Borreliose ist eine infektiöse Krankheit, die durch den bakteriellen Erreger Borrelia burgdorferi ausgelöst wird – und sie ist innerhalb der Bevölkerung verbreiteter, als so mancher annehmen würde.
Anhand einer großangelegten Untersuchung, die zwischen 2008 und 2011 mit 6.945 Erwachsenen durchgeführt wurde, die zwischen 18 und 79 Jahre alt waren, ergaben sich folgende Prozentzahlen [1]:
- Prävalenz bei Frauen: 5,8 %
- Prävalenz bei Männern: 13 %
- Gesamt: 9,4 %
Das bedeutet, etwa 8 Millionen Menschen in Deutschland sind von einer chronischen Borreliose betroffen.
Menschen höheren Alters waren deutlich öfters betroffen; und tatsächlich deuten die Ergebnisse der höchsten Altersgruppe darauf hin, dass sich mindestens ein Fünftel der deutschen Bevölkerung im Laufe des Lebens mit Borrelien infiziert.
Diese Zahlen sind erschreckend. Aus diesem Grund ist es enorm wichtig, über Borreliose zu informieren. Dieser Artikel soll einen Teil dazu beitragen.
Dabei spielt es keine Rolle, ob Du bereits (wissentlich) erkrankt bist oder nicht; im Hinblick auf die Verbreitung innerhalb der deutschen Bevölkerung ist es definitiv von Vorteil, über Borreliose im Bilde zu sein und sich das nötige Wissen anzueignen, um sich vor einer potenziellen Infektion zu schützen.
Darum wird es im Folgenden gehen: Wie erfolgt eine Infektion? Wie äußert sich Borreliose? Wie wird die Erkrankung diagnostiziert und behandelt? Was kannst Du tun, um Dich vor den Erregern zu schützen?
Inhaltsverzeichnis
- 1 Was ist Borreliose?
- 2 Kleiner Stich mit fatalen Folgen – so wird Borreliose übertragen
- 3 Symptome einer Borreliose
- 4 Wie wird Borreliose diagnostiziert?
- 5 Wie wird Borreliose behandelt?
- 6 Post-Lyme-Syndrom
- 7 Ist Borreliose ansteckend?
- 8 Wie kann man Borreliose vorbeugen?
- 9 Das Wichtigste aus diesem Artikel für Dich zusammengefasst
Was ist Borreliose?
Genaugenommen ist Borreliose ein Überbegriff für eine ganze Gruppe von bakteriellen Infektionskrankheiten. Hierzu zählen unter anderem Lyme-Borreliose (verbreitet in den gemäßigten Klimazonen) und das Zeckenrückfallfieber (verbreitet in den Tropen und Subtropen).
Verursacht werden die Erkrankungen durch Borrelien. Hierbei handelt es sich um aktiv-bewegliche, schraubenförmige Bakterien, die zur Gruppe der Spirochäten zählen.
Borrelien werden in verschiedene Arten unterteilt und je nach Art verursachen sie andere Erkrankungen, die Menschen und/oder Tiere ereilen können. Hier ein Überblick über drei wichtige Arten:
- Borrelia burgdorferi: Ebenfalls ein Überbegriff für eine Reihe nah verwandter Borrelien, die 1982 durch den Schweizer Forscher Willy Burgdorfer identifiziert wurden und Lyme-Borreliose verursachen. Erstmals beschrieben wurde die Erkrankung übrigens 1975 in der amerikanischen Stadt Lyme auf Long Island bei Ney York. Dies sollte jedoch nicht zu der Annahme verleiten, es handele sich um eine neuartige Erkrankung. Tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass bereits Ötzi, die in Südtirol aufgefundene Gletschermumie, mit Borrelien infiziert war [2].
- Borrelia recurrentis: Diese Borrelienart wird durch Läuse übertragen und verursacht Läuserückfallfieber, das unter anderem in Südamerika und Teilen Afrikas verbreitet ist.
- Borrelia duttoni: Hier findet die Übertragung wiederum durch Zecken statt. Die Art verursacht das Zeckenrückfallfieber.
