N-Acetylcystein ist die synthetische Form der semi-essenziellen Aminosäure Cystein. N-Acetylcystein (auch ACC, NAC) ist ein bewährtes Nahrungsergänzungsmittel und wird besonders bei Atemwegserkrankungen, viralen Infekten und zur Immunstärkung eingesetzt. Hier erhältst Du einen ausführlichen Überblick über N-Acetylcystein, seine Funktionen, Wirkungen, Anwendungen und Nebenwirkungen.

 

Was ist N-Acetylcystein?

Cystein ist eine natürlich im Körper vorkommende, schwefelhaltige Aminosäure. N-Acetylcystein ist die synthetische Form davon, quasi Cystein in Kombination mit einer kleinen Säuregruppe. Ähnlich ist es im Fall von Aspirin (Salicylsäure mit Acetyl-Gruppe).

Chemische Strukturformel von NAC

Die Molekülstruktur von L-Cystein.

In den 60er-Jahren fand man heraus, dass Thiole (chemische Stoffgruppe) im Körper sehr potent Schleim lösen können. Die erste Wahl fiel auf N-Acetylcystein, weil die Aminosäure im Körper reichlich vorkommt und nur wenige bis gar keine Nebenwirkungen bekannt sind.

N-Acetylcystein ist ein frei verkäufliches Nahrungsergänzungsmittel, das gut erforscht ist. Die meisten kennen es als ACC-Hustenlöser (Hexal) aus der Apotheke, als Brausetabletten oder Kapseln. In dieser Form wird es eingenommen, um Schleim abzuhusten. Anwendung findet es also bei Husten und verschleimten Atemwegen.

Doch N-Acetylcystein hat noch viel mehr Potenzial! Tatsächlich gibt es kaum eine Aminosäure, die so wichtig für den Körper und gleichzeitig so arm an Nebenwirkungen und Risiken ist. In einer Studie, in der männlichen Teilnehmern für 3 Monate täglich 11,6 g Cystein gegeben wurde, kam man zu dem Schluss, dass es sich bei N-Acetylcystein um ein sicheres Ergänzungsmittel handelt.

 

N-Acetylcystein – Funktionen im Körper

Noch ist der Wirkmechanismus, der hinter der Schleimlösung steckt, nicht genau bekannt. Klar ist allerdings, dass es funktioniert und nur wenige Nebenwirkungen sowie Risiken birgt.

Bei der Einnahme spielt vor allem folgender Faktor eine wichtige Rolle: Durch die Acetyl-Gruppe ist die Bioverfügbarkeit im Darm sehr viel höher als ohne. Die Einnahme von einfachem Cystein würde folglich auch funktionieren; im Dünndarm könnte der Körper jedoch nicht so viel aufnehmen.

N-Acetylcystein hat im Körper eine Halbwertszeit von 2 Stunden. Das heißt, innerhalb von 2 Stunden wird die Hälfte in der Leber in Cystein abgebaut. Der Körper verwendet Cystein auf verschiedene Weise:

  • als Cysteinquelle,
  • zur Bildung von Glutathion,
  • zur Entgiftung,
  • als Antioxidans.

 

Cysteinquelle

Cystein ist eine semi-essenzielle, schwefelhaltige Aminosäure, die der Körper selbst bilden kann. Leider ist dieser Prozess äußerst ineffizient. Aus diesem Grund ist es besser, die Aminosäure über die Nahrung aufzunehmen. Der tägliche Bedarf des Körpers liegt bei 2 g.

Das Problem dabei: Cystein kommt nur in sehr geringer Konzentration in Lebensmitteln vor. Es besitzt einen Anteil von 0,5 bis 2 %. Zu den besten Quellen gehören Milchprodukte und Eier mit einem Spitzenanteil von 2,2 %.

Wer einen erhöhten Cystein-Bedarf hat oder von den Wirkungen profitieren möchte, ist mit der Einnahme von einem entsprechenden Nahrungsergänzungsmittel sehr viel besser beraten als mit einer drastischen Erhöhung des Proteinkonsums. Selbst ein Bodybuilder, der 200 bis 300 g Protein am Tag konsumiert, nimmt höchstens 3 bis 5 g Cystein zu sich. Besteht Bedarf, sind 3 Kapseln N-Acetylcystein schnell eingenommen.

