Im Internet hat jeder eine große Klappe. Das Internet ist anonym, unendlich groß, mit einer unendlich großen Zielgruppe. Es wird kaum reguliert, und jeder Vollpfosten (entschuldige den Begriff, aber es stimmt) kann im Grunde einen YouTube-Kanal, einen Blog oder einen Podcast gründen, sich selbst Experte schimpfen und seine Weisheit unter die Leute bringen. Yepp, auch ich darf einen eigenen Blog haben ? Daher möchte ich heute einmal etwas Klarheit verschaffen: So unterscheidet sich ein echter Experte von einem un-echten Experten/Stümper.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Das große weite Internet und die Tausenden von “Experten”
- 2 Was ist ein echter Experte?
- 3 #1 Hat er überhaupt Fachexpertise?
- 4 #2 Bezeichnet er sich selbst als Experte?
- 5 #3 Gibt er Fehler zu?
- 6 #4 „Weiß ich nicht“ gibt’s nicht!
- 7 #5 Bildet er sich weiter?
- 8 #6 Ist seine Meinung in Stein gemeißelt?
- 9 #7 Werden Behauptungen belegt?
- 10 Warum selbst ernannte Experten gefährlich sein können
Das große weite Internet und die Tausenden von “Experten”
Einen Blog starten ist super einfach. Bei WordPress anmelden und ein paar Häkchen setzen, und 30 Minuten später steht der Blog, Du kannst Beiträge schreiben, und damit theoretisch innerhalb kurzer Zeit Tausende Leser erreichen.
Dank des Internets finden Menschen mit ähnlichen Interessen sehr schnell zueinander. Wenn Du daher seltsame Ansichten hast und darüber schreibst, wirst Du sehr schnell Leser erhalten, die ähnliche, seltsame Ansichten haben wie Du. Das ist natürlich überspitzt formuliert, entspricht aber ungefähr der Wahrheit.
Denn wenn ich sehe, was in einigen Blogs und auf manchen YouTube-Kanälen so geschrieben wird, da rollen sich mir die Fußzehnägel hoch.
Viele sogenannte Fitness-YouTuber oder YouTube-Veganer haben eine Anhängerschaft von mehreren zehn- hunderttausend Leuten, und ihr Inhalt ist hinsichtlich Fitness und Ernährungstipps so unglaublich stümperhaft, dass ich mich frage, wie die das überhaupt geschafft haben.
Und wie schwer es auf der anderen Seite sein kann, einen wirklich guten Blog zu starten, der ehrliche, transparente und hochwertige Inhalte liefert.
Aber stelle mal folgende Frage: Sind das wirklich Experten? Wie unterscheide ich echte Experten von Stümpern oder Broscientists? Versteh mich nicht falsch, ich möchte keine Eigenwerbung machen, sondern sensibilisieren und Dir damit ein Werkzeug geben, die guten von den schlechten Experten zu unterscheiden.
Denn wir alle folgen gerne irgendwelchen Blogs, Kanälen und Influenzern und freuen uns über neue Beiträge. Aber es müssen auch die richtigen Beiträge sein, von den richtigen Leuten.
An den folgenden 7 Punkten kannst Du daher einen echten von einem unechten Experten unterscheiden.
Was ist ein echter Experte?
#1 Hat er überhaupt Fachexpertise?
Wenn sich jemand als Experte in einem bestimmten Gebiet positionieren will, sollte er dafür im Idealfall auch Fachexpertise mitbringen. Wenn ich beispielsweise einen YouTube-Kanal über CrossFit starte, sollte ich auch Erfahrung im Bereich CrossFit haben, langjährige Erfahrung.
Im Idealfall habe ich eine Trainer-Lizenz und Erfahrung als Trainer, um den Inhalt in den Videos gut rüberbringen zu können.
Wenn dieser oder jener Experte keine Fachexpertise mitbringt, sich aber in einem bestimmten Thema als Experte positioniert, solltest Du kritisch werden. Denn ohne Fachexpertise ist es keine fachliche Meinung, sondern einfach nur eine Meinung, die da kundgetan wird.
Da ist keine Grundlage, um als Experte zu gelten.
#2 Bezeichnet er sich selbst als Experte?
Absolute Grundregel: Ein Experte wird sich niemals selber als Experten bezeichnen! Denn das übernehmen immer andere. Deswegen werde ich mich auch niemals selber als Experten bezeichnen. Das überlasse ich anderen.
Wenn die Leute von meinen Inhalten und Beiträgen überzeugt sind und alle 7 Punkte des heutigen Beitrages auf meine Seite und mich zutreffen, kann mich jeder gerne Experten nennen – oder auch nicht. Aber ich werde mich nicht selber Experte nennen.
Sich selber als Experten bezeichnen, ist ein starkes Argument dafür, kein Experte zu sein. Es wird versucht, mangelnde Fachexpertise durch den „Experten-Stempel“ zu überspielen.
Wer wirklich Experte ist, wird sich nicht so nennen, sondern durch seine Taten überzeugen.
