Der Hormonhaushalt bei Männern: Ein Überblick

von Martin Auerswald, M.Sc.
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Hormonhaushalt bei Männern

Der Hormonhaushalt bei Männern rückt zunehmend in das Bewusstsein vieler Menschen – ein Schritt in die richtige Richtung. In der Vergangenheit wurden Hormone lediglich für Stimmungsschwankungen und Probleme von Frauen verantwortlich gemacht. Doch sie haben auch einen großen Einfluss auf den Körper von Männern und sorgen für Wohlbefinden sowie eine gesunde Sexualität.

Denn nur so lassen sich Symptome, die auf einen durcheinandergeratenen Hormonhaushalt zurückzuführen sind, korrekt deuten, um anschließend eine Behandlung einzuleiten. Diese muss nicht immer kompliziert sein: In vielen Fällen genügt es, die Ernährung umzustellen und einen gesünderen Lebensstil zu etablieren. Manchmal sind jedoch Medikamente notwendig.

Übrigens: In unserem Podcast findest Du passend zum Thema eine spannende Episode – viel Spaß beim Reinhören!

Erhalte hier einen Überblick über die wichtigsten „Männlichkeitshormone“, die Stoffwechsel, Wachstum, Regeneration, Sexualität, Fruchtbarkeit und ein gutes Lebensgefühl bestimmen.

 

Was sind Hormone?

Hormone sind Botenstoffe, die Dein Körper bildet, um Signale und Informationen weiterzuleiten.

Du kannst Dir Deinen Organismus wie ein großes Unternehmen vorstellen, das in viele verschiedene Abteilungen (Organe, Gewebe, Zellen) eingeteilt ist, die je eigene Aufgaben erfüllen, aber zu jeder Zeit miteinander in Kontakt stehen.

Innerhalb unseres Körpers gibt es zahlreiche Wege, über die Informationen ausgetauscht, Befehle erteilt, Aufgaben weitergereicht und Neuigkeiten verkündet werden. All dies erfolgt biochemisch – über das Nervensystem, Messenger-Zellen und Hormone. Letztere lassen sich Unterklassen zuordnen:

  • Es gibt Hormone, die Einfluss nehmen auf die Zelle, die sie gebildet haben (autokrin).
  • Manche wirken auf die benachbarten Zellen im jeweiligen Gewebe (juxtakrin, z. B. Wachstumshormone).
  • Andere wirken auf ein anderes Gewebe im Körper (endokrin, z. B. Insulin).
  • Und wiederum andere werden vom Körper ausgeschieden und beeinflussen unsere Umwelt (exokrin, z. B. Pheromone).

Hormone werden zudem unterschiedlich gebildet: Einige entstehen aus Fettsäuren, andere aus Aminosäuren oder aus Proteinen.

Du kannst Dir sicherlich vorstellen, was in einem Unternehmen passiert, wenn die Kommunikation nicht mehr funktioniert. Wenn eine Abteilung sich abkapselt und nicht mehr arbeitet oder die Führung eine ganze Abteilung feuert. Dann herrscht Chaos, dann kommt es zu Ungleichgewichten.

So auch im menschlichen Körper. Der Einfluss unserer Hormone fällt nicht auf, wenn sie ihre Arbeit normal verrichten. Aber sobald sie im Ungleichgewicht vorliegen, kann es zu Problemen kommen. Das gilt für Frauen und Männer gleichermaßen.

Im Folgenden sehen wir uns die wichtigsten Hormone im männlichen Stoffwechsel und ihre Aufgaben an.

 

Das Männlichkeitshormon: Testosteron

Das vorwiegend in den Hoden gebildete Testosteron gilt als wichtigstes männliches Geschlechtshormon. Es steuert die Libido und sorgt auch für die Potenz. Darüber hinaus fördert es die Eiweißsynthese, die wiederum für den Muskelaufbau verantwortlich ist. Auch für den Fettabbau an der Hüfte und am Bauch ist das vielseitige Hormon zuständig.

Die Psyche von Männern ist eng an den Testosteronspiegel gebunden. Testosteron macht unter anderem kraftvoll, energisch und durchsetzungsfähig. Dabei sorgt es nicht für Alphatiergehabe, sondern für eine bejahende Lebenseinstellung und gute Ausstrahlung. Nicht zuletzt wirkt es sich positiv auf die Koordination sowie das Gedächtnis aus.

 

Testosteronmangel – Häufiger als Man(n) glaubt!

So vielfältig wie die Auswirkungen des Hormons sind folglich auch die Symptome, die ein Testosteron-Mangel mit sich bringen kann. Einen solchen beobachten wir immer häufiger, auch schon bei jungen Männern.