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Glutathionbildung

Glutathion ist das wichtigste körpereigene Antioxidans. Das Immunsystem braucht es in jeder einzelnen Körperzelle, damit es als Antioxidans freie Radikale neutralisiert.

Glutathion besteht aus drei Aminosäuren: Glycin, Cystein und Glutaminsäure. Bei der Bildung von Glutathion ist Cystein der Flaschenhals – der Körper würde gerne mehr bilden, doch Cystein ist meistens der limitierende Faktor [9]. Daher wird angenommen, dass eine erhöhte Cystein-Einnahme die Bildung von Glutathion im Körper begünstigt. Das ist wichtig bei chronischen Entzündungen und zur Stärkung des Immunsystems [2].

 

Entgiftung

Cystein besitzt eine chemische Eigenschaft von großer Bedeutung: Die Bindung von Schwermetallen. Diese Eigenschaft verdankt es seiner Schwefelgruppe. In einigen wichtigen Proteinen im Körper kommt überdurchschnittlich viel Cystein vor. So im Fall des Proteins Metallothionein, das an der Entgiftung von Kadmium, Blei und Quecksilber beteiligt ist. Es enthält 33 % Cystein. Für die körpereigene Entgiftung spielt Cystein eine wichtige Rolle. Das gilt insbesondere für Umweltgifte und Schwermetalle.

 

Antioxidation

Wie bereits erwähnt, ist Cystein dank seiner Schwefelgruppe ein von Haus aus sehr starkes Antioxidans, das freie Radikale neutralisieren kann. Noch stärker ist Glutathion, an dessen Bildung es beteiligt ist. Außerdem unterstützt Cystein die körpereigene Entgiftung und das Immunsystem.

Anhand dieser Punkte ist deutlich geworden, warum Cystein so bedeutsam für unseren Körper ist und wir in einigen Fällen von einer N-Acetylcystein-Ergänzung profitieren.

Weißer Antikörper als Männerfigur auf blau gekacheltem Boden mit Abwehrschild

NAC unterstützt Deinen Körper bei essenziellen Vorgängen wie der Immunabwehr und Entgiftung!

Doch wie kommt seine Wirkung zustande und wie sollte es angewendet werden?

 

N-Acetylcystein – Wirkung und Anwendung

N-Acetylcystein wird im Körper zu Cysteinabgebaut. Cystein ist eine Aminosäure, die der Körper nur begrenzt bilden kann. Sie ist für zahlreiche Funktionen wichtig, die unsere Gesundheit betreffen.

Cystein ist wissenschaftlich gut untersucht. Sowohl Erfahrungen als auch Studienergebnisse zeigen einige interessante Anwendungen, auf die ich im Folgenden genauer eingehe.

 

Virale Infekte

Bei akuten oder chronischen viralen Infekten benötigt der Körper sehr viel mehr Glutathion als normalerweise. Außerdem greifen die Viren den körpereigenen Cystein-Pool an und beschleunigen den Abbau von Cystein. Dieser Effekt ist insbesondere von HIV bekannt. Durch das HI-Virus werden bis zu 4 g Cystein am Tag abgebaut. Wahrscheinlich kann das Fortschreiten der Krankheit und die Ausbreitung des Virus durch die Einnahme von Cystein eingedämmt werden.

Dies deckt sich sehr gut mit einer Studie aus dem Jahr 2012. Im Rahmen der Studie erhielten HIV-Patienten eine Cystein-Ergänzung; bereits nach wenigen Tagen konnte gezeigt werden, dass die Glutathionspiegel im Körper signifikant anstiegen [3].

Dasselbe gilt für akute orale Infekte wie Corona oder Influenza: Mehr Cystein bedeutet eine stärkere Immunabwehr und mehr Kraftressourcen für den Körper, um das jeweilige Virus einzudämmen.

Ob Cystein auch direkte antivirale Wirkungen entfaltet, ist nicht bekannt. In erster Linie geht es darum, den Abbau von Cystein durch Viren zu vermeiden oder zu reduzieren, Schleim zu lösen, in dem sich Viren vermehren, und die Bildung von Glutathion zu erhöhen.

