Ein ausreichend saurer Magen ist ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Verdauung. Leider sehe ich in der Praxis viel zu häufig, dass ein untersäuerter Magen vorliegt. Mit dem Natron-Test, den ich Dir hier vorstelle, kannst Du einschätzen, ob Dein Magen sauer genug ist. Auch ein übersäuerter Magen kann so herausgefunden werden.
Der Magen – Zweite Instanz unserer Verdauung
Eine gesunde Verdauung entscheidet sich nicht nur im Darm, sondern bereits im Mundraum mit dem richtigen Kauen und Einspeicheln. Anschließend im Magen, wo die Speiseinhalte desinfiziert, gemischt und angesäuert werden sollen. Durch die Ansäuerung werden große Nahrungsbestandteile, wie Proteine und Ballaststoffe, vorverdaut. Dann haben die Enzyme im Dünndarm und die Bakterien im Dickdarm weniger Aufwand und die Verdauung läuft insgesamt reibungsloser.
Ein gesunder Magen sollte einen sehr sauren pH-Wert von 1 bis 2 aufweisen. Weicht der pH-Wert davon ab, kann es problematisch werden: Ein zu saurer Magen begünstigt Magengeschwüre und Sodbrennen und wird in der Medizin meist mit Antazida (Magensäureblocker) behandelt.
Ein zu basischer Magen hingegen kann die Nahrung nicht ausreichend desinfizieren – dann drohen Fehlbesiedlungen des Dünn- und Dickdarms. Außerdem werden Proteine nicht ausreichend vorverdaut, was die Verdauung in die einzelnen Aminosäuren im Dünndarm erschwert.
Symptome und Folgen eines ungünstigen Magen-pH-Wertes
Ein untersäuerter Magen kann ähnliche Symptome verursachen, wie ein übersäuerter Magen. Schulmedizinisch wird meist alles, was die Symptome Sodbrennen, Säurereflux und Magenschmerzen beinhaltet, mit Säureblockern behandelt.
Bei einem übersäuerten Magen kann das sinnvoll sein. Bei einem untersäuerten Magen kann es die Probleme noch verstärken, da der pH-Wert im Magen dann noch basischer wird. Wenn sich die Symptome nach Säureblocker-Einnahme also nicht schlagartig bessern, bitte mit dem Arzt sprechen!
Ein zu saurer Magen zeigt üblicherweise folgende Symptome:
- Sodbrennen
- Säurereflux
- Magenbrennen
- Neigung zu Durchfall
Ein zu basischer Magen zeigt folgende Symptome:
- Sodbrennen
- Säurereflux
- Aufstoßen
- Mundgeruch
- Müdigkeit nach dem Essen
- Neigung zu Blähungen und Verstopfung
- Fehlbesiedlung des Dünndarms
- Heuschnupfen und Allergien
- Nahrungsmittelallergien
- Autoimmunerkrankungen
Heuschnupfen, Allergien und Autoimmunerkrankungen werden dadurch begünstigt, dass Nahrungsproteine nicht ausreichend oder nur langsam verdaut werden können. Je länger die Verdauung von Proteinen dauert, desto höher das Risiko, dass Dein Immunsystem dies als Fremdpartikel erkennt und es „bekämpft“. Entzündungen im Körper können dann ebenso die Folge sein, wie Allergien gegen diese Nahrungsmittel, und Kreuzallergien.
Ein ohnehin schon gereiztes Immunsystem kann dann die Kontrolle verlieren und auch gegen harmlose Allergene, wie Pollen, kämpfen oder gegen körpereigene Strukturen (Autoimmunerkrankungen).
Eine Fehlbesiedlung des Dünndarms geht meist mit einem untersäuerten Magen und einer Immunschwäche einher. Denn eigentlich sollte der Dünndarm nahezu steril sein, damit Dein Körper in Ruhe die Nährstoffe aus der Nahrung aufnehmen kann.
Hier findest Du übrigens noch mehr Infos zu Natron und seinen vielfältigen Anwendungen (abonniere gern direkt unseren YouTube Kanal):
Was tun bei Sodbrennen und Säurereflux?
