Ständig müde – was sind mögliche Ursachen?

von Martin Auerswald, M.Sc.
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Junger Mann, der an einem Laptop arbeitet, reibt sich vor Müdigkeit die Augen

Ständig müde zu sein ist ein Gefühl, das viele Menschen kennen. Vor allem, wer zu kurz oder schlecht geschlafen hat, kämpft am nächsten Morgen mit Erschöpfung und Antriebslosigkeit. In der Regel ist dies ein Anzeichen dafür, dass der Körper Erholung benötigt. Doch was, wenn die Müdigkeit trotz ausreichender Pausen bestehen bleibt?

Dann ist es ratsam, der Ursache auf die Spur zu gehen. Deshalb werden wir in diesem Beitrag die typischsten Auslöser beleuchten und obendrein klären, was Du dagegen tun kannst.

 

Warum Du ständige Müdigkeit nicht ignorieren solltest – die Ursachen dahinter

Müdigkeit tritt üblicherweise abends ein und ist als Signal unseres Körpers zu verstehen, der uns mitteilen möchte, dass es an der Zeit für Regeneration ist. Sind wir besonders anstrengenden Tätigkeiten nachgegangen, kann es vorkommen, dass wir uns sogar schon tagsüber danach sehnen, endlich ins Bett fallen zu dürfen. So weit, so normal.

Anders sieht es aus, wenn Müdigkeit zu ungewöhnlichen Zeiten auftritt und obendrein chronisch wird, das heißt, Du ständig unter Schläfrigkeit, Schlappheit und Kraftlosigkeit leidest. In diesem Fall ist sie als Warnzeichen bzw. als Symptom zu verstehen, das keinesfalls ignoriert werden sollte.

Und auch wenn es einfach und verlockend erscheint – Aufputschmittel wie Kaffee sind keine nachhaltige Lösung, obgleich sie kurzfristig Abhilfe schaffen. Mehr Bedeutung kommt der Suche nach den Ursachen und deren Beseitigung zu. Deshalb möchte ich Dich im Folgenden für die wichtigsten sensibilisieren.

 

Chronischer Schlafmangel

Zu spätes Zubettgehen, frühes Aufstehen, unruhige Nächte – wird keine Rücksicht auf den natürlichen Schlaf-wach-Rhythmus genommen oder ist er gestört, führt dies häufig zu chronischem Schlafmangel. Ständige Müdigkeit ist dann ein Zeichen dafür, dass dem Körper Erholung beziehungsweise ausreichend Schlaf fehlt.

Und wer denkt, dass wenig Schlaf niemandem schadet, der irrt. Anhaltende Müdigkeit ist nur eine von vielen Folgen, die eintreten können:

  • Minderung der Hirnkapazität: Ausreichend Schlaf ist beispielsweise notwendig, um die Erlebnisse des Tages und Gelerntes zu verarbeiten [1].
  • Konzentrationsschwäche: Schlafmangel kann zu Vergesslichkeit und verlangsamter Reaktionsfähigkeit führen [1].
  • Geschwächtes Immunsystems: Ohne ausreichend Schlaf steigt die Anfälligkeit für Erkältungskrankheiten [2].
  • Gewichtszunahme: Die Schlafdauer beeinflusst mitunter die Konzentration von appetitregulierenden Hormonen im Blut [3].
  • Immunschwäche: Weniger als 7 Stunden Schlaf pro Nacht erhöhen das Risiko für Infekte drastisch.
  • Stress: Wer nicht ausreichend schläft, ist anfälliger für Stress und weist einen dauerhaft erhöhten Cortisol-Spiegel auf.

Um derlei Folgen zu vermeiden, ist es nötig, den eigenen Schlaf-wach-Rhythmus zu regulieren. Zum Beispiel mithilfe von Einschlafritualen, Entspannungstechniken oder der richtigen Schlafhygiene. Wem dies auf eigene Faust nicht gelingt, sollte sich ärztlich beraten lassen.

Ein gutes Hausmittel, um besser einschlafen zu können, ist heißer Kamillentee mit einem Schuss Apfelessig und Honig. Auch Magnesium und Reishi-Extrakt sind bewährte Einschlafhilfen.

Außerdem lautet die Faustregel, täglich mindestens 7 Stunden zu schlafen – besser 8, wenn Du ständig müde und tagsüber stark ausgelastet bist.

Wichtig: Es ist lobenswert, dass Du Dich mit den Folgen von Schlafmangel und gesundem Schlaf im Allgemeinen auseinandersetzt. Wird man sich dessen Wichtigkeit erst einmal bewusst, kann es allerdings vorkommen, dass man zu verbissen an das Thema herangeht. Im schlimmsten Fall führt das dazu, dass Du abends wach liegst, sich Frustration oder sogar Sorgen einstellen und das Abgleiten ins Traumland folglich auf sich warten lässt. Deshalb rate ich Dir, ruhig, entspannt sowie geduldig zu bleiben und guten Schlaf nicht zu forcieren. Denn manchmal ist schlechter Schlaf nur Kopfsache.