 

Atemwegserkrankungen

Bei Atemwegserkrankungen ist Cystein ein bewährtes Mittel, das schon seit 50 Jahren eingesetzt wird. Zur Anwendung kommt es insbesondere bei Husten und verschleimten Atemwegen. Es löst Schleim, hilft bei trockenem Husten, Reizhusten sowie Halsschmerzen, indem es die Immunabwehr stärkt.

Da Cystein auch bakterielle Bio-Filme aufbrechen und zerstören kann, sollte seine Anwendung in Zukunft immer mehr Bedeutung gewinnen, vor allem was multiresistente Keime wie MRSA betrifft. Dazu sind im Allgemeinen nur wenige Lebensmittel in der Lage, darunter Oreganoöl, Manuka Honig und Zimt.

Zimt und Honig Titelbild

Honig und Zimt sind nicht nur im Tee eine gute Sache!

 

Immunsystem

Das Immunsystem braucht Glutathion und Cystein, um aktiv zu sein und gegen Krankheitserreger zu kämpfen. Unser Immunsystem geht auf zwei Wegen gegen Krankheitserreger vor: Entweder frisst es Krankheitserreger und infizierte Zellen, oder es schießt mit scharfen Waffen – den freien Radikalen.

Mit scharfen Waffen kann es jedoch nur schießen, wenn genug Glutathion vorhanden ist, um die gesunden Zellen und sich selbst zu schützen. Glutathion ist also wichtig für die Immunabwehr, denn es fungiert als Puffer.

 

Entzündungen

Die meisten chronischen Erkrankungen werden durch Entzündungen ausgelöst und beschleunigt. N-Acetylcystein wirkt stark antioxidativ, erhöht die Bildung von Glutathion und lindert damit effektiv Entzündungen im Körper. Diese Effekte machen es auch im Rahmen der Behandlung chronisch-entzündlicher Erkrankungen zunehmend wichtiger. So liefern erste Studien Hinweise auf mögliche Vorteile bei Typ 2 Diabetes.

 

Biofilme

Unter Biofilmen versteht man, dass sich Bakterien in einer Art Schleim einkapseln und sich für Körper und Immunsystem nahezu unsichtbar sowie unangreifbar machen. Dieses Phänomen ist von Staphylococcus aureus, Pseudomonaden und anderen Krankheitserregern bekannt. Oft sind es mehrere Krankheitserreger, die zeitgleich in einem Biofilm vorliegen und sich gegenseitig beschützen und unterstützen.

N-Acetylcystein kann diese Biofilme aufbrechen und lösen. Auf diese Weise werden die Krankheitserreger für das Immunsystem angreifbar [5]. Wie macht Cystein das? Wahrscheinlich zerstört es die Polysaccharide, die die Mikroben bilden und den Schleim ausmachen. Ohne die Polysaccharide wird aus dem Gel eine Flüssigkeit, die verläuft. Die Bakterien können sich nicht länger verbergen, sodass die Immunabwehr ihre Arbeit verrichten kann.

NAC-Biofilm in Nahaufnahme mit grün gestachelten Erregern

Cystein hilft dabei, schädliche Biofilme zu zerstören.

 

Schwermetallentgiftung

Durch unsere Lebensweise gelangen heuzutage zunehmend Umweltgifte und Schwermetalle in unsere Umwelt und belasten diese. Ungünstigerweise gelangen diese schädlichen Substanzen über die Nahrungskette wieder in unsere Körper, wo sie sich anreichern und zahlreiche chronische und degenerative Erkrankungen begünstigen. Cadmium, Blei, Quecksilber und Arsen sind nur einige Beispiele. Wer mit Schwermetallen belastet ist, tut gut daran, sie wieder aus dem Körper zu leiten.

