Wir leben in einer komplexen Umwelt, in der wir jeden Tag mit unzähligen Stoffen, möglichen Giftstoffen und Krankheitserregern in Kontakt kommen. Manche dieser unzähligen Stoffe wirken sich positiv auf unsere Gesundheit aus, manche negativ.
Krankheitserreger, wie etwa bestimmte Bakterien, Viren und Pilze, greifen unseren Körper hingegen an. Dank unserer körpereigenen Abwehrkräfte – einem ausgeklügelten Immunsystem mit komplexem Aufbau – sind wir gut geschützt. Vorausgesetzt, es ist intakt. Doch wie funktionieren unsere natürlichen Abwehrkräfte? Finde hier einen kurzen Überblick.
Übrigens: In unserem Podcast findest Du zu unserem heutigen Thema eine spannende Episode – viel Spaß beim Reinhören!
Abwehrkräfte: Unser Immunsystem und dessen Aufbau
Die sogenannten „Abwehrkräfte“ stehen synonym für unser Immunsystem, das in seinem Aufbau sehr komplex ist. Vereinfacht kannst Du Dir eine große Armee fleißiger Helfer vorstellen, die im gesamten Körper gegen unerwünschte Erreger kämpft – Deine körpereigene Verteidigungsarmee.
Unsere natürlichen Abwehrkräfte bestehen aus drei Immun-Ebenen und haben alle damit zu tun, unseren Körper vor Schäden von Innen und Gefahren von Außen zu schützen:
Die Immunbarrieren
Physikalische Barrieren schützen unseren Körper, indem sie ihn von der Außenwelt abgrenzen. So können Krankheitserreger und Schadstoffe nicht einfach in unseren Körper gelangen. Er kontrolliert, was hinein darf, und was nicht – über die Schleimhäute.
Unter den Immunbarrieren können wir unsere Haut (unser größtes Organ, wenn es nach Gewicht geht) und unsere Schleimhäute (Nase, Lunge, Mund-Rachen-Raum, Darm, Geschlechtsorgane) zusammenfassen. Sie müssen intakt und gesund sein. Sind die Immunbarrieren nicht mehr intakt und können Krankheitserreger in den Körper lassen, hat unser Körper doppelt zu kämpfen, um uns gesund zu halten.
Daher sind Gesundheitsprobleme der Immunbarrieren wie COPD, Leaky Gut Syndrom, Karies und Neurodermitis schmerzhaft und schwerwiegend – denn hier kämpft der Körper besonders hart und erbittert gegen drohendes Unheil.
Gut zu wissen: Der menschliche Darm ist das größte Immunorgan mit 70% aller Immunzellen. Gute körpereigene Abwehrkräfte stehen somit in direktem Zusammenhang mit einem gesunden Darm. Was in den Körper gelangt, hat einen großen Einfluss darauf, wie es uns geht.
Die Immunzellen
Unsere Immunzellen umfassen alle lebendigen Bestandteile des Immunsystems – die zelluläre Immunabwehr. Sie sind mobil und hoch-flexibel und können sich schnell neuen Gefahren und Gegebenheiten anpassen. Du kennst sie vielleicht auch unter den Begriffen “Leukozyten” oder “weiße Blutkörperchen”.
Alle weißen Blutkörperchen unterteilen sich in über 120 verschiedene Typen, jeder Typus hat dabei eigene Aufgabenbereiche. Alle hier vorzustellen, würde leider den Rahmen sprengen. Ein paar der wichtigsten Immun-Typen stelle ich Dir aber gerne vor:
Sieht sich unser Körper einer neuen Gefahr (z.B. ein neuartiges Virus) gegenübergestellt, startet er eine sehr komplexe Kaskade, die bis zu 21 Tage dauert, um eine Immunität des Körpers zu erreichen. Dabei arbeiten das angeborene und erworbene Immunsystem Hand in Hand:
Wir unterscheiden hier also zwischen dem angeborenen (unspezifischen) [1] und dem erworbenen (spezifischen) Immunsystem [2].
„Angeborene Immunabwehr“, da diese bereits durch das Erbgut weitergegeben und festgelegt wurde und die Zellen von Natur aus wissen, gegen welche Feinde sie kämpfen sollen.
„Erworbene Immunabwehr“, da sich jenes erst mit der Zeit aufbaut und die Immunzellen erst lernen, gegen welche Feinde sie kämpfen müssen. Es versetzt den Körper in die Lage, sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen und Antikörper (B-Lymphozyten) oder T-Zell-Rezeptoren (T-Lymphozyten) gegen jede erdenkliche Gefahr zu bilden.
