Omega 3 und Vorhofflimmern: Was jetzt wichtig ist

von Martin Auerswald, M.Sc.
Omega 3 und Vorhofflimmern (4)

Über die gesundheitlichen Vorteile von Omega-3-Fettsäuren wurde bereits viel berichtet, auch bei uns findest Du passende Beiträge. Die Vorteile überzeugen, dennoch machen immer wieder Informationen die Runde, dass Omega-3-Fettsäuren das Risiko für Vorhofflimmern erhöhen und dadurch auf keinen Fall zu empfehlen sind.

Schlimmer noch: In einem Rote-Hand-Brief warnt die deutsche Ärzteschaft vor Omega-3-Fettsäuren bei Patienten mit etablierten Herz-Kreislauf-Erkrankungen. So hält sich das Vorurteil, dass Omega-3-Fettsäuren nicht der Gesundheit zuträglich sind, hartnäckig.

Ein Grund dafür könnte sein, dass schlechten Nachrichten, die Angst erzeugen, mehr Bedeutung beigemessen wird als guten. Außerdem basiert das Medizinsystem in Deutschland auf Medikamenten, so dass Natur- und Nährstoffe einen schlechten Stand haben.

In diesem Beitrag möchte ich Dir einen Überblick über Omega-3-Fettsäuren geben und klären, wie sie mit Vorhofflimmern in Verbindung stehen – und warum es nicht so einfach ist, wie es die Ärzteschaft gerne hätte.

 

Omega-3-Fettsäuren im Überblick

In unserer Ernährung finden sich gesättigte sowie einfach oder mehrfach ungesättigte Fettsäuren (ungesättigt bedeutet, die Fettsäure hat mindestens ein freies Elektronenpaar). Omega-3-Fettsäuren gehören zu den Letzteren. Ihre letzte Doppelbindung („ungesättigte Stelle/freie Elektronen“) befindet sich an drittletzter Stelle im Molekül (Omega = griechisch für „das Ende“).

Da sie mehrfach ungesättigt sind, sind Omega-3-Fettsäuren bei Raumtemperatur flüssig und oxidieren schnell. Sie sollten also nicht zu hoch erhitzt oder zu lange gelagert werden.

Unser Körper kann Omega-3-Fettsäuren nicht selbst herstellen, daher gelten sie als essenziell. Wichtige Nahrungsmittelquellen sind fetthaltige Kaltwasserfische wie Lachs, Hering und Sardinen sowie Algen, Bio-Eier und Weidefleisch.

Pflanzliche Lebensmittel wie z. B. Lein- und Chiasamen sowie Lein- und Hanföl sind keine nennenswerten Omega-3-Quellen. Sie enthalten die pflanzliche Omega-3-Fettsäure Alpha-Linolensäure, die der Körper aber erst umwandeln muss, und zwar in EPA und DHA – die für unseren Organismus wichtigsten Omega-3-Fettsäuren (zusammen mit DPA).

Omega 3 reiche Lebensmittel

Omega 3 Fettsäuren finden sich in Fisch, Meersfrüchten, Algen, Bio-Lebensmitteln und Samen.

 

Die Funktionen von Omega-3-Fettsäuren

EPA, DPA und DHA sind wichtige Baustoffe. Jede Zellmembran, jede Synapse, ja das ganze Nervensystem enthält sie und benötigt sie, um reibungslos zu funktionieren. Sie sind außerdem Ausgangsstoffe für entzündungslindernde Botenstoffe wie Serie-II-Prostaglandine und Resolvine.

Vorteile von Omega-3-Fettsäuren, die sogar von der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA dokumentiert und bestätigt wurden, umfassen diese.

Omega-3-Fettsäuren unterstützen die normale Funktion von:

  • Gehirn und Nervensystem
  • Blut, inklusive Blutdruck, Cholesterin- und Triglyzerid-Stoffwechsel
  • Immunsystem
  • Muskelfunktion
  • Knochenfunktion
  • Haut
  • Psyche
  • Augen

 

Die Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren in der Bevölkerung

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) gilt als die wichtigste Ernährungsorganisation in Deutschland, auch für Nährstoffempfehlungen. Sie empfiehlt eine Aufnahme von 300 mg Omega-3-Fettsäuren pro Tag. Streng genommen empfiehlt die DGE 1,1 g pro Tag, aber abzüglich der pflanzlichen Omega-3-Fettsäuren sind es 300 mg (EPA und DHA, die zwei wichtigsten Omega 3-Fettsäuren).