Zur Ausleitung von Schwermetallen existieren verschiedene Ansätze. Immer bekannter und beliebter wird die Behandlung mit Cystein, weil es sich dabei um eine körpereigene Substanz handelt. Durch die freie Schwefelgruppe kann Cystein Schwermetalle binden und ausleiten. Mehr Cystein im Körper bedeutet zudem eine verstärkte Bildung von Entgiftungs-Enzymen und Proteinen. Hierzu zählt das Metallothionein, das zu 33 % aus Cystein besteht und sehr effektiv Cadmium aus dem Körper leitet.

 

Typ 2 Diabetes

Erste Studien weisen darauf hin, dass N-Acetylcystein bei Typ 2 Diabetes eine wichtige Rolle spielen könnte. Es lindert Entzündungen, unterstützt die Immunabwehr und könnte somit auch bei der Regeneration von Betazellen in der Bauchspeicheldrüse nützlich sein. Außerdem sind Entzündungen ein Faktor, die den Insulinhaushalt ordentlich durcheinanderbringen.

Eine Studie aus dem Jahr 2014 gibt noch mehr Grund zur Hoffnung: Anscheinend korreliert Cystein im Blut einerseits negativ mit Triglyceriden (Blutfett) und andererseits positiv mit der Insulinsensitivität. Mehr Cystein bedeutet also zum einen weniger Blutfette und zum anderen eine bessere Insulinsensitivität. Weitere Studien könnten dies noch bestätigen.

 

Autoimmunerkrankungen

Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto und Rheuma werden mit einem aus dem Takt gekommenen Immunsystem und chronischen Entzündungen in Verbindung gebracht. Meist kommt noch eine eingeschränkte Entgiftung über die Leber und eine beschädigte Darmwand hinzu.

Cystein setzt bei ebenjenen Faktoren an, indem es Entzündungen lindert und Darm sowie Leber reguliert [13]. Bei Autoimmunerkrankungen wie Lupus, multipler Sklerose und Colitis ulcerosa [6] könnte Cystein in Zukunft einer Studie zufolge noch wertvoll werden.

 

Neurodermitis

In einer kleinen Studie wurden Neurodermitis-Patienten mit einer Creme mit Cystein behandelt. Kurze Zeit später berichteten die Patienten von einem besseren Hautbild, schwächerem Juckenreiz und weniger Entzündungen. Im Fall von Neurodermitis, die durch chronische Entzündungen und ein übereifriges Immunsystem begünstigt wird, könnte Cystein also wertvolle Unterstützung bieten [11].

Ob die orale Einnahme von Cystein diesselbe Wirkung entfaltet, ist nicht bekannt.

 

Für den Darm

Cystein löst Biofilme auf, lindert Entzündungen und stärkt die Immunabwehr. Davon profitiert auch der Darm. Bei einem untersäuerten Magen und Immunschwäche kommt es im Dünndarm häufig zur Bildung von Biofilmen, die Cystein effektiv auflösen kann.

Eine gute Kombination bei Verstopfung oder Biofilmen im Darm ist Sauerkrautsaft, Leinsamen und N-Acetylcystein (getrennt voneinander einnehmen).

Ich vermute außerdem, dass Cystein bei der Regeneration der Darmwand hilft [12], was für das Leaky Gut Syndrom und für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen relevant ist [7].

Frauenbauch mit Gänseblümchen im Bauch

Ein gesunder Darm ist essenziell für Dein langfristiges Wohlbefinden.

 

Chronische Erschöpfung/Müdigkeit

Als wichtigste Ursachen für chronische Erschöpfung und Müdigkeit gelten virale Infektionen wie EBV. Erschöpfte Nebennieren stehen ebenso im Verdacht.

Cystein unterstützt die Immunabwehr, bekämpft virale Infekte, lindert Entzündungen und könnte damit auch bei der Behandlung von chronischer Müdigkeit von Bedeutung sein. Eine verbesserte Entgiftung kommt dem ebenfalls zugute.

In diesem Kontext werden 2 bis 3 g N-Acetylcystein am Tag empfohlen.

 

Psyche

Bei einigen psychiatrischen Erkrankungen wird N-Acetylcystein immer häufiger off-label eingesetzt. Es wird angenommen, dass Cystein den Glutaminstoffwechsel im Gehirn unterstützt, was bei der Behandlung von Schizophrenie, Zwangsstörungen und Depression wichtig ist [4].