Dieser Teil unseres Immunsystems hat die Aufgabe, neuartige oder veränderte Krankheitserreger zu erkennen und zu bekämpfen. Jeder neue Kontakt bleibt im immunologischen Gedächtnis (Gedächtnis-Zellen) gespeichert, wodurch das Immunsystem zukünftig schneller reagieren kann.
Aber nicht nur die Nahrung, sondern ganz allgemein die Art und Weise, wie wir leben, wirkt sich auf unser Immunsystem aus. Die Lebensweise kann Abwehrkräfte unterstützen und eine Anfälligkeit für Krankheiten reduzieren. Wer sich viel bewegt, Stress reduziert und ausreichend schläft (siehe gesunder Schlaf), kann sein Immunsystem stärken.
Unser Immunsystem: Ablauf der Immunantwort
Gute Abwehrkräfte zeichnen sich dadurch aus, dass alle Immunzellen miteinander zusammenarbeiten. Sowohl unsere angeborene als auch die später erworbene Immunabwehr greifen perfekt ineinander, um den Körper erfolgreich zu schützen. Doch wie läuft eine Immunreaktion in der Regel (vereinfacht dargestellt) ab?
- Das angeborene System erkennt einen Krankheitserreger und schlägt Alarm.
- Der Körper reagiert mit einer Entzündung (stärkere Durchblutung, Schwellung) [3]. Die Neutrophilen sind zuerst zur Stelle.
- Weitere Immunzellen werden herbeigerufen, etwa Makrophagen und Dendritenzellen.
- Die Erreger werden bekämpft und gefressen.
- Fragmente der Krankheitserreger werden von Dendritenzellen präsentiert, damit das erworbene Immunsystem dagegen Antikörper bilden kann.
- Spezielle Zellen bessern eventuelle Schäden aus.
- Sogenannte Gedächtniszellen speichern Informationen über Erreger für die Zukunft (bis zu 25 Jahre).
Dringen Erreger in unseren Körper ein, kommt zunächst die unspezifische Immunabwehr zum Einsatz. Dieser Teil unserer Abwehrkräfte erkennt Krankheitserreger, nimmt sie auf und zerstört sie.
Manchmal reichen die angeborenen Kräfte allerdings nicht aus, sodass die spezifische Immunabwehr zur Beseitigung der Eindringlinge hinzugezogen wird. Eine Infektion dauert so vielleicht etwas länger, die Trefferquote ist aber größer – auch für die Zukunft.
Durch das Ausbilden von Gedächtniszellen merkt sich das System die Angreifer und reagiert bei einem erneuten Kontakt noch schneller. So kann eine zweite Infektion mit einem bereits bekannten Erreger deutlich schwächer verlaufen oder sogar folgenlos bleiben (der Körper ist „immun“ geworden).
Jeder Mensch hat ein anderes Immunsystem mit individuellen Gleichgewichten – bei dem einen kommen Mastzellen deutlich häufiger vor und damit auch Allergien. Ein anderer wird im Urlaub regelmäßig krank, ist aber zu Hause immer kerngesund – hier ist das angeborene Immunsystem sehr stark, das erworbene eher nicht.
Immunkompetenz – Du hast vieles selbst in der Hand
Jeder Mensch hat zu einem Großteil selbst in der Hand, wie aktiv und wie stark das Immunsystem ist – hier sprechen wir von Immunkompetenz. Eine gesunde Ernährung (wie die Paleo Ernährung oder Clean Eating) kann wichtige Nährstoffe liefern und bestimmt, wie häufig es zu Entzündungen im Körper kommt. Gleichzeitig werden Stoffe, die die Immunabwehr schwächen, bewusst ausgespart, wie Getreide, Transfette oder übermäßig viel Zucker.
Weiterhin hängt ein gesundes Immunsystem auch an der Versorgung mit essenziellen Nährstoffen – sind diese nicht ausreichend vorhanden, kann auch das Immunsystem nicht die Leistung bringen, die es sollte. Besonders wichtig sind hier Vitamin A, Vitamin D, Zink, Selen, essenzielle Aminosäuren und Omega 3-Fettsäuren.
Und um auch das noch kurz anzuschneiden: Auch die Lebensführung begünstigt ein mehr oder weniger kompetentes Immunsystem – wie gut wir schlafen, ob der Alltag stressig ist, ob wir uns regelmäßig bewegen, kalt duschen, uns in der Natur aufhalten (Stichwort Waldbaden) oder nicht.
Diese Themen kommen in vielen weiteren unserer Beiträge zur Sprache:
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