 

Nährstoffmangel

Die Ursache dafür, ständig müde zu sein, kann in Deiner Ernährung liegen. Fehlen dem Körper bestimmte Nährstoffe, beispielsweise Vitamin B12 (Cobalamin), kann sich dies unter anderem in anhaltender Müdigkeit äußern. Mögliche Symptome und Anzeichen von Vitamin-B12-Mangel zeigen sich jedoch nicht umgehend, sondern häufig erst nach Monaten oder Jahren, da der Körper in der Lage ist, das Vitamin länger zu speichern.

Bleiben Müdigkeit und Erschöpfung also über einen längeren Zeitraum bestehen – und das trotz ausreichender Erholungsphasen –, sollten Betroffene den Hausarzt aufsuchen. Ein Defizit lässt sich mithilfe eines Bluttests nachweisen (Holo-Transcobalamin) und häufig über eine Ernährungsumstellung oder die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln in den Griff bekommen.

Ein Nährstoffmangel sollte auch im Zusammenhang mit Untergewicht beziehungsweise Diäten berücksichtigt werden. Hier kann es zu Mangelerscheinungen kommen, die mitunter für die Müdigkeit verantwortlich sind.

Weitere Nährstoffe, deren Mangel zu ständiger Müdigkeit führen kann, sind:

Hausmittel gegen Kopfschmerzen

Die beste Prävention für viele chronische und wiederkehrende Erkrankungen und Müdigkeit: eine gesunde Ernährung.

 

Krankheiten als mögliche Auslöser

Bleibt die Müdigkeit über einen längeren Zeitraum bestehen, obwohl der Betroffene ausreichend schläft und gesund lebt, könnte der Zustand auf eine Erkrankung hindeuten. Müdigkeit kann beispielsweise als Begleitsymptom folgender Krankheiten auftreten:

  • Bei einer Infektion wie einer Erkältung oder Lungenentzündung läuft das körpereigene Abwehrsystem auf Hochtouren. Die nötige Energie fließt in die Bekämpfung der Eindringlinge, weshalb sich Patienten ständig müde fühlen. Auch chronische Infekte (z. B. EBV) führen so zu dauerhafter Müdigkeit.
  • Liegt eine Blutarmut (Anämie) vor, äußert sie sich unter anderem in Müdigkeit, eingeschränkter Leistungsfähigkeit sowie Kopfschmerzen. Verantwortlich hierfür sind beispielsweise ein Eisen- oder Vitamin-B12-Mangel, aber auch Blutungen sowie Infekte können die Erkrankung hervorrufen.
  • Wer dauernd müde ist, sollte als Ursache zudem Stoffwechselerkrankungen in Betracht ziehen. So geht die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oftmals mit anhaltender Müdigkeit und Erschöpfung einher.
  • Bei Hypotonie (niedrigem Blutdruck) leiden Betroffene oft an Mattigkeit, Konzentrationsschwäche und Leistungsabbau.
  • Chronische Entzündungen sind wie kleine Schwelbrände im Körper, die ihm wertvolle Energie entziehen, die anderswo gebraucht würde. Die wichtigsten Ursachen für chronische Entzündungen sind Stress, ungesunde Ernährung, mangelnder Schlaf, Infektionen und Übergewicht.

Weitere Erkrankungen, die im Zusammenhang mit Müdigkeit und Erschöpfung stehen, sind zum Beispiel eine Herzinsuffizienz (Herzschwäche) sowie Autoimmunerkrankungen wie multiple Sklerose oder rheumatoide Arthritis.

Wer an einer chronischen Krankheit leidet und Arzneimittel nehmen muss, sollte zudem einen Blick in den Beipackzettel werfen. Einige Medikamente wie blutdrucksenkende Mittel, Antidepressiva oder Antihistaminika (gegen Allergien) können ebenfalls dazu führen, dass sich Anwender ständig müde fühlen.

In einem solchen Fall ist jedoch von einem eigenständigen Absetzen der Medikamente abzuraten. Stattdessen sollten Betroffene das weitere Vorgehen mit dem behandelnden Arzt besprechen.

 

Ständig müde? Weitere Ursachen im Überblick

Ständige Müdigkeit kann durch weitere Faktoren begünstigt werden:

  • Ungesunde Ernährung: Wird der Körper nicht in ausreichendem Maße mit den Nährstoffen versorgt, die er braucht, schwankt der Blutzucker zu stark und werden zu viele Reizstoffe wie Gluten und Zucker konsumiert, kann dauerhafte Müdigkeit folgen.
  • Lebensmittelunverträglichkeiten: Die Reaktion auf bestimmte Nahrungsmittelbestandteile kann zu Verdauungsbeschwerden und Müdigkeit führen.
  • Flüssigkeitsmangel: Wer zu wenig trinkt, sorgt dafür, dass das Blut dickflüssiger wird und somit langsamer zirkuliert – das Gehirn erhält weniger Sauerstoff. Daher empfiehlt es sich, am Tag mindestens 1,5 Liter Wasser oder ungesüßten Tee zu trinken [4].
  • Übergewicht: Im Fall von Übergewicht können bereits kleine Anstrengungen wie Treppensteigen für Müdigkeit und Erschöpfung sorgen. Außerdem leiden Betroffene nicht selten an Schlafapnoe. Bei der schlafbezogenen Atemstörung kommt es nachts immer wieder zu Atemaussetzern, die die Schlafqualität erheblich senken [5].
  • Bewegungsmangel: Wer den ganzen Tag sitzt und obendrein kaum an die frische Luft kommt, wird schnell müde. Als hilfreich erweisen sich ausgiebige Spaziergänge, regelmäßige Phasen, in denen gelüftet wird und die Nutzung eines Stehschreibtisches.
  • Zu viel Kaffee: Kaffee ist eine wunderbare Möglichkeit, wach zu werden und zu bleiben. Fällt der Konsum zu hoch aus, kann er jedoch genau das Gegenteil bewirken. Ein Übermaß an Koffein führt zu einem Anstieg von Stresshormonen, die Dich schneller ausbrennen lassen.
  • Schilddrüsenunterfunktion: Die Energie, die uns täglich zur Verfügung steht, hängt von der Funktion unserer Schilddrüse ab. Leider haben Millionen Deutsche aufgrund von Stress und Nährstoffmängeln eine Schilddrüsenunterfunktion, sodass das kleine schmetterlingsförmige Organ nicht so effektiv arbeitet, wie es sollte. Wachst Du nach 8 bis 10 Stunden Schlaf auf und bist immer noch müde, ist eine Unterfunktion wahrscheinlich. Mit einem Schilddrüsen-Test kannst Du herausfinden, ob Du betroffen bist. Dabei sollten die drei Hormone TSH, fT4 und fT3 gemessen werden.

Darüber hinaus können anhaltender Stress, Langeweile sowie Unterforderung als Auslöser infrage kommen. Im Ursachen-Fokus stehen zudem suchterzeugende Stoffe, wie sie in Alkohol und Tabak zu finden sind. Daher sollten Betroffene bei anhaltender Müdigkeit auch die eigene Lebensweise unter die Lupe nehmen.

11 Müde

Jeder hat Tage, an denen die Augen ständig zuzufallen drohen. Stellen sie die Regel und nicht die Ausnahme dar, solltest Du prüfen, woran das liegen könnte.

 

Niemals aufgeben!

Müdigkeit hat Ursachen, die erkannt und beseitigt werden können. Dies kann mitunter einige Zeit in Anspruch nehmen, aber nicht aufzugeben und dranzubleiben lohnt sich. Im Prozess lernst Du Deinen Körper und seine Bedürfnisse besser kennen und wirst am Ende mit mehr Energie belohnt.

Solltest Du nicht weiterwissen, suche Dir Unterstützung in Deinem direkten Umfeld und ärztlichen Beirat. Vielleicht hilft es Dir auch, Dich mit anderen Betroffenen auszutauschen.

Infographik Ständig müde

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Fazit – ständig müde zu sein, muss kein Dauerzustand werden

Hin und wieder müde zu sein, ist weder problematisch noch bedenklich. Wenn Tagesmüdigkeit zum Normalzustand wird, solltest Du jedoch ins Handeln kommen und den Ursachen auf den Grund gehen. Die typischste ist chronischer Schlafmangel, der durch einen schlechten Tag-Nacht-Rhythmus bedingt wird. Darüber hinaus können unter anderem Nährstoffmängel und Krankheiten dafür verantwortlich sein oder ein Mangel an Bewegung.

Hat Dir dieser Beitrag gefallen? Hast Du noch Fragen oder Anmerkungen? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!

 


[1] MTA Dialog: Warum unser Gehirn Schlaf braucht. URL: https://www.mta-dialog.de/artikel/warum-unser-gehirn-schlaf-braucht.html (10.11.2020).

[2] Ärztehaus Harlaching: Studie: Schlafmangel schwächt Immunsystem. URL: https://www.aerztehaus-harlaching.de/en/aktuelles/aktuell/article/studie-schlafmangel-schwaecht-immunsystem/ (10.11.2020).

[3] Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Schlafdauer und Körpergewicht?. URL: https://www.dge.de/presse/pm/gibt-es-einen-zusammenhang-zwischen-schlafdauer-und-koerpergewicht/ (09.11.2020).

[4] Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Wasser. URL: https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/wasser/ (09.11.2020).

[5] Lungenärzte im Netz: Ständige Müdigkeit bei Fettleibigen mit nächtlicher, nicht-invasiver Überdruckbeatmung gut behandelbar. URL: https://www.lungenaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/staendige-muedigkeit-bei-fettleibigen-mit-naechtlicher-nicht-invasiver-ueberdruckbeatmung-gut-behan/ (09.11.2020).

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