 

Depression

Die Ursachen von Depressionen sind individuell. Eine Rolle scheinen ein fehlgesteuerter Glutaminstoffwechsel, chronische Entzündungen, eine beschädigte Blut-Hirn-Schranke und ein dereguliertes Immunsystem zu spielen. Auch der Darm wird immer häufiger mit Depressionen in Verbindung gebracht. Der Off-Label-Use von Cystein bei Depressionen wird aktuell klinisch untersucht.

 

Leber

Einige Viren, wie z. B. Hepatitis-Viren, und Würmer, darunter der Leberwurm, nisten sich besonders gerne in der Leber ein. Bei der Regeneration und Bekämpfung könnte Cystein helfen. Darüber hinaus unterstützt Cystein in der Leber den Abbau von Giftstoffen, lindert Entzündungen und erhöht die Bildung von Glutathion. Bei Leberbeschwerden wird daher immer häufiger auch N-Acetylcystein empfohlen.

 

Antidot

Bei einer Vergiftung mit Paracetamol oder Acrylnitril wird N-Acetylcystein als Antidot (Gegenmittel) eingesetzt. Entweder wird es 72 Stunden oral in hohen Dosen verabreicht oder 20 bis eine 20 Stunden intravenös. Dadurch geschieht zweierlei: In der Leber wird der Abbau besagter Stoffe unterstützt und das Organ wird vor Schäden geschützt.

Dies waren die wichtigsten Wirkungen und Anwendungen von N-Acetylcystein. In der wissenschaftlichen Forschung ist es gerade hoch im Kurs und in den nächsten Jahren könnten noch einige interessante Studien folgen. Bis dahin bezeichne ich N-Acetylcystein gerne als unterschätzte Allzweckwaffe für die Gesundheit.

 

Nebenwirkungen von N-Acetylcystein

N-Acetylcystein gilt als eines der sichersten Nahrungsergänzungsmittel überhaupt. Da es in seiner Form N-Acetylcystein jedoch nicht zu 100 % bioidentisch ist und häufig in höheren Dosierungen eingesetzt wird, ist es nicht ganz frei von Nebenwirkungen. In der Natur kommt es relativ selten vor und hoch dosiert wird es dort auch nicht eingenommen.

Gelegentlich kommt es zu Nebenwirkungen, die man genau beobachten sollte. Daher wird empfohlen, stets mit geringen Dosierungen zu starten und sich langsam zu steigern.

Gelegentliche Nebenwirkungen sind: Kopfschmerzen, Erbrechen, Durchfall, Fieber, Hypotonie, Nesselsucht, Hautausschlag, Bauchschmerzen und Überempfindlichkeitsreaktionen. Selten kann es zu starken Überempfindlichkeitsreaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock kommen.

Dies ist jedoch nur bei sehr hohen Dosierungen in der Klinik vorgekommen, nicht bei den Dosierungen, die hier empfohlen werden. Bei Einzelbeispielen im klinischen Kontext wurden 50 bis 100 g N-Acetylcystein am Tag eingesetzt. Diese Menge ist absurd hoch. Zudem wissen die Betroffenen meistens, ob sie an einer Unverträglichkeitsreaktion gegen N-Acetylcystein leiden.

Bei den üblichen Dosierungen von 1 bis 4 g am Tag treten diese Nebenwirkungen sehr, sehr selten auf. Dennoch wird empfohlen, mit geringen Dosierungen zu starten und die Verträglichkeit genau zu beobachten.

 

Wechselwirkungen von N-Acetylcystein

N-Acetylcystein sollte nicht mit Antitussiva (hustenstillende Mittel) eingenommen werden, da es sonst zu Atemwegsproblemen kommen könnte.

Gute Informationen darüber, ob sich Cystein während der Schwangerschaft lohnt und ob es zu Neben- und Wechselwirkungen kommen kann, gibt es noch nicht. Deshalb wird empfohlen, während der Schwangerschaft kein N-Acetylcystein einzunehmen.