WHO und AHA (American Heart Association) empfehlen täglich 200 bzw. 500 mg Omega 3.

Laut DGE nimmt ein durchschnittlicher Erwachsener pro Tag 200 mg auf. Die meisten Menschen nehmen das Minimum von 300 mg also nicht zu sich.

Wobei auch die Qualität der Aufnahme entscheidend ist, da Omega-3-Fette oxidationsanfällig sind. Ob sie auch im Körper ankommen (und die Blutwerte beeinflussen), ist fraglich.

Denn Tatsache ist: Die meisten Deutschen essen Fisch allenfalls in Form von Fischstäbchen oder paniertem/frittiertem Alaska-Seelachsfilet. Letzterer ist fast frei von Omega-3-Fetten und wird zudem stark erhitzt sowie verarbeitet. Da verwundert es nicht, dass keine Nährstoffe im Körper ankommen.

Omega 3 Index Historisch

Abbildung: Betrug der Omega 3-Index in der westlichen Bevölkerung um 1909 noch > 8 % und dafür ideal für die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sind es heute deutlich unter 4 % [Quelle]. 

 

Wie viel Omega 3 ist ideal?

Durch Forschungen wollte man herausfinden, welche Menge Omega 3 am zuträglichsten für die Gesundheit ist. In Deutschland hat sich diesbezüglich Prof. von Schacky, ein Kardiologe aus München, einen Namen gemacht.

Auf der Suche nach einem guten Blutmarker, der Herz-Kreislauf-Ereignisse (Schlaganfall, Herzinfarkt & Co.) am besten voraussagen bzw. verhindern kann, wurde er auf den Omega-3-Index aufmerksam [1]. Dieser beschreibt den prozentualen Anteil der Omega-3-Fettsäuren in der Zellmembran (hier: in der Membran unserer roten Blutkörperchen).

Weitere Studien aus aller Welt kamen zu dem Schluss, dass das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und -Ereignisse, Typ-2-Diabetes, Asthma, Allergien, Alzheimer Demenz und sogar Autoimmunerkrankungen bei einem Omega-3-Index von > 7 % am geringsten ist [2].

Auch wichtig ist das Verhältnis zwischen der Omega-6-Fettsäure Arachidonsäure (entzündungsfördernd) und der Omega-3-Fettsäure EPA (entzündungslindernd). Es wird als Omega-6:3-Ratio angegeben. Die WHO empfiehlt ein Verhältnis von < 5:1.

Nun die entscheidende Frage: Wie viel Omega-3-Fettsäuren müsste ein Erwachsener täglich aufnehmen, um einen Omega-3-Index von > 7 % und eine gute Omega-6:3-Ratio von < 5:1 zu erreichen?

Studien und die Praxis zeigen: 2 bis 3 g Omega-3-Fettsäuren pro Tag.

Deutlich mehr als das, was täglich empfohlen und gemeinhin gegessen wird.

 

Omega 3 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Eine Studie stellte den Omega-3-Index (tatsächliche zelluläre Omega-3-Versorgung) mit plötzlichem Herztod (Herzinfarkt, Schlaganfall) in Verbindung.

Ergebnis: Wer den höchsten Omega-3-Index aufwies (> 7,3 %), hatte ein um 89 % geringeres Risiko für plötzlichen Herztod als jemand mit dem geringsten Omega-3-Index (< 3,5 %) [3]. 3,8 Prozentpunkte machen hier einen gigantischen Unterschied aus.

Weitere Studien zeigen: Ein höherer Omega-3-Index führt zu …

  • geringerem Blutdruck
  • weniger Herz-Kreislauf-Vorkommnissen
  • weniger Krankenhauseinweisungen
  • weniger Todesfällen
  • womöglich geringeren Lipoprotein (a)-Werten
  • geringeren Cholesterin- und Triglyzerid-Spiegeln
  • einem geringeren Risiko für Vorhofflimmern

Moment mal! Ein geringeres Risiko für Vorhofflimmern? Korrekt! Denn in manchen Studien sorgen Omega-3-Fettsäuren für keinen Unterschied, in einigen erhöhen sie das Risiko und in anderen reduzieren sie es.

