Acetylcholin – Der Neurotransmitter für optimalen Fokus

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Acetylcholin

Acetylcholin nimmt in der Reihe der Neurotransmitter eine ganz besondere Position ein und es kann Dir das Leben um einiges leichter machen – vorausgesetzt Dein Körper kann ausreichend Acetylcholin (ACh) bilden.

Es hilft Dir für eine bessere Konzentration, Merkfähigkeit sowie Kognition und gibt Deinen Muskeln das Signal zur Kontraktion. Weiterhin kann Acetylcholin die Ausschüttung anderer Neurotransmitter wie Dopamin und Serotonin mit beeinflussen.

Nach dem Lesen des Artikels wirst Du wissen, warum es so bedeutend ist, wie Du einen Mangel erkennst und mit welchen Tipps Du Acetylcholin erhöhen kannst.

 

Was ist Acetylcholin?

Acetylcholin zählt zu den Neurotransmittern bzw. Neuromodulatoren und ist als Signalüberträger in unser Nervensystem eingebunden.

Seine Hauptaufgabe besteht darin, Informationen zu übertragen und damit bestimmte Hirn- und Muskelfunktionen auszulösen.

Unser Körper kann Acetylcholin in den Nervenzellen selbst bilden, wenn er die richtigen Bausteine dafür hat. Die vereinfachte Bauanleitung dafür sieht so aus:

  • benötigt werden die Grundbausteine Acetyl-Coenzym A (Acetyl-CoA) und Cholin
  • Acetyl-CoA entsteht dabei im Mitochondrienstoffwechsel aus Glukose
  • Cholin gewinnen wir aus der Ernährung und der Körper kann es aus verbrauchtem Acetylcholin rückgewinnen
  • mithilfe des Enzyms Cholin-Acetyl-Transferase kann dann Acetylcholin gebildet werden

So sieht ACh übrigens in Natura aus – eine Schönheit, oder?

Acetylcholin Aufbau

Bild: Acetylcholin-Moleküle (links: Cholingruppe, rechts: Acetyl-CoA-Gruppe) Bild: Wikipedia

 

Wie wirkt Acetylcholin?

Acetylcholin überträgt Signale von Nervenzelle zu Nervenzelle und aktiviert dadurch spezifische Hirnareale.

Cholinerge Systeme finden wir im Gehirn vor allem im basalen Vorderhirn im Zusammenspiel mit dem Hippocampus – Hirnareale, die mit Lernen, Gedächtnis, Funktionssteuerung, Verhalten und emotionalen Reaktionen verbunden sind.

Weiterhin wird der Neurotransmitter an der neuromuskulären Endplatte wirksam und steuert die Anspannung der Muskulatur.

Wie alle Neurotransmitter entfaltet sich die Acetylcholin-Wirkung rezeptorgebunden. Dafür hat unser Körper zwei verschiedene Rezeptortypen:

  1. Nikotinischer Acetylcholinrezeptor (hier wirkt übrigens auch Nikotin)
  2. Muskarinischer Acetylcholinrezeptor (sitzt zum Beispiel auch im Auge)

Die Acetylcholinrezeptoren sind der Wirkort verschiedener pflanzlicher Substanzen, Medikamente, Suchtmittel und Giftstoffe (wie eben Nikotin oder Muskarin, ein Pilzgift).

Gleichzeitig können (genetische) Fehlfunktionen der Rezeptoren zur Beeinflussung des cholinergen Systems und zu Folgeerkrankungen führen.

Acetylcholin Wirkung

Bild: So sieht der ACh-Stoffwechsel im Detail aus. Cholin gelangt über den Natrium/ Cholin Transporter in die Nervenzelle. Acetyl-CoA entsteht im Mitochondrium aus Glukose bzw. dem Abbauprodukt Pyruvat. Mithilfe enzymatischer Prozesse kann ACh synthetisiert und verbraucht werden. Weiterhin sind Transporter und Rezeptoren eingebunden (Bild: Purves et al. 2012)

 

Acetylcholin Mangel – Ursachen und Symptome

Ein Acetylcholin Mangel kann verschiedene Ursachen und Symptome haben, die sich aus der komplexen Funktion des Neurotransmitters ergeben.

 

Acetylcholin Mangel Symptome

Ein Mangel macht sich vor allem durch Symptome wie Konzentrations- und Merkprobleme bemerkbar – im Allgemeinen fühlen sich Denk- und Wahrnehmungsprozesse dann langsamer an. Ebenfalls können Lern- und Aufmerksamkeitsstörungen aus einem Acetylcholin-Mangel resultieren.

In Bezug auf die Funktion des neuromuskulären Systems kann ein Mangel zu motorischen Problemen führen: Koordinationsprobleme, reduzierte Muskelspannung, Muskelermüdung.