In diesem Fall – weil die Symptome für einen unter- und übersäuerten Magen stehen können, empfehle ich den Natron-Test oder einen Magen-pH-Test beim Hausarzt. Dazu hast Du ein Anrecht – das blinde Verschreiben von Magensäure-Blockern sehe ich besonders kritisch, wenn der Magen zu basisch sein könnte.
Wie kommen die besagten Symptome bei einem untersäuerten Magen zustande?
- Da der Magen nicht sauer genug ist, können sich Bakterien und Hefen leichter ansiedeln.
- Diese Mikroorganismen vergären den Nahrungsbrei. Dabei entstehen Gase, welche als Bläschen aufsteigen und am oberen Magen und unteren Speiseröhre platzen. Da die Bläschen meist mit etwas Magensäure überzogen sind, gelangt diese an die untere Speiseröhre.
- Der Mageninhalt wird über den Pförtner in Richtung Zwölffingerdarm weitergereicht, wenn der Mageninhalt sauer genug ist. Ist der Magen zu basisch, dauert das sehr lange, bis der Magen genug Säure produziert hat – das erhöht die Verweildauer im Magen und die bakterielle Vergärung.
So können Sodbrennen und Säurereflux (GERD) durch zwei sehr konträre Zustände ausgelöst werden. In jedem Fall lohnt es sich, den Magen-pH-Wert zu überprüfen. Dazu eignet sich der Natron-Test als erste Einschätzung sehr gut:
Der Natron-Test: Wie sauer ist Dein Magen?
Mit dem Natron-Test kannst Du sehr einfach messen, wie sauer Dein Magen ist und ob er sauer genug ist.
Der Natron-Test zur Bestimmung des Magensäure-Gehalts
Dem Natron-Test liegt die einfache chemische Gleichung zugrunde, dass sich Bicarbonat und Salzsäure neutralisieren und sich dabei CO2 bildet:
NaHCO3 + HCl 🡪 CO2 ↑ + NaCl + H2O (Näherungsgleichung)
Wenn sich Natron und Salzsäure (Magensäure) mischen, bildet sich demnach Kohlendioxid, das als Gas nach oben entweicht. Ein wenig so, als würdest Du Mineralwasser trinken und die „Kohlensäure kommt wieder hoch“. Auch das ist CO2.
Je mehr CO2 sich bildet, desto saurer Dein Magen, so die Näherung. Das CO2 spürst Du als leichten Druck, der sich im Magen aufbaut und sich dann als Aufstoßen entlädt.
Ablauf des Natron-Tests
1. Führe den Natron Test zweimal früh durch (an 2 Tagen, mit einem Tag Pause).
2. Achte darauf, dass Du ihn früh und nüchtern durchführst – also keinen Kaffee, Tee oder Frühstück zu sich genommen hast. 1-2 Gläser Wasser sind in Ordnung.
3. Achte darauf, dass die Bedingungen an beiden Tagen gleich sind – also, dass Du gleichlange geschlafen hast und den Test um die gleiche Uhrzeit (idealerweise 8-10 Uhr) durchführst. (Hinweis: Früh ist der Magen am sauersten, da funktioniert der Test am besten).
4. Gib 2 gestrichene Teelöffel Kaiser-Natron in ein Glas lauwarmes Wasser (250-300 ml) und verrühren es so lange, bis es sich gelöst hat.
5. Trinke das Glas in einem Zug und bleibe ruhig stehen oder sitzen, bis Du aufstoßen musst.
6. Wenn Du magst, stoppe die Zeit bis zum Aufstoßen und wie stark die Gasentladung ist.
7. Führe den Test ein zweites Mal am übernächsten Tag unter möglichst den gleichen Bedingungen durch.
Einschätzung des Ergebnisses aus dem Natron-Test
1. Eine sehr starke, sofortige und möglicherweise schmerzhafte Gasentladung innerhalb von 5 Sekunden zeigt einen tendenziell übersäuerten Magen an.
2. Eine starke, aber nicht sofortige oder schmerzhafte Gasentladung innerhalb von 20-30 Sekunden zeigt an, dass Dein Magen sauer genug und robust ist.