Entscheidend sind die Art und Weise der Studiendurchführung, die Menge Omega 3, die Patienten und die Begleitinterventionen, die durchgeführt wurden.

Außerdem ist aus Studien klar ersichtlich, dass in Bezug auf Omega 3 und Vorhofflimmern eine U-Risikokurve vorliegt: Das heißt, ein zu geringer Wert ebenso wie ein zu hoher scheinen das Risiko zu erhöhen. Die richtige Menge (wohl ein Index von 8 bis 12 %) birgt folglich das geringste Risiko für Vorhofflimmern [5–6].

Aufgrund dessen ist es fraglich, dass die Ärzteschaft vor Omega 3 warnt.

 

Was ist Vorhofflimmern und wie entsteht es?

Vorhofflimmern, auch als Atrial Fibrillation (AF) bezeichnet, ist eine häufige Herzrhythmusstörung, bei der die Vorhöfe des Herzens unregelmäßig und oft sehr schnell schlagen. Dies führt dazu, dass das Blut nicht mehr effizient in die Hauptkammer (den Ventrikel) gepumpt werden kann.

Die unkoordinierte Kontraktion der Vorhöfe kann zu unregelmäßigen Herzschlägen führen.

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Die genauen Ursachen von Vorhofflimmern wurden noch nicht vollständig verstanden, aber es gibt bestimmte Faktoren, die das Risiko für die Entwicklung dieser Erkrankung erhöhen können:

  1. Vorhofflimmern tritt häufiger im Alter auf.
  2. Personen mit bereits bestehenden Herzerkrankungen, wie koronarer Herzkrankheit oder Herzklappenerkrankungen, unterliegen einem höheren Risiko.
  3. Bluthochdruck
  4. Diabetes kann die Wahrscheinlichkeit von Herzrhythmusstörungen, einschließlich Vorhofflimmern, erhöhen.
  5. Übergewicht und Adipositas
  6. Der übermäßige Konsum von Alkohol und Nikotin
  7. In einigen Fällen kann Vorhofflimmern in Familien auftreten, was auf genetische Veranlagungen hinweisen kann.
Vorhofflimmern EKG

Auf dem EKG zeigt sich beim Vorhofflimmern ein unregelmäßiger Herzschlag.

Vorhofflimmern kann schwerwiegende gesundheitliche Auswirkungen haben. Unregelmäßige Herzschläge können die Bildung von Blutgerinnseln im Herzen begünstigen. Gelangen diese ins Gehirn, kann es zu einem Schlaganfall kommen – einer der Hauptkomplikationen. Darüber hinaus kann Vorhofflimmern die Herzleistung beeinträchtigen, was Symptome wie Herzschwäche, Atemnot und Müdigkeit heraufbeschwört.

Ein umfassendes Verständnis von Vorhofflimmern ist entscheidend, um die Bedeutung von Omega-3-Fettsäuren bei der Vorbeugung und Behandlung dieser Herzrhythmusstörung besser zu würdigen.

Omega 3 und Vorhofflimmern 2

Ein Herzschrittmacher ist eine gängige Möglichkeit, einen gleichmäßigen Herzrhythmus zu unterstützen.

 

Die Verbindung zwischen Omega-3-Fettsäuren und Vorhofflimmern

Omega-3-Fettsäuren sind fundamental wichtig für das Herz, die Herzfunktion und das Herz-Kreislauf-System. Und laut Prof. von Schacky sind die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA natürliche Antiarrhythmika. Sie bieten sich demnach bei Vorhofflimmern an. Warum wird also davor gewarnt?

Aufgrund der vermeintlich eindeutigen Studienlage. Doch wie bereits erwähnt, fallen die Ergebnisse unterschiedlich aus. Woran das liegen könnte? Darum geht es im Folgenden.