Lebensbedrohliche Symptome entstehen nur selten (meist in Verbindung mit exzessivem Drogenkonsum oder durch Gifte). Dazu zählen Lähmungen, Krämpfe, Atembeschwerden und Herzversagen.

 

Acetylcholin Mangel Ursachen

Die häufigsten Ursachen für einen Acetylcholin-Mangel sind:

  • Mangelernährung (zu wenig Cholin aus der Ernährung)
  • Hoher Verbrauch (durch exzessiven Sport, Medikamente, Drogen oder Stress)
  • Dysfunktionen in den Mitochondrien
  • Mangel an Co-Faktoren wie B-Vitamine (speziell Vitamin B1)

Acetylcholin-Mangel oder Überschuss Symptome können auch durch Medikamente entstehen. Die Ursachen dafür sind unterschiedlich und liegen in dem jeweiligen Wirkmechanismus begründet. So können Funktionen der Rezeptoren beeinflusst werden oder Ressourcen wie Cholin zu schnell verbraucht werden:

  • Bestimmte Antibiotika (Clindamycin, Polymyxin)
  • Antikonvulsiva (Epileptikum)
  • Diuretika (Furosemid)
  • Calciumkanal-Blocker (Nifedipin, Diltiazem)

Übrigens greifen einige Medikamente gezielt in den Acetylcholin-Stoffwechsel ein. So zum Beispiel Cholinesterase I-Hemmer in der Therapie von Alzheimer-Demenz.

 

Acetylcholin messen

Labortechnisch werden Marker im Acetylcholin-Stoffwechsel relativ selten gemessen.

Der Acetylcholin-Rezeptor-Antikörper (ACHR-Ak) wird gemessen, wenn der Verdacht auf die seltene Autoimmunerkrankung Myasthenia gravis besteht.

Rein präventiv können auch Lebensstilanalysen und Fragebögen eingesetzt werden, um ein subjektives Bild des Neurotransmitterhaushaltes zu bestimmen.

In unserem Beitrag über Neurotransmitter haben wir Dir den Neurotransmitter-Test nach Eric Bravermann vorgestellt (inkl. Videoanleitung zur Auswertung).

 

Acetylcholin erhöhen – 4 Tipps

Nachdem wir nun auf wichtige Prozesse im Acetylcholin-Stoffwechsel geblickt haben ergeben sich zahlreiche Ansatzpunkte zur Optimierung Deines ACh-Haushaltes.

 

#1 Iss reichlich cholinhaltige Lebensmittel

Cholin ist für die Bildung von Acetylcholin unabdingbar. Achte daher darauf, dass Du genug dieser cholinhaltigen Lebensmittel isst:

  • Eier (aus Freiland oder Bio-Haltung)
  • Leber und Fleisch aus Weidehaltung
  • Fisch und Fischleber (aus Wildfang)
  • Ziegenmilch und Ziegenkäse
  • Kichererbsen
  • Bohnen
  • Brokkoli
  • Sprossen (Brokkolisprossen, Alfalfa-Sprossen)
  • Nüsse
Acetylcholin Lebensmittel

Eier sind ein gutes cholinhaltiges Lebensmittel.

 

#2 Im Zweifel: Cholin ergänzen

Wenn Du selten oder gar keine tierischen Lebensmittel ist, dass ist es ratsam Cholin zu ergänzen.

Dies gilt auch, wenn Du viel Acetylcholin verbrauchst, also Du viel Stress hast oder intensiv Sport treibst.

Mögliche Ergänzungen für mehr Cholin sind:

  • Soja-Lecithin (aus dem Drogeriemarkt, enthält auch gute Phospholipide für die Zellen)
  • CDP-Cholin
  • Alpha GPC
  • Citicolin

Ein gutes Produkt mit aktivem Citicolin (CDP-Cholin) ist das Produkt von Edubily, das Du hier erhältst*

 

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#3 Gesundes Nervensystem mit Omega-3-Fettsäuren und B-Vitaminen

Ein gesundes Nervensystem ist essentiell, damit die einzelnen Bestandteile gut (zusammen-)arbeiten können. Dazu zählen gesunde Nervenzellen, sowie ein gesundes Gehirn.

Strukturell braucht unsere zentrales Nervensystem vor allem die Omega-3-Fettsäure DHA. Rund 10 – 15 % unseres Gehirns bestehen aus DHA, welches wir vor allem aus marinen Lebensmitteln (Fisch, Meeresfrüchte, Algen) oder in geringen Mengen aus gutem Weidefleisch und Eiern gewinnen können.

Ratsam ist eine Ergänzung von Omega-3-Fettsäuren als Fisch- oder Algenöl.

Wenn Du gerne mal einen Omega 3-Test machen und daran angepasst und mit mir zusammen Deine Werte optimieren möchtest, schreibe mir gerne eine Nachricht an martinkrowicki@schnelleinfachgesund.de.