Dieser Punkt kommt mit #1 sehr oft zusammen – und einen Gesundheits-Veganer auf YouTube, der sich selbst als Ernährungsexperte bezeichnet, die letzten fünf Jahre jedoch als Maurer gearbeitet hat, kann ich leider nicht ernst nehmen.
#3 Gibt er Fehler zu?
Ein echter Experte wird Fehler zugeben, wenn er welche gemacht hat. Er wird keine Ansprüche auf Allwissenheit haben, nicht alles, was er sagt, ist aus Gold und nicht alles, was er sagt, ist auch richtig.
Jeder Mensch macht Fehler, auch Experten und Influenzer machen Fehler. Und wenn ein Fehler gemacht wird, sollte der auch zugegeben werden. Denn das hat etwas mit Transparenz zu tun.
#4 „Weiß ich nicht“ gibt’s nicht!
Ein Fake-Experte wird nur sehr selten, wenn überhaupt, mal zugeben, wenn er etwas nicht weiß. Eher wird er die Frage verdrehen oder so lange um den heißen Brei herumreden, bis alle die eigentliche Frage vergessen haben.
Ein echter Experte gibt zu, nicht allwissend und nur ein Mensch zu sein, und gibt auch zu, wenn er mal etwas nicht weiß. Im gleichen Satz wird er aber anbieten, dieser Frage nachzugehen und sie in naher Zukunft beantworten zu können.
#5 Bildet er sich weiter?
Ein echter Experte wird sich in seinem Fach ständig weiterentwickeln und weiterbilden. Ständig neues Wissen und Informationen aufsaugen, aufbereiten und an die Zuhörer und Leser weitergeben. Sich sein ganzes Leben auf einem Wissenslevel auszuruhen, ist das einfachste Rezept, seine treuen Leser wieder zu verlieren.
Ein Anspruch auf Allwissenheit sollte niemand haben, das ganze Leben ist ein einziger Lernprozess. Sobald jemand aufhört, zu lernen und sich weiterzubilden, hört er auf, einen wirklichen Mehrwert zu liefern.
Ständige Weiterbildung, lernen, lesen und austauschen, ist das A & O!
#6 Ist seine Meinung in Stein gemeißelt?
Ein Experte wird nicht zwangsläufig sein ganzes Leben lang an einer bestimmten Meinung festhalten. Denn mit ständiger Weiterbildung kommen immer mal wieder neue Ansichten und Erkenntnisse. Kleine und große Ansichten können mit der Zeit verworfen und überarbeitet werden, sollten jedoch nie gänzlich ein Leben lang beibehalten werden. Jedenfalls nicht alle.
Ein paar Beispiele aus meinem Leben:
- Während ich anfangs sehr strikt gegen jede Art von Getreide war, so habe ich mittlerweile eine gute Meinung von weißem Reis und Wildreis (wenn viel Sport getrieben wird), und guten Sauerteigprodukten.
- Während Eier für mich immer die Nährstoffbomben schlechthin waren, sehe ich heute immer mehr Menschen mit einer Ei-Allergie. Eier sind also auch nicht immer zu 100 % das Gelbe vom Ei.
- Auch die bösen Kohlenhydrate sind nicht immer so böse, wie viele meinen. Mit Kohlenhydraten lässt sich schnell abnehmen, aber auch schnell zunehmen (s. Wieviel Kohlenhydrate am Tag). Es hängt von mehr als nur von Kohlenhydraten ab.
- Zu viel Sport kann auch tödlich sein. Denn wer mal den Fehler gemacht und längerfristig zu viel trainiert hat, der wird vom Training eher immer müder und träger werden als immer fitter. Auch das musste ich am eigenen Leib erfahren. Hin und wieder eine sportfreie Woche? Kann eine tolle Sache sein, um sich mal so richtig zu erholen!
- Vor 5 Jahren hatte ich mal eine Phase, in der ich von „basischer Ernährung“ überzeugt war. Heute weiß ich, dass das Säure-Basen-Konzept zu löchrig und damit verwerflich ist und es bessere Konzepte gibt, um eine gesunde Ernährung zu bestreiten.
Heißt für Dich: Immer kritisch bleiben, immer alles von zwei Seiten betrachten und abwägen. Kein Dogmatismus, keine einzementierte Meinung. Auch eigene Ansichten können hinterfragt und mal geändert werden, wenn sie dem aktuellen Wissensstand nicht mehr entsprechen.
#7 Werden Behauptungen belegt?
Dieser Punkt ist sehr wichtig, wenn genannter Experte über Gesundheitsthemen redet oder schreibt. Man kann behaupten, man kann argumentieren, aber nicht jeder kann belegen.
Kann der Experte die Behauptungen also mit wissenschaftlichen Studien und guten Quellen belegen oder auf Anfrage nachreichen? Wenn ein Argument oder ein wichtiger Punkt gut belegt ist – mit aussagekräftigen Studien, dann bin ich selbst auch offen, mich auf etwas Neues einzulassen. War bei mir z.B. beim Thema Erdung so.