Zu den Symptomen, die eher unspezifisch sind und auch zahlreiche andere Auslöser haben können, zählen vor allem eine generelle Antriebslosigkeit und Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen, die bis zur Depression reichen können. Auch Hitzewallungen mit starker Schweißproduktion lassen nicht sofort einen Rückschluss auf einen unausgeglichenen Testosteronhaushalt zu.

Eindeutiger – auch wenn hier Faktoren wie beispielsweise Stress ebenfalls eine Rolle spielen können – sind die Symptome, die sich auf das Körperbild und die Sexualität auswirken. Ein Anzeichen kann eine verminderte Libido sein, d. h. dass die Lust auf Sex stark abnimmt.

Durch eine eingeschränkte Hodenfunktion kann es zudem zu Erektionsstörungen kommen. Ein zu niedriger Spiegel führt überdies zur Abnahme von Muskelmasse sowie Kraft und gleichzeitig auch zur Gewichtszunahme sowie zur Einlagerung von Bauchfett. Auch Haarausfall sowie das Ausbleiben von Bartwuchs und Schambehaarung können sich einstellen.

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Ursachen von Testosteronmangel

Die wichtigsten Ursachen von Testosteronmangel liegen in der Lebensführung begründet:

  • Übergewicht an sich ist ein Risikofaktor, da das Fettgewebe zunehmend Testosteron in Östrogen umwandelt (über ein Enzym namens Aromatase).
  • Viel Stress, wenig Schlaf und ein damit einhergehender hoher Cortisolspiegel und Leptinmangel spielen ebenso eine Rolle.
  • Darüber hinaus sind chronische Entzündungen im Körper eine häufige Ursache, da ein entzündeter und damit gestresster Körper Energie einspart. Das Problem: Testosteron ist ein Energie- und Fortpflanzungshormon.
  • Die Schilddrüse ist ein weiterer wichtiger Faktor: Liegt eine Schilddrüsenunterfunktion vor, wird weniger Testosteron gebildet.
  • Weiterhin sind Nährstoffmängel eine häufige Ursache, da dem Körper so die Bausteine für die Testosteronbildung fehlen: Vitamin A, Vitamin D, Vitamin K2, Zink und Magnesium sind besonders hervorzuheben.

 

Testosteron auf natürliche Weise steigern

Doch zum Glück kannst Du bereits durch kleine Veränderungen im Alltag Dein Testosteron steigern. Ausreichend Schlaf, Stressabbau, Spaziergänge und ein verringerter Medienkonsum können bereits den gewünschten Effekt erzielen.

Doch auch über die Ernährung lässt sich die Testosteronproduktion steigern: Innereien wie gute Leber, Bio-Eier, hochwertiges Fleisch, Meeresfrüchte, Algen oder fettreicher Fisch bilden eine gute Grundlage. Auch Ingwer, Bockshornklee, Cordyceps und Ashwagandha sind bekannte natürliche Möglichkeiten.

Erweisen sich die Effekte, die dadurch erzielt werden, als zu schwach, sind spezielle Gels oder Pflaster in der Apotheke auf Rezept erhältlich. Auch die bioidentische Hormonersatztherapie mit Testosteron-Infektionen ist bei Männern im mittleren Alter eine valide Option.

Als Nebenwirkung von Testosteron-Spritzen – ärztlich kontrolliert und gut durchgeführt – wurde bei Männern lediglich eine vermehrte Lust auf Luxus festgestellt.

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Testosteron steht für Lebensfreude und Energie!

 

Auch Männer haben Östrogene

Östrogen gilt gemeinhin als weibliches Hormon, doch es kommt auch im männlichen Körper vor und wird teilweise ebenso wie Testosteron in den Hoden gebildet. Die Höhe des Östrogenspiegels bei Männern beträgt im Vergleich zu Frauen nur etwa ein Zehntel davon.

Dennoch spielt das Hormon eine nicht unbedeutende Rolle im männlichen Organismus. Es sorgt für stabile Knochen und schützt so vor Osteoporose. Zudem schützt es die Blutgefäße und kann helfen, einem Herzinfarkt vorzubeugen.

Ein Mangel äußert sich bei Männern vor allem durch starke Gewichtszunahme, vor allem am Bauch, kommt jedoch nur selten vor. Auch eine Fettleber oder eine beginnende Diabeteserkrankung können mit dem Hormon in Zusammenhang stehen.

Ein erhöhter Östrogenwert bei Männern kann durch Übergewicht, Nährstoffmangel, Testosteronmangel und bestimmte Umweltgifte (z. B. Weichmacher) begünstigt werden. (Mehr dazu unter dem Punkt „Testosteronmangel“ weiter oben im Text.)

 

LH und FSH regeln die Spermienproduktion

Die Entwicklung und Reifung der Spermien vollziehen sich in den Hoden. Erst nach drei Monaten sind sie funktionsfähig und wandern in die Nebenhoden. Damit dieser Reifeprozess stattfindet und kontrolliert abläuft, sind Hormone notwendig.