In Europa ist Lyme-Borreliose die am häufigsten durch Zecken übertragene Erkrankung. Doch wie genau erfolgt die Übertragung der entsprechenden Erreger?
Kleiner Stich mit fatalen Folgen – so wird Borreliose übertragen
In der Regel erfolgt die Übertragung der Erreger durch den Stich einer infizierten Zecke – einem kleinen Spinnentier, das in bewaldeten und grasbewachsenen Gebieten lebt (bei uns ist es der “gemeine Holzbock” oder Ixodes ricinus). Tatsächlich können aber auch andere blutsaugende Insekten, wie Mücken oder Bremsen, Borrelien übertragen. Dies ist jedoch eher selten der Fall.
Die Übertragung von Mensch zu Mensch (besonders über sexuellen Kontakt) wird aktuell diskutiert, ist aber gut möglich.
Zecken tragen die Erreger übrigens nicht grundsätzlich in sich. Die Durchseuchungsrate unter den Spinnentieren schwankt zwischen 5 und 35 %. Gebietsweise, insbesondere in Süddeutschland, kann die Rate auch höher ausfallen.
Um Borrelien zu übertragen, muss sich die Zecke also zuvor selbst infizieren. In der Regel nimmt sie die Erreger auf, indem sie das Blut infizierter Tiere, zumeist Rehe oder Mäuse, saugt.
Gut für die Zecke, schlecht für den Menschen: Selbst wenn Zecken Erreger in sich bergen, erkranken sie nicht. Sie übertragen sie lediglich und stellen somit eine Art Medium dar, über das Borrelien auch den Menschen befallen können. Borrelien sind damit klassische Parasiten, die sich an “Endverbraucher” richten, wie größere Säugetiere und Menschen.
Ein Zeckenstich muss außerdem nicht automatisch bedeuten, dass Borrelien übertragen wurden – nicht jede Zecke trägt sie in sich, nicht immer werden sie übertragen, und nicht immer kommt es zum Krankheitsausbruch. Weitere Faktoren, die hier reinspielen, sind das Entwicklungsstadium der Zecke sowie die Zeit, die sie letztlich mit Blutsaugen verbringt.
Borrelien können ihre Gestalt verändern!
Borrelien gibt es in der klassischen Spirochäten-Form (wie ein Korkenzieher) – bei Nährstoffmangel und unter Antibiotika-Gabe können sie ihre Form verändern und die sogenannte L-Form abnehmen. Diese L-Form kann intrazellulär (z.B. in Immunzellen) überleben und sich vor dem Immunsystem “verstecken” (s. hier).
Die L-Form ist kleiner und komprimierter als die Spirochäten-Form – es gibt sie mit und ohne Zellkern (cell-wall-deficient) – in dieser Form kann das Bakterium eine Antibiotika-Therapie leicht überleben und sich dennoch fortpflanzen und im Körper persistieren.
Aus diesem Grund ist es so wichtig, neben der Antibiotika-Therapie auf eine komplementärmedizinische Behandlung zu setzen, damit die Borreliose nicht chronisch wird.
Da 8 Millionen Menschen eine chronische Borreliose haben, zeigt sich, dass eine Antibiotika-Therapie nicht ausreichend ist und ohne ein gesundes und kompetentes Immunsystem diese Infektion ein Leben lang bestehen kann.
Der Zyklus von Zecken
Nachdem Zecken geschlüpft sind, entwickeln sie sich zunächst zu Larven, dann zu Nymphen und schließlich zu adulten Tieren. In jedem Stadium stechen Zecken nur einmal. Das heißt, mit jedem Stich steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie eine infizierte Quelle erwischen und dabei Erreger in sich aufnehmen. Adulte Zecken sind deshalb prozentual häufiger Träger von Borrelien.
Nichtsdestotrotz ist es für Menschen wahrscheinlicher, sich über den Stich einer Nymphe zu infizieren, da sie weitaus kleiner und schlechter zu entdecken sind als ausgewachsene Zecken.