N-Acetylcystein scheint einige Antibiotika zu inaktivieren, wenn sie zeitgleich eingenommen werden. Dies gilt für Tetracycline, Aminoglykoside und Penicilline (Ergebnisse aus In-Vitro-Studien). Es wird daher empfohlen, zwischen der Einnahme von N-Acetylcystein und Antibiotika mindestens 2 Stunden verstreichen zu lassen, besser noch 3 bis 4 Stunden.

Cystein sollte zwar nicht zeitgleich mit Antibiotika eingenommen werden, könnte aber dennoch wertvoll sein, weil viele Antibiotika Mitochondrien in unseren Körperzellen schädigen, die Energie produzieren. Zur Erinnerung: Mitochondrien waren früher Bakterien und können durch Antibiotika geschädigt werden. Cystein scheint die Mitochondrien während der Antibiotikagabe zu schützen [10].

 

Interessante Off-Label-Use: Neues aus der Forschung

In einer interessanten Mausstudie wurde untersucht, ob sich die Gabe von N-Acetylcystein positiv auf die Überlebenschance bei einer Malariainfektion auswirkt. Interessanterweise stieg die Überlebenschance der Mäuse von 20 % auf 100 %, wenn ihnen während der Infektion N-Acetylcystein verabreicht wurde.

Es wird vermutet, dass das Cystein die Leber vor Schäden und freiem Häm schützt, das bei Malaria in großer Zahl anfällt, weil die roten Blutkörperchen angegriffen werden. Ob dieses Ergebnis auch auf den Menschen übertragbar ist, ist noch nicht klar.

 

Fazit – N-Acetylcystein ist mehr als nur ein Schleimlöser

N-Acetylcystein gehört zu den am meisten unterschätzten Nahrungsergänzungsmitteln auf dem Markt. Momentan tut sich in der Forschung eine ganze Menge.

Seine Anwendung ist sehr viel breiter gefächert als allgemein bekannt. Sein Nutzen geht über Atemwegserkrankungen und das Abhusten von Schleim hinaus. Cystein ist ein wichtiger Flaschenhals bei der Bildung von Glutathion. Außerdem lindert es Entzündungen, unterstützt die Immunabwehr sowie Entgiftung und bewirkt noch vieles mehr.

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Cystein ist wahrscheinlich wertvoller, als wir ahnen. Besonders bei Immunerkrankungen, Autoimmunerkrankungen sowie Immunschwäche könnte es immer häufiger zur Anwendung kommen.

Was hältst Du von N-Acetylcystein? Nimmst Du es auch ein? Würdest Du gerne etwas fragen oder ergänzen? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