 

Qualität

In vielen Studien ist fraglich, ob qualitativ hochwertige Produkte verwendet wurden. Dies ist allerdings von großer Bedeutung, da Omega-3-Fettsäuren schnell oxidieren. Waren die Omega-3-Fette bereits oxidiert, könnte dies ein gesundheitliches Eigentor bedeuten. Denn bei diesem Prozess können schädliche Epoxide, Aldehyde und Transfette entstehen. Besonders letztere erhöhen das Risiko für alle bekannten Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

 

Geben vs. Messen

In vielen Studien wurde eine bestimmte Menge Omega 3 gegeben, aber nicht gemessen, wie viel im Körper ankam (Omega-3-Spiegel im Plasma oder noch besser: der Omega-3-Index). Dadurch ist nicht ersichtlich, ob die Einnahme überhaupt Früchte trug.

Wird gemessen, können auch Aussagen über den Omega-3-Spiegel und mögliche Vorteile getroffen werden. Zudem werden beim Messen nur intakte Omega-3-Fette in die Gleichung aufgenommen.

 

Medikament vs. Naturstoff

Ein Medikament wie das isolierte EPA-Ethylether (Icosapentethylether), das in einigen dieser Studien verwendet wurde [4], ist etwas gänzlich anderes als ein Vollspektrum-Fischöl oder gar ein Algenöl, das EPA und DHA enthält.

Reines, isoliertes EPA in einer unnatürlichen Form und in fragwürdiger Qualität hat in so mancher Studie das Risiko erhöht – kann aber in seiner Qualität und Wirkung nicht mit einem Vollspektrum-Fischöl verglichen werden.

 

Nur EPA? Oder EPA und DHA?

DHA reduziert das Risiko für Vorhofflimmern, ebenso wie EPA und DHA in den meisten Studien [7–8]. Reines EPA ist die einzige Form, die das Risiko in manchen Studien signifikant erhöhte.

Die Stoffe, die in natürlichen Lebensmitteln oder in einem guten Omega-3-Öl enthalten sind, können jedoch nicht mit denen verglichen werden, die in manchen Studien zum Einsatz kamen. Deshalb ist es irreführend hier Pauschalaussagen zu treffen.

 

Zusätzliche Antioxidantien

Die zusätzliche Gabe von Antioxidantien reduziert die Oxidation von Omega-3-Fettsäuren im Produkt und später im Körper. In Studien, in denen Omega 3 beispielsweise mit Polyphenolen aus dem Grüntee kombiniert wurde, sank das Risiko für zahlreiche Erkrankungen stärker, als wenn EPA und DHA allein gegeben wurden [2].

 

Multimorbide Patienten

Die einzige Personengruppe, bei denen Omega 3 das Risiko für Vorhofflimmern erhöhte, waren ältere Herz-Kreislauf-Patienten mit verschiedenen Vorerkrankungen, meist mit vorangegangenem Herzinfarkt oder Schlaganfall [4,7].

Bei dieser Personengruppe scheint es außerdem so zu sein, dass die Omega-3-Fettsäuren schnell oxidieren und die Oxidationsprodukte den Stoffwechsel belasten oder in die Herzmuskelzellen eingebaut werden. Dabei stören sie die Elektrochemie des Herzens.

Bei multimorbiden Patienten mit Vorerkrankungen ist es deshalb ungemein wichtig, dass hochqualitative Omega-3-Fettsäuren in Kombination mit zusätzlichen Antioxidantien eingenommen werden.

 

Zu viel und zu wenig ist schädlich

Fassen wir die Ergebnisse verschiedener Studien zusammen, scheint ein Omega-3-Index von 8 bis 12 % das geringste Risiko für Vorhofflimmern mit sich zu bringen [6].

Mehr muss auch nicht sein. Befinden sich zu viele Omega-3-Fette in der Zellmembran, werden sie anfälliger für Oxidation und die Zellmembran wird „zu fluide“.

Für einen Omega-3-Index von > 12 % sind > 5 g Omega 3 am Tag nötig. Wer (Leistungs-)Sport treibt, viel Stress hat, abnimmt, regelmäßig fastet oder entgiftet, kann deutlich mehr nehmen (wahrscheinlich bis 8 g), sofern die Entzündungswerte gering sind.