Maßgeblich beteiligt sind LH und FSH. Beide werden in der Hypophyse, der sogenannten Hirnanhangsdrüse, gebildet. Auch hier kann ein Mangel auftreten, der sich in Form einer stark verringerten Libido oder sogar eines Potenzverlustes niederschlagen kann. Wichtige Koordinatoren sind Leptin und die Schilddrüsenhormone TSH und fT3.

 

DHEA: Das Vorläuferhormon

Dieses Hormon wird in der Nebennierenrinde produziert und gilt als Vorläuferhormon, da es je nach Bedarf sowohl in Östrogen als auch in Testosteron umgewandelt werden kann.

Es wird häufig als Stressabwehrhormon oder auch als Jungbrunnenhormon bezeichnet. DHEA selbst sorgt ähnlich wie Testosteron für den Aufbau von Muskeln, eine gesteigerte Gedächtnisleistung sowie für die ordnungsgemäße Verbrennung von Fett.

Darum äußert sich ein Mangel durch vergleichbare Symptome: Verlust der Libido, Konzentrationsstörungen oder häufige Infekte können folgen.

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Als Ursache gilt eine Nebennierenunterfunktion, die natürlich behandelbar ist. Die DHEA-Konzentration sollte vor allem bei Männern ab 30 bei entsprechenden Symptomen getestet werden, da dessen Produktion dann kontinuierlich abnimmt.

Ein erhöhter DHEA-Wert gilt in der Naturheilkunde als Stressmarker und fällt bei chronischer Erschöpfung (Nebennierenerschöpfung) schlagartig ab.

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Stress bringt vieles im Körper durcheinander, auch die Hormone

 

Das Human Growth Hormon (hGH) sorgt für Wachstum und Regeneration

Die Wirkungsweise des sogenannten Wachstumshormons ist mit der von Testosteron und DHEA vergleichbar. Es lässt Fettpolster schmelzen und sorgt zudem für das Wachstum der Muskeln, Knochen und Knorpel – aus diesem Grund wird es zur Leistungssteigerung bzw. als Dopingmittel und als Anti-Aging-Hormon verabreicht.

Weitere Effekte, die durch das Human Growth Hormon erzielt werden, sind eine straffe Haut und gute Stimmung. Allerdings nimmt auch die Produktion dieses Hormon mit fortschreitendem Alter ab.

Der Körper bildet hGH überwiegend in der Nacht und früh am Morgen. Es ist ein Fastenhormon, das nachts unsere Regeneration fördert und im Fastenzustand (s. Intervallfasten) verhindert, dass wertvolle Muskelmasse verloren geht.

 

Weitere wichtige Hormone im Körper

Neben den bereits genannten Hormonen, die vor allem im männlichen Organismus eine Rolle spielen, gibt es unzählige weitere, die kurz thematisiert werden sollen. Auch wenn sich ihre Funktionsweise stark unterscheidet, kann ein Mangel teilweise für die gleichen Symptome sorgen.

Eine Unterfunktion der Schilddrüse ähnelt in Bezug auf ihre Symptome einem Testosteronmangel: Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Gewichtszunahme und psychische Verstimmungen und Depressionen können Folge eines Mangels der Schilddrüsenhormone Triiodthyronin (fT3) und Tetraiodthyronin (fT4) sein.

Leptin und Insulin regeln bei Mann und Frau den Fett- und Zuckerstoffwechsel. Ein unausgeglichener Haushalt kann zu schweren Erkrankungen führen und sollte bei entsprechenden Symptomen zeitnah abgeklärt werden.

Weitere bekannte Hormone sind beispielsweise das Glückshormon Serotonin. Dieses sorgt für eine positive und zufriedene Grundeinstellung. Ein Mangel kann Depressionen, Kopfschmerzen und Schlafstörungen nach sich ziehen.

Dopamin ist ein weiteres Glückshormon. Es macht extrovertiert und charismatisch. Dopamin kann auf natürliche Weise gebildet werden und bewirkt einen kurzen Glücksrausch – etwa bei einer Massage, Sport oder Sex. Es kann auch künstlich angeregt werden und damit süchtig machen: Kaffee, Zucker, Zigaretten und Glücksspiel sind nur einige Beispiele. In Bezug auf Dopamin ist ein natürliches Gleichgewicht besonders wichtig.

 

Fazit – Hormone regeln auch die männliche Gesundheit

Beim Thema Hormone stehen häufig Frauen im Fokus, doch auch bei Männern kommt es hier zu Ungleichgewichten und Mängeln. Da Hormone immer besser erforscht werden, können diese Zustände gut erkannt und behandelt werden – durch eine gesunde Ernährung und Lebensführung, notfalls durch Medikamente.

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