B-Vitamine wie Folsäure oder Vitamin B12 spielen im Nervensystem eine besonders wichtige Rolle. Sie sorgen für die Gesundheit der Myelinscheiden (der Hüllen um die Nervenbahnen), eine bessere Signalübertragung und dienen als Co-Faktoren in der Produktion von Neurotransmittern – so zum Beispiel auch Vitamin B1.

Für eine gute Versorgung mit B-Vitaminen kann ein Vitamin B-Komplex eine gute Grundabsicherung bieten. Wir empfehlen den aktivierten B-Komplex von edubily*

 

#4 Adaptogene

Für einen gesunden Neurotransmitter-Haushalt empfehle ich die Nutzung von Adaptogenen. Adaptogene sind kräftige Wirkstoffe aus Heilpilzen und Pflanzen wie Beeren oder Kräutern. Im menschlichen Körper können sie die Resilienz stärken, die Stressreaktion positiv beeinflussen, die Libido steigern oder eben auch die Konzentration verbessern.

Adaptogene, die Einfluss auf den ACh-Stoffwechsel nehmen können sind Ginkgo und Ginseng. Beides sind Adaptogene, die als Extrakt eingenommen werden können.

Übrigens wirken auch Kaffee, Grüntee und Nikotin auf den Acetylcholinstoffwechsel. Sie sorgen dafür, dass die Acetylcholinesterase gehemmt wird, die ACh sonst abbaut.

Aber Vorsicht: Es geht immer um die Balance – viel hilft nicht immer viel!

Pflanzenstoffe im Salbei und Ingwer können ebenfalls den Acetylcholinstoffwechsel positiv-mild beeinflussen. Sie wirken auch auf die Acetylcholinesterase.

Wenn es um eine gute Balance geht, dann sind Adaptogene die bessere Wahl.

 

Ergänzung: Was ist mit Kaffee?

Kaffee hemmt den Abbau von Acetylcholin für etwa 4-5 Stunden und erreicht damit eine vorübergehend höhere Konzentration im Nervensystem. Auch dadurch wirkt er anregend und konzentrationsfördernd.

Kaffee ist gesund und ein tolles Hilfsmittel, wenn Du Deine Konzentration steigern möchtest. Er sollte jedoch nicht als Treibstoff missbraucht werden – die Grundlagen für gute Konzentration habe ich Dir in diesem Beitrag vermittelt.

Ohne die richtigen Nährstoffe hilft auch Kaffee nicht. Gib Deinem Körper also bitte erst, was er braucht, und überlege dann, ob Du mit Kaffee zielgerichtet Deinen Fokus fördern möchtest.

 

Fazit

Wie Du siehst, ist Acetylcholin sehr stark an unserem täglichen Leben und Wohlbefinden beteiligt. Es trägt zu einer guten Hirnfunktion (Kognition, Emotion) und muskulären Kontrolle bei und kann die Funktion anderer Neurotransmitter beeinflussen.

Eine gute Balance des Neurotransmitters ist also wichtig, um Deine Hirn- und Muskelfunktion auf einem Optimum zu halten.

Mit den hier genannten Tipps hast Du gute Werkzeuge an der Hand, mit denen Du für eine gute Neurotransmitterbalance sorgen kannst.

 

 

Hier findest Du meine Artikel rund um das Thema Neurotransmitter:

 


    • Neuroscience. 2nd edition. Purves D, Augustine GJ, Fitzpatrick D, et al., editors. Sunderland (MA): Sinauer Associates; 2001.
    • Teresa E. Foley and Monika Fleshner, “Neuroplasticity of Dopamine Circuits After Exercise: Implications for Central Fatigue,” Neuromolecular Medicine 10, no. 2 (June 2008): 67–80, https://doi.org/10.1007/s12017-008-8032-3.
    • Marina R. Picciotto, Michael J. Higley, and Yann S. Mineur, “Acetyl.choline as a Neuromodulator: Cholinergic Signaling Shapes Nervous System Function and Behavior,” Neuron 76, no. 1 (October 2012): 116–129, https://doi.org/10.1016/j.neuron.2012.08.036
    • Michael E. Hasselmo, “The Role of Acetyl.choline in Learning and Memory,” Current Opinion in Neurobiology 16, no. 6 (December 2006): 710–715, https://doi.org/10.1016/j.conb.2006.09.002
    • Rachel Jones, “An Acetylc.holine Receptor Keeps Muscles in Balance,” PLOS Biology 7, no. 12 (December 2009): e1000268, https://doi.org/10.1371/journal.pbio.1000268.
    • Smach, M. A., Hafsa, J., Charfeddine, B., Dridi, H., & Limem, K. (2015). Effects of sage extract on memory performance in mice and acet.ylcholinesterase activity. Annales pharmaceutiques francaises, 73(4), 281–288. https://doi.org/10.1016/j.pharma.2015.03.005

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