Womit wir auch schon beim nächsten wichtigen Punkt wären: dem Zeitfaktor. Zecken müssen nämlich eine gewisse Zeit mit Blutsaugen verbringen, damit es zur Übertragung der Bakterien kommt. Je länger sie sich am Blut ihres Wirtes gütlich tun – in der Regel müssen mindestens 24 Stunden vergehen –, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Borrelien übertragen werden.
Warum nimmt der Prozess der Übertragung so viel Zeit in Anspruch? Borrelien befinden sich im Darm der Zecke. Beginnt sie damit, Blut zu saugen, verändert sich das Oberflächeneiweiß der Bakterien, so dass sie in der Lage sind, die Darmwand zu passieren. Daraufhin wandern sie in den Speichel der Zecke und gelangen so in den Wirt.
Aus diesem Grund ist es von immenser Bedeutung, Zecken stets zeitnah zu entfernen (mehr dazu erfährst Du weiter unten im Beitrag).
Wichtig zu wissen: Über Borrelien hinaus können Zecken noch andere Erreger übertragen. Hierzu zählen z. B. Klebsiellen, Rickettsien, Anaplasmen und Bartonellen.
Symptome einer Borreliose
Borreliose verläuft in drei Stadien und ist von ihrer Symptomatik her breit gefächert. Da die Erkrankung disseminiert (= heißt, sie verbreitet sich über die Blutbahn im ganzen Körper), verändern sich die Symptome und werden mit der Zeit schlimmer.
Stadium 1 (früh lokalisiert)
Tage bis Wochen nach der Infektion …
Innerhalb eines Monats kann um die Einstichstelle herum die sogenannte Wanderröte (Erythema migrans) entstehen. Hierbei handelt es sich um eine ringförmige Rötung der Haut, die zur Mitte hin blasser ist als am Rand. Sie bemisst in der Regel mind. 5 cm, juckt nicht, schmerzt nicht und verblasst allmählich wieder.
Die Wanderröte kann dabei auch an anderen Körperregionen auftreten oder untypisch aussehen (= atypisches Erythema migrans).
Weiterhin können grippeähnliche Symptome auftreten:
- Müdigkeit
- Kopfschmerzen
- Fieber
- Muskelschmerzen
- Schüttelfrost
- geschwollene Lymphknoten
Die grippeähnlichen Symptome sind oft zyklisch und nehmen alle paar Wochen ab und wieder zu [3].
Die besagte Wanderröte ist das typischste Borreliose Symptom – tritt sie auf, erfolgt die Diagnose schnell und die Behandlung kann umgehend starten, was bei Borreliose von Vorteil ist.
6 Kommentare
Danke für den Artikel-allerdings könntest Du hier diesen Absatz noch einmal überdenken:
“Die Behandlung erfolgt durch die Gabe von Antibiotika. Achte während der Therapie darauf, parallel Antibiotika zu Dir zu nehmen, um Deine Darmflora zu unterstützen (z. B. durch Bio Darmbakterien von unserem Partner edubily).
Viele Grüße Antje
Danke Antje, der Fehler wurde behoben!
Liebe Grüße,
Martin
Hallo Martin, herzlichen Dank für Deinen umfassenden und hilfreichen Beitrag. Zur Behandlung der Borreliose vermisse ich in dem Beitrag, die von vielen Heilpraktikern favorisierten Borreliosenosoden und Globuli. Was meinst du dazu?
Liebe Grüße,
Kathrin
Hi Kathrin,
Nosoden und Globuli sind nicht mein Fachgebiet und mir auch wissenschaftlich nicht haltbar genug, um darüber zu berichten. Daher schreibe ich auf dieser Website nicht darüber 🙂
Liebe Grüße,
Martin
Hallo Martin,
hast du Erfahrungen, bzw. was hältst du von der Behandlung mit “Karde”?
Gruß Heike
Hi Heike,
Noch nicht selbst nein, aber viele Therapeuten mit denen ich zusammenarbeite, mit guten Ergebnissen.
Liebe Grüße,
Martin