Wer auf Nummer sicher gehen will, misst also am besten Entzündungswerte wie BSG und hs-CRP sowie oxidativen Stress (z. B. Nitrotyrosin). Sind sie gering oder bei 0, kann der Omega-3-Index sicher auch bis 16 % gesteigert werden.

Mehr als 12 % sind allerdings nicht nötig. Ein Index von 8 bis 12 % scheint aus gesundheitlicher Sicht ideal zu sein.

 

Mal erhöhtes Risiko, mal nicht

In wenigen Studien besteht scheinbar ein Zusammenhang zwischen Omega 3 und Vorhofflimmern, in manchen nicht [10]. In anderen Studien reduzieren Omega-3-Fette sogar das Risiko dafür [9].

Seltsamerweise wird meistens nur eine bestimmte Studie zitiert, wenn es um den „gefährlichen“ Zusammenhang geht: Die REDUCE-IT-Studie [4], bei der das künstliche EPA-Medikament Icosapentethylether verwendet wurde. Also nur EPA. Qualität fraglich.

Das Ergebnis der Studie war übrigens ein ganz anderes:

„Bei Patienten mit erhöhten Triglyceridspiegeln – trotz der Verwendung von Statinen – war das Risiko ischämischer Ereignisse, einschließlich kardiovaskulärer Todesfälle, bei denen, die zweimal täglich 2 g Icosapent-Ethyl erhielten, signifikant geringer als bei denen, die Placebo erhielten.“

Heißt auf deutsch: Wer Icosapentethyl erhielt, 2x2g am Tag, hatte weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen und weniger Todesfälle.

Also sehr gut eigentlich, trotz der künstlichen Form. Seltsamerweise ist die einzige Information, die öffentlich geteilt wird, das leicht erhöhte Risiko für Vorhofflimmern.

Das zeigt wieder: Angst und Warnungen sind journalistisch gesehen „wichtiger“ als das, was hilft. Auch wenn dies zur Folge hat, dass Tatsachen verdreht und verzerrt dargestellt werden und mehr Unsicherheit sowie Verwirrung entstehen, statt Aufklärung geleistet wird.

 

Und selbst wenn…

Selbst wenn Omega-3-Fettsäuren im Allgemeinen das Risiko für Vorhofflimmern erhöhen sollten: Die Studien zeigen, dass sie das Risiko für einen Schlaganfall, einen Herzinfarkt, Krankenhauseinweisungen und sogar Todesfälle reduzieren – und das ist doch das Wichtigste. Sollte Vorhofflimmern eine „Nebenwirkung“ sein, überwiegen die Vorteile dennoch deutlich.

In der Medizin muss immer abgewogen werden, was mehr Nutzen hat und weniger potenziellen Schaden verursacht. Da jedes Medikament auch Nebenwirkungen mit sich bringt, ist es immer ein Abwägen von Risiken. So auch bei Omega 3.

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Dass hier nur einseitig recherchiert und berichtet wird – im Journalismus wird dies als „Cherry Picking“ bezeichnet –, ist ungünstig.

Mit Blick auf die Vor- und Nachteile insgesamt und auf mögliche Risiken kommen Omega-3-Fettsäuren unserer Gesundheit zugute. Das gilt besonders für Menschen mit Vorerkrankungen.

 

Tipps für den besten Einsatz von Omega-3-Fettsäuren hinsichtlich des Risikos für Vorhofflimmern

Wie für alles im Leben gibt es auch für Omega-3-Fettsäuren Dos and Don’ts:

  1. Achte auf ein qualitativ gutes Fischöl oder Algenöl mit dem vollen Spektrum an Fettsäuren, Antioxidantien wie Vitamin E und einem geringen Totox-Wert („Totale Oxidationszahl“).
  2. Miss regelmäßig Deinen Omega-3-Index und Deine Omega-6:3-Ratio und peile einen Index von 8 bis 12 % an. Dafür benötigst Du wahrscheinlich 2 bis 3 g Omega 3 am Tag.
  3. Wenn Du erhöhte Entzündungswerte oder oxidative Stressmarker hast, werden zusätzliche Antioxidantien aus OPC, Reishi, Kurkuma, Grüntee-Extrakt oder Astaxanthin empfohlen. Auch bei nicht erhöhten Entzündungswerten sind Antioxidantien sinnvoll.
  4. In folgenden Fällen ist der Bedarf erhöht: Schwangerschaft, Stillzeit, Leistungssport, Stress, Verletzung, Infekte, Übergewicht, Abnehmkur, Entgiftungskur oder Heilfastenkur. Auch hier hilft es, zu messen.
  5. Wenn Du bereits Herz-Kreislauf-Vorerkrankungen hast, solltest Du keine Angst vor Omega 3 haben. Achte auf gute Qualität und nimm zusätzliche Antioxidantien sowie essenzielle Nährstoffe ein, wenn sie im Mangel vorliegen, und beachte die nachfolgenden Empfehlungen für die Lebensführung.

 

Weitere Empfehlungen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Vorhofflimmern

Da wir Wert auf ganzheitliche Aufklärung legen und auch die besten Omega-3-Produkte nicht viel nützen, wenn am Tag eine Schachtel Zigaretten geraucht wird, hier noch ein paar weitere Empfehlungen:

  • Stressmanagement: Stress kann Vorhofflimmern auslösen oder verschlimmern. Entspannungstechniken wie Meditation oder Yoga können helfen.
  • Regelmäßige körperliche Aktivität: Eine gesunde körperliche Fitness kann das Risiko von Herzrhythmusstörungen reduzieren.
  • Gewichtsmanagement: Eine Gewichtsabnahme bei übergewichtigen Personen kann die Herzgesundheit verbessern.
  • Alkohol- und Koffeinkonsum: Der moderate Konsum von Alkohol und Koffein kann die Symptome von Vorhofflimmern reduzieren.
  • Ein Mangel an Kalium, Magnesium und Taurin scheint ebenso erheblich das Risiko für Vorhofflimmern zu erhöhen.
  • Selbstüberwachung: Betroffene können lernen, ihre Herzfrequenz zu überwachen und Symptome zu erkennen.
  • Arztbesuche: Regelmäßige Arztbesuche sind wichtig, um den Zustand zu überwachen und die Medikamenteneinnahme anzupassen.
  • Lebensqualität: Die Anpassung des Lebensstils und die Einhaltung der medizinischen Empfehlungen können die Lebensqualität verbessern.

 

Zusammenfassung und Fazit

In diesem Artikel haben wir die wichtige Rolle von Omega-3-Fettsäuren bei der Vorbeugung und Behandlung von Vorhofflimmern beleuchtet. Omega-3-Fettsäuren, die in Fischöl und anderen Quellen vorkommen, können entzündungshemmende und antiarrhythmische Eigenschaften haben, die sich günstig auf die Herzgesundheit auswirken können. Die Integration von Omega-3-Fettsäuren in die Ernährung und möglicherweise in Form von Nahrungsergänzungsmitteln kann für Menschen mit Vorhofflimmern von Nutzen sein.

Es ist jedoch wichtig, zu betonen, dass die Behandlung von Vorhofflimmern komplex ist und eine individuelle Herangehensweise erfordert. Die Kombination von Omega-3-Fettsäuren mit anderen Maßnahmen wie Lebensstiländerungen, Medikamenten und medizinischen Interventionen kann dazu beitragen, die Symptome zu kontrollieren und das Risiko von Komplikationen wie Schlaganfällen zu reduzieren.

In jedem Fall ist eine enge Zusammenarbeit mit medizinischem Fachpersonal entscheidend, um die besten Strategien zur Vorbeugung und Behandlung von Vorhofflimmern zu ermitteln und sicherzustellen, dass sie den individuellen Bedürfnissen des Patienten entsprechen.

Ein gesunder Lebensstil und die Beachtung medizinischer Ratschläge spielen eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung dieser Herzrhythmusstörung und der Erhaltung einer guten Lebensqualität.