3. Eine schwache und verzögerte Gasentladung innerhalb von 30-120 Sekunden zeigt an, dass Dein Magen tendenziell untersäuert ist.
4. Eine sehr verzögerte Gasentladung nach 5-10 Minuten und nach Bewegung – oder keine Gasentladung – zeigt an, dass Dein Magen zu wenig Magensäure bildet.
Es ist bei jedem Menschen unterschiedlich, ob und wie stark der Magen angesäuert ist. Die Genetik spielt auch eine wichtige Rolle, die nicht unterschätzt werden sollte.
Denken wir noch ein wenig weiter:
Gründe für einen über- oder untersäuerten Magen
Die häufigsten Gründe für einen sehr sauren Magen sind:
– Stress
– Chronische Entzündungen im Magen
– Rauchen
– Fast Food
– Leistungssport
– Hoher Kaffee- und Schwarztee-Konsum
– Alkoholkonsum
Gründe für einen untersäuerten Magen:
– Stress
– Zu wenig Bitterstoffe in der Ernährung
– Bewegungsmangel
– Genetik
– Zu schnelles Essen und nicht ausreichendes Kauen
– Gereizte Magen-Schleimhaut (der Magen möchte also nicht mehr Säure produzieren, um sich zu schützen)
Was tun bei einem untersäuerten Magen?
Bei Allergikern, Heuschnupfen-Patienten, SIBO-Betroffenen und Autoimmunerkrankten ist dieser Fall sehr häufig. Bei allen, die nach dem Essen schnell müde werden, eine „träge Verdauung“ haben und bei denen der Stuhl ein wenig riecht, wie eine Biogas-Anlage, ist der Natron-Test erstaunlich häufig negativ (also zu wenig Säure).
In diesem Fall kann es nicht schaden, einen naturheilkundlich orientierten Arzt aufzusuchen. Die meisten konventionellen Mediziner werden das mit einem Kopfschütteln abtun, „so etwas gibt es nicht“ sagen oder maximal Iberogast verschreiben.
Daher möchte ich Dir gerne Tipps geben, wie Du den Magen saurer gestalten kannst:
- Ausreichend kauen, ohne Ablenkung und Hektik
- Vor und während des Essens nicht so viel trinken
- Guten Kaffee verwenden (schonend geröstet, Bio, Fairtrade)
- Mehr Bitterstoffe in die Ernährung einbauen (z.B. Bittertropfen, Heidelberger 7-Kräuter, Reishi, Cordyceps, Artischocke, Mariendistel, Ingwer, Kurkuma)
- Zu den Mahlzeiten Bitterstoffe oder Apfelessig einnehmen
- Proteinreiche Lebensmittel besonders gut kauen und schonend zubereiten – eventuell mit Papain und Bromelain kombinieren
- Betain-HCl zu den Hauptmahlzeiten einnehmen (gepufferte Magensäure – steigere Dich mit der Dosierung, bis Du ein leichtes Brennen im Magen spürst und reduziere dann die Dosis um eine Kapsel. Das ist Deine Dosis)
- Regelmäßige Bewegung
- Ausreichend schlafen (ja, auch der Schlaf hat Einfluss)
- In der Familie herumfragen, ob bei ihnen der Natron-Test auch negativ war und es genetisch sein könnte
- Überprüfen, ob die Magenschleimhaut gereizt sein könnte. In diesem Fall helfen Löwenmähne, Apfelessig und Omega 3-Fettsäuren sehr gut
Fazit
Mit dem hier aufgezeigten Natron-Test kannst Du sehr einfach überprüfen, ob Dein Magen ausreichend sauer ist. Dies ist ungemein wichtig für eine gesunde Verdauung und sollte nicht unterschätzt werden. Ich kann Dir daher empfehlen, bei Vorliegen genannter Symptome den Test 1x jährlich zu unternehmen.
Bei Einnahme von Säureblockern kann ich den Natron-Test auch sehr empfehlen (bzw. in Absprache mit dem Arzt, da nicht jeder Magen wirklich zu sauer ist).
Wie sind Deine Erfahrungen mit dem Natron-Test? Hast Du noch Fragen? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!
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