leintuch

Judasohr nach dem Einweichen und bereit für den Kochtopf.

 

 

Das Judasohr in Deutschland – Wildfunde

Das Judasohr wächst auch in Deutschland und kommt im März und April häufiger in feuchten Laubwäldern vor. Besonders gut gedeiht er auf Holunderbäumen.

Baumpilz Judasohr in freier Natur auf gelblich verwittertem Baum

Ein schöner Wildfund mit typischer Ohrform.

 

Judasohr kaufen – Ein Überblick über die besten Produkte

Am liebsten verwende ich das Judasohr in der Küche. (Was ich Dir übrigens auch empfehlen würde.) Falls Du den Pilz über das Internet bestellen möchtest, lege ich Dir dieses sehr ergiebige Produkt nahe:

1000g Mu Err Pilze getrocknet Morcheln White Black Fungus Zwammen Asia
298 Bewertungen
1000g Mu Err Pilze getrocknet Morcheln White Black Fungus Zwammen Asia
  • 1 kg schwarze Pilze
  • chinesische Morchel werden gerne im Wok, Suppen oder für Soßen verwendet
  • Mu-Err sind fasch geschmacksneutral
  • getrocknete schwarze Mu Err Pilze
  • vor dem Kochen in Wasser einweichen

Einige Anbieter bieten diesen Pilz auch getrocknet und pulverisiert an. Diese Form ist nicht so kosteneffizient wie die Zubereitung in der Küche. Solltest Du von seinen Vorteilen profitieren, ihn aber nicht kochen wollen, eignet sich ein Produkt wie das von Mycovital:

MycoVital Bio Auricularia Pilzpulver-Kapseln 93 Stück je 500 mg aus deutschem Anbau - 100% Vegan & Ohne Zusätze
  • PROFITIEREN SIE von Pilzpulver aus eigenem Bio-Anbau in unserer 10.000 qm großen Pilzfarm in Limeshain, Deutschland gemäß der EG-Öko-Verordnung
  • ERHALTEN SIE durch unser schonendes Trocknungs- und Mahlverfahren Auricularia-Pilzpulver-Kapseln mit allen wertvollen Inhaltsstoffen
  • NUTZEN SIE unsere über 45-jährige Erfahrung im Pilzanbau. Der erntereife Pilz wird sofort schonend getrocknet. Frei von Aromen, Farb- und Konservierungsstoffen
  • EINFACHE VERWENDUNG: Um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, nehmen Sie 3x täglich 1 Kapsel Auricularia. Zu jeder Mahlzeit mit reichlich Wasser.
  • FÜR SIE NUR DAS BESTE: Hochwertige Alternative zu billigen Auricularia Extrakten aus China (trotz Made in Germany)

Dieses Produkt ist teurer als vergleichbare Pulver oder Extrakte auf dem Markt. Der Vorteil: Es stammt aus Deutschland, nicht aus China.

Da Du bei Pulvern und Extrakten nicht die Möglichkeit hast, sie zu waschen und einzuweichen, sind heimische Anbieter die beste Option. Produkte aus China sind nach wie vor zu oft gefaked oder mit Giftstoffen belastet. Aus diesem Grund empfehle ich nur Produkte von Mykotroph/Mycovital und Hifas da Terra.

 

Zusammenfassung – Die chinesische Morchel

Das Judasohr ist einer meiner Lieblingspilze und aus meiner Küche nicht mehr wegzudenken! Seine gesundheitlichen Wirkungen sind sehr überzeugend und betreffen hauptsächlich die Regulation des Kreislaufs, Blutdrucks und die Regeneration nach dem Sport.

Verwendet wird der Pilz am besten in der Küche. Falls es ein Nahrungsergänzungsmittel sein soll, empfehle ich Mycovital.

Hast Du weitere Fragen zum Judasohr? Würdest Du gerne etwas ergänzen? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

 

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  1. Gupta, G., et al. (2018). “Aphrodisiac Activity of an Aqueous Extract of Wood Ear Mushroom, Auricularia polytricha (Heterobasidiomycetes), in Male Rats.” Int J Med Mushrooms 20(1): 81-88.
  2. Hossen, M. S., et al. (2018). “Ganoderma lucidum and Auricularia polytricha Mushrooms Protect against Carbofuran-Induced Toxicity in Rats.” Evid Based Complement Alternat Med 2018: 6254929.
  3. Koyama, K., et al. (2002). “Antinociceptive constituents of Auricularia polytricha.” Planta Med 68(3): 284-285.
  4. Poniedzialek, B., et al. (2019). “The Effect of Mushroom Extracts on Human Platelet and Blood Coagulation: In vitro Screening of Eight Edible Species.” Nutrients 11(12).
  5. Sillapachaiyaporn, C., et al. (2019). “Anti-HIV-1 protease activity of the crude extracts and isolated compounds from Auricularia polytricha.” BMC Complement Altern Med 19(1): 351.
  6. Su, Y. and L. Li (2020). “Structural characterization and antioxidant activity of polysaccharide from four auriculariales.” Carbohydr Polym 229: 115407.
  7. Zhao, S., et al. (2015). “Extraction of a soluble polysaccharide from Auricularia polytricha and evaluation of its anti-hypercholesterolemic effect in rats.” Carbohydr Polym 122: 39-45.
  8. Chen, Y. and Y. Xue (2018). “Purification, chemical characterization and antioxidant activities of a novel polysaccharide from Auricularia polytricha.” Int J Biol Macromol 120(Pt A): 1087-1092.

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1 Kommentar

Holger der Wall 9. Februar 2020 - 13:39

Ein interessanter Artikel über den Judasohr. Im Osten Schleswig-Holsteins finde ich diesen Pilz fast das ganze Jahr. Vielleicht liegt es an der milden Witterung, weshalb ich ihn Ende Januar von alten Hollunderbäumen pflücken könnte.

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