Aber oft gehen diese zwei Punkte weit auseinander: Entweder da ist zu viel Dogmatismus im Spiel, oder man pocht nur auf wissenschaftliche Belege , und lässt die Praxisrelevanz außer Acht.
Daher ist mir bei SchnellEinfachGesund so wichtig, beides miteinander zu vereinen: Schnelle und einfache Gesundheitstipps für den Alltag, praxiserprobt, und wissenschaftlich gesichert. Behaupten kann jeder, belegen kann nicht jeder. Behauptungen sollten aber belegt werden, wenn sie gängige Meinungen widersprechen oder provozieren. Und ja, ich provoziere gern ?
Warum selbst ernannte Experten gefährlich sein können
Dieser Beitrag heute ist etwas emotionaler geworden als geplant, aber Du verstehst sicher meine Ansichten. Im Internet kann sich jeder als Experte positionieren oder sich selbst als Experten bezeichnen, ohne aber dann zu liefern. Und das kann sehr gefährlich werden.
Denn während wir im echten Leben viel mehr von dem hinterfragen, was die Leute uns auftischen, ist das im Internet etwas ganz anderes: Allzu bereitwillig folgen die Leute dann selbst ernannten Gesundheitsaposteln und saugen ihre Informationen auf wie ein Schwamm, ohne jedoch jemals die Frage gestellt zu haben, ob das überhaupt ein Experte ist, der da redet/schreibt, oder nicht.
Denn Gesundheitstipps von Leuten anzunehmen, die eigentlich keine Ahnung von der Materie haben und überhaupt keine Experten sind, ist riskant. Ich erinnere mich da gerne an Rohkost-Veganer mit dem biochemischen Wissen eines Drittklässlers.
Entschuldigt, liebe Veganer, das ist nicht gegen euch gerichtet. Aber es gibt da ein paar Youtube-Rohkost-Veganer, die einfach 0 Ahnung von der Materie haben, sich selbst als super gesund darstellen – aber was sie machen und empfehlen, ist einfach nur gefährlich.
Gesundheit sollte immer vor Ego stehen, Gesundheit sollte für jedermann durchführbar sein.
Aber wenn sich jeder als Experte bezeichnet und Gesundheitsinformationen verbreiten kann, ohne Fachexpertise, ohne Belege, ohne Weiterbildung, ohne alles, dann erhalten wir einen riesigen Ernährungsdschungel, den wir jetzt nun einmal haben.
Und aus diesem Ernährungsdschungel die echten Experten und deren Informationen herauszufiltern, und das dann für den eigenen Alltag nutzen, das kann sehr schwer werden.
Mit dem heutigen Beitrag hast Du daher eine Anleitung erhalten, wie Du diese echten Experten ausmachst und sie von den Quacksalbern unterscheidest.
Denn: Gesundheitstipps von Fake-Experten zu folgen, kann gefährlich sein – falsche Gesundheitstipps können am Ende immer Menschenleben gefährden.
Fazit – So erkennst Du einen echten Experten
Im Internet hat jeder eine große Klappe, jeder kann sich Follower, Leser oder Jünger suchen, wenn er will. Aber es ist wichtig, auf die echten Experten zu hören. An den folgenden Punkten erkennst Du einen echten Experten:
- Er (oder sie) bezeichnet sich nicht selbst als Experte und überlässt das anderen.
- Er ist vom Fach und bringt Fachexpertise und Erfahrung mit.
- Ein echter Experte gibt Fehler zu, wenn er welche macht.
- Gleichzeitig wird er auch zugeben, wenn er mal nichts weiß.
- Er bildet sich ständig weiter in seinem Fach.
- Er ändert seine Meinung auch einmal, wenn er etwas Neues gelernt hat, das seine aktuelle Meinung nicht mehr unterstützen würde.
- Behauptungen, die gängigen Meinungen widersprechen und provozieren, kann er belegen.
Also: Sei ein wenig kritischer, glaube nicht alles, was im Internet geschrieben steht. Und hinterfrage vor allem die Experten, die hinter zweifelhaften Informationen stecken. Denn nicht jeder von ihnen ist wirklich ein Experte.
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Martin Auerswald ist studierter Biochemiker, Ernährungsberater, Mikronährstoffberater und Autor.
Seine Lebensmission ist es, Menschen dabei zu unterstützen, ein gesundes, glückliches und erfülltes Leben zu führen. Mit seinen Beiträgen, seiner Gesundheitsplatform SchnellEinfachGesund.de, Podcast und Kongressen erreicht er jedes Jahr mehrere Millionen Menschen.
1 Kommentar
Ein sehr schöner Artikel.
Leider gibt es zu viele Scharlatane und Blender, die dir das Gelbe vom Ei versprechen. Ich glaube gute ExpertInnen erkennt man, indem sie besonnen, bodenständig und reflektiert auftreten. Aber am Ende muss jeder genau reflektieren, wenn er was glaubt.