 

 


  1. von Schacky C, Harris WS. Cardiovascular risk and the omega-3 index. J Cardiovasc Med (Hagerstown). 2007 Sep;8 Suppl 1:S46-9. doi: 10.2459/01.JCM.0000289273.87803.87. PMID: 17876200.
  2. DiNicolantonio JJ, O’Keefe J. The Importance of Maintaining a Low Omega-6/Omega-3 Ratio for Reducing the Risk of Autoimmune Diseases, Asthma, and Allergies. Mo Med. 2021 Sep-Oct;118(5):453-459. PMID: 34658440; PMCID: PMC8504498.
  3. Harris WS. Omega-3 fatty acids and cardiovascular disease: a case for omega-3 index as a new risk factor. Pharmacol Res. 2007 Mar;55(3):217-23. doi: 10.1016/j.phrs.2007.01.013. Epub 2007 Jan 25. PMID: 17324586; PMCID: PMC1899522.
  4. Bhatt DL, Steg PG, Miller M, Brinton EA, Jacobson TA, Ketchum SB, Doyle RT Jr, Juliano RA, Jiao L, Granowitz C, Tardif JC, Ballantyne CM; REDUCE-IT Investigators. Cardiovascular Risk Reduction with Icosapent Ethyl for Hypertriglyceridemia. N Engl J Med. 2019 Jan 3;380(1):11-22. doi: 10.1056/NEJMoa1812792. Epub 2018 Nov 10. PMID: 30415628.
  5. Skuladottir GV, Heidarsdottir R, Arnar DO, Torfason B, Edvardsson V, Gottskalksson G, Palsson R, Indridason OS. Plasma n-3 and n-6 fatty acids and the incidence of atrial fibrillation following coronary artery bypass graft surgery. Eur J Clin Invest. 2011 Sep;41(9):995-1003. doi: 10.1111/j.1365-2362.2011.02497.x. Epub 2011 Mar 17. PMID: 21413975.
  6. Metcalf RG, Skuladottir GV, Indridason OS, Sullivan TR, Bjorgvinsdottir L, Sanders P, Arnar DO, Gibson RA, Heidarsdottir R, Cleland LG, Palsson R, Farquharson AL, Young GD, James MJ. U-shaped relationship between tissue docosahexaenoic acid and atrial fibrillation following cardiac surgery. Eur J Clin Nutr. 2014 Jan;68(1):114-8. doi: 10.1038/ejcn.2013.215. Epub 2013 Oct 30. PMID: 24169465.
  7. Kapoor K, Alfaddagh A, Al Rifai M, Bhatt DL, Budoff MJ, Nasir K, Miller M, Welty FK, McEvoy JW, Dardari Z, Shapiro MD, Blumenthal RS, Tsai MY, Blaha MJ. Association Between Omega-3 Fatty Acid Levels and Risk for Incident Major Bleeding Events and Atrial Fibrillation: MESA. J Am Heart Assoc. 2021 Jun;10(11):e021431. doi: 10.1161/JAHA.121.021431. Epub 2021 May 27. PMID: 34041918; PMCID: PMC8483537.
  8. Myhre PL, Kalstad AA, Tveit SH, Laake K, Schmidt EB, Smith P, Nilsen DWT, Tveit A, Solheim S, Arnesen H, Seljeflot I. Changes in eicosapentaenoic acid and docosahexaenoic acid and risk of cardiovascular events and atrial fibrillation: A secondary analysis of the OMEMI trial. J Intern Med. 2022 May;291(5):637-647. doi: 10.1111/joim.13442. Epub 2022 Jan 4. PMID: 34982486.
  9. Martino A, Pezzi L, Magnano R, Salustri E, Penco M, Calo’ L. Omega 3 and atrial fibrillation: Where are we? World J Cardiol. 2016 Feb 26;8(2):114-9. doi: 10.4330/wjc.v8.i2.114. PMID: 26981208; PMCID: PMC4766263.
  10. Albert CM, Cook NR, Pester J, Moorthy MV, Ridge C, Danik JS, Gencer B, Siddiqi HK, Ng C, Gibson H, Mora S, Buring JE, Manson JE. Effect of Marine Omega-3 Fatty Acid and Vitamin D Supplementation on Incident Atrial Fibrillation: A Randomized Clinical Trial. JAMA. 2021 Mar 16;325(11):1061-1073. doi: 10.1001/jama.2021.1489. PMID: 33724323; PMCID: PMC7967086.

 

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