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  1. Achari, A. E., and S. K. Jain. “L-Cysteine Supplementation Increases Adiponectin Synthesis and Secretion, and Glut4 and Glucose Utilization by Upregulating Disulfide Bond a-Like Protein Expression Mediated by Mcp-1 Inhibition in 3t3-L1 Adipocytes Exposed to High Glucose.” Mol Cell Biochem 414, no. 1-2 (Mar 2016): 105-13. https://dx.doi.org/10.1007/s11010-016-2664-7.
  2. Arranz, L., C. Fernandez, A. Rodriguez, J. M. Ribera, and M. De la Fuente. “The Glutathione Precursor N-Acetylcysteine Improves Immune Function in Postmenopausal Women.” Free Radic Biol Med 45, no. 9 (Nov 1 2008): 1252-62. https://dx.doi.org/10.1016/j.freeradbiomed.2008.07.014.
  3. Borges-Santos, M. D., F. Moreto, P. C. Pereira, Y. Ming-Yu, and R. C. Burini. “Plasma Glutathione of Hiv(+) Patients Responded Positively and Differently to Dietary Supplementation with Cysteine or Glutamine.” Nutrition 28, no. 7-8 (Jul 2012): 753-6. https://dx.doi.org/10.1016/j.nut.2011.10.014.
  4. Dean, Olivia, Frank Giorlando, and Michael Berk. “N-Acetylcysteine in Psychiatry: Current Therapeutic Evidence and Potential Mechanisms of Action.” Journal of psychiatry & neuroscience : JPN 36, no. 2 (2011): 78-86. https://dx.doi.org/10.1503/jpn.100057.
  5. Dinicola, S., S. De Grazia, G. Carlomagno, and J. P. Pintucci. “N-Acetylcysteine as Powerful Molecule to Destroy Bacterial Biofilms. A Systematic Review.” Eur Rev Med Pharmacol Sci 18, no. 19 (Oct 2014): 2942-8.
  6. Guijarro, L. G., J. Mate, J. P. Gisbert, J. L. Perez-Calle, I. Marin-Jimenez, E. Arriaza, T. Olleros, M. Delgado, M. S. Castillejo, D. Prieto-Merino, V. Gonzalez Lara, and A. S. Pena. “N-Acetyl-L-Cysteine Combined with Mesalamine in the Treatment of Ulcerative Colitis: Randomized, Placebo-Controlled Pilot Study.” World J Gastroenterol 14, no. 18 (May 14 2008): 2851-7. https://dx.doi.org/10.3748/wjg.14.2851.
  7. Hou, Y., L. Wang, D. Yi, and G. Wu. “N-Acetylcysteine and Intestinal Health: A Focus on Its Mechanism of Action.” Front Biosci (Landmark Ed) 20 (Jan 1 2015): 872-91. https://dx.doi.org/10.2741/4342.
  8. Hultberg, M. “Cysteine Turnover in Human Cell Lines Is Influenced by Glyphosate.” Environ Toxicol Pharmacol 24, no. 1 (Jul 2007): 19-22. https://dx.doi.org/10.1016/j.etap.2007.01.002.
  9. Jain, S. K., D. Micinski, L. Huning, G. Kahlon, P. F. Bass, and S. N. Levine. “Vitamin D and L-Cysteine Levels Correlate Positively with Gsh and Negatively with Insulin Resistance Levels in the Blood of Type 2 Diabetic Patients.” Eur J Clin Nutr 68, no. 10 (Oct 2014): 1148-53. https://dx.doi.org/10.1038/ejcn.2014.114.
  10. Moreira, P. I., P. L. Harris, X. Zhu, M. S. Santos, C. R. Oliveira, M. A. Smith, and G. Perry. “Lipoic Acid and N-Acetyl Cysteine Decrease Mitochondrial-Related Oxidative Stress in Alzheimer Disease Patient Fibroblasts.” J Alzheimers Dis 12, no. 2 (Sep 2007): 195-206. https://dx.doi.org/10.3233/jad-2007-12210.
  11. Nakai, K., K. Yoneda, Y. Murakami, A. Koura, R. Maeda, A. Tamai, E. Ishikawa, I. Yokoi, J. Moriue, T. Moriue, and Y. Kubota. “Effects of Topical N-Acetylcysteine on Skin Hydration/Transepidermal Water Loss in Healthy Volunteers and Atopic Dermatitis Patients.” Ann Dermatol 27, no. 4 (Aug 2015): 450-1. https://dx.doi.org/10.5021/ad.2015.27.4.450.
  12. Song, Zh, G. Tong, K. Xiao, F. Jiao le, Yl Ke, and Ch Hu. “L-Cysteine Protects Intestinal Integrity, Attenuates Intestinal Inflammation and Oxidant Stress, and Modulates Nf-Kappab and Nrf2 Pathways in Weaned Piglets after Lps Challenge.” Innate Immun 22, no. 3 (Apr 2016): 152-61. https://dx.doi.org/10.1177/1753425916632303.
  13. Wang, G., J. Wang, H. Ma, G. A. Ansari, and M. F. Khan. “N-Acetylcysteine Protects against Trichloroethene-Mediated Autoimmunity by Attenuating Oxidative Stress.” Toxicol Appl Pharmacol 273, no. 1 (Nov 15 2013): 189-95. https://dx.doi.org/10.1016/j.taap.2013.08.020.
  • Xie, S., W. Zhou, L. Tian, J. Niu, and Y. Liu. “Effect of N-Acetyl Cysteine and Glycine Supplementation on Growth Performance, Glutathione Synthesis, Anti-Oxidative and Immune Ability of Nile Tilapia, Oreochromis Niloticus.” Fish Shellfish Immunol 55 (Aug 2016): 233-41. https://dx.doi.org/10.1016/j.fsi.2016.05.033.